Frauenhaus Hallein
Das Frauenhaus Hallein Haus Mirjam war eines der drei Salzburger Frauenhäuser und befand sich in Hallein. Es wurde 2021 geschlossen. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Geschichte
Die von Doris Weißenberger geleitete Einrichtung bot Frauen und ihren Kindern, die vor gewalttätigen Partnern ihr Haus verlassen mussten, die Möglichkeit eines ersten Aufenthalts, um die Zukunft zu regeln. Die Errichtung befand sich im Besitz der Kolpingfamilie Hallein und wurde vom Land Salzburg finanziell getragen.
Die Frauen wurden im Haus Mirjam von einem Team aus Sozialarbeitern und psychologisch ausgebildeten Betreuern in einem 24-Stunden-sieben-Tage-Dienst betreut. Dieser Rund-um-die-Uhr-Dienst war u. a. auch deshalb notwendig, da manche Frauen auch suizidgefährdet waren oder unter Angst vor möglicher Verfolgung durch ihre Männer litten. Die Betreuung während der Nacht war eine wichtige Stütze für die seelisch und körperlich belasteten Frauen. Denn gerade in den Nachtstunden kommen Ängste hoch.
Für Kinder gab es eine eigene Kinderbetreuung.
Zu den Aufgaben des Betreuungsteams gehörten u. a. die Einleitung von Behördenverfahren, Interventionen für Aufenthaltsberechtigungen oder Bleiberechte, Hilfestellung bei Arbeits- und Wohnungssuche, Begleitdienste zu Ärzten oder in Krankenhäuser und selbstverständlich die psychologische Betreuung.
Die Aufenthaltsdauer war jedoch beschränkt und wurde je nach Fall individuell entschieden.
Aus Sicherheitsgründen wurden von Frauenhäusern keine Adressen angegeben.
2009: Diskussion um die Finanzierung
Im Spätherbst 2009 flammte die Diskussion um die Finanzierung und eventuelle Schließung dieses Frauenhauses auf. Da sich das Haus selbst jedoch im Besitz der Kolpingfamilie Hallein befand, drehten sich die Debatten und Bemühungen mehr um Finanzierungsmöglichkeiten als um Schließungsüberlegungen.
Im Juli 2010 entschied sich Landeshauptfrau Gabriele Burgstaller für die Weiterführung des Hauses und zumindest für 2011 wurde die Finanzierung gesichert, wenn auch mit einem geringeren Budget, als tatsächlich notwendig wäre.
2010 und 2011 erhielt das Haus Mirjam ein Budget von rund 318.000 Euro, für 2012 hoffen die Verantwortlichen, wieder um 15 Prozent mehr an Geldern zur Verfügung zu haben. Dies entspräche dem Budget von 2009. Zahlreiche Aktionen, wie Unterschriftenlisten (10 000 Unterschriften) und Facebook-Seiten, setzten sich für den Erhalt dieser wichtigen Einrichtung im Tennengau ein. Im Juli 2011 kündigte dann das Land Salzburg mehrjährige Finanzierungsverträge an. Und im November 2011 bestätigte das Land Salzburg eine dreijährige Finanzierungszusage (2012 bis 2014).
2016: Landesregierung kürzt Budget um 15.000 Euro - Nachtdienst gefährdet
Wie das Bezirksblatt Tennengau in seiner Ausgabe vom 21. Dezember 2016[1] berichtete, wollte die für Frauenangelegenheiten zuständige Landesrätin Mag.a Martina Berthold (Die Grünen) den bewährten und notwendigen Nachtdienst nicht mehr finanzieren. Rufbereitschaft statt Nachtdienst im Frauenhaus Hallein, so die Meinung der Landesrätin. Aber auch eine Rufbereitschaft kostet Geld und wenn schon der notwendige Nachtdienst nun irgendwie durch Spenden aufrecht erhalten werden muss, verlangte Doris Weissenberger, Leiterin des Frauenhauses Hallein, dass die Landesregierung doch mindestens die Kosten für diese Rufbereitschaft in der Höhe von 15.000 Euro bezahlen muss. Aber auch das wollte die Landesrätin nicht.
Spenden, ehrenamtliche Tätigkeiten und seit 2010 keine Gehaltserhöhungen mehr
Im Beitrag von Theresa Kaserer im Bezirksblatt ist Weissenberger sehr wichtig, Zitat "...ganz fett 'Danke' an die Leute aus der Region. Für die Sachspenden und Geldspenden und für so viel freiwillig erbrachte Arbeitsleistungen." sagen zu dürfen. Noch unter Landeshauptfrau Gabi Burgstaller wurde 2010 das Budget für das Frauenhaus gekürzt und seither gab es auch, abgesehen von der Indexanpassung, keine Gehaltserhöhungen mehr für die Mitarbeiter im Haus. Die Hauswirtschafterin Anita Krispler leistet seither viele ehrenamtliche, unbezahlte Arbeitsstunden, um durch kleinere Reparaturen und Verschönerungen wie beispielsweise Ausmalen, den Frauen ihren Aufenthalt etwas freundlicher zu gestalten.
Den Worten der Landesregierung nach, in persona der Landesrätin Berthold, solle das Frauenhaus das Geld für die Bezahlung des Nachtdienstes über Spenden finanzieren. Dies, obwohl die Landesregierung vertraglich zumindest eine Rufbereitschaft verlangt, diese aber nicht finanzieren will.
