Kugelmühle (Seeham)

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Blick in die Kugelmühle.
Lage der Kugelmühle (Seeham) auf Googlemaps
Blick in die Kugelmühle.

Die Seehamer Kugelmühle im Teufelsgraben unterhalb des Naturdenkmals Wildkar-Wasserfall im Ortsteil Matzing in der Gemeinde Seeham, auch Kugelmühle im Teufelsgraben genannt, ist derzeit eine von zwei noch funktionsfähigen und produzierenden Kugelmühle im Land Salzburg.

Geschichte

Im späten 16. Jahrhundert wurden Steinkugeln zum Schiffsschweren, zum Schießen sowie als Spielzeug verwendet und von Salzburg nach Nürnberg, Rotterdam, Hamburg, Amsterdam und London ausgeführt. 1693 beschwerten sich die Fischereiberechtigten aus Bergheim, dass die beständige Zunahme der Kugelmühlen den Fischereiertrag an der Fischach mindere. 1792 waren es 49 Betriebe, die mit 522 Gängen etwa 4 622 000 kleinere Kugeln (Dascher) und etwa 62 000 größere Kugeln (Pecker) jährlich erzeugten.

Die Kugelmühle des hofurbarischen Schiesseltobelguts war einer dieser vielen Betriebe und produzierte damals etwa 22 000 kleinere Kugeln (Dascher).

Die Kugelmüllerei war ein bäuerlicher Nebenerwerb. Das hochfürstliche Mautamt erhob auf den Export eine Maut und erzielte damit beträchtliche Einnahmen. Als 1797 durch ein Dekret der Salzburger Hofkammer die Steuern neuerlich erhöht wurden, wurde der Betrieb vieler Mühlen wegen zu geringem Verdienst eingestellt. Im Jahr 1919 gab es noch 87 Kugelmühlen, die dann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sukzessive ihren Betrieb mangels Nachfrage und mangels Rentabilität einstellten.

Die Seehamer Kugelmühle wurde auf Initiative von Hermann Rosenstatter senior, Biobauernhof Schiessentobel in Schiessentobel, in den Jahren 1981 bis 1983 an historischer Stelle mit Unterstützung des Landes Salzburg und der Gemeinde Seeham wieder aufgebaut und am 28. August 1983 eingeweiht.

Seit 2011 betreibt nun Paul Herbst, Geologe aus Seekirchen am Wallersee, die Kugelmühle.

Wie entstehen die Kugeln

Die Seehamer Kugelmühle ist von der Bauart her eine Angelmühle. Die Kugeln laufen dabei zwischen zwei Mühlsteinen, die beide in der Mitte durchbohrt sind und durch eine Angel (Achsenstange) in Position gehalten werden. Der untere Schleifstein ist fest verankert, während der obere Drehstein mit Schaufeln aus Hartholz bestückt ist und durch die Kraft des Wassers angetrieben wird. Die Seehamer Kugelmühle hat zwei Gänge (Wasserzuleitungen), die zwei Angelmühlen nebeneinander antreiben.

Das Ausgangsmaterial für die Kugeln sind Rohlinge z. B. aus dem vor Ort vorkommenden Lithotamnienkalk (grau) und Nummulitensandstein (rötlich), beide in der Flyschzone vorkommend, oder aus Helvetikum, aus Kalkgesteinen wie dem Untersberger Marmor oder dem Adneter Marmor oder aus anderen Gesteinen. Die Steine werden mit einer Steinsäge zu Würfeln und Rautenquadern in eine Rohform geschnitten oder gehauen. Diese Rohlinge werden in die Angelmühle eingelegt und gemahlen. Bei optimalem Wasserdruck dreht sich das Mühlrad mit etwa 120 Umdrehungen pro Minute oder zwei Umdrehungen pro Sekunde. Der Teufelsgraben-Angerbach hat jedoch einen sehr stark schwankenden Wasserstand. Wenn es geregnet hat oder längere Zeit regnet, herrschen für die Kugelmühle optimale Bedingungen und werden die Rohlinge innerhalb von zwei Tagen zu Kugeln gemahlen. Sonst dauert es bis zu fünf Tage. Nach dem Mahlvorgang werden die Kugeln noch poliert.

Die Seehamer Kugelmühle wird nur als Liebhaberei betrieben und erzeugt etwa 500 Kugeln jährlich.

Adresse

Seehamer Kugelmühle
Teufelsgraben
5164 Seeham
Telefon: (06 64) 532 71 56
E-Mail: kugelmuehle@gmx.at

Weblinks

Quellen

  • Informationstafel Naturerlebnisweg Teufelsgraben
  • Quelle ist der Originalartikel, der ursprünglich von einem nun anonymen Benutzer als erster Bearbeiter erstellt wurde. Näheres siehe hier;
→ Besuch vor Ort, Gespräch mit Paul Herbst vom 21.10.2016