Hagenauer - der Freisinger, Braunauer und Böheimkirchner Stamm

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Dieser Artikel behandelt den Freisinger, Braunauer und Böheimkirch'ner Stamm der Familie Hagenauer.

Erste Nennung 994

Aus dem Jahr 994 stammt die früheste Nennung des Geschlechts der Hagenauer als "von Hagenau", damals noch eine reine Herkunftsbezeichnung. In dieser Urkunde wird Gottschalk von Hagenau als "Gottschalcus ex stirpe nobilium de Hagenau" (Gottschalk aus dem edlen Geschlecht von Hagenau) genannt. Die Genealogie und Geschichte der Hagenauer läßt sich nach dem Historiker Ritter von Koch-Sternfeld anhand von Freisinger Urkunden und Handschriften noch weiter zurückverfolgen. Er führte, mittels der frühesten Leitnamen (Reginbert, Erchenbert, Hartwich etc.) und anhand der Lage der Erbgüter, die Geschichte der Familie bis in das Jahr 764 zurück. Im Jahr 764 wurde ein Reginbert (Reginperht) als Gründer und erster Abt des Klosters Scharnitz genannt, er war an der Isar, im Rotthale und an der Gurten begütert. Sein mit ihm in einer Urkunde genannte Bruder Irmenfried hatte mehrere Nachkommen. Ebenso gehörten Erchenbert (Erchenwert) am Inn sowie Hartwig (Hartwich) zu Seeon und jenseits der Drau dem Geschlecht an. 927 wird Reginbert comes mit dessen Sohn Radolt genannt, sowie ein Reginbert mit seiner Ehefrau Rosmut. Im Jahr 963 taucht Rapoto als Sohn des Fridericus in einer Urkunde auf. (siehe auch Kapitel Herkunft).

Der Aufstieg der Hagenauer

Gottschalk von Hagenau, XVI. Bischof von Freising 994 - 1005

Mit dem Freisinger Bischof Gottschalk von Hagenau begann der einstweilige Aufstieg der Hagenauer. Gottschalk von Hagenau (auch Gottschalk von Freising genannt) wurde zusammen mit den späteren Bischöfen Albin von Brixen, Godehard von Hildesheim und Theoderich (Dietrich) II. von Minden im Kloster Niederaltaich (Bayern) erzogen. Die erste urkundliche Erwähnung Gottschalks stammt aus dem Jahr 994, in der er mit dem Edlen Gerolt Liegenschaften zu Notzing gegen andere zu Biberbach tauschte. Im Jahr 996 nahm Bischof Gottschalk am ersten Italienfeldzug Ottos III. und an dessen Kaiserkrönung in Rom teil. Dort führten Bischof Gottschalk von Freising und Erzbischof Hartwig von Salzburg den gemeinsamen Vorsitz auf der Krönungssynode Ottos III.. Dabei gewährte Kaiser Otto III. auf Rat und mit Zustimmung des Papstes Gregor V. sowohl Bischof Gottschalk als auch Erzbischof Hartwig Marktprivilegien, die das Marktrecht am jeweiligen Domort (Freising und Salzburg), das Münzrecht sowie königlichen Schutz für die Marktkaufleute beinhalteten. Im November desselben Jahres erhielt Gottschalk von Hagenau von Kaiser Otto III. die Schenkung eines Gebietes in "Ostarrichi" (erste urkundliche Erwähnung Österreichs) von ca. 1000 Hektar bei Neuhofen an der Ybbs (südlich von Amstetten in Niederösterreich) für sein Bistum Freising. Ferner hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 1005 urkundlich belegten engen Kontakt zum Bayern-Herzog Heinrich II., dem späteren Kaiser. Zwischen den Jahren 1006 und 1039 wird im Stammgebiet der Hagenauer bei Freising mehrmals ein Guntpolt als Zeuge bei Tauschhandlungen nördlich von Freising genannt. 30 Jahre später wird ebenfalls ein Guntpolt von Hagenau (wahrscheinlich sein Enkelsohn) im Freisinger Raum genannt, dessen Bruder Hartwich von Hagenau im Jahr 1068 eine Urkunde als Vogt von Eichstätt bezeugte. Zwischen den Jahren 1078 und 1098 werden in zahlreichen Urkunden Guntpolt (der Jüngere) und Sigipolt von Hagenau bei Freising erwähnt, die sich in manchen Urkunden auch "von Aigelsdorf" nannten, wo sie Besitzungen hatten. Guntpolt von Hagenau (und Aigelsdorf) scheint im Jahr 1078 als Vogt des Klosters Neustift bei Brixen auf. Er hatte vier Kinder namens Liutold, Guntpolt, Herrant (Domherr in Freising) und Erkenbert von Hagenau.

