Das hallstattzeitliche Gräberfeld in Uttendorf im Pinzgau

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Blick vom Steinerbichl auf Uttendorf und das Stubachtal
Litzldorf in Uttendorf im Pinzgau

Das hallstattzeitliche Gräberfeld in Uttendorf ist die bisher bedeutendste archäologische Fundstelle im Pinzgau.

Lage und Allgemeines

Uttendorf liegt zwischen Zell am See und Mittersill im oberen Salzachtal nördlich der Salzach auf der Sonnseite des Tales. Das Salzachtal bildet eine wichtige inneralpine Verkehrslinie, von der aus einige Passwege über die Tauern nach Süden abzweigen. "Über das Saalachtal und das Quertal der Salzach ist diese Ost-West-Passage mit dem nördlichen Alpenvorland verbunden."

Das hallstattzeitliche Gräberfeld befindet sich ca. 500 m westlich des Ortskerns von Uttendorf, östlich der Ortschaft Litzldorf, auf einem flach geneigten Hang ca. 30 bis 50 m über dem Talboden.

Fundgeschichte

Bereits im Jahr 1962, als für die Verlegung einer neuen Ortswasserleitung gegraben wurde, stieß man auf größere Steinplatten und darunter auf Keramik und Bronzegegenstände. Nach Verständigung der Gendarmerie erfuhr der damalige Landesarchäologe Martin Hell von den Funden. Er besichtigte den Fundort noch am selben Tag und musste leider feststellen, dass durch die Grabung bereits eine Reihe von Gräbern angeschnitten und teilweise zerstört waren. Er konnte aber eine Reihe von Fundstücken bergen und die Fundlage begutachten. Seine Untersuchungen beschränkten sich auf die Leitungstrasse ohne Berücksichtigung des umliegenden Geländes. Noch im gleichen Jahr erschien ein ausführlicher Bericht über die Fundstelle.

Im Jahr 1975 wollte Dr. Fritz Moosleitner eigentlich beim Gasthof Lukashansl in Bruck an der Großglocknerstraße eine Grabung durchführen. Dort war bereits im Jahr 1961 – ebenfalls bei der Verlegung einer Wasserleitung – ein hallstattzeitliches Grab entdeckt worden. Da der damalige Besitzer aber nicht kooperativ war, entschied sich Dr. Moosleitner für die Grabung in Uttendorf.

1975 wurde eine erste Testgrabung im Anschluss an die ursprüngliche Fundstelle durchgeführt. Es konnten weitere neun Steinkistengräber aufgefunden und dokumentiert werden. Dabei zeigte sich nach keiner Richtung eine Begrenzung des Gräberfeldes. 1976 bis 1990 erfolgte daher in einer alljährlichen mehrwöchigen Grabungskampagne eine systematische Freilegung des hallstattzeitlichen Friedhofes. Die Grabungsleitung lag bei Dr. Fritz Mossleitner, der Verantwortliche für Restaurierung und Konservierung der Funde war Bruno Reiterer, Restaurator am Salzburger Museum Carolino Augusteum, der auch an allen Grabungen mitgearbeitet hat. Geholfen haben auch viele freiwillige Helfer und Helferinnen. Ab 1977 wurde die Grabung zur Rettungsgrabung, da Parzellierung und Verbauung des Areals mit Einfamilienhäusern einsetzte, was von nun an den Fortgang der Grabungen bestimmte. Alle Parzellen konnten vor der Bebauung vollständig untersucht werden mit Ausnahme einer am Westrand des Friedhofes, deren Verbauung bereits mehrere Jahre vorher erfolgt ist.

Gräberfunde 2002

Im Zuge einer Wegverbreiterung konnten im April 2002 weitere 15 Gräber mit interessanten Beigaben geborgen werden. Die Arbeiten wurden von Dr. Raimund Kastler, Landesarchäologe, und von seinem Vorgänger, Dr. Fritz Moosleitner, gemeinsam durchgeführt und geleitet.

Das Gräberfeld

Das Gräberfeld von Uttendorf weist die Form eines Dreieckes mit horizontaler Basis und hangabwärts gerichteter Spitze auf. Die Länge der Basis beträgt 100 m, die Erstreckung in Hangrichtung ebenfalls 100 m, der Höhenunterschied beträgt ca. 20 m, die Flächenausdehnung ca. 5000 m². Im Westen des Gräberfeldes bildet der Steilabbruch zum Manlitzbach eine natürliche Begrenzung. An der Ostseite liegt eine grabenartige Einsenkung, die von einer Quelle am Hangfuß ausgeht. Sie ist in späterer Zeit aus landwirtschaftlichen Erfordernissen heraus zugeschüttet worden. Der Nordrand des Gräberfeldes geht in steileres Gelände über und bildet dadurch einen natürlichen Abschluss.

Grabbau und Bestattungssitten

Inneralpin hielt man während der gesamten Eisenzeit an der bereits in der Bronzezeiit üblichen Brandbestattung fest. Auch in Uttendorf finden sich ausschließlich Brandgräber. Die Toten wurden festlich gekleidet und mit Grabbeigaben (Waffen, Gefäße mit Nahrungsmitteln, Schmuck, Webstuhlgewichte etc.) versehen auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt. Der Verbrennungsplatz lag vermutlich außerhalb des Gräberfeldes, da er innerhalb nicht lokalisiert werden konnte.

