Lager Glasenbach

Aus SALZBURGWIKI
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Das Lager Glasenbach Marcus W. Orr war ein Internierungslager der Amerikaner für Nazi-Verdächtige im Stadtgebiet von Salzburg. Es war das größte Internierungslager für Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher auf österreichischem Gebiet.

Lage

Obwohl das Lager den Namen Glasenbach trug, hatte es mit diesem Ortsteil von Elsbethen im Grunde nichts zu tun, sieht man davon ab, dass sich dort die nächst gelegene Bahnstation und das nächst gelegene Postamt befanden. Das Internierungslager selbst dehnte sich jedoch auf der linken Salzachseite auf dem Gebiet der heutigen Alpensiedlung aus. Etwa im Bereich zwischen der Hans-Webersdorfer-Straße, des heutigen Ginzkeyplatzes und der Karl-Emminger-Straße.

Name

Der Name Marcus W. Orr[1] geht auf den letzten im Zweiten Weltkrieg schwer verwundeten amerikanische Soldaten dieses Namens zurück.

Geschichte

Bei dem 25,3 ha großen Gelände des Camps handelte es sich um ein Areal, das im Dezember 1940 vom Reichsfiskus für die Deutsche Wehrmacht angekauft wurde. 1941 begann man mit der Errichtung von Behelfsunterkünften und mehreren Kraftfahrzeug- sowie Pionierboothallen für das Gebirgsjäger-Ersatzbataillon 82. Die Arbeiten wurden aber sehr eingeschränkt aufgrund der Kriegsentwicklung durchgeführt.

Gegen Kriegsende veranlasste die vorrückende Rote Armee viele Funktionäre des Nationalsozialismus, sich aus Ostösterreich nach Westen in den amerikanischen Sektor abzusetzen. Im amerikanischen Bereich wurden sie vom "automatic arrest" erfasst, einer Entnazifizierungsmaßnahme, die alle festsetzen soll, die in einer bestimmten Position für den Nationalsozialismus tätig waren. Dazu errichteten die Amerikaner im Herbst 1945 das "Lager W. Marcus Orr" und sammelten dort von mehreren kleineren Lagern aus Oberösterreich und dem SS Lager in Hallein die Personen.

So wurden bis zu 12.000 dieser tatsächlichen oder unter dem Verdacht stehenden Sympathisanten mit dem NS-Regime im Camp Marcus W. Orr interniert. Es waren sehr unterschiedliche Personen wie Chargen der SS, der Waffen-SS, Wehrmachtsgeneräle wie Kesselring und Rendulic, Bürgermeister, Ortsgruppenleiter, Gauhauptleute, Richter und Staatsanwälte, Industrielle, aber auch Kriegsverbrecher wie Walter Reder oder KZ-Kommandanten wie Franz Stangl und Anton Burger.

Die so gemischte Lagergemeinschaft von Unschuldigen und tatsächlichen Tätern nannte ihr Lager selbst Konzentrationslager, wohl auch als Reaktion der Verleugnung der tatsächlich von manchen der Lagerinsassen angestifteten oder durchgeführten unrechten Handlungen während der NS-Zeit. Die Entnazifizierungsbemühungen im Lager beschränkten sich auf Vernehmungen und das Ausfüllen von Fragebögen. So wurden nur die Schwerbelasteten gefiltert, die dann den Volksgerichten übergeben oder zu den NS-Prozessen in Dachau überstellt wurden.

Am 15. Oktober 1946 besuchte General Donald Dwight Eisenhower das Lager. Das Lager war von einem Stacheldrahtzaun umgeben, der jedoch trotz Bewachung Lebensmittel- und Wäschepakete von Angehörigen durchließ, und es kam auch zu gelegentlichen Fluchtversuchen. So konnte sich Anton Burger seiner Auslieferung an die Tschechoslowakei durch Flucht 1947 entziehen. Lagerkommandant war Colonel Wooten, der die Inhaftierten mit "meine Freunde" angesprochen hatte. Den Insassen wurde ein eigener Ordnerdienst und eine weitgehende Selbstverwaltung zugestanden, was zum raschen Wiederaufleben der alten Hierarchien führte.

Diese legere Behandlung wurde aber den amerikanischen Bewachern nicht gedankt. Denn bei einer Häftlingsüberstellung zu den Dachauer Prozessen am 19. März 1947 kam es zu einem Aufstand, der durch Schusswaffengebrauch der österreichischen Gendarmerie beendet werden konnte. Trotzdem machten die Amerikaner weitere Zugeständnisse. So wurde die Haftzeit in Glasenbach auf Volksgerichtsstrafen angerechnet.

Am 5. August 1947 übergab Zonenkommandant Generalmajor Harry J. Collins im Rahmen einer Feier das mit 1. August aufgelassene Internierungslager Marcus W. Orr an der Alpenstraße an die österreichischen Behörden.

Am 6. Jänner 1948 verließ der letzte Internierte das Lager Glasenbach: eine Gruppe von 21 Kriegsverbrechern aus dem Lager Marcus W. Orr wurde von den amerikanischen Behörden an das Landesgericht Salzburg überstellt; damit wurde auch die Abteilung für Kriegsverbrecher, die im Lager Marcus W. Orr noch unter amerikanischer Leitung stand, aufgelöst.

Aber erst am 9. September 1953 räumten die USFA endgültig das Lager Glasenbach, in dem sie seit Ende 1947 noch eine umzäunte Fläche für Lagerungszwecke gemietet hatten.

Quellen

  1. der am 19. März 1295 in Arkansas, USA, auf die Welt gekommene Soldat der "42nd Rainbow Infantry Division" bei Kampfhandlungen in Süddeutschland schwer verwundet und blieb den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt; er studierte nach dem Krieg und wurde Historiker; in dieser Funktion kam er mehrmals nach Europa, wurde Professor an der Memphis State University und starb am 1. November 1990; Quelle: Buch Camp Marcus W. Orr