Reginbert von Hagenau als Bannerträger im 2. Kreuzug, XXV. Bischof von Passau 1138 - 1148

Im Zuge der Missionieng, Erschließung und Rodung neuer Territorien des altbayrischen Stammesgebietes siedelten Ende des 11. Jahrhunderts einige Edelfreie Hagenauer, von ihrem bayrischen Stammsitz Hagenau bei Schrobenhausen (nördlich von Freising) kommend, in Richtung südöstlicher Grenze. Sie bekleideten Ämter der Suffraganbistümer Salzburgs als Vögte des Hochstiftes Freising, des Hochstiftes Regensburg und zumeist des Hochstiftes Passau. Um 1080 wird in einer alten Chronik Guntpolt (Gumpoldus) von Hagenau auf seinem Lehen in Neuburg am Inn (bei Vornbach südlich von Passau) genannt. Guntpolts Bruder, der Edle Hartwicus von Hagenau, wird im Jahr 1088 auf seinem Stammsitz der Burg Hagenau bei Braunau in Oberösterreich (50 km südwestlich von Neuburg am Inn) genannt, wo er im Auftrag des Hochstiftes Passau saß. Auf dem dritten Stammsitz der Hagenauer, der Veste Hagenau-Kasten bei Böheimkirchen in Niederösterreich (200 km östlich von Neuburg am Inn), wird der Sohn Hartwigs und ebenfalls aus Freising stammende Domvogt von Passau, Reimprecht (oder Reginbert I.) von Hagenau, im Jahr 1098 erstmals erwähnt. Der Witwer Reimprecht von Hagenau heiratete 1108 die ebenso verwitwete Helena von Lanzendorf (geborene von Stille und Heft), deren vermögender Mann Lanzo ermordet worden war. Mit seinem Schwager, dem Edelfreien Udalschalk von Stille und Heft, wird er als Mitstifter des Klosters Seitenstetten gesehen. Reimprecht hatte fünf Kinder namens Werinhart (Sohn aus erster Ehe und Vogt von Mondsee), Hartwig (Sitz in Braunau, Vogt in Vöcklabruck), Richarda (Stieftochter und Nonne in Seitenstetten), Reginbert II. (Bischof von Passau) und Odalricus (Ulrich). Reimprecht selbst war von 1110 bis 1114 Vogt des Regensburger Klosters Mondsee, dessen Vogtamt sein Sohn Werinhart übertragen bekam. Ein "angeheirateter" Verwandter Reimprechts (der Halbbruder des verstorbenen ersten Mannes seiner Frau Helena) war der Passauer Bischof Ulrich I. (auch Ulrich von Passau), der zwischen 1092 und 1121 das Passauer Bischofs-Amt inne hatte. Reimprechts zweitgeborener Sohn Reginbert II. (auch Reginbert der Jüngere) sollte 17 Jahre später von 1138 bis 1148 (übernächster) Bischof von Passau werden. Durch ihn erwarb die niederösterreichische Linie der Herren von Hagenau weitere Ämter (z. B. Vogt von Vöcklabruck), Lehen und Eigenbesitz in Oberösterreich und Salzburg.

