Erbhof: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt)
 
Zeile 2: Zeile 2:
  
 
==Allgemeines==
 
==Allgemeines==
Der Titel Erbhof ehrt das treue Festhalten an ererbten bäuerlichen Besitz. Um das Prädikat Erbhof zuerkannt zu bekommen, muss ein bäuerlicher Betrieb mindestens 200 Jahre innerhalb der selben Familie im Mannesstamm vererbt, bei Seitenverwandten mehr als zweiten Grades nicht im Kaufwege erworben, sondern ebenfalls vererbt worden sein. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das bäuerliche Anwesen für den Unterhalt der Familie ausreicht, mit einem Wohnhaus versehen ist und vom Eigentümer selbst bewirtschaftet wird.
+
Mehrere Bundesländer, darunter das Land Salzburg, haben Erbhofgesetze, in denen der Titel „Erbhof“ geregelt wird.
  
Erbhofbauern sind auch als Erhalter und Gestalter der Landschaft anzusehen. Besonders im alpinen [[Pongau]]er Raum war es oft nur unter schwersten Bedingungen möglich den eigenen Grund und Boden über 200 Jahre lang zu erhalten.
+
Der Titel Erbhof ehrt das treue Festhalten an ererbten bäuerlichen Besitz. Um das Prädikat Erbhof zuerkannt zu bekommen, muss ein bäuerlicher Betrieb mindestens 200 Jahre innerhalb der selben Familie im Mannes- oder Frauenstamm vererbt, bei Seitenverwandten mehr als zweiten Grades nicht im Kaufwege erworben (sondern ebenfalls vererbt) worden sein. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das bäuerliche Anwesen für den Unterhalt der Familie ausreicht, mit einem Wohnhaus versehen ist und vom Eigentümer selbst bewirtschaftet wird.
 +
 
 +
Erbhofbauern sind auch als Erhalter und Gestalter der Landschaft anzusehen. Besonders im alpinen [[Pongau]]er Raum war es oft nur unter schwersten Bedingungen möglich, den eigenen Grund und Boden über 200 Jahre lang zu erhalten.
 +
 
 +
==Erbhöfe im Land Salzburg==
 +
 
 +
Im [[Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]] bestehen mehr als 1000 Erbhöfe.
 +
 
 +
Der  derzeit  älteste  bekannte Salzburger Erbhof ist das Hauthal-Gut in [[Göming]], seit etwa 1350 im Besitz der Familie [[Hauthaler]].
 +
 
 +
Die ältesten Lungauer Erbhöfe sind das Prodingergut in [[Tamsweg]], der Seifterbauer in [[St. Andrä im Lungau|St. Andrä]] und der Zechnerbauer in [[Göriach ]] (alle seit Mitte  des  [[15. Jahrhundert]]s im Familienbesitz).
 +
 