Steinkistengräber

Für die Beisetzung verwendete man in Uttendorf das Steinkistengrab. Es wurde eine kleine runde Grube eingetieft, bzw. ausgehoben und ein Bodenbelag entweder mit einer Steinplatte oder mit mehreren sorgfältig aneinander gereihten Schieferplatten gebildet. Darüber versetzte man stehende Steinplatten aus gebrochenem Grauwackenschiefer, der am Rand des Gräberfeldes ansteht, als Wände der Grabkammer. Die lichte Weite der Grabkammer reicht von 25 bis 100 cm, die Höhe von 20 bis 70 cm. Zwischen Steinkiste und Erdreich füllte man Steine ein. Auch Geschiebesteine aus dem nahen Manlitzbach kommen vor. In diese Steinkisten wurde der Leichenbrand in Gefäßen aus organischem Material - meist Holz oder Leder, manchmal auch aus Ton – deponiert. Die Reste der verbrannten Beigaben wurden ebenfalls in die Steinkiste eingebracht. In der Regel wurde auch noch eine unverbrannte Schale oder ein Töpfchen aus Ton, vermutlich mit Speisen gefüllt, in die Grabkammer gestellt. Holzreste verweisen auf Holzeinbauten, die aber kaum erhalten blieben. Die Grabkammer wurde mit einer großen Schieferplatte abgedeckt oder alternativ mit einem Granitfindling. Darüber wurden zur Kennzeichnung kleine Steinmale platziert. Alle Gräber waren ungestört.

Urnen- und Brandschüttungsgräber

Rund ein Viertel aller Uttendorfer Gräber waren sog. Urnen- und Brandschüttungsgräber, die gegenüber den Steinkistengräbern eine Abweichung bei den verwendeten Urnen aufweisen. Der Unterschied besteht hauptsächlich im Material. Die Grabgrube selbst ist meist etwas kleiner, in der Grubenmitte wurde das Urnengefäss aufgestellt und ringsum die Aschenreste des Leichenfeuers eingeschüttet. Der Leichenbrand befand sich in einem Topf oder in einer Schale. Diese Bestattungen erfolgten zeitgleich mit den Steinkistengräbern.

Grabbeigaben

Rund die Hälfte der Gräber enthielt keine Grabbeigaben. Die Reste der mit verbrannten Metallbeigaben hat man in der Regele als "Paket" in der Grabkammer nieder gelegt. Es fanden sich je nach Geschlecht der Toten Bronzefibeln, steinerne Webstuhlgewichte, Eisenmesser, Kolliers aus Bernstein- und Glasperlen, Werkzeuge aus Eisen, Lanzenspitzen und Beile aus Bronze. Die Keramik stammte teils aus lokalen Werkstätten, teils aus dem nördlichen Alpenvorland und aus Venetien. Einige der Gräber wiesen eine überdurchschnittliche Grabausstattung auf.

Zeitstellung des Gräberfeldes in Uttendorf

Die Belegung des Gräberfeldes setzt am Beginn der älteren Eisenzeit – der Hallstattzeit – ein und endet in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. Die Belegungszeit dauert daher 100 bis maximal 150 Jahre an. Man rechnet daher in der zum Gräberfeld gehörenden Siedlung mit einer Einwohnerzahl von ca. 200 Personen. Die Beigaben weisen auf weitreichende Handelskontakte dieser Menschen hin. Die wirtschaftliche Lebensgrundlage bestand in den Bodenschätzen der Region. Die Kupfererzlagerstätten liegen in den Schieferzone (Grauwackenzone) der Ostalpen. In Bischofshofen, Mühlbach am Hochkönig und Viehhofen sind die bekannteren Erzgewinnungsstätten, aber man hat auch im oberen Salzachtal nach Kupfererz geschürft.

Keltendorf Uttendorf Steinerbichl
Keltendorf Uttendorf Steinerbichl2

Arbeits- und Wohnstätten

In der Nähe des Gräberfeldes liegt in zwei Wegstunden Entfernung die Vierthaleralm auf 1611 m ü. A., auf der deutliche Abbauspuren bis heute überdauert haben. Knapp unterhalb dieses Geländes finden sich einige künstlich angelegte Terrassen, auf denen vermutlich einfache Unterkünfte errichtet wurden. Schmelzplätze wurden bis jetzt nicht entdeckt. Sie wären in tieferen Lagen zu suchen, wo ausreichend Brennmaterial zur Verfügung steht.

Den Steinerbichl, der rund 80 m höher als das Gräberfeld oberhalb des Ortes Uttendorf liegt, hat bereits Martin Hell auf Siedlungsspuren untersucht. Er fand Scherben der Bronzezeit, der Hallstattzeit und der frührömischen Epoche. Gräberfeld und Steinerbichl sind durch einen alten, gleichmäßig ansteigenden Weg verbunden. Man geht daher davon aus, dass hier die zum Gräberfeld gehörende Siedlung war. Mittlerweile hat man an dieser Stelle systematische archäologische Grabungen durchgeführt und ist dabei das Keltendorf Steinerbichl Uttendorf zu errichten.

Grabungsergebnis

Vom veranschlagten ursprünglichen Grabbestand von 600 bis 700 Gräbern konnten 448 freigelegt werden. Die Grenzen des Friedhofes wurden nach allen Seiten hin erreicht, bis auf eine schmale Zone im nordwestlichen Bereich, wo weitere Bestattungen vermutet werden. Da dort keine Verbauung geplant ist, wurde nicht gegraben. Das Gesamtergebnis der Grabung ist als sehr bedeutend einzustufen.

Quellen

  • Fritz Moosleitner "Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Uttendorf im Pinzgau", Begleitheft zur Sonderausstellung im Stadt-Museum im Vogt- oder Kastnerturm in Zell am See, 1992 und im Salzburger Museum Carolino Augusteum, 1993
  • Mündliche Mitteilung durch Dr. Fritz Moosleitner

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