Nach der Familienverzweigung im 11. Jahrhundert

Nachdem sich die Hagenauer von Hagenau Ende des 11. Jahrhunderts in drei Linien verzweigt hatten, besaß die "Freisinger Linie" ihren Stammsitz Hagenau vorerst weiterhin bei Schrobenhausen (ab 1348 bei Allershausen) in Bayern. Die "Braunauer Linie" saß auf der Burg Hagenau bei St. Peter am Hart in Oberösterreich und die "Böheimkirchner Linie" hatte ihren Stammsitz auf der Veste Hagenau bei Außerkasten in Niederösterreich. Streng genommen waren es nur zwei Linien, da der oberösterreichische Sitz bald von der Böheimkirchner Linie übernommen wurde. Manche Historiker vermuten jedoch, dass dieses oberösterreichische Lehen Hagenau nach 1150 an ein Ministerialengeschlecht gegeben wurde, das sich nach der Burg Hagenau benannte. Heute existiert von allen diesen ehemaligen Stammsitzen keiner mehr. Selbst das heutige Schloss (Burg) Hagenau in Braunau ist ein späterer Bau neben der 1571 durch Feuer und Hochwasser zerstörten alten Burg Hagenau. Inzwischen waren die Herren von Hagenau zu einem vielverzweigten und weitverbreiteten Geschlecht erblüht. Durch enge Verbindungen zur Kirche, Versippung mit mächtigen Familien, hohe Ämter, Nepotismus und vermehrten Landbesitz waren sie im 12. Jahrhundert einflussreich geworden. "Betrachtet man das zahlreiche Auftreten der Freisinger Hagenauer in den Urkunden des 12. Jahrhunderts, so darf man daraus schließen, dass es sich um ein bedeutendes Geschlecht handelte, das eng mit Grafengeschlechtern dieses Jahrhunderts verwandt bzw. eine Seitenlinie eines Grafengeschlechts des 11. Jahrhunderts gewesen sein muß" (Dr. Pankraz Fried). Der Regestenforscher Willibald Hauthaler nahm an, dass die Hagenauer eng mit den Grafen von Plain verwandt waren, mit denen sie 1167 im Auftrag von Kaiser Friedrich I. Barbarossa gegen Salzburg zogen, um die Reichsacht zu vollziehen. Dabei wurde die Stadt und Festung Salzburg verwüstet und niedergebrannt. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht besaßen die Herren von Hagenau etliche Lehen im heutigen Bayern, in Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg, Tirol, Südtirol, Frankreich und Kroatien. In den folgenden Jahrhunderten siegelten und unterzeichneten Mitglieder aus dem Geschlecht der Hagenauer als Bischöfe, Äbte, Vögte, Pfleger, Burggrafen, Stifter, Zeugen oder Lehensnehmer. In manchen Urkunden findet man die Herren von Hagenau auch als Kreuz- oder Raubritter wieder.

