Lepidoptera








Lepidoptera, besser bekannt als Schmetterlinge, Falter oder Motten, sind eine der artenreichsten Organismengruppen auf unserem Planeten. Bisher sind rund 150 000 Arten wissenschaftlich beschrieben worden, mindestens noch einmal so viele werden noch erwartet.
Allgemeines
Damit werden die Lepidoptera nur von den Käfern (Coleoptera), Hautflüglern (Bienen, Wespen, Ameisen, wissenschaftlich Hymenoptera) und Zweiflüglern (Fliegen und Mücken, wissenschaftlich Diptera) übertroffen. Auch in Salzburg ist ihre Artenzahl noch beträchtlich: Rund 2 300 verschiedene "Schuppenflügler" kennt man hierzulande, wobei der Begriff "Schuppenflügler" auch gleich eines ihrer kennzeichnendsten Merkmale hervorhebt. Schmetterlinge besitzen auf ihren Flügeln dachziegelartig angeordnete Schuppen, die sie nicht nur von allen anderen Insektenordnungen unterscheiden, sondern auch für die oft prächtigen Farben der Tiere verantwortlich sind. Dabei gibt es zwei Typen der Farbentstehung in den Schuppen:
- Bei Typ 1 entstehen die Farben durch in den Schuppen enthaltene Pigmente. Hierher gehören die meisten gelben, orangen braunen und schwarzen Farbtöne.
- Bei Typ II entsteht die Farbe durch Lichtbrechung in luftgefüllten Schuppen. Dadurch entstehen leuchtend weiße, rote, blaue und grüne, aber auch goldene und silberne Farbtöne, wie sie besonders bei urtümlichen Schmetterlingen oft auftreten.
Ein weiteres Merkmal fast aller Schmetterlinge ist der Saugrüssel, mit dem sie Nektar aus Blüten saugen und damit zu wichtigen Bestäubern werden. Lediglich die urtümlichsten Schmetterlinge, die Micropterigidae, besitzen keinen solchen Rüssel, sondern voll funktionsfähige Mandibeln, mit denen sie Pollenkörner zerkauen.
Schmetterlinge besitzen eine "holometabol" genannte Entwicklung, das heißt sie durchlaufen alle Entwicklungsstadien vom Ei über Raupe und Puppe bis zum fertigen Falter. Die Raupen ernähren sich meist vegetarisch, wobei sehr viele Arten auf bestimmte Futterpflanzen spezialisiert sind. Im Extremfall geht das so weit, dass eine Raupe lieber verhungert, als dass sie ein anderes Futter annimmt. Die Puppe, in der ein völliger Umbau der Organe der Raupe in jene des fertigen Schmetterlings stattfindet, ist in Salzburg meist auch Überwinterungsstadium. Es gibt aber auch viele Beispiele, in denen das Ei oder die Raupe überwintern, und in wenigen Fällen überwintern sogar die Imagines. Zu den letzten zählen unsere langlebigsten Schmetterlinge wie der Zitronenfalter oder das Tagpfauenauge, wobei der Zitronenfalter mehr als 10 Monate alt werden kann. Die meisten Schmetterlinge leben aber nur wenige Wochen, und manche Sackträger (Psychidae) wetteifern mit den Eintagsfliegen nach dem Motto "in der Kürze liegt die Würze". Sie nehmen als Imagines keine Nahrung auf und leben nur einen bis wenige Tage, um sich fortzupflanzen.
Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg
Verbreitung und Lebensraum
Schmetterlinge findet man in Salzburg in praktisch allen Regionen, Höhenlagen und Lebensräumen, von der kühlen Waldschlucht bis zu trockenheißen Steppenhängen (von denen es aber in Salzburg kaum welche gibt!), vom Gletschervorfeld bis zu den Lager- und Vorratsräumen der Menschen. Letztere, bekannt und früher gefürchtet als Mehlmotte, Dörrobstmotte, Kleider- oder Pelzmotte, sind allerdings heutzutage durch Hygiene und Bekämpfungsmaßnahmen oft schon recht selten geworden.
Nicht alle Schmetterlinge, die in Salzburg vorkommen, sind hier auch heimisch. Neben seltenen Irrgästen und Individuen, die durch menschliche Aktivitäten eingeschleppt werden, gibt es etliche Wanderfalter, die alljährlich in mehr oder weniger großen Beständen aus Nordafrika und dem Mittelmeerraum zu uns auf Sommerfrische kommen, um sich hier fortzupflanzen. Dabei überfliegen sie oft nicht nur das Mittelmeer, sondern überwinden auch die höchsten Alpenpässe. Beispiele solcher Wanderer sind der bekannte Admiral oder der Distelfalter. Zu ihnen gehört aber auch der Totenkopfschwärmer, der es auf seinen Wanderzügen auf Geschwindigkeiten um 50 km/h bringt.
In den letzten Jahrzehnten fanden aber auch einige regelrechte Eroberungen statt. Bekanntestes Beispiel ist die Kastanienminiermotte, die seit ihrem ersten Erscheinen in Mitteleuropa um das Jahr 1989 in nur rund zehn Jahren ganz Mitteleuropa eroberte. Noch raumgreifender erfolgte der Einfall der Lindenminiermotte, die aus Japan kommend ebenfalls in wenigen Jahren ganz Sibirien überwand und mittlerweile in weiten Teilen Europas etabliert ist. In Salzburg wurde sie erstmals im Jahr 2008 festgestellt.
Schmetterlinge findet man in Salzburg fast das ganze Jahr über. Wanderfalter, wie der Admiral, versuchen noch an warmen Oktober- und Novembertagen wieder in den Süden zurückzukehren. Und manche Frostspanner kommen überhaupt erst im November und Dezember zum Vorschein, solange es am Abend zumindest nicht gefriert. Sie entgehen damit Fledermäusen und den meisten Singvögeln, die zu dieser Jahreszeit Winterschlaf halten bzw. in den Süden gezogen sind. Umgekehrt sind Schneespanner und manche überwinternde Eulen(falter) (Noctuidae) schon im Februar an den ersten frostfreien Abenden wieder unterwegs. Wenig später folgen weitere Überwinterer, wie der Zitronenfalter, und auch die ersten Trugmotten (Eriocraniidae) schlüpfen um diese Zeit.
Die Anzahl der Generationen ist sehr unterschiedlich. Während einige Arten überhaupt nur alle zwei Jahre als Imagines zu finden sind (besonders Hochgebirgsarten, die ja nur eine kurze Entwicklungszeit im Hochsommer zur Verfügung haben), bilden die meisten Arten eine oder zwei Generationen pro Jahr aus. Manche "Haustiere", wie die Kleidermotte, die sich in geheizten Räumen das ganze Jahr hindurch entwickeln können, bringen es aber auch auf mehr als fünf Generationen im Jahr.
Artenzahlen in Salzburg
Die folgende Aufstellung wurde Embacher et al. entnommen. Sie ist nur als vorläufig anzusehen, da einerseits einige Gruppen in Salzburg noch nie systematisch bearbeitet wurden, andererseits, wie oben ausgeführt, immer wieder neue Arten in Salzburg einwandern. Zudem wurden viele Arten bisher nicht gezielt gesucht und dadurch einfach übersehen.
Bildergalerie: Metamorphose mit Poesie
Die Bildtexte stammen von der Fotografin
Bild 1: Entstehung (Tagpfauenauge)
Da klebte einst ein kleines Ei
(und andere noch nebenbei)
auf einem Blatte ungeniert,
wo es die Unterseite ziert.
Zuerst war es still und unbewegt,
bis endlich sich das Leben regt.
Da wuchs es hoch und wuchs es breit
und eines Tages war es so weit:
Es kroch aus diesem Eierhaus
ein kleines Räupchen nun heraus.
weitere Bilder
Lepidoptera – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Weiterführende Informationen
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Projekt: Fauna und Flora von Salzburg
Quellen
- Embacher, Gernot; Gros, Patrick; Kurz, M. A.; Kurz, M. E. & Zeller-Lukashort, Christof, 2011: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur 19: 5-89.
- Kurz, M. A.; Kurz, M. E. & Zeller-Lukashort, H. C.: 2000–2010. Naturkundliches Informationssystem. – URL: http://www.nkis.info [online 30 Oktober 2011].
Fußnoten
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Steirischer Bodensee
- ↑ Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des Salzburgwikis
Das Salzburgwiki:Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.