Karl Roll
Karl Roll (* 27. Oktober 1850 in Salzburg; † 26. Juni 1934 ebenda) war ein Salzburger Jurist und (vor allem) Numismatiker[1].
Herkunftsfamilie
Rolls Vater, ebenfalls Karl Roll (* 1814 Wien, † 30. Mai 1862) mit Namen, war Hauptmann im k. k. Infanterieregiment Nr. 59.
Er heiratete am 5. Dezember 1849 Therese, Tochter des Großhändlers Franz Anton Schaffner, in deren Stammbaum sich die Salzburger Bürgermeister Sigmund Haffner († 1772), Johann Peter Metzger († 1795) und Franz Xaver Späth († 1853) finden. Die Schaffners waren wohlhabend, besaßen das Haus Waagplatz Nr. 2 und den Schaffnerhof (nachmals Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Mülln), an dessen Gartenmauer sich damals noch die Wellen der Salzach brachen.
Das einzige Kind dieser Ehe, Karl, folgte mit seiner Mutter bereits im Säuglingsalter dem Vater in dessen Südtiroler, lombardische und küstenländische Garnisonsorte; wegen Kränklichkeit zogen Mutter und Kind im Jahr 1856 in das großväterliche Haus am Waagplatz.
Ausbildung und Berufslaufbahn als Richter
Nach dem Besuch der k. k. Normalhauptschule bezog Karl 1862 das Staatsgymnasium, das er 1871 abschloss.
Anschließend studierte er die Rechtswissenschaft in Wien, München und Innsbruck. 1876 wurde er Rechtspraktikant beim Landesgericht Wien, kam dann nach Salzburg und verfolgte die Richterlaufbahn. 1882 bis 1884 war er Gerichtsadjunkt in Enns (Oberösterreich, 1884 bis 1888 in Klosterneuburg, 1888 bis 1892 in Wiener Neustadt. 1892 bis 1896 war er Bezirksrichter in Zell am See, 1896 Ratssekretär in Salzburg und 1899 bis 1904 Landesgerichtsrat beim Kreisgericht Wels.
1904 ließ er sich in den Ruhestand versetzen und kehrte er in sein Haus nach Salzburg zurück.
Numismatik
Im Ruhestand konnte er nun ganz seinen Interessen leben.
Schon in seiner Jugendzeit, als ihm die Großmutter zu den Geburts- und Namenstagen und für gute Zeugnisse alte Taler gab, hatte er eine Münzensammlung anzulegen begonnen. Diese wuchs von Jahr zu Jahr – Carl von Frey war in vielem sein Mentor —, so dass sie um die Jahrhundertwende, mit den Sammlungen Gustav Zellers und Josef Hinterstoissers, zu den bedeutendsten Münzensammlungen Salzburgs gehörte.
Im Ruhestand wurde der Münzsammler zum Münzforscher. Er konzentrierte sich dabei ausschließlich auf die Zeit von Leonhard von Keutschach bis zum Ende der Salzburger Münzstätte im Jahr 1810.
Hier fand er ein noch fast unbearbeitetes Feld vor, denn außer Gustav Zellers großem Katalogwerk „Des Erzstiftes Salzburg Münzrecht und Münzwesen“ (2. Auflage Salzburg, 1893) und einigen kleinere Arbeiten desselben Verfassers lag nahezu nichts vor. So wertete Roll in den Jahren 1905 bis 1914 in unzähligen Arbeitsstunden die Bestände des Salzburger Landesarchivs aus. Die Münzensammlung des städtischen Museums studierte er nicht nur, sondern stellte sich auch als deren Betreuer zur Verfügung.
Karl Roll verfasste zwischen 1907 und 1934 ca. 100 Aufsätze numismatischen und historischen Inhalts, wovon sich der Großteil mit Salzburger Münzgeschichte beschäftigt. Ferner bereitete er eine Neuausgabe des schon vor mehr als vierzig Jahren erschienenen „Zeller“ vor, die schließlich unter dem Titel „Die Münzen und Medaillen des Erzstiftes Salzburg“ erschien.
Roll war auch bemüht, das Interesse breiterer Kreise für die Münzen zu wecken; er schrieb über allgemein interessierende Themen in Kalendern und Zeitungen. Er versuchte, wenn auch ohne Erfolg, zu erreichen, dass der untere Teil der Griesgasse, an dem das erzbischöfliche Münzhaus stand, in „Münzplatz“ umbenannt werde.
Seine eigene reichhaltige Sammlung gab Roll zu günstigen Bedingungen an das städtische Museum ab.
Privates
Karl Roll war seit dem 25. Oktober 1879 mit Marie Rauscher, Tochter des Stadtbaumeisters und Architekten Vinzenz Rauscher, in kinderloser, glücklicher Ehe verheiratet.
Er entschlief 83-jährig, nach fast zweijährigem Siechtum, in seinem Geburtshaus. Er wurde in der Familiengruft auf dem Petersfriedhof bestattet.
Ehrungen
Die Stadt Salzburg verlieh Karl Roll im Jahr 1920 das taxfreie Bürgerrecht.
1927 wurde er zum Oberlandesgerichtsrat ernannt.
