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Die Entstehung von "Stille Nacht" fällt in eine sehr schwere Zeit für das [[Salzburger Land]]. Die napoleonischen Kriege (siehe auch [[Befreiungskriege (Überblick)|Befreiungskriege]]) waren endlich zu Ende; Europa wurde auf dem Wiener Kongress neu geordnet. Eine Auswirkung war das Ende für das geistliche Fürstentum Salzburg. Es verlor seine Selbständigkeit und ein Teil Salzburgs kam [[1816]] zu [[Bayern]], der größere Teil aber zu Österreich. | Die Entstehung von "Stille Nacht" fällt in eine sehr schwere Zeit für das [[Salzburger Land]]. Die napoleonischen Kriege (siehe auch [[Befreiungskriege (Überblick)|Befreiungskriege]]) waren endlich zu Ende; Europa wurde auf dem Wiener Kongress neu geordnet. Eine Auswirkung war das Ende für das geistliche Fürstentum Salzburg. Es verlor seine Selbständigkeit und ein Teil Salzburgs kam [[1816]] zu [[Bayern]], der größere Teil aber zu Österreich. | ||
Version vom 18. Dezember 2011, 19:00 Uhr
Das wohl berühmteste Lied aus Salzburg, "Stille Nacht, Heilige Nacht", erklang am 24. Dezember 1818 zum ersten Mal in der Oberndorfer Kirche St. Nikola. Seit 22. März 2011 zählt es zum Immateriellen UNESCO Kulturerbe
Allgemeines
Joseph Mohr schrieb bereits 1816 in Mariapfarr den Text als Gedicht. Die Komposition der Melodie stammte von Franz Xaver Gruber dann 1818 in Oberndorf.
Stille Nacht Orte
Insgesamt sechs Orte im Salzburger Land bieten Gedenkstätten und Museen zum Lied und deren Schöpfer:
- Arnsdorf: In Arnsdorf befindet sich das alte Schulhaus, in dem Franz Xaver Gruber 21 Jahre gelebt und unterrichtet hatte.
- Oberndorf: In der Oberndorfer Kirche St. Nikola übergab der damalige Hilfspriester Joseph Mohr dem Chorregent Franz Gruber ein Gedicht, mit dem Ansuchen, eine hierauf passende Melodie für zwei Solostimmen, einen Chor und eine Gitarren-Begleitung zu schreiben.
- Wagrain: Joseph Mohr wohnte in Wagrain am längsten und arbeitete am nachhaltigsten. Im Pfarrarchiv befinden sich originale Schriften.
- Hallein ist eng mit dem Wirken von Franz Xaver Gruber verbunden, der dort 28 Jahre lang lebte und als Chorregent, Choralist und Organist tätig war. Im Wohnhaus ist heute das Stille-Nacht-Museum beheimatet. Dort befindet sich auch die originale Gitarre von 1818.
- Mariapfarr: Die Verbindung zu Mariapfarr ergibt sich aus dem Wirken von Mohr als Kooperator von 1815 bis 1817 und den Wurzeln seiner Familie seit dem 17. Jahrhundert im Lungau.
Das Lied
Wie entstand der Liedtext in Mariapfarr 1816
Es ist nachgewiesen, dass Mohr den Liedtext bereits 1816 schuf, als er Hilfspriester in Mariapfarr im Lungau gewesen war. Das 1995 aufgefundene einzige "Stille Nacht"-Autograph aus der Hand von Mohr weist den Schriftzug "Text von Joseph Mohr mpia Coadjutor 1816" auf. Das Autograph entstand vor 1830 und seine Untersuchung legt nahe, dass sich die Datierung "1816" auf den Zeitpunkt der Abfassung des Textes bezieht. Das Autograph Mohrs enthält weiters die Textzeile "Melodie von Fr: Xav: Gruber" und brachte damit die endgültige Klärung in bezug auf die Urheberschaft der Komposition.
Wie kam es zur Uraufführung 1818
In der "Authentischen Veranlassung" beschrieb Franz Xaver Gruber am 30. Dezember 1854 die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsliedes "Stille Nacht! Heilige Nacht!" so: "Es war am 24. Dezember des Jahres 1818, als der damalige Hilfspriester Herr Joseph Mohr bei der neu errichteten Pfarre St. Nicola in Oberndorf dem Organistendienst vertretenden Franz Gruber (damals zugleich auch Schullehrer in Arnsdorf) ein Gedicht überreichte, mit dem Ansuchen eine hierauf passende Melodie für zwei Solostimmen samt Chor und für eine Gitarre-Begleitung schreiben zu wollen." Gruber überreichte noch am 24. Dezember 1818 dem Musik kundigen Mohr seine Komposition. Da diesem das Lied gefiel, wurde es noch am selben Abend im Rahmen der Christmette gesungen. Mohr sang dabei Tenor und übernahm die Begleitung mit der Gitarre, Gruber sang Bass. Das Lied fand bei der Oberndorfer Bevölkerung, die damals hauptsächlich aus Salzachschiffern und Schiffsbauern bestand, allgemeinen Beifall.
