Sieben-Tage-Inzidenz
Um das Ausmaß der Coronapandemie in Regionen vergleichen zu können, gibt es einen Sieben-Tage-Wert. Das Bundesland Salzburg weist seit Mitte Jänner 2021 andere Zahlen aus als die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES).
Einleitung
Die 7-Tage-Inzidenz müsse sich einem Wert von 50 annähern, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz in der zweiten Hälfte des Jänners 2021. Das sei Voraussetzung, um größere Öffnungsschritte zu setzen. Ende des Sommers 2020 war die Inzidenz relevant, weil diese Kennzahl von 50 für eine Reisewarnung aus Deutschland ausschlaggebend war. Und auch 2021 war und ist die Inzidenz im Bundesland Salzburg ständig ein Thema, weil sie österreichweit seit Wochen am höchsten war.
Land Salzburg: Warum ist der Inzidenzwert anders als jener der AGES?
Seit 15. Jänner 2021 weist das Land Salzburg bei seinen täglichen Lagemeldungen auch den Salzburger Inzidenzwert aus. Und der ist stets niedriger als jener, den die Agentur für Ernährungssicherheit und Gesundheit (AGES) angibt.
Aber was ist diese Inzidenz überhaupt und wieso wurde diese Kennzahl in dieser Pandemie so wichtig? Als im Frühjahr 2020 die ersten großen Covid-Ausbrüche in Europa registriert wurden, kommunizierten viele Länder die gesamte Zahl der Neuinfektionen. Das machte es schwierig, Regionen mit unterschiedlicher Bevölkerungsgröße miteinander zu vergleichen.
Das deutsche Robert-Koch-Institut etablierte die 7-Tage-Inzidenz. Dabei werden die neuen Corona-Infektionen der vergangenen sieben Tage auf eine Bevölkerung von 100 000 Personen hoch- oder runtergerechnet. So lassen sich selbst kleinste Regionen miteinander vergleichen (selbst wenn sie keine 100 000 Einwohner zählen).
Das Land Salzburg errechne seit Beginn der Pandemie eigene Inzidenzwerte, sagt Landesstatistiker Gernot Filipp. "Wir machen das, weil wir dadurch die Daten auf sehr tiefer regionaler Ebene darstellen können."
Warum ist die Salzburger Gesamtzahl aber anders als jene der AGES?
Darüber würde man selbst rätseln, sagt Filipp. Fakt sei, dass die AGES für ihre Berechnung die Meldeadresse der Bürger heranziehe, das Land Salzburg habe sich aber für den Aufenthaltsort der Personen entschieden: Das sei in der Pandemie relevanter. Das allein könne aber die unterschiedlichen Zahlen nicht erklären, sagt Filipp. Denn der Salzburger Wert lag im Jänner 2021 seit einigen Tagen 20 bis 30 Zähler unter jenem der AGES: Am Mittwoch, den 20. Jänner 2021 wies diese für Salzburg einen Wert von 219,7 aus, die Landesstatistik kam auf 194,1.
Man sei in ständiger Abstimmung mit der AGES, um die Ursache für diese Unterschiede zu finden, sagt Filipp. Eigentlich sei die Berechnung eine einfache Sache. Aber im epidemiologischen Meldesystem könnten sehr viele Parameter herangezogen werden, es spiele auch eine Rolle, wann die Daten dort abgerufen würden. Prinzipiell sei die eigene Berechnung der Inzidenz auch nicht zur breiten Veröffentlichung gedacht gewesen.
Sanitätsdirektorin Petra Juhasz "Infektionszahlen sinken merklich"
In der Kommunikation beziehen sich die Verantwortlichen trotzdem lieber auf die Zahlen der Landesstatistik. Am 19. Jänner 2021 verkündete Sanitätsdirektorin Petra Juhasz in einer Aussendung, dass die Infektionszahlen derzeit merklich sinken würden und die Inzidenz erstmals seit Mitte Oktober 2020 unter 200 gefallen sei. Die AGES hatte an diesem Tag einen Wert von 220 errechnet.
Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior (ÖVP) nahm am 20. Jänner 2021 im Landtagsausschuss kurz Bezug auf den Inzidenzwert. Dieser liege aktuell "um die 200", allerdings sei die Entwicklung positiv, denn Anfang Jänner sei man noch bei 350 gelegen. Trotz allem sei der derzeitige Wert noch immer fast doppelt so hoch wie in anderen Bundesländern.
Bei der AGES ist man nicht unbedingt glücklich mit dem Zahlensalat. Denn nicht nur in Salzburg werden lieber andere Zahlen als jene der AGES genannt. So beziehe sich der ORF etwa auf die Morgenmeldungen des Innenministeriums. Für Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie seien die Zahlen der AGES relevant, heißt es. Einig ist man sich aber überall, dass die Infektionszahlen derzeit vor allem in Salzburg zu hoch sind. Wann man den Ziel-Inzidenzwert von 50 erreichen könne, sei schwer vorherzusagen, sagt Statistiker Filipp. Die Inzidenz von 50 im Februar zu erreichen halte er für sehr schwierig.
Quelle
- www.sn.at, 21. Jänner 2021
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