Umfahrungstunnel Henndorf
Der Umfahrungstunnel Henndorf ist das erste bedeutende Straßenprojekt des dritten Jahrtausends im Bundesland Salzburg und befindet sich im Ortsgebiet der Flachgauer Gemeinde Henndorf am Wallersee.
Allgemeines
Die Wiener Straße (B 1) verlief bis zur Fertigstellung des Umfahrungstunnels am 30. Juli 2009 als kurvenreiche und enge Straße durch den Ortskern von Henndorf. Das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen an Werktagen lag zuletzt bei 20 000 Kraftfahrzeugen, der Schwerverkehrsanteil betrug rund 15 Prozent. Der Umfahrungstunnel sollte bewirken, dass 75 Prozent des Verkehrsaufkommens auf die Umfahrungsstraße verlagert werden. Dies bringt eine spürbare Lärm- und Schadstoff-Entlastung für zirka 600 direkt betroffene Anrainer.
In einer Bürgerbefragung am 18. Oktober 1992 sprachen sich die Henndorfer mehrheitlich für den Bau einer Umfahrung im Osten des Gemeindegebietes aus. Nach einer detaillierten und langwierigen Variantenplanung fiel letztendlich der Entschluss für eine insgesamt 3 580 Meter lange Umfahrung, deren Kernstück ein 2 150 Meter langer Tunnel bildet.
Am 4. Oktober 2003 feierte Landeshauptmann Franz Schausberger den offiziellen Baubeginn der Umfahrung Henndorf. Als erstes Projekt wurde ein 1 426 Meter langer Erkundungsstollen in Angriff genommen, der nach der Fertigstellung des Umfahrungstunnels als Flucht- und Rettungsstollen dienen wird. Der Baubeginn des zweiten Abschnitts, des Haupttunnels, verzögerte sich, da der Landesvergabesenat den Zuschlag für die Bauarbeiten mehrmals aufhob. Am 30. August 2006 konnte aber schließlich die Anschlagfeier für den Haupttunnel stattfinden. Knapp ein Jahr später erfolgte der Durchschlag, der Bautrupp kam wegen der komplizierten Geologie vor Ort nur fünf Meter pro Tag voran.
Am 30. Juli 2009 erfolgte die offizielle Freigabe des Umfahrungstunnels Henndorf. Die Gesamtkosten für den Bau betrugen 73 Millionen Euro.
Statistik Haupttunnel
- Tunnellänge: 2 150 m
- davon offene Bauweise (inkl. Verlängerungen) 732 m
- Ausbruch 140 000 m³
- Spritzbeton 120 600 m²
- Offener Abtrag 190 000 m³
- Anker 13 100 Stück
- Betonfahrbahn Tunnel 16 150 m²
Bildergalerie
Bürgermeister Rupert Eder (ÖVP) vor dem Nordportal des Tunnels
Tunnelübung 2023 der Freiwilligen Feuerwehr
Alle vier Jahre ist beim Land Salzburg als Betreiber des Umfahrungstunnels eine Einsatzübung als Sicherheitsmaßnahme mit allen beteiligten Blaulichtorganisationen vorgeschrieben. Der Umfahrungstunnel bewirkt mittlerweile, dass über 75 Prozent des Verkehrsaufkommens durch das Ortszentrum von Henndorf auf die Umfahrungsstraße verlagert werden konnte.
Für den über 2 100 Meter langen Umfahrungstunnel in der Gemeinde Henndorf am Wallersee gibt es für die Blaulichtorganisationen bereits seit Eröffnung einen eigenen Sonderalarmplan.
Am Freitag, 23. Juni 2023 wurde die Freiwillige Feuerwehr Henndorf 19:00 Uhr durch die LAWZ (Landes-Alarm und Warnzentrale) mittels Funks zu einem Verkehrsunfall mit mehreren Fahrzeugen und starker Rauchentwicklung alarmiert. Nach ersten Erkundungen konnte durch Übungsleiter HBI Martin Köllersberger eine starke Rauchentwicklung im Tunnel festgestellt werden. Unmittelbar darauf wurde Alarmstufe 2 laut Sonderalarmplan des Landesfeuerwehrverbandes Salzburg über den Übungsleiter ausgelöst.
