Welche Tricks den Skiurlaub in Salzburg trotz Corona-lockdown ermöglichen
Über Tricks, die einen Skiurlaub in Salzburg trotz Corona-lockdown ermöglichen berichteten Ende Jänner 2021 die Salzburger Nachrichten.
Vorgabe von beruflichen Gründen
Zahlreiche Gäste sollen sich mit der Vorgabe beruflicher Gründe und Wohnsitzmeldungen in Salzburgs Skiorten einquartiert haben. Verstöße seien aber nur schwer nachweisbar, hieß es.
Die vielen Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen, die in den Skiorten unterwegs waren, sorgten angesichts der verschärften Covid-Einreisebestimmungen und des aufrechten Lockdowns bei Einheimischen seit Wochen für Verwunderung. Denn es dürfte sich vielfach nicht nur um Besitzer von legalen Zweitwohnungen handeln. Es kursierten offensichtlich nicht nur am Arlberg zahlreiche Umgehungstaktiken des geltenden Beherbergungsverbots von Touristen. "Es ist abenteuerlich, mit welchen fadenscheinigen Ausreden die das Chalet bei uns mieten wollen", schildert die Eigentümerin eines Hauses in Viehhofen. Meetings und Tagungen, ja sogar "Selbstfindungsseminare" hätten als Vorwände herhalten müssen, sagt die Vermieterin. Denn Geschäftsreisen waren von dem Verbot ausgenommen.
Michael Obermoser (ÖVP) ist Bürgermeister von Wald im Pinzgau, vermietet Zimmer und Apartments, wohnt im Zweitwohnsitzdorf Königsleiten und war wegen einer schweren Covid-19-Erkrankung 20 Tage im Spital. Er sagt: "Ich hatte im Betrieb eine Anfrage. Die wollten einen Nebenwohnsitz anmelden und dann Ski fahren. Das waren Stammgäste aus Niederösterreich. Auch bei den andern Betrieben gab es vereinzelt solche Anfragen. Als Bürgermeister unterschreibe ich derzeit keine Nebenwohnsitzmeldungen. Das wissen alle. Ich will keine Neiddebatte im Ort." In Königsleiten waren Ende Jänner 2021 etwa 50 Zweitwohnsitze bewohnt, schätzte Obermoser. "Das sind Deutsche und Niederländer. Viele sind Pensionisten, die schon vor Weihnachten gekommen sind. Einige kamen danach und gingen in Quarantäne. Etwa 15 sind das ganze Jahr da und verbringen ihren Lebensabend bei uns."
Andreas Wimmreuter (SPÖ), Bürgermeister von Zell am See stellte ebenfalls fest, dass offensichtlich einige das Schlupfloch nutzen, einen Nebenwohnsitz anzumelden, um sich in der Region aufzuhalten. Zwölf Nebenwohnsitze seien in den vergangenen 14 Tagen gemeldet worden, überwiegend von Niederländern "im klassischen Alter, in dem man als Skilehrer tätig ist". Ob das alles im Einklang mit den Covid-Bestimmungen sei, könne die Stadtgemeinde nicht nachvollziehen.
Der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz sagt, eine Handhabe gebe es nur durch das Beherbergungsverbot und die Quarantäneregeln. "Wir kontrollieren das, auch Zweitwohnsitze und Apartments. Natürlich nur stichprobenartig bei der Fülle. Im Großen und Ganzen waren die Leute berechtigt, da zu wohnen. Gegen die Quarantäneregeln haben wir eine handvoll Verstöße. Wegen des Beherbergungsverbots haben wir bisher zwei oder drei Verfahren eingeleitet. Aber wenn jemand behauptet, er brauche ein Zimmer, weil er Arbeit suche, ist es fast nicht möglich, ihm das Gegenteil zu beweisen." Gratz appelliert, sich selbstverantwortlich an die Maßnahmen zu halten, damit die Zahlen sinken. Das gelte für Ausländer und Einheimische.
Im Pongau habe es bei Überprüfungen von Unterkünften in mehreren Gemeinden drei Anzeigen gegeben, berichtete die Tageszeitung "Kurier". Auch im Lungau werde derzeit ein Fall geprüft, in dem eine Ferienwohnung widerrechtlich vermietet worden sein solle, sagt Bezirkshauptfrau Michaela Rohrmoser auf Anfrage. In Obertauern, das an der Grenze der beiden Bezirke liegt, seien die Behörden unmittelbar nach Jahresbeginn in einem Haus vorstellig geworden, in dem widerrechtlich Skitouristen unterbracht gewesen seien, schildert eine einheimische Vermieterin.
In Bad Gastein wundert sich Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP) über Dutzende Meldungen von Nebenwohnsitzen, vorwiegend von Schweden und Dänen. 65 seien es seit 30. Dezember 2020 gewesen. Er habe jeden Fall der Bezirkshauptmannschaft gemeldet, schränkt aber ein: "Das Problem ist, dass eine Regel geschaffen wurde, die nicht kontrollierbar ist." Die geltende Einreiseverordnung sei "sehr praxisfern".
Quelle
- www.sn.at, 28. Jänner 2021
Chronologien: Coronavirus und das Bundesland Salzburg · Chronologie Österreich · Ausbruch und die ersten Monaten 2020 · Internationale Notizen rund um den Coronavirus
Besondere Leitartikel: Jetzt ist die Zeit für Mut, nicht für Wut, der Leitartikel der Salzburger Nachrichten in ihrer Wochenendausgabe vom 21. März 2020· Total-Lockdown soll Corona-Zahlen senken "Das Gewurschtel schwächt uns alle", ein Beitrag von Nicole Schuchter, Chefredakteurin Salzburg24 vom 10. Februar 2021
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