Aber in der "Authentischen Veranlassung" steht leider nichts über die Motive, die zur Entstehung des Liedes führten. Einer Legende nach sei jedoch die Orgel in der Oberndorfer Kirche wegen schlechtem Zustand nicht (mehr) bespielbar gewesen. Deswegen hätten die Schöpfer für den Heiligen Abend ein Lied für Tenor, Sopran und Chor geschrieben. Eine Quelle spricht von Eiseskälte, die den Betrieb der Orgel unmöglich machte.
Das historische Umfeld
Die Entstehung von "Stille Nacht" fällt in eine sehr schwere Zeit für das Salzburger Land. Die napoleonischen Kriege (siehe auch Befreiungskriege) waren endlich zu Ende; Europa wurde auf dem Wiener Kongress neu geordnet. Eine Auswirkung war das Ende für das geistliche Fürstentum Salzburg. Es verlor seine Selbständigkeit und ein Teil Salzburgs kam 1816 zu Bayern, der größere Teil aber zu Österreich.
Der Uraufführungsort von "Stille Nacht", Oberndorf bei Salzburg, wurde von seinem eigentlichen Stadtzentrum - Laufen - getrennt, da die Salzach zur Staatsgrenze wurde. Der Fluss bildete durch den Salztransport über Jahrhunderte die Grundlage für den Wohlstand in Laufen-Oberndorf. Schifffahrt, Schiffer, Schiffbauer und damit der ganze Ort gingen unsicheren Zeiten entgegen. In dieser Phase kam Mohr nach Oberndorf und blieb zwischen 1817 und 1819.
Sein voriger Dienstort Mariapfarr (1816 bis 1817) hatte unter dem Abzug der bayerischen Besatzungstruppen zu leiden gehabt. Gerade aus diesen Zeitumständen heraus bekommt der Text der vierten Strophe von "Stille Nacht" besondere Bedeutung. Diese drückt große Friedenssehnsucht aus, die die Menschen zur damaligen Zeit hatten.
Verbreitung
Vermutlich nach 1821 brachte der in Salzburg tätige, aus Tirol stammende Orgelbauer Karl Mauracher das Lied nach Tirol. 1834 trug es dann die Zillertaler Sängergruppe Straßer das Lied hinaus in andere Länder Europas. Lange Zeit glaubte man, die Urheber des Liedes seien Zillertaler Sänger gewesen. Die Namen der Liedschöpfer waren aber in Vergessenheit geraten. 1854 bedurfte es in Salzburg sogar einiger Nachforschungen, um deren Namen zu eruieren. Die Benediktiner-Erzabtei St. Peter erhielt eine Anfrage der Königlich-Preußischen Hofkapelle in Berlin, wer der oder die Schöpfer des Liedes nun tatsächlich waren. In der Folge verfaßte Gruber die "Authentische Veranlassung", in der er die Entstehungsgeschichte festhielt. Der Durchbruch gelang dem "Stille Nacht!"-Lied in seiner Heimat Salzburg erst im Jahr 1866 durch die Aufnahme in ein "offizielles" Kirchenliederbuch[1].
Bis heute wurde das Lied in etwa 300 Sprachen übersetzt.
Die Originaltextfassung
- Stille Nacht! Heilige Nacht!
- Alles schläft, einsam wacht, nur das
- traute heilige Paar. Holder Knab im
- lockigten Haar, schlafe in himmlischer Ruh,
- schlafe in himmlischer Ruh!
- Stille Nacht! Heilige Nacht!
- Gottes Sohn o wie lacht, Lieb' aus
- deinem göttlichen Mund, da schlägt uns
- die rettende Stund, Jesus in deiner Geburt!
- Jesus un deiner Geburt!
- Stille Nacht! Heilige Nacht!
- Die der Welt Heil gebracht. Aus des
- Himmels goldenen Höhn, uns der Gnaden
- Fülle läßt seh'n. Jesum in Menschengestalt,
- Jesum in Menschengestalt.
- Stille Nacht! Heilige Nacht!
- Wo sich heut alle Macht väterlicher
- Liebe ergoß und als Bruder huldvoll
- umschloß. Jesus, die Völker der Welt
- Jesus, die Völker der Welt.
- Stille Nacht! Heilige Nacht!
- Lange schon uns bedacht, als der
- Herr von Grimme befreit. In der Väter
- urgrauer Zeit, aller Welt Schonung verhieß
- aller Welt Schonung verhieß.
- Stille Nacht! Heilige Nacht!
- Hirten erst kundgemacht, durch der
- Engel Alleluja, tönt es laut bei
- Ferne und Nah: Jesus der Retter ist da!
