Saline Reichenhall: Unterschied zwischen den Versionen
| Zeile 11: | Zeile 11: | ||
[[1137]] beschenkt [[Erzbischof]] [[Konrad I. von Abensberg]] das [[Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg]] mit einem Sudhaus in [[Bad Reichenhall|Reichenhall]] und sechs Waldhöfen in ''Unchen'' (Unken). [[1234]] einigt sich Erzbischof [[Eberhard II. von Regensberg]] mit Ludwig I. der Bayer als Lehensträger der Grafschaft Reichenhall, von Salzburg anerkannt, über die Holzbezugsrechte im Saalachtal. Mehrere Sudhäuser sind noch im Salzburgischen Besitz. | [[1137]] beschenkt [[Erzbischof]] [[Konrad I. von Abensberg]] das [[Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg]] mit einem Sudhaus in [[Bad Reichenhall|Reichenhall]] und sechs Waldhöfen in ''Unchen'' (Unken). [[1234]] einigt sich Erzbischof [[Eberhard II. von Regensberg]] mit Ludwig I. der Bayer als Lehensträger der Grafschaft Reichenhall, von Salzburg anerkannt, über die Holzbezugsrechte im Saalachtal. Mehrere Sudhäuser sind noch im Salzburgischen Besitz. | ||
| − | [[1285]] werden vom Erzbischof [[Rudolf I. von | + | [[1285]] werden vom Erzbischof [[Rudolf I. von Hohenegg]] und dem Bayernherzog Heinrich XIII. die Rechte an Holz im Saalachtal erneut festgehalten. Ende des [[13. Jahrhundert]]s sind die Bayernherzöge alleinige Besitzer der Sudrechte in Reichenhall. 70 Pfannen sind im Betrieb, mit Holz aus eigenen Schwarzwäldern im Saalachtal versorgt. |
In der [[Salinenkonvention]] von [[1829]] werden die Holzbezugsrechte zwischen [[Bayern]] und Österreich endgültig geregelt. | In der [[Salinenkonvention]] von [[1829]] werden die Holzbezugsrechte zwischen [[Bayern]] und Österreich endgültig geregelt. | ||
Version vom 18. April 2012, 10:38 Uhr
Die Saline Reichenhall ist die älteste Saline im Bereich von Bundesland Salzburg und dem Berchtesgadener Land.
Geschichte
Die unter dem Gruttenstein fließenden Solequellen waren bereits um 1800 v. Chr. bekannt und von den Römern später genutzt. Die Mitte des 3. Jahrhunderts entstandenen Siedlungen nannte man salinae.
Um 800 n. Chr. steht in den Salzburger Güterverzeichnis vom Erzstift St. Peter, dass die St. Petrischen Wälder im Saalachtal die Salinen in Reichenhall mit Holz versorgen. Die Wälder sind verlackt (Einkerbungen in Baumstämmen) und durch Wege erschlossen. Die Verbindung Sudhäuser in Reichenhall und Holzschläge im Saalachtal besteht schon im 7. Jahrhundert [1]. Damals riefen die Agilolfinger, als Fürsten Bayerns, Bischof Rupert von Worms ins Land. Der Bayernherzog Theodo II. schenkt im Jahr 682 dem Bischof von Salzburg 20 „Pfannstädel" und ein Drittel der Quellschüttungen (der Salzquellen von Reichenhall).
1137 beschenkt Erzbischof Konrad I. von Abensberg das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg mit einem Sudhaus in Reichenhall und sechs Waldhöfen in Unchen (Unken). 1234 einigt sich Erzbischof Eberhard II. von Regensberg mit Ludwig I. der Bayer als Lehensträger der Grafschaft Reichenhall, von Salzburg anerkannt, über die Holzbezugsrechte im Saalachtal. Mehrere Sudhäuser sind noch im Salzburgischen Besitz.
1285 werden vom Erzbischof Rudolf I. von Hohenegg und dem Bayernherzog Heinrich XIII. die Rechte an Holz im Saalachtal erneut festgehalten. Ende des 13. Jahrhunderts sind die Bayernherzöge alleinige Besitzer der Sudrechte in Reichenhall. 70 Pfannen sind im Betrieb, mit Holz aus eigenen Schwarzwäldern im Saalachtal versorgt.
In der Salinenkonvention von 1829 werden die Holzbezugsrechte zwischen Bayern und Österreich endgültig geregelt.