Beginn des Abstiegs im 13. Jahrhundert

Die Hagenauer waren zwar mit mächtigen Adelsfamilien versippt, allerdings begann schon im 13. Jahrhundert ihr Abstieg. Bedingt wurde dies durch Veränderungen der sozialen Strukturen, durch den Niedergang des Hochstiftes Freising als Landesherrschaft sowie durch den Aufstieg der Wittelsbacher. Der Edle Ludwig von Hagenau hatte einen gerichtlichen Streit mit dem Kloster Reichersberg über die Erblichkeit der Klostervogtei. Schließlich kamen noch massive Konflikte mit dem bayrischen Herzog Otto II. (aus dem Geschlecht der Wittelsbacher) und dem Passauer Hochstift hinzu. Sämtliche Lehen und Besitzungen des in Bayern, Salzburg, Ober- und Niederösterreich sehr begüterten Edlen Ludowicus von Hagenau (letzte Erwähnung 1239) wurden nach seinem Tod vom bayrischen Herzog (unrechtmäßig) eingezogen. Mitte des 13. Jahrhunderts scheint die Braunauer Linie, welche die wohlhabendste aller Linien gewesen war, mit den beiden Söhnen des Edlen Ludowicus von Hagenau erloschen zu sein. Diese beiden Söhne werden zumindest nach der Einziehung der Güter in keinen Urkunden mehr erwähnt. Einige Historiker vertreten jedoch die Meinung, dass diese oberösterreichische Linie bereits Mitte des 12. Jahrhunderts erloschen gewesen war und deren Burg und Lehen hingegen von der Böheimkirchner Linie oder einem Rittergeschlecht (das sich nach der Burg Hagenau benannte) übernommen wurde. Wie auch immer, ein weitere Ursache für den Niedergang der Hagenauer war das Ende des staufischen Kaiserhauses, dessen getreue Gefolgsmänner die Hagenauer gewesen waren. Im Konflikt zwischen Welfen und Staufern stand der Passauer Bischof Reginbert II. von Hagenau auf der Seite der Staufer. Auf dem 2. Kreuzzug nach Jerusalem hatten die zwei Brüder Reginbert II. und Hartwig von Hagenau den Stauferkönig Konrad III. begeleitet und dabei ihr Leben gelassen. Für den Staufer-Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) waren die Hagenauer mit anderen Edelleuten an der Seite der Grafen von Plain gegen Salzburg gezogen, um die Reichsacht zu vollziehen. Im Jahr 1250 brach aber die staufische Machtstellung zusammen und die Wittelsbacher, mit denen die Hagenauer zuvor Konflikte gehabt hatten (Herzog Otto II.), waren am Aufstieg.

Das Hochstift Freising, in dessen Hoheitsbereich sich das Stammgebiet der bayrischen Herren von Hagenau befand, war durch dessen Niedergang als Landesherrschaft als Schutzmacht verloren gegangen. Die Isolierung der Herren von Hagenau nach den Konflikten mit dem Passauer Hochstift (nach Freising der wichtigste Protektor) und dem Bayrischen Herzog Otto II., sowie der daraus folgende Verlust von Lehen und Ämtern, hatte die Hagenauer ihrer einstigen Stellung beraubt. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurde durch den Schwund an Familienmitgliedern und die Einziehung vieler Lehen, der ehemals so weit verzweigten Sippe der Hagenauer, der ohnedies bereits beschnittene Einfluss derer von Hagenau noch geringer. Die Herren von Hagenau hatten sich in die Ministerialität von Kirchenfürsten, Kirchen und Klöstern begeben, jedoch dann deren Wohlwollen verloren. Die Folge war die Verarmung der noch bestehenden Böheimkirchner Linie und der Freisinger Linie. Einige Mitglieder der Böheimkirchner Linie hatten sich sodann in den Schutz von Städten wie Wien, Wiener Neustadt und St. Pölten begeben, wo sie später auch als Bürger genannt wurden. Der Stammsitz bei Böheimkirchen wurde bereits im Jahr 1347 aufgegeben. Im selben Jahr war auch das Epitaph des Reimprechts von Hagenau von seinem Nachfahren Otto von Hagenau, Stiftskämmerer des Augustiner Chorherrenstiftes in St. Pölten, aus der Eigenkirche St. Peter entfernt worden und zusammen mit einer Grabplatte seiner verstorbenen Eltern vorläufig in der Stiftskirche St. Pölten aufstellen worden. Ebenfalls im Jahr 1347 erhielt die dortige (1248 erstmals genannte) Filialkirche St. Peter am Anger durch die Stiftung mehrerer Hagenauer Cousins einen eigenen Kaplan. Die verbliebenen Güter der Böheimkirchner Linie wurden schließlich eines nach dem anderen verkauft. So in einer St. Pöltner Urkunde von 1374, in der Friedrich von Hagenau (Hagenawer) und seine Gattin Agnes dem Stifte seinen freieigenen "Hof und Gehölz" (Wälder) zu Anger in der Pfarre Böheimkirchen und noch andere Güter und Gülten (mit Burgrechten) verkaufte, wobei als Zeugen und nächste Anverwandte, Hans, Jacob und Stephan, die Hagenauer aufgeführt worden sind. Oder in einer 1431 von Bischof Christoph von Wiener Neustadt ausgestellten Urkunde, in der "Hanns Hagenauer, Bürger von Wiener Neustadt und Affra seine Hausfrau 22½ Pfund Pfennig jährlichen Überzins von ihrer Mühle gelegen in dem Moos an der Fischau..." stifteten. Wahrscheinlich gehörte der zu "Gotesprunn gesessene Larenz (Lorenz) Hagenauer und Dorothe, sein hausfrau" in einer Wiener Urkunde (Schuldbrief) von 1434 auch zur Sippe der Herren von Hagenau. Der Edle Georg Hagenauer (Jörg Hagenawer) taucht 1439 das letzte mal in einer Urkunde auf, in der er Abt Christian und dem Konvent von Melk sein vom Kloster rührendes Lehen, Gülten, Bergrecht und Vogtrecht verkauft. Dorothea Hagenauer (Hagenawer), Tochter des Georg (Jörg) Hagenauer, wird allerdings noch in einer Linzer Urkunde aus dem Jahr 1451 bezüglich der Streitigkeit eines Heiratsbriefes genannt. Georg Hagenauer wurde in der Literatur für lange Zeit als letzter Hagenauer der Böheimkirchner Linie gesehen. Jedoch scheint erst mit Albrecht dem Hagenauer (Albrechten der Hagnauer), der 1446 zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern in einer von König Friedrich IV. (spätere Kaiser Friedrich III.) gezeichneten Wiener Neustädter Urkunde bezüglich des Bleiberechts im Burgfried genannt wurde, auch die Böheimkirchner Linie ausgestorben zu sein. Auch hier konnte die Freisinger Linie keine verbliebenen Besitzungen oder Lehen übernehmen.

