Änderungen

28 Bytes entfernt ,  19:15, 20. Feb. 2023
K
Textersetzung - „„“ durch „"“
Zeile 4: Zeile 4:     
== Einleitung ==
 
== Einleitung ==
Auch wenn die etymologische Herleitung der Begriffe „Erdapfel“, „Kartoffel“ und „Grundbirne“– wie weiter unten zu lesen steht -  allerhand Klärendes ergibt, wird hier der Begriff „Erdapfel“ vorgezogen, obwohl die Bezeichnung „Kartoffel“ sowohl historisch als auch heute im [[Land Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]] außerhalb des [[Lungau]]es bodenständig geblieben ist. Dagegen wird etwa in [[Oberösterreich]] der Begriff "Erdapfel" überwiegend verwendet.
+
Auch wenn die etymologische Herleitung der Begriffe "Erdapfel“, "Kartoffel“ und "Grundbirne“– wie weiter unten zu lesen steht -  allerhand Klärendes ergibt, wird hier der Begriff "Erdapfel“ vorgezogen, obwohl die Bezeichnung "Kartoffel“ sowohl historisch als auch heute im [[Land Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]] außerhalb des [[Lungau]]es bodenständig geblieben ist. Dagegen wird etwa in [[Oberösterreich]] der Begriff "Erdapfel" überwiegend verwendet.
    
==Biologisches==
 
==Biologisches==
Die Pflanze, als „Erdäpfel-Staude“ bezeichnet, ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Mit den Bezeichnungen Erdapfel und Kartoffel meint man in der Regel die unterirdisch wachsende Knolle der Pflanze. Neben den Anbau- und Gedeih-Eigenschaften verdanken die Erdäpfel ihrem Gehalt an Kohlehydraten, wertvollem pflanzlichen Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen ihre heutige Rolle als eines der neben Reis und [[Mais]]  weltweit verbreiteten Grundnahrungsmittel.
+
Die Pflanze, als "Erdäpfel-Staude“ bezeichnet, ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Mit den Bezeichnungen Erdapfel und Kartoffel meint man in der Regel die unterirdisch wachsende Knolle der Pflanze. Neben den Anbau- und Gedeih-Eigenschaften verdanken die Erdäpfel ihrem Gehalt an Kohlehydraten, wertvollem pflanzlichen Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen ihre heutige Rolle als eines der neben Reis und [[Mais]]  weltweit verbreiteten Grundnahrungsmittel.
    
==Etymologisches zu Erdapfel, Kartoffel und Grundbirne==
 
==Etymologisches zu Erdapfel, Kartoffel und Grundbirne==
Die Übertragung der Bezeichnung „Erdapfel“ auf die Kartoffel stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist mittlerweile in Europa weit verbreitet. Erdapfel, mittelhochdeutsch ''ertapfel'', althochdeutsch ''erdaphul'', ist  ein altes deutsches Wort, mit dem ursprünglich verschiedene ''heimische'' Früchte bezeichnet wurden, also Früchte, die auf dem (und im) Erdboden wachsen, wie  Kürbis, Melone und Gurke).  
+
Die Übertragung der Bezeichnung "Erdapfel“ auf die Kartoffel stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist mittlerweile in Europa weit verbreitet. Erdapfel, mittelhochdeutsch ''ertapfel'', althochdeutsch ''erdaphul'', ist  ein altes deutsches Wort, mit dem ursprünglich verschiedene ''heimische'' Früchte bezeichnet wurden, also Früchte, die auf dem (und im) Erdboden wachsen, wie  Kürbis, Melone und Gurke).  
   −
Mit der Kartoffel hat dieser mittelalterliche Begriff "Erdapfel" aber nicht zu tun, weil die Kartoffel erst im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa bekannt wurde (im Alpenraum z.T. erst deutlich später) Im deutschen Sprachraum wird und wurde der Begriff „Erdapfel“ teilweise auch für die (allerdings erst sehr spät weiter bekannt gewordene) Topinambur verwendet. Die Bezeichnung „Grundbirne“ als andere Wortbildung steht im regional sehr unterschiedlichen Sprachgebrauch wegen ihrer Form ebenso für die länglichere Kartoffel in Gebrauch. (Die Topinambur besitzt grundsätzlich eine ebenso längliche Form wie der Erdapfel).   
+
Mit der Kartoffel hat dieser mittelalterliche Begriff "Erdapfel" aber nicht zu tun, weil die Kartoffel erst im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa bekannt wurde (im Alpenraum z.T. erst deutlich später) Im deutschen Sprachraum wird und wurde der Begriff "Erdapfel“ teilweise auch für die (allerdings erst sehr spät weiter bekannt gewordene) Topinambur verwendet. Die Bezeichnung "Grundbirne“ als andere Wortbildung steht im regional sehr unterschiedlichen Sprachgebrauch wegen ihrer Form ebenso für die länglichere Kartoffel in Gebrauch. (Die Topinambur besitzt grundsätzlich eine ebenso längliche Form wie der Erdapfel).   
   −
Der Begriff „Kartoffel“ ist seit dem [[17. Jahrhundert]] bezeugt (älter ist ''tartoffel''). Er stammt aus dem Italienischen ''tartuficolo'', eine Bezeichnung, die „Erdknolle“ bedeutet, unter der aber eigentlich nicht die Kartoffel sondern die Trüffel gemeint war.
+
Der Begriff "Kartoffel“ ist seit dem [[17. Jahrhundert]] bezeugt (älter ist ''tartoffel''). Er stammt aus dem Italienischen ''tartuficolo'', eine Bezeichnung, die "Erdknolle“ bedeutet, unter der aber eigentlich nicht die Kartoffel sondern die Trüffel gemeint war.
    
==Kulturgeschichtliches==
 
==Kulturgeschichtliches==
Zeile 37: Zeile 37:  
Im Gegensatz dazu steht das auf dem untenstehenden Link abzurufende Video über eine moderne maschinelle, wenn auch heute noch nicht ganz ohne menschliche Hilfe mögliche Kartoffel-Ernte. Eine Zwischenstufe in der Mechanisierung bildeten von Zugtieren gezogene Geräte wie der unten abgebildete Kartoffelroder, der mit seinen Gabeln die Erdäpfel aus der Erde beförderte, die dann aber nach wie vor händisch aufgelesen werden mussten.
 
Im Gegensatz dazu steht das auf dem untenstehenden Link abzurufende Video über eine moderne maschinelle, wenn auch heute noch nicht ganz ohne menschliche Hilfe mögliche Kartoffel-Ernte. Eine Zwischenstufe in der Mechanisierung bildeten von Zugtieren gezogene Geräte wie der unten abgebildete Kartoffelroder, der mit seinen Gabeln die Erdäpfel aus der Erde beförderte, die dann aber nach wie vor händisch aufgelesen werden mussten.
   −
[[Franz Fuchs]] - langjähriger Salzburgwiki-User - erinnert sich an die Zeit zwischen [[1950]] und [[1961]], als er mit seiner Familie in [[Oberalm]] gelebt hat. Damals hat sein Vater als bitter benötigten Zuverdienst alljährlich Erdäpfel angebaut und diese nach der Ernte mit dem Handwagen zu den Kundschaften ausgefahren. Noch vorher hatten die Kinder der Familie auch bei der Betreuung des Ackers mitzuarbeiten. Da hieß es "Erdäpfelacker-Jäten" und in Käferjahren auch "Erdäpfelkäfer-Klauben". Schlussendlich war es bei der Ernte die Aufgabe der Kinder den „Sack aufzuhalten“, damit ihn die Erwachsenen mit den ausgegrabenen Kartoffeln befüllen konnten. Eine ebenfalls nicht sehr beliebte Tätigkeit, weil sie mit unangenehmer, "erdstaubiger" Atemluft verbunden war.
+
[[Franz Fuchs]] - langjähriger Salzburgwiki-User - erinnert sich an die Zeit zwischen [[1950]] und [[1961]], als er mit seiner Familie in [[Oberalm]] gelebt hat. Damals hat sein Vater als bitter benötigten Zuverdienst alljährlich Erdäpfel angebaut und diese nach der Ernte mit dem Handwagen zu den Kundschaften ausgefahren. Noch vorher hatten die Kinder der Familie auch bei der Betreuung des Ackers mitzuarbeiten. Da hieß es "Erdäpfelacker-Jäten" und in Käferjahren auch "Erdäpfelkäfer-Klauben". Schlussendlich war es bei der Ernte die Aufgabe der Kinder den "Sack aufzuhalten“, damit ihn die Erwachsenen mit den ausgegrabenen Kartoffeln befüllen konnten. Eine ebenfalls nicht sehr beliebte Tätigkeit, weil sie mit unangenehmer, "erdstaubiger" Atemluft verbunden war.
    