Politiker sind anderer Meinung
Halleins ÖVP-Stadträtin Eveline Sampl-Schiestl wandte sich an Bürgermeister Gerhard Anzengruber, er möge in dieser Angelegenheit mit dem Land Salzburg reden. Auch der SPÖ-Stadtrat Alexander Stangassinger war der Meinung, dass es doch wohl nicht sein könne, Zitat "...dass hilfesuchende Frauen nachts von anderen Bewohnerinnen des Frauenhauses betreut werden müssen."
2017: Nachtdienste müssen aus Spendengeldern bezahlt werden
In einem Beitrag in den Salzburger Nachrichten am 19. Juni 2017 von Barbara Haimerl war wieder von Problemen der Nachtdienstfinanzierung zu lesen. Landesrätin Berthold hatte nach einer Kürzung im Jahr 2016 auch für 2017 das Budget für das Frauenhaus nicht erhöht. Nur unter Druck, die Gehälter für die neun Teilzeitmitarbeiterinnen auch 2017 bezahlen zu können, unterschrieb Doris Weißenberger den Fördervertrag des Landes für 2017/2018.
Besonders ärgerte Doris Weißenberger in diesem Vertrag der Passus, dass von Gewalt bedrohte, oft auch traumatisierte Frauen und ihre Kinder nur mehr maximal sechs Monate Schutz im Frauenhaus finden dürfen. Dann müssen sie das Haus wieder verlassen. Nur in begründeten Ausnahmefällen dürfen sie bis zu einem Jahr bleiben. Weißenberger verwies aber darauf, dass viele Frauen wegen der starken psychischen Belastung nach einem halben nicht in der Lage sind, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Dass dem in der Praxis so ist, bestätigte auch die Leiterin des Frauenhauses in der Stadt Salzburg, Birgit Thaler-Haag. Thaler-Haag sagte gegenüber den SN, dass sich auf diese Art nicht die Belegung steuern ließe. Ganz abgesehen davon, dass es kaum leistbare und freie Wohnungen für diese Frauen mit ihren Kinder gäbe.
Landesrätin Berthold bezahlt keinen Nachtdienst mehr, nur mehr Rufbereitschaft
Acht Frauen und 14 Kinder fanden zum Zeitpunkt des Beitrags der SN (Juni 2017) Unterschlupf im Frauenhaus. Fast alle Frauen, so Doris Weißenbacher, die mittlerweile ins Frauenhaus Hallein kamen, hatten jahrelange Gewalt hinter sich und sind traumatisiert. Und diese psychischen Probleme bestehen auch nachts. Aus diesem Grund können diese Frauen während den Nachtstunden nicht alleine gelassen werden. Besonders abends und in der Nacht erleben Frauen Angstzustände und Krisen, die bis zum Kollabieren führen können. Auch Schlaflosigkeit quält die Frauen.
Landesrätin Berthold hatte aber das Geld für den Nachtdienst gestrichen (20.000 Euro jährlich) und bezahlte nur mehr eine Rufbereitschaft. Den Nachtdienst finanzierte Weißenberger seit zwei Jahren nun aus Spendengeldern. Berthold meinte, dass ein Frauenhaus zum Opferschutz dient, nicht aber als Ersatz fürs Wohnen und es sei auch keine psychosoziale Einrichtung. Es gäbe einen Nachtdienst im Frauenhaus in der Stadt Salzburg. Durch die Notruftelefone im Pinzgauer Frauenhaus und in Hallein sei die Aufnahme von Frauen in allen drei Häusern auch in der Nacht sichergestellt, argumentierte Berthold. Für massive Fälle von Gewalt sei die Polizei erste Anlaufstelle, so die Landesrätin.
Rosina Kirchner, Mitarbeiterin im Pinzgauer Frauenhaus, sagte, dass sie im Pinzgau keinen Nachtdienst hätten. Denn Fälle, die sie in der Nacht nicht aufnehmen können, werden ins Frauenhaus nach Salzburg oder Hallein geschickt - die haben ja einen Nachtdienst. Birgit Thaler-Haag vom Salzburger Frauenhaus wies darauf hin, dass das Salzburger Frauenhaus bis auf den letzten Platz voll sei. Sie könnten keine zusätzlichen Fälle in den Abend- und Nachtstunden übernehmen.
Jubiläum
Am 18. November 2011 feierte das Frauenhaus Hallein unter dem Motto "Alles auf Anfang" in der Alten Schmiede auf der Pernerinsel (neben dem Verdampferturm) ihr 20jähriges Bestehen. In Zusammenarbeit mit dem Musischen Gymnasium Salzburg gab es eine szenische Lesung und Performance der Literaturgruppe 7i unter Mitwirkung von Sophie Eberl, Jana Herzog, Olivia Kelnreiter, Gunda Kinzl, Lena Lohninger, Benedikt Müller, Philip Pramer, Katharina Reitsamer, Milena Schedle, Jonas Schett, Andrea Schwaighofer und Franziska Strasser; die Leitung hatte Daniela Marinello; musikalisch wurde die Veranstaltung von Jouvie begleitet, das Buffet gestalteten Schülerinnen des dritten Jahrgangs der Höheren Lehranstalt und Fachschule für wirtschaftliche Berufe Hallein.
2021 wird das Haus Miriam geschlossen
Siehe dazu Die neuen Betreiber "Viele" und "Jugend am Werk"
Quellen
- Salzburger Medienberichte November 2009 und Sommer 2010
- Salzburger Nachrichten, 19. Juni 2017
- Salzburger Woche, Ausgabe Tennengauer Nachrichten, 14. Juli 2011
- Internetplattform der Halleiner Pfarrgemeinden / Haus Mirjam
- www.meinbezirk.at "Es muss immer wer vor Ort sein", abgefragt am 22. Dezember 2016
Einzelnachweis
- ↑ online siehe "Es muss immer wer vor Ort sein"