- Jesus der Retter ist da!
In den Autographen von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber wurden immer alle sechs Strophen angeführt. Erst mit der Verbreitung des Lieds in die ganze Welt im 19. Jahrhundert wurde es sehr oft reduziert. Meist wurden die erste und die zweite Strophe mit der sechsten Strophe als dritter Strophe ergänzt, die dritte, vierte und fünfte Strophe gerieten in Vergessenheit. “Und auch diese Strophen haben es in sich – das Heil für die Welt, die Völker der Welt, die Schonung aller Welt!” betont MMag. Michael Neureiter von der Stille Nacht Gesellschaft: “Das Lied regt zur Besinnung an, prägt die Festkultur, fördert den Frieden - und fordert Verantwortung für die Welt!”[2].
Siehe auch
"Stille Nacht"-Lied ist nationales immaterielles UNESCO-Kulturerbe
In einer Presseaussendung der Stillen Nacht Gesellschaft vom 5. Dezember 2010 berichtete Michael Neureiter, Präsident der Stille Nacht Gesellschaft, in seinen Grußworten beim Mariapfarrer Joseph-Mohr-Singen in der Pfarrkirche
“Wir werden sehr rasch den Vorschlag aus Mariapfarr realisieren, die Aufnahme von ‘Stille Nacht! Heilige Nacht!’ in das UNESCO-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zu beantragen. Schon vor zwei Jahren erhielt ich von der Kulturerbe-Nationalagentur die Bestätigung, das Welt-Friedenslied aus Salzburg könne sicher nicht fehlen.” Neureiter nahm damit eine Anregung auf, die erst wenige Tage zuvor von Bürgermeister Franz Doppler aufgrund einer Initiative von Gemeindevertreter Wolf-Dieter Prosinger an die Gesellschaft herangetragen worden war.
Die Kulturerbe-Initiative sei ein Beispiel dafür, dass Mariapfarr sich besonders für “Stille Nacht!” einsetze, betonte Neureiter: “Mit dem Stille-Nacht-Museum im Pfarr- und Wallfahrtsmuseum, mit den neuen Tafeln an den Ortseingängen, mit dem jährlichen Joseph-Mohr-Singen, mit dem Stille-Nacht-Weg zur Schargler-Keusche, dem Heimathaus des Vaters Joseph Mohrs, mit der Mitarbeit Othmar Purkrabeks im Vorstand unserer Gesellschaft und mit vielen anderen Aktivitäten hat sich Mariapfarr als ‘Besonders engagierte Stille-Nacht-Gemeinde’ profiliert: Sie wird deshalb heute von der Stille-Nacht-Gesellschaft anerkannt und gewürdigt!
Am 2. Mai 2011 fand dann die Urkundenübergabe in St. Wolfgang am Wolfgangsee an jene 15 österreichischen Traditionen statt, die im letzten Jahr zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe Österreichs erklärt wurden. Darunter auch das "Stille Nacht"-Lied.MMag. Michael Neureiter, Präsident der Stille Nacht Gesellschaft, betonte in seiner Rede vor mehreren Hundert Vertreter aus Politik und Brauchtum “Wir wollen das Lied, seine Herkunft und seine Botschaft in den Herzen und in den Köpfen der Einheimischen und der Besucher aus aller Welt zum Klingen bringen!”
Die Aufnahme in die nationale Liste des Immateriellen UNESCO-Kulturerbes ist ein Impuls für die nächsten Jahre, in denen sich die Entstehung des Liedtexts 1816 in Mariapfarr, die Komposition des Lieds in Arnsdorf 1818 und die Christmette 1818 in Oberndorf, in der das Lied zum ersten Mal gesungen wurde, zum 200. Mal jähren.
Neureiter war von einer großen Delegation von Vertretern aller Stille-Nacht-Gemeinden (Hochburg-Ach, Lamprechtshausen-Arnsdorf, Oberndorf, Hallein, Wagrain und Mariapfarr) begleitet worden. Auch Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann vom Salzburger Landesinstitut für Volkskunde nahm an der Zeremonie teil.
Weitere Salzburgwiki-Artikel, die sich mit dem Lied befassen
Weblinks
- Stille-Nacht-Land
- Stille Nacht Gesellschaft
- Stille Nacht Webcam: mit Live-Ton-Übertragung am 24.12.
Quellen
- Presseinformation SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft
- Stille Nacht Gesellschaft
- Stille Nacht Spiele
- Presseaussendung der Stillen Nacht Gesellschaft vom 5. Dezember 2010 und 22. März 2011
Fußnoten
- ↑ weitere Hintergrundinformation siehe www.stillenacht.at Verbreitung des Liedes
- ↑
- Quelle MMag. Michael Neureiter, 16. Dezember 2010
Literaturhinweise
- Traumstraßen durch das "Stille Nacht" Land, auf den Spuren von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber