Fernstreckenrennen Paris - Wien: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine Marke verkaufte sich also hauptsächlich über sportliche Erfolge, über Zuverlässigkeitstests, möglichst vom Hersteller persönlich erzielt (was ja noch Jahrzehnte anhielt, beispielsweise beim legendären Motorradrennen auf der Insel Man, der Tourist Trophy). | Eine Marke verkaufte sich also hauptsächlich über sportliche Erfolge, über Zuverlässigkeitstests, möglichst vom Hersteller persönlich erzielt (was ja noch Jahrzehnte anhielt, beispielsweise beim legendären Motorradrennen auf der Insel Man, der Tourist Trophy). | ||
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Von Bregenz ging es dann über den Arlberg mit Mittagsrast in Innsbruck nach Salzburg, zur letzten Rast vor der letzten Etappe. In Salzburg angekommen, standen die Fahrzeuge im Parc Fermé (motorsportliche Bezeichnung für eine Art von Fahrerlager, in die Fahrzeuge vor oder nach technischen Kontrollen eingesperrt werden, damit man keine technische Manipulationen mehr am Motor oder Fahrwerk vornehmen kann) im Hof der Kaserne in der [[Paris-Lodron-Straße]]. | Von Bregenz ging es dann über den Arlberg mit Mittagsrast in Innsbruck nach Salzburg, zur letzten Rast vor der letzten Etappe. In Salzburg angekommen, standen die Fahrzeuge im Parc Fermé (motorsportliche Bezeichnung für eine Art von Fahrerlager, in die Fahrzeuge vor oder nach technischen Kontrollen eingesperrt werden, damit man keine technische Manipulationen mehr am Motor oder Fahrwerk vornehmen kann) im Hof der Kaserne in der [[Paris-Lodron-Straße]]. | ||
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| − | * | + | * ''Salzburger Automobli- und Motorradgeschichte'', [[Verlag Anton Pustet]], 1997, ISBN 3-7025-0363-3, die Autoren waren [[Helmut Krackowizer]], [[Erich Marx]], [[Guido Müller]], [[Knut Rakus]], [[Volker Rothschädl]] und [[Harald Waitzbauer]] |
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Version vom 27. Juni 2008, 09:05 Uhr
Salzburg war beim Fernstreckenrennen Paris - Wien 1902 Etappenziel.
Warum Fernstreckenrennen?
Sowohl das Automobil als auch die Motorräder steckten um 1900 noch in ihren Kinderschuhen. Die Straßen hatten noch keinen Asphaltbelag, Gummireifen noch unbekannt bzw. ohne Luft, die Materialien gebrechlich und die Fahrer verwegen. Reifenwechsel nach wenigen Kilometern stand oft auf der Tagesordnung.
Eine Marke verkaufte sich also hauptsächlich über sportliche Erfolge, über Zuverlässigkeitstests, möglichst vom Hersteller persönlich erzielt (was ja noch Jahrzehnte anhielt, beispielsweise beim legendären Motorradrennen auf der Insel Man, der Tourist Trophy).
So wurden vor allem in Frankreich um die Jahrhundertwende zahlreiche Langstreckenrennen veranstaltet. Teilweise mit katastrophalen Unfällen, teilweise mit betrügerischen Episoden (man transportierte sein Fahrzeug mit der Eisenbahn ...).
Die Etappe in Salzburg
Das Rennen 1902 von Paris über Salzburg nach Wien führte über 1432 km. Die zweite Etappe von Belfort (Frankreich) durch die Schweiz nach Bregenz, Vorarlberg, musste neutralisiert, jedoch in längstens zehn Stunden passiert werden. Neutralisiert heißt, dass die Fahrzeuge nicht im "Renntempo" unterwegs sein durften, da die Schweizer Regierung dem Rennen ihre Zustimmung verweigert hatte.
Von Bregenz ging es dann über den Arlberg mit Mittagsrast in Innsbruck nach Salzburg, zur letzten Rast vor der letzten Etappe. In Salzburg angekommen, standen die Fahrzeuge im Parc Fermé (motorsportliche Bezeichnung für eine Art von Fahrerlager, in die Fahrzeuge vor oder nach technischen Kontrollen eingesperrt werden, damit man keine technische Manipulationen mehr am Motor oder Fahrwerk vornehmen kann) im Hof der Kaserne in der Paris-Lodron-Straße.
Die letzte Etappe Salzburg - Wien wurde am 29. Juni auf der Linzer Bundesstraße in Gnigl gestartet. Die ersten vier Fahrer wurden in Abständen von 15 Minuten auf die Strecke geschickt. Die weiteren Fahrer starteten in Zehn-Minuten-Abständen.
Sieger wurde der Franzose Marcel Renault (Sie erinnern sich an die oben stehende Einleitung ...), dessen Wagen mit "nur" 34 PS leistungsmäßig fast allen anderen Konkurrenten deutlich unterlegen war. Aber sein leichteres Gewicht und vor allem seine Zuverlässigkeit brachten ihm den Sieg. Seine "Schnittgeschwindigkeit" inkl. den Stopps für Reifenwechsel, Tanken und Reparaturen betrug aber immerhin noch 62,5 km/h.
Die Renaissance des Rennens
65 Jahre später, 1967, wurde dieses Rennen wiederholt und die Salzburger konnten auf dem Residenzplatz die Fahrzeuge von einst bestaunen. Die Salzburger Nachrichten berichteten ausführlich über dieses motorsportliche Ereignis.
Quelle
- Salzburger Automobli- und Motorradgeschichte, Verlag Anton Pustet, 1997, ISBN 3-7025-0363-3, die Autoren waren Helmut Krackowizer, Erich Marx, Guido Müller, Knut Rakus, Volker Rothschädl und Harald Waitzbauer