Axel Corti

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Axel Corti (* 7. Mai 1933 in Paris, Frankreich; † 29. Dezember 1993 in Oberndorf bei Salzburg, Flachgau) war Regisseur, Radiomacher und Autor.

Frühe Jahre

Cortis Leben begann in Paris, wohin seine Eltern der Arbeit wegen gezogen waren. Während des Zweiten Weltkrieges flüchtete die Familie in die Schweiz. Von dort gingen sie nach Italien und Österreich. Nach langen, kriegsbedingten Wanderjahren fasste Corti schließlich in Innsbruck, Tirol, Fuß. Nach der Matura begann Cortis Karriere - er selber hätte das Wort nicht verwendet sondern von "Entwicklung" gesprochen - als Sprecher und Reporter beim ORF. Von 1956 bis 1960 war er Leiter der Literatur- und Hörspielabteilung von Studio Tirol; nebenbei beschäftigte er sich mit der Theaterarbeit.

Regisseur

1960 wurde er Regieassistent und später Dramaturg und Regisseur am Wiener Burgtheater. Als 30jähriger drehte er 1963 mit "Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter" den letzten Spielfilm, in dem Hans Moser mitwirkte. Vier Jahre später avancierte er zum Spezialisten für Fernsehshows und -opern. Seinen Ruf als sensibler Filmgestalter begründete Corti unter anderem mit dem Fernsehspiel "Der Fall Jägerstetter" - dessen Kinofassung "Die Verweigerung" hiess -, in dem er sich 1971 mit der Naziherrschaft und deren Folgen auseinandersetzte. "Ein junger Mann aus dem Innviertel" (1973) entwirft ein beklemmendes Psychogramm Adolf Hitlers. Cortis filmisches Œuvre setzte Maßstäbe im österreichischen (und europäischen) Fernsehen der 1970er und 1980er Jahre und befasste sich nicht selten mit Fragen von Schuld und Identität.

1986 gelang ihm international der Durchbruch mit "Welcome to Vienna", der Geschichte über einen jungen Wiener jüdischer Herkunft, der über Prag, Paris und Marseille nach New York geflüchtet ist und nach Wien zurückkehrt. Einen großen Namen im deutschsprachigen Raum machte sich Corti mit seinen Literaturverfilmungen. Corti nahm sich vieler österreichischer Autoren an und setzte sie ins Bild. 1984 entstand "Herrenjahre" nach Gernot Wolfsgruber, im selben Jahr "Eine blassblaue Frauenhandschrift" nach Franz Werfel. Seine letzte Arbeit, die dreiteilige Fernsehverfilmung von Joseph Roths Roman "Der Radetzkymarsch" mit Charlotte Rampling und Max von Sydow, konnte er nicht mehr selbst vollenden, sein Kameramann Gernot Roll stellte den Film fertig. Für diesen Film wurden ihm posthum der Adolf-Grimme-Preis und zwei Goldene Kameras verliehen.

Radiomacher

Am 4. Mai 1969 ging Cortis eigene Radiosendung "Schalldämpfer" erstmals auf Sendung. Gerd Bacher, damals ORF-Intendant, hatte dem jungen, vielseitig talentierten Mitarbeiter angeboten, eine Glosse zu produzieren, ganz nach eigenem Gutdünken, um "Qualität meuchlings über den Sender zu bringen". Das ist gelungen. Mit unverwechselbarer Stimme und tiefgründigen, feuilletonistischen Texten schrieb Axel Corti Radiogeschichte. Der letzte Schalldämpfer wurde am 26. Dezember 1993 ausgestrahlt, ein paar Tage bevor er in Oberndorf an Leukämie starb.

Querdenker

Neben dem "Schalldämpfer" war Axel Corti beim ORF zeitweise auch Gastgeber des "Club 2".

Nicht nur seine Filme setzten Maßstäbe: Ohne Cortis Einsatz wäre in den 1980er Jahren kein Filmförderungsgesetz zustande gekommen. Auch die Idee eines Barriere freien Europa gefiel ihm: Als der französisch-deutsche Sender Arte 1992 erstmals auf Sendung ging, leitete Corti die erste deutschfranzösische TV-Diskussion.

Nach ihm ist der seit 1997 vergebene Axel-Corti-Preis, ein Jurypreis des Fernsehpreises der Österreichischen Erwachsenenbildung, benannt.

Weblinks

Quelle

  • Salzburger Nachrichten (Bernhard Flieher und Matthias Greuling)