Großvenediger
Der Großvenediger war mit 3 657 m ü. A. (Messung 2014, früher 3 674 m ü. A.) der höchste Berg im Bundesland Salzburg und befindet sich in den Hohen Tauern nahe der Grenze des Bundeslands Salzburg bereits in Osttirol.
Geschichte
Erstbesteigung
Ein früherer Versuch der Besteigung im Jahr 1828 durch Erzherzog Johann von Österreich war fehlgeschlagen. Er musste mit seinen sechzehn Männern kurz vor dem Ziel wegen eine Eislawine umdrehen.
Die Erstbesteigung war als politische Demonstration inszeniert worden. Nach Aufrufen in Zeitungen nahmen 40 Männer teil, darunter der Gerichtsvollzieher von Mittersill, Ignaz von Kürsinger, und Josef Freiherr Lasser von Zollheim. Die Erstbesteigung dann erfolgte am 3. September 1841.[1] Es war eine richtige Expedition, bestehend aus 40 Teilnehmern, die vor allem auf Betreiben von Ignaz von Kürsinger zustande gekommen war. Die Expedition stand unter der Leitung von Ignaz von Kürsinger und Dr. Anton von Ruthner, der als erster Tourist den Gipfel betreten hat. Die Expedition stieg von Neukirchen am Großvenediger, durch das Obersulzbachtal über die Stierlahnerwand. 26 Teilnehmer der 40-köpfigen Mannschaft erreichten den Gipfel, die anderen blieben wegen Müdigkeit zurück.
Der Aufstieg dauerte achteinhalb Stunden, zum Teil gefährlichen Gehens und Klettern und man erreichte kurz vor 10 Uhr Vormittag den Gipfel. Dort hissten sie unter patriotischen Rufen die mitgebrachte Fahne aus weißem Leinen an einer 2,2 Meter langen, in Salzburger Landesfarben rot und weiß bemalten Stange.
Weiter Ereignisse
Im Dezember 1901 gelang der Alpinist Günther Freiherr von Saar die erste Skiersteigung des Großvenedigers
Neuvermessung 2014
Aufgrund der Erwärmung im Gebirge aperte im Sommer 2012 das Gipfelkreuz so gefährlich aus, dass es von Mitgliedern der Bergrettung umgelegt und an anderer Stelle neu verankert werden musste. Neueste Messungen (Frühjahr 2014) haben ergeben, dass der Gipfel des Großvenedigers mittlerweile um 17 m geschrumpft ist. Aber nicht nur nur die Höhe wurde korrigiert, sondern auch die Lage des Gipfels - er befindet sich bereits auf Osttiroler Gebiet, wie das Bundesamt für Eich- und Messungswesen feststellt[2][3]
Im Österreich-Ranking belegt der Oberpinzgauer Grenzberg den fünften Rang, seitdem die 3 721 m ü. A. hohe Glocknerwand neuerdings als eigener Berg gewertet wird.
Der tatsächlich höchste Berg im Bundesland Salzburg dürfte das Große Wiesbachhorn mit 3 564 m ü. A. sein[4]
Legenden
Um den Großvenediger ranken sich auch viele Sagen, wie jene vom Großvenediger Mandl.
Geheimnisvolle Südländer
Seinen heutigen Namen verdankt der früher als Stützerkopf, Sulzbacher oder Keeskogel bezeichnete Berg höchstwahrscheinlich für die Einheimischen exotischen durchziehenden Händlern aus Oberitalien. Schon halb ins Sagenreich gehören die "Venedigermandeln", geheimnisvolle Venezianer, die auf der Suche nach edlen Metallen und Steinen, waren - im Gegensatz zu ihren heutigen Nachfahren, die mehr an Pilzen Gefallen finden. Begehrt waren auch "Zutaten" für das exklusive Murano-Glas, dessen Zusammensetzung unter Todesstrafe nicht verraten werden durfte. Gänzlich sagenhaft ist jedenfalls der Blick vom Venedigergipfel bis zur gleichnamigen Stadt an der Adriaküste. Bis zum Kirchturm von Jochberg im Tirolischen reicht die Fernsicht aber.
Später Sieg nach mehreren Anläufen
Bestiegen wurde der seit 1797 unter diesem Namen verzeichnete Berg vergleichsweise spät, wenn man bedenkt, dass 1800 bereits Menschen auf den Großglockner gelangt waren. Der Bramberger Förster Paul Rohregger machte 1810 den ersten Versuch im Alleingang, erreichte den 3 468 Meter hohen Kleinvenediger und musste erst in Gipfelnähe wegen einer unüberwindbaren Gletscherspalte und des dichten Nebels umkehren. Erzherzog Johann, Enthusiast der Ländlichkeit und der Berge, unternahm 1828 mit einer 15-köpfigen Gruppe den zweiten Anlauf über die vergletscherte Nordwestwand. Ebenfalls dabei war Paul Rohregger, der von einer Lawine erfasst und leicht verletzt wurde. Es waren drei junge Wiener, deren Erstbesteigungspläne 1841 den damaligen Mittersiller Gerichtspfleger Ignaz von Kürsinger veranlassten, den Gipfelsieg in einer Annonce in der Salzburger Zeitung zu einer "nationalen Angelegenheit des Oberpinzgaus" zu erklären, damit die "Weltalte Majestät, die höchste Zinne des Landes, von den Söhnen unseres Tales erklommen wird." 40 Bergsteiger, neben den erhofften Oberpinzgauern auch die drei Wiener, folgten dem Aufruf. 26 von ihnen kamen bis zum Gipfel, als erster der als "Hausstatter Sepp" bekannte Führer, danach auch Kürsinger, die drei Wiener und Paul Rohregger - inzwischen 67 Jahre alt und Vater von 16 Kindern - mit Sohn. Die beiden errichteten im Jahr darauf auch den ersten Unterstand im hochalpinen Gelände. Die Erstbesteigung muss eine Ochsentour gewesen sein, da die meisten Bergsteiger noch am selben Tag bis nach Neukirchen zurückgingen, ein Lehrer aus Stuhlfelden war sogar 26 Stunden unterwegs.
