Zwischen Kaiser und Papst (Überblick)

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Zwischen Kaiser und Papst

Im 10. Jahrhundert standen die Salzburger Erzbischöfe so wie fast alle deutschen Kirchenfürsten ganz im Dienst von Kaiser und Reich. Sie wurden dafür mit reichen Besitzungen belohnt, die wichtige Bausteine des späteren Landes bildeten. Als sich jedoch Erzbischof Herold 955 an einem Aufstand seiner Verwandten gegen König Otto I. beteiligte, musste er das bitter büßen: Er wurde grausam geblendet, abgesetzt und aus Salzburg verbannt. Die Eintracht mit dem Herrscher war aber bald wiederhergestellt. Kaiser Otto III. verlieh 996 Erzbischof Hartwig das Recht, in Salzburg einen täglichen öffentlichen Markt abzuhalten, davon einen Zoll einzuheben und Silbermünzen nach Regensburger Gewicht, die "Salzburger Pfennige", zu prägen. Damit wurde die Entwicklung Salzburgs zur Stadt eingeleitet. Am Beginn des 12. Jahrhunderts waren mit einem Stadtrichter, mit Bürgern und einer Bürgerzeche sowie mit massiven Stadtmauern die wichtigsten Kennzeichen einer mittelalterlichen Stadt gegeben. Salzburg war die mit Abstand älteste Stadt auf dem Boden des heutigen Österreich.

Salzburgs Privileg

Der aus schwäbischem Adel stammende Erzbischof Gebhard (1060 - 1088) gründete mit Zustimmung von König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. 1072 in Gurk in Kärnten das erste Salzburger Eigenbistum. Innerhalb der katholischen Kirche war es durch viele Jahrhunderte ein einzigartiges Vorrecht, dass die Salzburger Erzbischöfe vier Suffraganbischöfe – im frühen 13. Jahrhundert wurden drei weitere Eigenbistümer im bayerischen Chiemsee, in Seckau (Steiermark) und Lavant (Kärnten) gegründet – ohne Mitwirkung von Papst und Kaiser einsetzen konnten.

Auf dem ersten Vatikanischen Konzil 1869 wurde deshalb der Salzburger Erzbischof Maximilian Josef von Tarnóczy von Pius IX. mit den Worten begrüßt: "Seht da kommt der halbe Papst, der selbst Bischöfe machen kann". Während dieses Recht 1920 und endgültig mit dem Konkordat 1934 verloren ging, besitzen die Salzburger Erzbischöfe bis heute zwei besondere Ehrentitel: Als ständige Vertreter des Papstes (Legati nati) in ihrer Kirchenprovinz tragen sie seit 1026 den "Legatenpurpur", der älter ist, als das Purpurgewand der Kardinäle. Nach langen Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum Magdeburg sicherten sich die Erzbischöfe im 17. Jahrhundert den Titel des Primas Germaniae, des ersten Kirchenfürsten in Deutschland.

Salzburg schwer verwüstet

Als 1075 zwischen Papst und König der "Investiturstreit" um die Einsetzung der Bischöfe und Äbte im Deutschen Reich mit aller Schärfe ausbrach, wurde Erzbischof Gebhard von Salzburg zu einem wichtigen Parteigänger des Reformpapstes Gregor VII. Durch den Bau der Festung Hohensalzburg und von Burgen in Friesach und Hohenwerfen suchte er König Heinrich IV. im Anschluss an dessen berühmten Bußgang nach Canossa 1077 die Rückkehr ins Deutsche Reich zu verlegen. Bald darauf musste er selbst nach Schwaben und Sachsen ins Exil gehen und Salzburg, wo Heinrich IV. einen Gegenerzbischof einsetzte, wurde von den königlichen Parteigängern schwer verwüstet. Gebhard konnte zwar 1086 aus dem Exil zurückkehren, aber nach seinem Tod setzten erneut schwere Kämpfe ein.

Hohensalzburg wird beherrschende Stadtfeste

Auch Erzbischof Konrad I. (1106 - 1147) aus dem Geschlecht der fränkischen Grafen von Abenberg, der sich an Gebhards Vorbild orientierte, verbrachte ein Jahrzehnt im Exil. Der Ausgleich zwischen Kaiser und Papst im Wormser Konkordat 1122 ermöglichte ihm die Rückkehr nach Salzburg, wo er ein umfassendes Aufbauwerk begann: Er gestaltete Hohensalzburg zur beherrschenden Stadtfeste, sicherte die auswärtigen Besitzungen in Kärnten und der Steiermark durch den Bau starker Burgen und schuf mit dem Aufbau einer ihm treu ergebenen Dienstmannschaft (Ministerialität) ein neues Potential für Verwaltung und Heer. Im Verlauf der Augustiner Chorherrenreform mit dem Salzburger Domkapitel als Zentrum wurden 17 Stifte teils neu gegründet, teils reformiert und diesen mit der Einverleibung zahlreicher Pfarren die Hauptlast der Seelsorge übertragen.

Grafen von Plain legen verheerendes Feuer

Als es zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Papst Alexander III. zu einem schweren Zerwürfnis kam, wurden die Salzburger Erzbischöfe erneut zu Führern der päpstlichen Partei im Reich. Barbarossa verhängte 1166 über seinen Onkel, Erzbischof Konrad II. von Babenberg, die Reichsacht, und ein Jahr später fiel die Stadt Salzburg einem verheerenden Brand zum Opfer, den die Grafen von Plain als kaiserliche Parteigänger gelegt hatten. Der Kaiser nahm 1169 Salzburg unter seine direkte Verwaltung und ließ 1174 seinen Neffen, Erzbischof Adalbert III., absetzen. Erst nach dem Frieden von Venedig 1177 konnte Konrad III. von Wittelsbach, der erste Kardinal in Salzburg, mit dem Wiederaufbau beginnen. Der 1179 - 1198 errichtete romanische Dom zählte zu den größten und schönsten Kirchenbauten nördlich der Alpen. Von einem trotz der Kriegseinwirkungen ungebrochenen künstlerischen Schaffen zeugen Meisterwerke der Goldschmiedekunst wie der "Ministerialenkelch" aus St. Peter und das prachtvolle Antiphonar als Höhepunkt mittelalterlicher Buchmalerei.