Filialkirche hl. Nikolaus
Die Filialkirche hl. Nikolaus ist eine von vier Kirchen in Bad Gastein und eine der 17 St. Nikolaus-Kirchen der Erzdiözese Salzburg. Sie steht unter Denkmalschutz.
Patrozinium
Patrozinium: Nikolaus von Myra als Beschützer vor Wassergefahren (z. B. Wassereinbruch in Bergwerksstollen).
Geschichte
Die Kirche liegt an der alten Poststraße am Badberg, oberhalb des Ortsteiles Badbruck in der Katastralgemeinde Remsach. Sie wurde nicht (!) als "Knappenkirche" erbaut und war seit 1622 offizielle Vikariatskirche (neben der damals untergeordneten Preimskirche, der heutigen Pfarrkirche). Sie besitzt in ihrem Inneren eine kunsthistorisch wertvolle, spätgotische Freskenreihe des Meisters von Schöder und eine Wurzel-Jesse-Darstellung (der Familie Främinger) und stellt ein im Land Salzburg einzigartiges architektonisches Juwel mittelalterlicher Baukunst dar (Einstützen-Zentralraumkirche in der Parler-Tradition).
Die Nikolauskirche gilt als ältestes unverändertes Bauwerk des gesamten Gasteinertals und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die erste gesicherte Nachricht über das Bestehen stammt aus 1389. Es gab bereits in einer Urkunde vom 21. Juni 1378 die Erwähnung einer "neuen Kirche", jedoch ist unklar, ob sich diese auf die Nikolauskirche oder vielleicht doch auf die Preimskirche bezieht.
Die im gotischen Stil errichtete Kirche fand ihre erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1412. Sie verfügt als einzige Kirche des Gasteinertals über einen Nordturm, weshalb ihre tatsächliche Fertigstellung – da Nordtürme ab dem Jahr 1400 allgemein nicht mehr gebaut wurden – für die Zeit davor angenommen wird. Die Gasteiner Chroniken geben 1389 als das Jahr der Fertigstellung an, initiiert von den Gewerken der Goldbergwerke und von Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim (1365 bis 1396).
Die ursprünglich erste und viel ältere Kirche zum heiligen Primus (die heutige Preimskirche) musste aufgrund von Hangrutschungen mehrmals abgebrochen und wieder aufgebaut werden, auch sonstige Gebäude aus dieser Zeit konnten sich aufgrund ihrer Holzbauweise nicht erhalten. 1622 erhob Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron die Nikolauskirche zur Vikariatskirche. Die Nikolauskirche galt seit jeher als "Knappenkirche"; Pfarrkirche war seit alters her die Preimskirche, davor die Liebfrauenkirche in Bad Hofgastein.
Die Kirche ist im gotischen Stil erbaut. Das Langhaus hat einen quadratischen Grundriss. Ein sogenannter Einstützenraum mit einem Rundpfeiler in der Mitte wurde nach südböhmischen Vorbildern errichtet.
Ausstattung
Die Kirche verfügt über ein Sakramentshäuschen und über Portale im romanischen Stil. Der quadratische Grundriss mit der Mittelsäule zeigt hingegen eine frühe Gotik. Die Portale, Säulen und Netzrippen wurden aus Konglomerat gemeißelt, der sich im Harbacher Graben (Bad Hofgastein) finden lässt. Die Kanzel besteht aus Lungauer Serpentingestein, die Granitplatten des Bodens stammen aus Böckstein.
Die aus grünem Serpentin gefertigte Steinkanzel gilt als älteste ihrer Art im Bundesland Salzburg und stammt noch aus der Entstehungszeit der Kirche. Der in die Vorderfront der Kanzel eingebettete Grabstein des Jörg Främinger – seinerzeit Grabenwirt im Wildbad Gastein und des Ortes reichster Bürger – dürfte vermutlich erst später eingearbeitet worden sein. Neben der Steinkanzel zeigt das Kircheninnere eine kunsthistorisch wertvolle spätgotische Freskenreihe, die das Leiden Christi bis zu seiner Verherrlichung darstellt.
Die Fresken stammen größtenteils aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vom "Meister von Schöder" (Ortschaft Schöder bei Murau, Steiermark).
Rundgang
Links im Langhaus: Passion und Auferstehung Christi: Christus am Ölberg, Kreuztragung, Kreuzigung, Christus in der Vorhölle, Auferstehung.
Im Chorraum: Mannalese, Schutzmantelmadonna, St. Sebastian zwischen Petrus und Paulus.
Rechts im Langhaus: Nikolaus-Legenden; von oben: Nikolaus erscheint den drei Jungfrauen, Nikolaus schenkt den Jungfrauen Gold, Nikolaus als Patron der Schiffer, Nikolaus rettet Unschuldige vor dem Henker.
Im Langhaus: Jüngstes Gericht (Jesus als Richter, Apostel, Spruchband "Stehet auf ihr Toten und gehet vor Gericht", Engel führen die Toten in den Himmel, Teufel treiben sie in die Hölle. Wurzel Jesse (Stammbaum Jesu) mit kniender Stifterfamilie Framinger, datiert 1517.
Hochaltar: 1755 aufgestellt, Altarbild zeigt St. Nikolaus und die drei Jungfrauen, links: St. Martin (Gans), rechts: St. Ulrich (Fisch), Oben: Himmelfahrt Mariens.
Kanzel: spätgotische Steinkanzel, vorne angebracht Grabstein des Jörg Framinger.
Seitenaltar rechts: St. Sebastian, 1652 gestiftet von der Wirtin des Mitterbades, Katharina Hofer.
Seitenaltar links: Der Gekreuzigte mit Maria und Johannes, 1659 gestiftet von der Bergwerksbruderschaft (kniende Bergleute neben der Inschrift und Werkzeuge am Altarbild).
Epitaph der Familie Straubinger: (1648) Familie Straubinger, Besitzer der "Taverne am oberen Bad". Die 1471 erstmals erwähnte Taverne (das spätere Grandhotel Straubinger) befand sich ab 1509 für über 300 Jahre im Besitz der Familie. Bild: Heilige Drei Könige − sie galten als die ersten Reisenden.
Grabdenkmäler z. T. für während ihres Aufenthalts verstorbene Kurgäste an den Wänden.
Bilder
Filialkirche hl. Nikolaus – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Filialkirche hl. Nikolaus"
- Gruber, Fritz: Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung. Bergbau - Badewesen - Bauwerke - Ortsnamen - Biografien - Chronologie, Bad Gastein 2012, 528 Seiten, 838 wissenschaftliche Anmerkungen, Eigenverlag des Rotary Clubs Bad Gastein, ISBN 978-3-200-02728-2.
- Verfasser des Rundganges in der Filialkirche hl. Nikolaus: Andreas Hirsch, Bad Reichenhall