Bergsteiger-Boom und Berg-Rekorde
Spätestens ab dem Ende des 19. Jahrhunderts setzte die touristische Erschließung des Großvenedigers voll ein, das Hüttenangebot wuchs kräftig, Maler und Fotografen verbreiteten den Mythos "Großvenediger" bildreich in aller Welt, ab 1898 konnten Bergsteiger mit der Pinzgaubahn anreisen. Sieben Jahre zuvor stand mit der Thalgauerin Maria Gaertner die erste Frau auf dem Gipfel, 1900 erfolgte die erste Winterbesteigung. Weltwirtschaftskrise und Tausend-Mark-Sperre beendeten den Boom auf Salzburgs höchstem Berg. Karl Sollerer, Bergführer und Hüttenwirt der Kürsingerhütte von 1964 bis 1973, ist mit 850 Besteigungen der mutmaßliche Rekordhalter, der Bergretter und Schuhmachermeister Karl Fuchs mit 85 Jahren der wohl älteste Venedigerbesteiger.
Schmelzende Majestät
Dennoch ist nichts von Bestand. Die Venedigergruppe ist als am stärksten vergletscherte Gebirgsgruppe in den Hohen Tauern stark vom Klimawandel betroffen. Das Obersulzbachkees maß Ende der 1960er Jahre noch elf Quadratkilometer. Seit 1850 ist die Gletscherzunge um mehr als drei Kilometer zurückgegangen und hat eine Milliarde Kubikmeter an Masse verloren, das Untersulzbachkees büßte allein im Jahr 2002 20,5 Meter an Länge ein. Die von Kürsinger "Türkische Zeltstadt" getauften bizarren Eisformationen mit weit aufragenden Kegeln und Zacken im hinteren Obersulzbachtal ist nur noch fotografische Erinnerung und längst als Schmelzwasser in die Salzach gelangt. Am augenscheinlichsten wird dies am Gipfel, der in den vergangenen zehn Jahren sieben Meter an Höhe einbüßte. Damit verlor auch das 1982 errichtete Gipfelkreuz seinen Halt und musste 2012 auf 7,5 Tonnen Felsbrocken, die per Hubschrauber auf den Gipfel geflogen wurden, neu verankert werden. Die verlorenen Höhenmeter wurden damit allerdings nicht wieder wettgemacht.
Ausstellung Mittersill, Jubiläumsprogramm in Neukirchen
2016, dem Jubiläum 175 Jahre Erstbesteigung des Großvenedigers ist eine Sonderausstellung im Felberturmmuseum in Mittersill gewidmet. Die von Walter Reifmüller in Kooperation mit der Nationalparkverwaltung gestaltete Ausstellung ist noch bis 26. Oktober 2016 zu sehen. Auch in Neukirchen, das den Großvenediger im Ortsnamen trägt, wird dieses Jubiläum von Mai bis November gebührend gefeiert. Dazu sind Aktivitäten wie der Venediger-Rush, Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen oder eine "Wirtshaus-Roas" geplant.[5]
Kürsingerhütte
- Hauptartikel: Kürsingerhütte
Die erste Schutzhütte am Großvenediger wurde dann bereits 1842 wenige Meter von der heutigen Lage erbaut. 1875 entstand eine zweite Hütte, die Kürsingerhütte, an gleicher Stelle, die nach Ignaz Kürsinger benannt wurde. Von Kürsinger stammt auch die Bezeichnung "weltalte Majestät" für den Großvenediger.
Quellen
- Brettenthaler, Josef: Salzburgs Synchronik, Verlag Alfred Winter, 2002, ISBN 3-85380-055-6
- www.panos.at Panoramabilder - anklicken zum Vergrößern
- "Salzburger Nachrichten", 14. Juli und September-Ausgaben 2012
- www.zvab.com Buch: Kürsinger, Ignaz v. und Spitaler, Franz: Der Groß-Venediger in der norischen Central-Alpenkette, seine erste Ersteigung am 3. September 1841, und sein Gletscher in seiner gegenwärtigen und ehemaligen Ausdehnung. Mit einem Anhange: Die zweite Ersteigung am 6. September 1842
- "Salzburger Nachrichten", Lokalteil S. 8, 5. Juni 2014
Fußnoten
- ↑ eine Quellenangabe zum Termin findet sich in anno, Österreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune, Ausgabe vm 10. November 1841, Seite 3, rechts unten in der Fußnote
- ↑ siehe Lage auf AMap, Suche im Bundesland Salzburg nicht erfolgreich, Suche in Tirol erfolgreich]
- ↑ Großvenediger - der höchste "Salzburger"
- ↑ siehe AMap
- ↑ Quelle Salzburger Landeskorrespondenz vom 1. Juni 2016