Werke
Monographie:
- Max Bernhart[2], Karl Roll: Die Münzen und Medaillen des Erzstiftes Salzburg. Zwei Bände. Druck und Verlag von Kress & Hornung, München 1928 (1. Band) und 1931 (2. Band). (Neubearbeitung von Gustav Zellers „Des Erzstiftes Salzburg Münzrecht und Münzwesen“.)
Aufsätze:
Aufsätze Rolls finden sich ua. in
- den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde,
- den Mitteilungen der österreichischen Gesellschaft für Münz- und Medaillenfreunde,
- der Numismatischen Zeitschrift,
- den Mitteilungen der Bayrischen Numismatischen Gesellschaft und
- den Salzburger Museumsblättern
Ein von ihm selbst zusammengestelltes Verzeichnis seiner münzgeschichtlichen Aufsätze findet sich in der Einleitung des 2. Bandes seines Hauptwerkes.
Eine Auswahl wurde im Jahr 1986 im Salzburg Archiv neuerlich veröffentlicht.
Aufsätze in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK):
- Die erzstiftisch-salzburgischen Militär- und Zivil-Verdienst-Medaillen, in: MGSLK 49, 1909, S. 147-174
- Der katholische Erzbischof und der protestantische Kurfürst, in: MGSLK 49, 1909, S. 175-178
- Die Salzburger Münzmerkung vom Jahre 1681, in: MGSLK 50, 1910, S. 231-284
- Eine Salzburger Hochzeit im Jahre 1581, in: MGSLK 52, 1912, S. 161-180
- Die Medaillen-Stempel-Sammlung des Benediktiner-Stiftes St. Peter in Salzburg. Ein Beitrag zur Geschichte der Weihepfennige, in: MGSLK 54, 1914, S. 167-262
- Über das Ansehen der Salzburger Münzstätte, in: MGSLK 63, 1923, S. 61-66
Wiederveröffentlichte Aufsätze im Salzburg Archiv (SA):
- Die Schaumünzen auf die Salzburger Emigration, SA 7, S. 3–63
- (in Peter F. Kramml, Günther Rohrer (Hg.): Ausgewählte Aufsätze des Salzburger Numismatikers Karl Roll (1850 - 1934), in: Salzburg Archiv 1 (1986)
- Herzoglich-bairische Guldiner aus der erzstiftisch-salzburgischen Münzstätte, S. 21–23
- Matzenkopfs Medaille auf den Lunéviller Frieden, S. 25–30
- Fälschungen des Keutschach-Talers, S. 31–44
- Die Salzburger Münzmerkung vom Jahre 1681, S. 45–102
- Wurden für den Grafen von Aspremont in Salzburg Dukaten geprägt? S. 103–108
- Die Wahlmedaillen des letzten regierenden Erzbischofs von Salzburg Hieronymus Grafen Colloredo-Wallsee, S. 109–119
- Die Bergwerksmarken des Erzstiftes Salzburg, S. 121–151
- Zu den Bergwerksmarken des Erzstiftes Salzburgs (Nachtrag) S. 152–154
- Das Münzzeichen M.P. auf Salzburger Münzen des Jahres 1783, S. 155–156
- Die Ablaßpfennige der heiligen Kreuzbruderschaft in der Bürgerspitalkirche in Salzburg, S. 157–165
- Zur Keutschachtaler-Frage, S. 167–170
- Die Wahl- und Sinnsprüche auf den Münzen und Medaillen der Salzburger Erzbischöfe, S. 171–176
- Bemerkungen zu den Salzburger Bruderschafts-Pfennigen, S. 177–207
- Nachprägung eines Dukatens des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau 1595, S. 209–210
- Zu den Bergwerksmarken des Erzstiftes Salzburg, S. 211–230
- Aus der Zeit des Erzbischofs Maximilian Gandolf Grafen von Kuenburg: Zur Münzmerkung im Jahre 1681, S. 231–238
- Zum 150jährigen Jubiläum des Siegmundstores, S. 239–242
- Salzburger Stempeleisen des Münzamtes Wien, S. 243–250
- Die Turmgepräge des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau 1587–1612, S. 251–258
- Das Münzauswerfen im Jahre 1699, S. 259–263
- Die kleinen Salzburger Dick-Klippen, S. 264–272
- Eine unbekannte Salzburger Bergwerks-Marke, S. 273–274
- Salzburger Notgeld, S. 275–278
- Der Gnadenpfennig des Salzburger Domkapitels für Kaspar Joachim Reiter, S. 279–284
- Die Salzburger Münzstempel, S. 285–290
- Die Spottmünzen auf die Salzburger Erzbischöfe aus dem Geschlechte der Grafen von Thun-Hohenstein, S. 291–292
- Georg Raphael Donner‘s Tätigkeit als Stempelschneider in Salzburg, S. 293–302
- Feste der Salzburger Münz- und Hüttenarbeiter, S. 303–308
- Freimannsmarken, S. 309–310
- Die Münzsammlung Hinterstoisser, S. 311–316
- Pfennigmeister Johann Gottfried Marschants Ende, S. ,317–325
Quellen
- Franz Martin: Karl Roll †. In: MGSLK 74, 1934, S. 187-189.
- B. Koch: Roll Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 223 f.
Fußnoten
Weblink
- Wikipedia-Artikel „Karl Roll“