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| − | '''Julius Haagn''', geboren als ''Julius Jagendeubel'' (* [[12. Februar]] [[1844]] in [[Salzburg]] - [[Liefering]], [[Herzogtum Salzburg]]; † [[23. Juni]] [[1925]] in [[Salzburg]]), war ein österreichischer Politiker, Fabriksbesitzer und Kaufmann. | + | '''Julius Haagn''', geboren als ''Julius Jagendeubel'' (* [[12. Februar]] [[1844]] in [[Liefering]]; † [[23. Juni]] [[1925]] in [[Salzburg]]), war Politiker, Wirtschaftstreibender und [[Ehrenbürger der Stadt Salzburg|Ehrenbürger]] der Landeshauptstadt. |
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| | ==Biographie== | | ==Biographie== |
| | == Herkunft und Familie == | | == Herkunft und Familie == |
| − | Haagn war der uneheliche Sohn des Lieferinger Lederers und Leimsieders Anton Haagn und der Franziska Jagendeubel. Nach der Verehelichung seiner Eltern im Jahre 1863 (laut Trauungsschein im Buch Liefering - das Dorf in der Stadt, hrsg. von der Peter Pfenninger Stiftung Liefering 1997 auf Seite 94)[http://aleph.sbg.ac.at/F/7SQUIND8B3QLPMTMKC9CUQNURRUVSR3UENXC1MD41E644TP4IV-02908?func=find-b&request=liefering+dorf+stadt&find_code=WRD&adjacent=N&x=37&y=1] wurde er zu Julius Haagn. Seine jüngere Schwester Franziska heiratete Georg [[Reitsamer]] einen bürgerlichen Metzgermeister in der [[Griesgasse]] in [[Salzburg]]. Das Geschäft wurde von dieser und ihrer [[1914]] verwitweten Tochter Franziska Petermayer geb. Reitsamer weitergeführt und in den vierziger Jahren geschlossen. | + | Haagn war der uneheliche Sohn des Lieferinger Lederers und Leimsieders Anton Haagn und der Franziska Jagendeubel. Mit der Verehelichung seiner Eltern im Jahre [[1863]] wurde er legitimiert. Seine jüngere Schwester Franziska heiratete Georg Reitsamer einen bürgerlichen Metzgermeister in der [[Griesgasse]] in Salzburg. Das Geschäft wurde von dieser und ihrer [[1914]] verwitweten Tochter Franziska Petermayer geb. Reitsamer weitergeführt und in den vierziger Jahren geschlossen. |
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| | Julius Haagn war in erster Ehe verheiratet mit der Kaufmannstochter Anna Arrigler († [[30. Juni]] [[1895]]), die ihm vier Söhne und drei Töchter schenkte. Nach dem Tod seiner Gattin Anna ehelichte er Emilie Hartung. Die zweite Ehe blieb kinderlos. | | Julius Haagn war in erster Ehe verheiratet mit der Kaufmannstochter Anna Arrigler († [[30. Juni]] [[1895]]), die ihm vier Söhne und drei Töchter schenkte. Nach dem Tod seiner Gattin Anna ehelichte er Emilie Hartung. Die zweite Ehe blieb kinderlos. |
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| | == Leben und Wirken == | | == Leben und Wirken == |
| − | Julius Haagn besuchte in Salzburg die Realschule und wählte daran anschließend einen kaufmännischen Beruf. Im Jahre [[1870]] erwarb er gemeinsam mit Franz Wagner von seinem späteren Schwiegervater Johann Arrigler die Firma JOS.ANT.ZEZI. Am [[3. Jänner]] [[1889]] ging die im Drogerie- und Chemikalienhandel tätige Firma in sein Alleineigentum über, ab dem [[1. Jänner]] [[1900]] leitete er den Betrieb mit dem Verkaufsgeschäft in der Getreidegasse 5 und mehreren dazugehörigen Magazinen gemeinsam mit seinem Sohn Hermann (* [[15. August]] [[1873]]; † [[20. Juli]] [[1936]]) und baute ihn zu einem bekannten Handelshaus aus. | + | Julius Haagn besuchte in Salzburg die Realschule und wählte daran anschließend einen kaufmännischen Beruf. Im Jahre [[1870]] erwarb er gemeinsam mit Franz Wagner von seinem späteren Schwiegervater Johann Arrigler die [[Firma Josef Anton Zezi]]. Am [[3. Jänner]] [[1889]] ging die im Drogerie- und Chemikalienhandel tätige Firma in sein Alleineigentum über, ab dem [[1. Jänner]] [[1900]] leitete er den Betrieb mit dem Verkaufsgeschäft in der Getreidegasse 5 und mehreren dazugehörigen Magazinen gemeinsam mit seinem Sohn Hermann (* [[15. August]] [[1873]]; † [[20. Juli]] [[1936]]) und baute ihn zu einem bekannten Handelshaus aus. |