==Die Kartoffel im Land Salzburg==
 
==Die Kartoffel im Land Salzburg==
Zeile 45: Zeile 45:  
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts hatten bald sehr viele Bauern und Häusler einen kleinen Erdäpfelacker zur Deckung des Eigenbedarfes. Kartoffeln wurden daher in allen Gebirgsgauen des Landes bis in höhere Siedlungslagen angepflanzt, was heute aus Arbeits- und Ertragsgründen kaum mehr geschieht. Nicht so im [[Lungau]].  
 
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts hatten bald sehr viele Bauern und Häusler einen kleinen Erdäpfelacker zur Deckung des Eigenbedarfes. Kartoffeln wurden daher in allen Gebirgsgauen des Landes bis in höhere Siedlungslagen angepflanzt, was heute aus Arbeits- und Ertragsgründen kaum mehr geschieht. Nicht so im [[Lungau]].  
   −
Der Lungauer [[Eachtling]] ( eigentlich "Erdling", auch "Eachtleng" ausgesprochen), die im Lungau seit dem Bekanntwerden der Kartoffel in den Jahren nach 1800 übliche mundartliche Bezeichnung für Erdäpfel, wird auf rund 150 ha in verschieden Sorten auch weiterhin in hohen Lagen angebaut und konnte in den letzten Jahrzehnten als regionale Marke verstärkt Bekanntheit und Popularität gewinnen. Der Eachtling verdankt seine Qualität dem in der Anbauregion herrschenden Vegetationsklima, das von der dort gegebenen Beckenlage und der Seehöhe bestimmt wird. Der Lungauer „Eachtling“ steht im Übrigen nicht nur auf der menschlichen Speisekarte, sondern kommt auch in der [[Landwirtschaft|landwirtschalftlichen]] Nutzttierhaltung als Futterkartoffel zum Einsatz.
+
Der Lungauer [[Eachtling]] ( eigentlich "Erdling", auch "Eachtleng" ausgesprochen), die im Lungau seit dem Bekanntwerden der Kartoffel in den Jahren nach 1800 übliche mundartliche Bezeichnung für Erdäpfel, wird auf rund 150 ha in verschieden Sorten auch weiterhin in hohen Lagen angebaut und konnte in den letzten Jahrzehnten als regionale Marke verstärkt Bekanntheit und Popularität gewinnen. Der Eachtling verdankt seine Qualität dem in der Anbauregion herrschenden Vegetationsklima, das von der dort gegebenen Beckenlage und der Seehöhe bestimmt wird. Der Lungauer "Eachtling“ steht im Übrigen nicht nur auf der menschlichen Speisekarte, sondern kommt auch in der [[Landwirtschaft|landwirtschalftlichen]] Nutzttierhaltung als Futterkartoffel zum Einsatz.
    
===Erdäpfel im Salzburger Kochalltag===
 
===Erdäpfel im Salzburger Kochalltag===
Zeile 71: Zeile 71:  
==Quellen==
 
==Quellen==
 
*Deutschsprachige Wikipedia, Stichworte ''Kartoffel, Kulturgeschichte der Kartoffel, Kartoffelsorten''
 
*Deutschsprachige Wikipedia, Stichworte ''Kartoffel, Kulturgeschichte der Kartoffel, Kartoffelsorten''
*''Taxenbacher Kochbuch'', überarbeitete 2. Auflage, HG Gemeinnütziger Verein „Arbeitskreis 3. Welt Taxenbach“ im Eigenverlag, keine Jahreszahlenangabe, von der Autorin erworben 1990
+
*''Taxenbacher Kochbuch'', überarbeitete 2. Auflage, HG Gemeinnütziger Verein "Arbeitskreis 3. Welt Taxenbach“ im Eigenverlag, keine Jahreszahlenangabe, von der Autorin erworben 1990
 
*Maria Voigt, ''Kochen nach Grundrezepten für Schule und Haus'', Schulbuch Nr. 0442, HG und Druck: Druckerei St. Gabriel, Mödling, keine Jahresangabe
 
*Maria Voigt, ''Kochen nach Grundrezepten für Schule und Haus'', Schulbuch Nr. 0442, HG und Druck: Druckerei St. Gabriel, Mödling, keine Jahresangabe
 
*Friedrich Kluge, ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', Walter de Gruyter – Berlin – New York 1989, S. 184 und 358
 
*Friedrich Kluge, ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', Walter de Gruyter – Berlin – New York 1989, S. 184 und 358