Die Salzsiederechte bleiben bis um 1500 im Besitz der Bürger, dann gingen sie auf den Staat über. 1834 werden beim großen Stadtbrand 278 von 302 Gebäuden zerstört, darunter auch die Saline. König Ludwig I. ordnet die "monumentale" Neuerrichtung der "alten Saline" an. Bis zum Eisenbahnanschluss 1866 decken riesige Mengen Holz aus den Wäldern des Saalachtals und vom Untersberg den Energiebedarf der Saline. Dann wird mit Kohle geheizt. Allerdings waren schon um 1600 die meisten Wälder abgeholzt. Deshalb erbauter 1617 bis 1619 der herzogliche Hofbaumeister Simon Reifenstuel eine Leitung, in der die Sole von Reichenhall über Inzell nach Traunstein gepumpt wurde. Vermessen wurde die Leitung vom Salzburger Geodät Tobias Volckmer und seinem Vater.
Eine Sole-Pipeline entsteht
Von Berchtesgaden her führte bereits eine Soleleitung über die Ramsau entlang der Saalach nach Reichenhall. Später kam die Neue Soleleitung über den Pass Hallthurm. Doch als technische Meisterwerk, ja Weltwunder, galt im 17. Jahrhundert, obwohl es nicht die erste Pipeline der Welt war[2], die Soleleitung nach Traunstein. Eine Herausforderung an die damalige Ingenieurstechnik war die Überwindung der 238 Höhenmeter zwischen Reichenhall und Inzell. Die Baumeister Simon und Hans Reiffenstuel konstruierten Hebewerke mit sieben Meter hohen Wasserrädern und nutzten als Antriebskraft die Gebirgsbäche der Gegend. Auf der 31 km langen Strecke bis Traunstein wurden zwischen 1617 und 1619 8.500 Rohre aus Holz (so genannte „Deicheln“) von je vier Metern Länge verlegt. Für die Steigleitung von den Pumpwerken zu den Hochbehältern benutzte man Bleiröhren.
1810 wurde die Soleleitung von Traunstein bis Rosenheim verlängert. Die Saline Rosenheim blieb bis 1960 in Betrieb. 1928 stellte die alte Saline Reichenhall ihre Produktion ein und wurde abgebrochen. Im selben Jahr, am 1. Juli, ging die Predigtstuhlbahn in Betrieb.
1926 ging die Produktion in der "Neuen Saline" am Stadtrand von Bad Reichenhall in Betrieb. Sie verarbeitet die Sole aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden. Das in der "Alten Saline" geförderte Salzwasser wird für Kuren verwendet - Bad Reichenhall hat sich bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen Namen als Kurort geschaffen. Die ehemaligen Sudhäuser und Magazine dienen heute teilweise gewerblichen Zwecken und werden von kulturellen Einrichtungen genutzt. Die komplett erhaltene Anlage der "Alten Saline" mit der funktionierenden Technik des 19. Jahrhunderts im Hauptbrunnhaus gilt heute als Industriedenkmal von europäischem Rang. Sie kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die auch den Besuch des Salzmuseums beinhalten.
1958 wird Bad Reichenhaller Speisesalz wird Markenartikel. 1995 kommt es zur Gründung der noch heute produzierenden Südsalz GmbH in Bad Reichenhall.
Daten
Mitte des 16. Jahrhunderts produzierte die Saline in Reichenhall rund 16.000 Tonnen Salz jährlich. Zusammen mit der Saline in Traunstein betrug der Jahresertrag Ende des 18. Jahrhunderts rund 20.000 Tonnen. Die Erträge der Salinen und nachgelagerte Erträge erreichten bereits Ende des 17. Jahrhunderts über 30 Prozent der gesamten bayerischen Staatseinnahmen.
Die Sole
Die Sole wird teils durch Tiefbohrungen gefördert, teils vom Salzbergwerk Berchtesgaden hergeleitet. Mit der Neuentwicklung Energie sparender Siedeverfahren ist die Saline Reichenhall heute eine der modernsten Salzproduktionsstätten Europas.
Fußnote
- ↑ siehe auch Salinenkonvention
- ↑ im oberösterreichischen Salzkammergut war bereits 1607 eine Solepipline eröffnet worden
Weblink
Quellen
- Exkursionsbeschreibung
- Wanderführer Salz, Spuren zwischen Salzach und Inn, Fritsch Landkartenverlag, 1995
- Unken
- Inzell
- Salinenkonvention
- Wikipedia