Der letzte einflussreiche Hagenauer in Bayern

Der letzte einflussreiche Hagenauer in Bayern war Abt Heinrich (V.) von Hagenau aus der Freisinger Linie, der dem Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg vorstand. Er hatte sein Amt 1292 angetreten, wurde jedoch 1315 zum Rücktritt gezwungen. "Eine Besonderheit der Hagenauer ist es, dass sie sich bis tief in das 14. Jahrhundert hinein im freiem Stand erhalten haben, während rings herum um sie die edelfreien Geschlechter zu Dutzenden verschwanden. Den Grafenrang haben sie freilich nicht erreicht; dazu waren sie zu wenig vermögend" (Dr. G. Flohrschütz). Das Bistum Freising war ja als Schutzmacht verloren gegangen und die wenigen verbliebenen Güter und Lehen der Hagenauer lagen vorwiegend in ihrem alten Stammgebiet nördlich von München, im Umkreis von Freising. So hatten sich bereits im 14. Jahrhundert einige Familienmitglieder der Freisinger Linie (nach alten Konflikten mit dem Hause Wittelsbach und dem Bistum Passau) dazu entschieden, in den Schutz der Residenzstadt München zu begeben, wo sie später Bürger wurden. München war im Mittelalter keine freie Reichsstadt, sondern immer einem Stadtherren unterstellt gewesen. Der Stadtherr von München war, nach dem Gründer Heinrich der Löwe (aus dem Geschlecht der Welfen), ab 1180 der jeweilige Bischof von Freising. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts konnten sich jedoch die bayerischen Herzöge (Haus Wittelsbach) in der Stadtherrschaft gegenüber dem Freisinger Bischof durchsetzen. Im Jahr 1328 wurde München auch Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers Ludwig IV. (aus dem Haus der Wittelsbacher). Im 14. und 15. Jahrhundert wurden die Freisinger Hagenauer in zahlreichen Münchner sowie Indersdorfer Tausch-, Kauf- und Stiftungs-Urkunden genannt. Im Jahr 1365 wurde Bertold Hagenauer noch unter den äußeren Stadträten (Stadträte für den außerhalb der Stadtmauern liegenden Teil Münchens) der Münchner Patrizier genannt. Der Abstieg ging jedoch stetig voran und es gelang den Hagenauern nicht mehr Ämter von Vögten, Burggrafen oder Landrichtern zur Verwaltung fürstlicher beziehungsweise kirchlicher Güter zu erlangen. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatte auch die bayrische Linie der Herren von Hagenau nahezu alle ihre Lehen und Güter verloren. Der ursprüngliche Stammsitz, der "Edelsitz Hagenau" bei Schrobenhausen, war ja bereits 1348 aufgegeben worden. Der neue Stammsitz, der allerdings ebenfalls ein alter Besitz der Herren von Hagenau gewesen war, befand sich jetzt südlich von Allershausen. Die Hagenauer waren wirtschaftlich tief gefallen und 1484 verkaufte der "ehrbare Herr Stephan Hagenauer zu Allershausen" den bayrischen Stammsitz Allershausen (Indersdorfer Urkunde). Die Hagenauer hatten ihr Erbbegräbnis bei der Abtei Weihenstephan. Martin v. Deutinger, Dompropst zu München, berichtete über das Begräbnis eines Ritters Warmund von Fraunberg, der in der im Jahr 1501 errichteten Kapelle bei der Abtei Weihenstephan in Freising begraben wurde; dort "fanden auch Adelige aus verschiedenen Geschlechtern (von Hagenau, Fraunhofen und Aiterbach) ihre letzte Ruhestätte".