Nach Eintreffen der weiteren Einsatzkräfte aus den Gemeinden Neumarkt am Wallersee, Straßwalchen, Eugendorf sowie dem Atemschutzfahrzeug - Atemschutz Flachgau aus Seekirchen am Wallersee und Einsatzleitfahrzeug - Kommando Flachgau aus Eugendorf konnten sich die Einsatzkräfte über die Lageführung am Portal Süd des Tunnels ein erstes Bild des Geschehens machen.
Gemeinsam in Absprache mit Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Klaus Lugstein, Abschnittsfeuerwehrkommandant Abschnitt 3 BR Simon Leiter, Ortsfeuerwehrkommandant HBI Martin Köllersberger sowie mit der anwesenden Exekutive, konnten die ersten Atemschutzgeräteträger sowie das Rote Kreuz zum östlich befahrbaren Querschläger-Rettungstunnel vorrücken.
Die Atemschutzgeräteträger tasteten sich unter realen Bedingungen bei dichtem Rauch zu den verletzen Personen im Tunnel vor. Nach kurzer Zeit konnten bereits die ersten Personen durch den Querschläger-Rettungstunnel an das Rote Kreuz zur Erstversorgung sowie der Exekutive zur Datenaufnahme übergeben werden. Weiters mussten zwei brennende Fahrzeuge über die vorhandene Tunnellöschleitung mit mehreren C-Rohren abgelöscht werden.
Nachdem der Brand der beiden Fahrzeuge gelöscht werden konnte, wurde mittels Tunnellüftungsanlage der restliche Rauch nach draußen in Richtung Süden befördert.
Insgesamt wurden im Umfahrungstunnel über 50 Brandmelder, drei Stiegenhäuser, drei befahrbare sowie zwei begehbare Querschläge-Rettungstunnels für die Sicherheitsmaßnahmen bei Bränden oder Evakuierungen für Personen, installiert. Während des Tages wird der Tunnel über die Tunnelwarte im Flachgau und in den Nachtstunden über die Tunnelwarte im Pinzgau über mehreren Überwachungskameras beobachtet und kontrolliert.
Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Klaus Lugstein, Abschnittsfeuerwehrkommandant Abschnitt 3 BR Simon Leitner sowie Ortsfeuerwehrkommandant HBI Martin Köllersberger bedankten sich bei der Übungsnachbesprechung im Feuerwehrhaus Henndorf recht herzlichst für den reibungslosen und hervorragenden Ablauf der Übung. Weiteres gilt ein großer Dank an die beteiligten Kolleginnen und Kollegen der Polizeiinspektion Eugendorf, dem Roten Kreuz mit Bezirksrettungskommandant sowie bei der Straßenmeisterei Flachgau und den Bezirksfahrzeugen des Bezirkes Flachgau, Atemschutzfahrzeug aus Seekirchen und Einsatzleitfahrzeug aus Eugendorf.
Übungsdaten und beteiligte Blaulichtorganisationen
- Freiwillige Feuerwehr Henndorf – 47 Personen
- Freiwillige Feuerwehr Eugendorf – elf Personen
- Freiwillige Feuerwehr Seekirchen – neun Personen
- Freiwillige Feuerwehr Neumarkt – 18 Personen
- Abschnittsfeuerwehrkommandant – Abschnitt 3
- Bezirksfeuerwehrkommandant und Presse – Bezirk Flachgau
- Rotes Kreuz mit Bezirksrettungskommandanten – 8 Personen
- Polizeiinspektion Eugendorf – sieben Personen
- Land Salzburg Straßenmeisterei Flachgau – 3 Personen
- Gesamt 20 Fahrzeuge mit 115 Einsatzkräften
Bildergalerie
Quellen
- Salzburger Nachrichten
- Land Salzburg
- Presseaussendung des Landesfeuerwehrverband Salzburg Bezirk Flachgau vom 25. Juni 2023