Verein für eine Erneuerung der Katholischen Kirche

Aus Salzburgwiki
(Weitergeleitet von Loretto-Gemeinschaft)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Taube: Logo der Loretto Gemeinschaft

Die Verein für eine Erneuerung der Katholischen Kirche, gemeinhin Loretto-Gemeinschaft genannt, hat seinen Sitz in Wien und besteht aus einer Vielzahl über ganz Österreich und den Nachbarländern verteilter Gebetskreise mit charismatischer und katholischer Spiritualität.

Geschichte

Gründer der Gemeinschaft ist der Salzburger Georg Mayr-Melnhof, 1987 einen Gebetskreis in einer Wiener Studentenwohnung bildete. Nach einer Pilgerfahrt nach Medjugorje[1] gründete er im Sommer 1987 mit zwei weiteren Studenten einen kleinen Gebetskreis. Dieser Studentengebetskreis wuchs bald sehr rasch und führte zu weiteren Gebetskreisen und der Entstehung der heutigen Loretto Gemeinschaft.

2022 zählte man österreichweit 800 Mitglieder, ein großer Teil davon sind Laien, darunter viele Jugendliche und junge Erwachsene, Ehepaare, Familien. Aber auch elf Priester und einige zölibatär Lebende (z. B. geweihte Jungfrauen) sind Mitglieder der Loretto Gemeinschaft. Aus der Gemeinschaft sind zahlreiche Ordensleute hervorgegangen.. In Salzburg ist mit der Home Base gemeinnützige GmbH eine kapitalstarke Tochter beheimatet. Als Eigentümer agiert der Loretto-Gebetskreis. Im Land Salzburg agiert man in den Gemeinden St. Johann im Pongau, St. Veit im Pongau, Altenmarkt, Abtenau, Saalfelden und Neukirchen.

Neben dem wöchentlichen Gebetskreis am Sonntagabend im Gotischen Saal in St. Blasius gibt es auch in St. Johann im Pongau, Saalfelden am Steinernen Meer und Abtenau Loretto Gebetskreise.

Die Loretto Gemeinschaft möchte innerhalb der Kirche für eine Erneuerung der Kirche beten, leben und wirken. Zentrales Anliegen ist, Räume zu schaffen, in denen Menschen Gott begegnen können.

Im Hintergrund ist die Bewegung längst in der Erzdiözese verwurzelt, bestens vernetzt und von der Wirtschaft gesponsert. Doch welches Ziel verfolgt die Bewegung? Rund um die katholische Kirche haben sich schon immer Bewegungen gebildet, die das Vorhandene kritisiert haben und mit Fragen an die Oberen herangetreten sind. "Auch wir sind ein solcher Movimento", sagt Mayr-Melnhof. Wenn er von der katholischen Kirche spricht, zieht er den Begriff "alte Kirche" heran. Dieser würden nämlich immer mehr Gläubige den Rücken kehren. Die alte Kirche finde den Kontakt zur Jugend nicht. Man stehe aber zur katholischen Kirche und sehe sich als deren Bewegung.

Die Loretto-Gemeinschaft agiert in jenen Bereichen, in denen es der katholischen Kirche strukturell schwerfällt. So werden auch Firmlinge gezielt kontaktiert. Die Loretto-Gemeinschaft klar zu definieren und in Schubladen wie erzkatholisch oder freichristlich zu stecken ist schwer. Zu vielfältig sind die Ansichten der knapp 800 Mitglieder.

Selbst Georg Mayr-Melnhof als Gründer kann keine konkrete Definition vornehmen: "Wir werden oft medial falsch dargestellt. Inhaltliche Ansagen, wie sie andere Bewegungen vornehmen, wird man von uns nicht hören." Es gehe ihnen um den Kanal, über den sie junge Menschen erreichen, und um Leadership. "Wir bedienen uns der Instrumente der Freikirche und sind durchaus sehr evangelikal unterwegs, das ist uns bewusst." Auch der Pfingst-Gastredner 2022 komme aus dem freikirchlichen Umfeld.

Insider der Erzdiözese Salzburg vergleichen die Loretto-Gemeinschaft mit einem Start-up, das ausprobiert, wie die Kirche der Zukunft aussehen könnte. Nur wenige möchten offiziell über die Gemeinschaft sprechen. Ein Bild zeigt sich: Die Form der Gottesdienste und das freikirchliche Agieren sind vielen ein Dorn im Auge. Einige sprechen auch von der Kapitalisierung der Kirche, vor allem durch ein Tochterunternehmen.

Der Dekanatsreferent und Leiter des Infopoints Kirchen, Dominik Elmer, sieht die Lorettos als Bewegung, die gezielt herausfordere und an die institutionelle Kirche Fragen stelle. Das passiere frei von Strukturen, das sei auch der Charakter von vielen christlichen Bewegungen.

Die Katholische Aktion mit ihrer Präsidentin Elisabeth Mayer sitzt in einem Haus mit der "Home Base GmbH", quasi der organisatorischen, administrativen Einheit hinter der Loretto-Mutter, und betont eine gute Nachbarschaft. Man müsse einen kritischen Blick wahren, dürfe aber Mitglieder der Loretto-Gemeinschaft nicht stigmatisieren und ihnen kirchlichen Imperialismus unterstellen. "Viele Projekte gehen mit der Home Base GmbH schneller und effizienter als in früheren Zeiten."

Als Mutter agiert ein Verein mit Sitz in Wien. Fünf Prozent des Einkommens müsse man an die Gemeinschaft abgeben. Dies werde aber nicht exekutiert. Vor allem junge Menschen hätten kaum Einkommen. "Ein Mal pro Jahr bekennt man sich erneut zur Gemeinschaft." Es sei auch wichtig, große Ausgangstüren zu haben. Darüber hinaus engagieren sich viele im Ehrenamt. Auch ein neues Modell praktiziert die Gemeinschaft: Menschen, die sich aktiv kirchlich einbringen möchten, können ein Partner-Modell aufbauen. Konkret: Die Arbeitsstelle wird von vielen externen Sponsoren finanziert. An die 30 Stellen werden so in der Home Base ermöglicht. "Ich glaube, die Erzdiözese blickt interessiert auf unsere finanziellen Modelle", sagt Mayr-Melnhof. Das bestätigt Cornelius Inama, Direktor der Finanzkammer der Erzdiözese Salzburg und selbst in die Gründungsphase der Loretto-Bewegung involviert. "Wir haben auch konkrete Anfragen, Positionen über mehrere Partnerschaften zu finanzieren, und prüfen das Konzept für die Diözese."

Spannender ist die Struktur abseits des Vereins. Vor allem die "Home Base gemeinnützige GmbH". 100-Prozent-Eigentümer ist der Loretto-Gebetskreis in Wien. Ein Blick in die Bilanz zeigt: Dem Unternehmen geht es gut und auch die Bilanzgewinne sind beträchtlich. Ins Auge fallen Investitionszuschüsse in Millionenhöhe. Die Dombuchhandlung, eine Jüngerschaftsschule, ein Restaurant und ein Medienhaus werden in dieser Gesellschaft verwaltet. Ihr Sitz ist im Bärengässchen, eine Immobilie der Kongregation der Barmherzigen Schwestern, überlassen an die "Home Base". Auch ein Vorkaufrecht ist im Grundbuch hinterlegt. "Um Immobilienbesitz geht es uns nicht, die Menschen müssen im Vordergrund stehen", so viel ist Geschäftsführer Patrick Knittelfelder zu entlocken. "Wir stellen uns gerne so richtig kritischen Fragen zur Home Base, das mögen wir, aber erst nach Pfingsten", zeigt er sich gegenüber den SN. Dabei geschieht unter seiner Führung schon jetzt Gutes. Speisen für die Ärmsten der Gesellschaft werden kostenlos ausgegeben und in der Suppenküche der Barmherzigen Schwestern helfen die Mitglieder. Auch an diesem Dienstag greifen etliche zu den Gratis-Essenssäckchen im Holzregal. Die Sozialbestattung am Kommunalfriedhof wird von der "Home Base" mitgestaltet.

Knittelfelder sitzt in einem Büro am Kapitelplatz 6, eine Immobilie der Erzdiözese, 67 Meter entfernt vom Erzbischöflichen Palais.

Finanzkammerdirektor Inama versichert: "Die Dombuchhandlung und die Büros sind zu marktüblichen Preisen vermietet." Auch ein TV-Studio ist im Kapitelsaal beheimatet. Mehrere Bischofsgewänder hängen in der Ecke, neben Make-up und Mikrofonen. Über einen Onlinekanal kann am Sonntagvormittag ein Gottesdienst verfolgt werden. Knapp 1 100 Aufrufe zählte das Video vom 29. Mai 2022. Gezeigt wird eine Art Talkshow, Musikeinlagen, umrahmt von einer Predigt. "Dieser Bereich ist als Bittleihe an die Home Base überlassen." Ziel sei, die Zusammenarbeit zwischen der Home Base, dem Amt für Kommunikation der Erzdiözese, dem "Rupertusblatt" und der Katholischen Aktion zu fördern. Zusätzlich fördere man eine Pastoralstelle und die Stadtpfarre St. Blasius. Im Rahmen von Pfingsten im Dom habe man das Festival mit 10.000 Euro gefördert, rechnet Inama vor. Man bekomme von der "Home Base" viel mehr, als man als Diözese gebe.

Nicht äußern wollte sich Erzbischof Franz Lackner, was die Beziehung der Diözese zu den Lorettos betrifft. Auch zur Finanzierung und zu den Mieten wollte er keine Fragen beantworten.

St. Blasius

Beheimatet ist die Salzburger Loretto Gemeinschaft in der Stadtpfarre St. Blasius. Dort finden jeden Abend um 18:15 Uhr Gottesdienste statt, die meist von den Jugendlichen aus der Gemeinschaft mit modernen Lobpreisliedern musikalisch gestaltet werden. An jedem Sonntag findet um 19:30 Uhr ein Gebetskreis im Gotischen Saal in St. Blasius statt. Dieser beginnt mit Gesätzchen aus dem Rosenkranz, jugendlichem Lobpreis und einem Impuls. Am Ende des Gebetskreises wird das Allerheiligste für eine kurze Zeit der eucharistischen Anbetung ausgesetzt.

Home Mission Base

In einem Haus in Salzburg-Mülln direkt an der Salzach hat die Loretto Gemeinschaft 2016 die Home Mission Base eröffnet. Dabei handelt es sich um ein Haus, in dem eine Jüngerschaftsschule, zwei Kapellen, ein byzantinisches Gebetszentrum und mit der sogenannten "La Cantina" ein ganz spezielles Restaurant eingerichtet sind. In der "La Cantina" kann jeder essen kommen und so viel bezahlen, wie er kann. Die Home Mission Base setzt ganz bewusst einen Schwerpunkt auf soziales Engagement und kümmert sich um Menschen am Rande der Gesellschaft.

Fest der Jugend

Fest der Jugend 2014, der in Licht getauchte Innenraum des Salzburger Doms
Fest der Jugend 2014, im Salzburger Dom

Zu Pfingsten veranstaltet die Loretto Gemeinschaft jährlich das große "Fest der Jugend" in und um den Salzburger Dom. Dabei kommen tausende Jugendliche aus allen österreichischen Bundesländern, den Nachbarländern aber auch weiter entfernten Ländern, wie der Ukraine, nach Salzburg, um gemeinsam zu beten, singen, Workshops zu besuchen, hl. Messen zu feiern und sich auszutauschen. Das Fest der Jugend beginnt mit einem Musical am Freitagabend und endet mit der Firmung am Montag Vormittag. Ein besonderes Highlight ist der Abend der Barmherzigkeit am Samstag: 100 Priester bieten Beichte und Aussprache an, die Warteschlangen dafür gehen bis zum Domeingang zurück. Außerdem ist das Allerheiligste ausgesetzt, Kerzenlicht, Weihrauch, ruhige Lobpreismusik hüllen den Salzburger Dom in eine ganz besondere Atmosphäre. Zu diesem Abend kommen auch immer wieder zahlreiche Salzburger, die sonst nicht am Programm teilnehmen. Ein weiteres Highlight ist der Marsch auf die Festung, der jedes Jahr am Sonntagabend stattfindet. Die Jugendlichen ziehen dabei mit Erzbischof Franz Lackner auf die Festung Hohensalzburg, um dort für die Stadt, das Land, aber vor allem für den Frieden zu bitten. Jedes Jahr nehmen mehr Jugendliche an diesem Pfingstfest teil. Da der Dom schon zu klein wird, wird am Vorplatz ein großes transparentes Zelt aufgebaut, in dem auf Bildschirmen die Veranstaltungen live übertragen werden. In die Organisation des Festes sind über 300 Freiwillige involviert. Die meisten darunter sind selbst Jugendliche, die in den Vorbereitungen helfen, Workshops leiten, Vorträge halten.

2014

Im Juni 2014 trafen sich rund 6 000 Jugendliche der Bewegung zum 15. Pfingstkongress in Salzburg. Am Samstagabend, den 7. Juni 2014, feierten sie einen heilige Messe im Salzburger Dom, im dem auch besondere Lichteffekte zu sehen waren. Am Pfingstsonntag besuchten die Jugendlichen dann die Festung Hohensalzburg. Ein Höhepunkt des Treffens war das Hochamt am Pfingstmontag im Dom, bei dem Erzbischof Franz Lackner die Firmung spendete.

2016

Im Mai 2016 kamen knapp 7 000 Jugendliche zum Fest der Jugend. Untergebracht waren sie in mehreren Salzburger Schulen.

2019

Rund 8 000 Gläubige feierten vor Coronapandemieausbruch das Pfingstfest im Salzburger Dom. Nicht zur Freude der Anhänger der traditionell orientierten katholischen Kirche wurde dieser zur Festivalhalle umfunktioniert. Lautstarke freikirchliche Töne inklusive.

2020

Im Jahr 2020 änderte sich das Konzept schlagartig: "Das Virus hat uns den Stecker gezogen", sagt Georg Mayr-Melnhof. Nun möchte man sich auf eine größere Ebene stellen, da selbst der Dom platzmäßig nicht mehr ausreiche. Die Aula Academica im Gebäude der alten Universität wird ab 2022 zur Bühne. Erzbischof Franz Lackner werde die Messe halten. Anhänger in Deutschland, England, Österreich, der Schweiz und Südtirol versammeln sich an 32 Orten, meist in Festhallen und Kirchen.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. einem Marienwallfahrtsort in der Herzegowina