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| | An seinem 18. Geburtstag wurde er in den [[Salzburger Turnverein]] aufgenommen und entwickelte sowohl als Aktiver (ab [[1863]] Vorturner) wie auch als Funktionär eine rege Tätigkeit. Ab [[1871]] bekleidete er die Position des Ersten Vereinsobmannes. Nach einer stürmisch verlaufenen Generalversammlung am [[19. Dezember]] [[1887]], die eine deutliches Übergewicht der Antisemiten zeigte, trat er gemeinsam mit weiteren Vertretern der freisinnigen Minderheit aus dem Verein aus und gründete [[1892]] den Männer-Turnverein Salzburg, der sich erst [[1919]] wieder dem Stammverein anschloss. Er empfahl Familienmitgliedern sich beim Salzburger Turnverein abzumelden und zum 1919 gegründeten Christlich-deutschen Turnverein einzuschreiben, der heute als Turn- und Sportunion weitergeführt wird. | | An seinem 18. Geburtstag wurde er in den [[Salzburger Turnverein]] aufgenommen und entwickelte sowohl als Aktiver (ab [[1863]] Vorturner) wie auch als Funktionär eine rege Tätigkeit. Ab [[1871]] bekleidete er die Position des Ersten Vereinsobmannes. Nach einer stürmisch verlaufenen Generalversammlung am [[19. Dezember]] [[1887]], die eine deutliches Übergewicht der Antisemiten zeigte, trat er gemeinsam mit weiteren Vertretern der freisinnigen Minderheit aus dem Verein aus und gründete [[1892]] den Männer-Turnverein Salzburg, der sich erst [[1919]] wieder dem Stammverein anschloss. Er empfahl Familienmitgliedern sich beim Salzburger Turnverein abzumelden und zum 1919 gegründeten Christlich-deutschen Turnverein einzuschreiben, der heute als Turn- und Sportunion weitergeführt wird. |
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| − | Haagn war Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Salzburg. Er zeigte sich 47 Jahre lang für den Verband des Feuerlösch- und Rettungswesens tätig und wurde 1876 zum Obmann des Landesfeuerwehrverbandes gewählt. Als Mitglied des Stadt- (25 Jahre) und Landesschulrates (sieben Jahre) erwarb er sich bleibende Verdienste um das Schul- und Turnwesen weit über die Stadt Salzburg hinaus. Aus Anlass seines 80. Geburtstages entstand [[1924]] die "Julius-Haagn-Stiftung" zum Zwecke der Unterstützung und Ausbildung von Lehrern und Schülern der gewerblichen Fortbildungsschulen. | + | Haagn war Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Salzburg. Er zeigte sich 47 Jahre lang für den Verband des Feuerlösch- und Rettungswesens tätig und wurde [[1876]] zum Obmann des Landesfeuerwehrverbandes gewählt. Als Mitglied des Stadt- (25 Jahre) und Landesschulrates (sieben Jahre) erwarb er sich bleibende Verdienste um das Schul- und Turnwesen weit über die Stadt Salzburg hinaus. Aus Anlass seines 80. Geburtstages entstand [[1924]] die "Julius-Haagn-Stiftung" zum Zwecke der Unterstützung und Ausbildung von Lehrern und Schülern der gewerblichen Fortbildungsschulen. |
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| − | In der Politik war er als Angehöriger des Deutsch-Liberalen Clubs 18 Jahre im Gemeinderat der Stadt Salzburg, von [[1890]] bis 1919 dreißig Jahre als Abgeordneter zum Salzburg Landtag und 18 Jahre lang als Mitglied des Landesausschusses bzw. Landesrates tätig. Darüber hinaus wirkte er 32 Jahre in der [[Wirschaftskammer Salzburg|Salzburger Handelskammer]] und 20 Jahre im Ausschuss der [[Salzburger Sparkasse]]. | + | In der Politik war er als Angehöriger des Deutsch-Liberalen Clubs 18 Jahre im Gemeinderat der Stadt Salzburg, von [[1890]] bis [[1919 ]] dreißig Jahre als Abgeordneter zum [[Salzburger Landtag]] und 18 Jahre lang als Mitglied des Landesausschusses bzw. Landesrates tätig. Darüber hinaus wirkte er 32 Jahre in der [[Wirtschaftskammer Salzburg|Salzburger Handelskammer]] und 20 Jahre im Ausschuss der [[Salzburger Sparkasse]]. |
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| | == Ehrungen == | | == Ehrungen == |
| − | Am [[17. Dezember]] [[1923]] wurde er für seine Verdienste von der Stadtregierung mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Salzburg geehrt. | + | Am [[17. Dezember]] [[1923]] wurde er für seine Verdienste von der Stadtregierung mit der Ernennung zum [[Ehrenbürger der Stadt Salzburg]] geehrt. |
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| | ''„Es ist Ehrenpflicht der Stadt Salzburg, einem Mann, welcher in derart aufopfernder Weise | | ''„Es ist Ehrenpflicht der Stadt Salzburg, einem Mann, welcher in derart aufopfernder Weise |