 +
Zu den Erbhöfen gehören auch (mit Jahr der Verleihung)
 +
* im [[Flachgau]]:
 +
** das Hallingergut der Familie Baumann in [[Anthering]] (seit 1590 im Familienbesitz), 2010
 +
** das Schmidbauerngut der Familie Baumgartner in Anthering (seit 1758), 2010
 +
** das Hieslgut der Familie Frauenlob in Anthering (seit 1639), 2010
 +
** das Krichbaumgut oder Baumanngut der Familie Leberer in Anthering (seit 1802), 2010
 +
** das Hofstättengut der Familie Größlhuber in Anthering (seit 1808), 2010
 +
** das Sperlgut der Familie Hillerzeder in Anthering (seit 1809), 2010
 +
** das Gallngut der Familie Neumayr in Anthering (seit 1752), 2010
 +
** das Erhardtgut der Familie Pachler in Anthering (seit 1713), 2010
 +
** das Hansgut zu Schwaig der Familie Pötzelsberger in Anthering (seit 1756), 2010
 +
** das Albergut der Familie Traintinger in Anthering (seit 1808), 2010
 +
** das Hubergut der Familie Greisberger aus [[Eugendorf]] (seit 1801 im Besitz der Familie Kühleitner-Greisberger), 2005
 +
** das Vorderkraiwiesengut der Familie Mödlhammer aus Eugendorf (seit 1803 im Besitz der Familie Fleckner-Flöckner-Mödlhammer), 2005
 +
** das Bäckerbauerngut der Familie Trickl aus Eugendorf (seit 1792 im Besitz der Familie Bachmann-Rieder-Wörndl-Trickl), 2005
 +
** das Friembichlergut der Familie Friembichler aus [[Henndorf]] (seit 1717 im Besitz der Familie Prandstötter-Elsenwenger-Wesenauer-Friembichler), 2005
 +
** das Hansenbauerngut der Familie Schwaighofer aus Henndorf (seit 1769 im Besitz der Familie Thalhamer-Schwaighofer), 2005
 +
** das Schusterbauerngut der Familie Kirchberger aus [[Neumarkt]] (seit 1802 im Besitz der Familie Kühberger-Kirchberger), 2005
 +
** das Gut Groß-Moosgassen der Familie Linortner aus [[Strobl]] (seit 1790 im Besitz der Familie Blamberger-Auer-Linortner), 2005
 +
** das Rutzinggut der Familie Scheffenacker aus [[Seekirchen]] (seit 1778 im Besitz der Familie Winkelhofer-Altmann-Kurz-Winkler-Scheffenacker), 2005
 +
** das Vorreitgut der Familie Schwarz aus [[St. Georgen]] (seit 1792 im Besitz der Familie Kaiser-Hauthaler-Paischer-Schwarz), 2005
 +
** das Braiten- oder Pfenningergut der Familie Brötzner aus [[Wals]] (seit 1803 im Besitz der Familie Berger-Mundigler-Brötzner), 2005
 +
* im [[Pinzgau]]:
 +
** das Flatscherbauerngut der Familie Wimmer in [[Lofer]]-Scheffsnoth (seit 1726 im Familienbesitz)
 +
** der Eggerhof der Familie Fersterer aus [[Maria Alm]] (seit 1804 im Besitz der Familie Fersterer), 2005
 +
* im [[Pongau]]:
 +
** das Hinterrohrgut der Familie Kaml aus [[Flachau]] (seit 1802 im Besitz der Familie Kaml), 2005
 +
** das Oberneureitgut der Familie Gruber aus [[Hüttschlag]] (seit 1788 im Besitz der Familie Gruber), 2005
 +
* im [[Lungau]]:
 +
** der  Aignerbauer in Höf, [[St. Michael im Lungau|St. Michael]] (seit 1587 im Familienbesitz)
 +
** der Sticklerbauer am St. Martinerberg, St. Michael (im Familienbesitz seit 1743)
 +
** das Steinergut der Familie Pagitsch aus [[Ramingstein]] (seit 1804 im Besitz der Familie Lerchner-Pagitsch), 2005
 +
 
 +
==Literatur==
 +
* [[Alfons Dworsky]], [[Hartmut Schider]] (Hrsg.), ''Die Ehre Erbhof. Analyse einer jungen Tradition.'' [[Residenz Verlag]]. Salzburg - Wien 1980.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
 
* Stadtbuch [[Sankt Johann im Pongau|St. Johann im Pongau]]
 