Stephans Verwandter, Ulrich Hagenauer de Allershausen, der 1470 geheiratet hatte, besaß noch ein Gut in der Nähe von Allershausen (Westerndorf). Dieses Gut hatte sein Sohn Georg um 1503 übernommen, kurz bevor der Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1505) ausbrach, in dem viele Dörfer niedergebrannt wurden. Um 1530 wurde Georg Hagenauer das letzte Mal auf seinem Gut bei Westerndorf genannt. Wahrscheinlich hatte er es übergegeben, möglicher Weise an seinen Sohn Sebastian. Der damalige Landesfürst des 1505 (auf Grund des Landshuter Erbfolgekrieges) entstandenen Fürstentums Pfalz-Neuburg, Pfalzgraf Ottheinrich (von der Pfalz), war 1542 zum evangelischen Glauben übergetreten. Im darauffolgenden schmalkaldischen Krieg (1546-1547) zogen mehrere zehntausend Landsknechte plündernd und brandschatzend durch diese Gegend Bayerns. Schließlich verließ Georgs Sohn Sebastian Hagenauer de Allershausen um 1546 Bayern in Richtung Salzburg. Nach Salzburg hatten die Hagenauer ja zumindest seit 1493 urkundlich belegten Kontakt zu Mitgliedern alter (auch in Bayern begüterter) Salzburger Patrizier-Familien, wie zum Geschlecht der Keutzl oder zum Geschlecht der Althamer. Die Familie Keutzl war ein wohlhabendes Geschlecht aus Salzburg (dort bereits im 14. Jh. genannt), unter deren Mitgliedern sich viele Pfleger, Bürgermeister (sechs mal zwischen 1375 und 1441), Richter und Kaufleute befanden. Der bekanntestete Keutzl war der Salzburger Abt von St. Peter, Rupert V., der die oben erwähnte Urkunde von 1493 siegelte. Das ebenfalls in dieser Urkunde genannte Geschlecht der Althamer, das später durch mehrere Heiraten mit den Hagenauern versippt war, scheint ab 1442 in Passauer und Salzburger Urkunden auf. Die Althamer, unter denen sich auch viele Geistliche befanden, stellten mit Sebastian Althamer im Jahr 1565, sowie von 1573 - 1576 (ebenfalls ein Sebastian Althamer) den Bürgermeister der Stadt Salzburg. Nach 1550 wird der nun ausgewanderte Sebastian Hagenauer mit seinem (nach dem Großvater benannten) Sohn Georg im Erzbistum Salzburg in Urkunden erwähnt.

Quelle

  • alle Quellenangaben siehe Hauptartikel Hagenauer