| | sein ganzes Leben in den Dienst des Gemeinwohles gestellt hat, die Dankbarkeit der Stadt in entsprechender Weise zum Ausdruck zu bringen.“'' Ernennungsakt vom 17. Dezember 1923 | | sein ganzes Leben in den Dienst des Gemeinwohles gestellt hat, die Dankbarkeit der Stadt in entsprechender Weise zum Ausdruck zu bringen.“'' Ernennungsakt vom 17. Dezember 1923 |
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| − | Kurz vor seinem Tod erhielt Kommerzialrat Julius Haagn das Goldene Ehrenabzeichen der Republik Österreich verliehen, posthum ehrte ihn die Landeshauptstadt Salzburg nochmals [[1930]] mit der Benennung einer Straße im Stadtteil [[Elisabeth-Vorstadt]]. | + | Kurz vor seinem Tod erhielt Kommerzialrat Julius Haagn das Goldene Ehrenabzeichen der Republik Österreich verliehen. [[1930]] benannte die Stadt Salzburg nach ihm die [[Ludwig-Haagn-Straße]] in der [[Elisabeth-Vorstadt]]. |
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| − | Nach seinem Ableben wurde er am [[Salzburger Kommunalfriedhof]] im durch den hochaufragenden Grabstein markanten Familiengrab auf der rechten Seite vom Eingang aus gesehen, beigesetzt. In diesem Grab wurde noch Mitglieder der Familien Harrer und Schlegel beigesetzt. | + | Nach seinem Ableben wurde er am [[Salzburger Kommunalfriedhof]] im Familiengrab beigesetzt. In diesem Grab wurden noch Mitglieder der Familien [[Harrer]] und Schlegel beigesetzt. Sein Sohn und sein Enkel liegen im Wandgrab der Familie Kindlinger. |
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| − | Sein Sohn und Enkel liegen im Wandgrab der Familie Kindlinger auf der linken Seite vom Eingang aus gesehen.
| + | ==Publikationen== |
| | + | * Julius Haagn, [[Ludwig Pezolt]]: Denkschrift aus Anlaß des 25jährigen Bestandes des Turn-Gaues Oberösterreich-Salzburg 1866-1891. (Im Auftrag des Gauturntages zusammengestellt). Salzburg 1891. |
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| | == Literatur und Quellen == | | == Literatur und Quellen == |
| − | * Julius Haagn, Ludwig Pezolt: Denkschrift aus Anlaß des 25jährigen Bestandes des Turn-Gaues Oberösterreich-Salzburg 1866-1891. (Im Auftrag des Gauturntages zusammengestellt). Salzburg 1891. | + | * Josef Gassner: ''Die Ehrenbürger der Landeshauptstadt Salzburg''. Katalog zur 10. Sonderausstellung. Selbstverlag des [[Salzburg Museum|Museums Carolino Augusteum]]. Salzburg 1954 |
| | + | * Friederike Zaisberger, Reinhard R. Heinisch: ''Leben über den Tod hinaus... Prominente im Salzburger Kommunalfriedhof.'' Mitteilungen der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]]. 23. Ergänzungsband. Selbstverlag der Gesellschaft. Salzburg 2006 |
| | + | * Walter Dorfer, Peter F. Kramml (Red.): ''Liefering - Das Dorf in der Stadt.'' Kuratorium der Peter-Pfenninger-Schenkung Liefering (Hg.), Salzburg 1997. Seite 94 ff |
| | * Firma Jos. Ant. Zezi (Hg.): 340 Jahre Jos. Ant. Zezi (1610 - 1950), 125 Jahre Familie Arrigler-Haagn (1825 - 1950). (Herausgegeben zum 10. Oktober 1950, Verfasser des historischen Teiles: Herbert Klein). Salzburg 1950. | | * Firma Jos. Ant. Zezi (Hg.): 340 Jahre Jos. Ant. Zezi (1610 - 1950), 125 Jahre Familie Arrigler-Haagn (1825 - 1950). (Herausgegeben zum 10. Oktober 1950, Verfasser des historischen Teiles: Herbert Klein). Salzburg 1950. |
| − | * Josef Gassner: Die Ehrenbürger der Landeshauptstadt Salzburg. Katalog zur 10. Sonderausstellung. Selbstverlag des Museums Carolino Augusteum. Salzburg 1954
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| − | * Friederike Zaisberger, Reinhard R. Heinisch: Leben über den Tod hinaus... Prominente im Salzburger Kommunalfriedhof. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. 23. Ergänzungsband. Selbstverlag der Gesellschaft. Salzburg 2006
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| − | * Dorfer, Walter [Red.] :Kuratorium der Peter-Pfenninger-Schenkung Liefering : Liefering : das Dorf in der Stadt / hrsg. vom Kuratorium d. Peter-Pfenninger-Schenkung Liefering. [Gesamtred.: Walter Dorfer und Peter F. Kramml]. - Salzburg : Kuratorium d. Peter-Pfenninger-Schenkung Liefering, 1997. (Auf den Seiten 94 ff findet man dort Infos und Bilder zu Heiratsurkunde der Eltern, Haus der Familie Haagn in Liefering (Leimsiederhaus)
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| − | [[Kategorie:Person]] | + | [[Kategorie:Ehrenbürger]] |
| | [[Kategorie:Politiker]] | | [[Kategorie:Politiker]] |