* Stadtbuch [[Sankt Johann im Pongau|St. Johann im Pongau]]
 +
* Meldungen der [[Salzburger Landeskorrespondenz]]: [http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:plZ0MvEN1NwJ:www.salzburg.gv.at/lkorr-meldung%3Fnachrid%3D35602+erbh%C3%B6fe+salzburg.gv.at&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=at, 22.11.2005,] [http://www.salzburg.gv.at/lkorr-meldung?nachrid=44506 06.03.2010]
 +
* [http://www.sankt-michael.com/SMI_FebruarHP.pdf St. Michael informativ, Ausgabe Februar 2010 S. 3, Rubrik „Heimatg’schichten“]
 +
 +
==Erbhof und Erbrecht==
 +
 +
Den Begriff „Erbhof“ gibt es nicht nur im Landesrecht, sondern auch im bundesgesetzlich geregelten Erbrecht (Bundesgesetz über besondere Vorschriften für die bäuerliche Erbteilung = Anerbengesetz). Seine Bedeutung ist hier aber eine deutlich andere. Es kommt nicht darauf an, wie lange ein Hof schon in der Familie vererbt worden ist, sondern darauf, dass der Hof in der Familie bleiben kann und nicht etwa verkauft werden muss, weil zu viele Erben da sind: Der Hoferbe, der aus der Familie kommt – der ''Anerbe'' –, wird gegenüber den weichenden Erben begünstigt, weil er sonst wahrscheinlich auf dem Hof nicht „wohl bestehen kann“. Dieses Problem stellt sich naturgemäß eher bei kleinen als bei großen Höfen. Demnach definiert das Anerbengesetz (§ 1 Abs. 1) Erbhöfe als ''„mit einer Hofstelle versehene land- und forstwirtschaftliche Betriebe, die im Eigentum einer natürlichen Person, von Ehegatten oder eines Elternteils und eines Kindes stehen und mindestens einen zur angemessenen Erhaltung von zwei erwachsenen Personen ausreichenden, jedoch das Zwanzigfache dieses Ausmaßes nicht übersteigenden Durchschnittsertrag haben“''. Für diese Art von Erbhöfen gilt also ein besonderes Erbrecht.
 +
 +
==Weblinks==
 +
* [http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrSbg&Gesetzesnummer=10000571 Salzburger Erbhofgesetz im österreichischen Rechtsinformationssystem]
 +
* [http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10001969 das Anerbengesetz im österreichischen Rechtsinformationssystem]
 +
 
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
 
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
 +
[[Kategorie:Recht]]

Version vom 20. Juni 2010, 22:05 Uhr

Den Titel Erbhof tragen zu dürfen ist für jeden Bauernhof eine besondere Ehre.

Allgemeines

Mehrere Bundesländer, darunter das Land Salzburg, haben Erbhofgesetze, in denen der Titel „Erbhof“ geregelt wird.

Der Titel Erbhof ehrt das treue Festhalten an ererbten bäuerlichen Besitz. Um das Prädikat Erbhof zuerkannt zu bekommen, muss ein bäuerlicher Betrieb mindestens 200 Jahre innerhalb der selben Familie im Mannes- oder Frauenstamm vererbt, bei Seitenverwandten mehr als zweiten Grades nicht im Kaufwege erworben (sondern ebenfalls vererbt) worden sein. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das bäuerliche Anwesen für den Unterhalt der Familie ausreicht, mit einem Wohnhaus versehen ist und vom Eigentümer selbst bewirtschaftet wird.

Erbhofbauern sind auch als Erhalter und Gestalter der Landschaft anzusehen. Besonders im alpinen Pongauer Raum war es oft nur unter schwersten Bedingungen möglich, den eigenen Grund und Boden über 200 Jahre lang zu erhalten.

Erbhöfe im Land Salzburg

Im Land Salzburg bestehen mehr als 1000 Erbhöfe.

Der derzeit älteste bekannte Salzburger Erbhof ist das Hauthal-Gut in Göming, seit etwa 1350 im Besitz der Familie Hauthaler.

Die ältesten Lungauer Erbhöfe sind das Prodingergut in Tamsweg, der Seifterbauer in St. Andrä und der Zechnerbauer in Göriach (alle seit Mitte des 15. Jahrhunderts im Familienbesitz).

Zu den Erbhöfen gehören auch (mit Jahr der Verleihung)

  • im Flachgau:
    • das Hallingergut der Familie Baumann in Anthering (seit 1590 im Familienbesitz), 2010
    • das Schmidbauerngut der Familie Baumgartner in Anthering (seit 1758), 2010
    • das Hieslgut der Familie Frauenlob in Anthering (seit 1639), 2010
    • das Krichbaumgut oder Baumanngut der Familie Leberer in Anthering (seit 1802), 2010
    • das Hofstättengut der Familie Größlhuber in Anthering (seit 1808), 2010
    • das Sperlgut der Familie Hillerzeder in Anthering (seit 1809), 2010
    • das Gallngut der Familie Neumayr in Anthering (seit 1752), 2010
    • das Erhardtgut der Familie Pachler in Anthering (seit 1713), 2010
    • das Hansgut zu Schwaig der Familie Pötzelsberger in Anthering (seit 1756), 2010
    • das Albergut der Familie Traintinger in Anthering (seit 1808), 2010
    • das Hubergut der Familie Greisberger aus Eugendorf (seit 1801 im Besitz der Familie Kühleitner-Greisberger), 2005
    • das Vorderkraiwiesengut der Familie Mödlhammer aus Eugendorf (seit 1803 im Besitz der Familie Fleckner-Flöckner-Mödlhammer), 2005
    • das Bäckerbauerngut der Familie Trickl aus Eugendorf (seit 1792 im Besitz der Familie Bachmann-Rieder-Wörndl-Trickl), 2005
    • das Friembichlergut der Familie Friembichler aus Henndorf (seit 1717 im Besitz der Familie Prandstötter-Elsenwenger-Wesenauer-Friembichler), 2005
    • das Hansenbauerngut der Familie Schwaighofer aus Henndorf (seit 1769 im Besitz der Familie Thalhamer-Schwaighofer), 2005
    • das Schusterbauerngut der Familie Kirchberger aus Neumarkt (seit 1802 im Besitz der Familie Kühberger-Kirchberger), 2005
    • das Gut Groß-Moosgassen der Familie Linortner aus Strobl (seit 1790 im Besitz der Familie Blamberger-Auer-Linortner), 2005
    • das Rutzinggut der Familie Scheffenacker aus Seekirchen (seit 1778 im Besitz der Familie Winkelhofer-Altmann-Kurz-Winkler-Scheffenacker), 2005
    • das Vorreitgut der Familie Schwarz aus St. Georgen (seit 1792 im Besitz der Familie Kaiser-Hauthaler-Paischer-Schwarz), 2005
    • das Braiten- oder Pfenningergut der Familie Brötzner aus Wals (seit 1803 im Besitz der Familie Berger-Mundigler-Brötzner), 2005
  • im Pinzgau:
    • das Flatscherbauerngut der Familie Wimmer in Lofer-Scheffsnoth (seit 1726 im Familienbesitz)
    • der Eggerhof der Familie Fersterer aus Maria Alm (seit 1804 im Besitz der Familie Fersterer), 2005
  • im Pongau:
    • das Hinterrohrgut der Familie Kaml aus Flachau (seit 1802 im Besitz der Familie Kaml), 2005
    • das Oberneureitgut der Familie Gruber aus Hüttschlag (seit 1788 im Besitz der Familie Gruber), 2005
  • im Lungau:
    • der Aignerbauer in Höf, St. Michael (seit 1587 im Familienbesitz)
    • der Sticklerbauer am St. Martinerberg, St. Michael (im Familienbesitz seit 1743)
    • das Steinergut der Familie Pagitsch aus Ramingstein (seit 1804 im Besitz der Familie Lerchner-Pagitsch), 2005

Literatur

Quellen

Erbhof und Erbrecht

Den Begriff „Erbhof“ gibt es nicht nur im Landesrecht, sondern auch im bundesgesetzlich geregelten Erbrecht (Bundesgesetz über besondere Vorschriften für die bäuerliche Erbteilung = Anerbengesetz). Seine Bedeutung ist hier aber eine deutlich andere. Es kommt nicht darauf an, wie lange ein Hof schon in der Familie vererbt worden ist, sondern darauf, dass der Hof in der Familie bleiben kann und nicht etwa verkauft werden muss, weil zu viele Erben da sind: Der Hoferbe, der aus der Familie kommt – der Anerbe –, wird gegenüber den weichenden Erben begünstigt, weil er sonst wahrscheinlich auf dem Hof nicht „wohl bestehen kann“. Dieses Problem stellt sich naturgemäß eher bei kleinen als bei großen Höfen. Demnach definiert das Anerbengesetz (§ 1 Abs. 1) Erbhöfe als „mit einer Hofstelle versehene land- und forstwirtschaftliche Betriebe, die im Eigentum einer natürlichen Person, von Ehegatten oder eines Elternteils und eines Kindes stehen und mindestens einen zur angemessenen Erhaltung von zwei erwachsenen Personen ausreichenden, jedoch das Zwanzigfache dieses Ausmaßes nicht übersteigenden Durchschnittsertrag haben“. Für diese Art von Erbhöfen gilt also ein besonderes Erbrecht.

Weblinks