Engelbert Washietl
Dr. phil. Engelbert Washietl (* 10. März 1941 in Stockerau, Niederösterreich; † 3. Juni 2022) war freier Journalist und ehemaliger Chefredakteur der Salzburger Nachrichten.
Leben
Nach dem Studium der Geschichte (Neuere und Alte Geschichte) und Zeitungswissenschaften an der Universität Wien findet Washietl 1966 seine erste Anstellung im Außenpolitik-Ressort der österreichischen Tageszeitung Die Presse in Wien. 1979 wechselt er als Deutschland-Korrespondent nach Bonn, um 1985 wieder zurückzukehren und zum stellvertretenden Chefredakteur der Presse aufzusteigen. Im Dezember 1988 wechselt Washietl in die Wiener Redaktion der Salzburger Nachrichten und wird deren Leiter. Am 1. Februar 1995 wird er Nachfolger von Karl Heinz Ritschel als Chefredakteur der Tageszeitung. In seine kurze Amtszeit fällt die Umstellung der Zeitung auf einen separaten Lokalteil im Kleinformat (Halbberliner) im September 1995. Mit Ende September 1995 verlässt Washietl die SN und wechselt 1996 in die Chefredaktion der Tageszeitung WirtschaftsBlatt.
In Wien arbeitet er bis 2004 als Stellvertretender Chefredakteur, danach, bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2006 fungiert er dort als Kommentator. Seit April 2006 arbeitet Washietl als freier Journalist unter anderem für Die Furche, medianet, Der Österreichische Journalist, Die Zeit und als Lehrbeauftragter am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.
Im Jahr 2000 gründete er die "Initiative Qualität im Journalismus" (IQ) mit und fungierte lange Jahre als ihr Sprecher.
Ehemaliger SN-Chefredakteur Engelbert Washietl mit 81 Jahren verstorben
Ein Nachruf in den "Salzburger Nachrichten"[1]
Der bekennende Katholik war u. a. Chefredakteur der "Salzburger Nachrichten", stellvertretender Chefredakteur der "Presse" und des "Wirtschaftsblatts", erster Träger des "Kurt-Vorhofer-Preises" und vehementer Fürsprecher für Qualität und Ethik im Journalismus. Erst im Mai 2022 wurde Washietl mit dem "Hans-Ströbitzer-Preis" für Journalismus aus einem christlichen Weltbild des Pressverein in der Diözese St. Pölten für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Washietl, der den Preis nicht selbst entgegennehmen konnte, war erst der zweite Preisträger des "Hans-Ströbitzer-Preises" für das Lebenswerk nach der mittlerweile verstorbenen Journalistenlegende Hugo Portisch im Jahr 2020. Etliche Weggefährten und Kollegen würdigten im Rahmen der Verleihung das Wirken Washietls.
"Es braucht Vorbilder wie Engelbert Washietl"
Andreas Koller, stellvertretender Chefredakteur der "Salzburger Nachrichten" hob die Bescheidenheit seines "Lehrmeisters und Freundes" hervor: "Er nimmt nicht sich wichtig, sondern seine Sache: die des Qualitätsjournalismus." Und die Vorsitzende der Jury des "Hans-Ströbitzer-Preises" und dessen Initiatorin, Gudula Walterskirchen, plädierte für Ethik, Respekt und eine Rückkehr zu den Grundregeln des Qualitätsjournalismus. Dazu brauche es Vorbilder wie Engelbert Washietl, weswegen die Jury ihm den Preis für sein Lebenswerk zuerkannt habe.
Er sei stets ein "Mahner für Medienethik und den so wichtigen Qualitätsdialog innerhalb der Branche" gewesen, so "Furche"-Herausgeber Heinz Nussbaumer, der auch auf seine hohe Reputation und sein ausgeprägtes Christ- und Menschenbild hinwies.
Für den früheren Chefredakteur der APA, Wolfgang Mayr, sei Washietl nicht nur ein "feiner Mensch", sondern auch seit Jahrzehnten ein Vorbild für Qualitätsjournalismus. Die frühere ORF-Redakteurin Eva Pfisterer und der ehemalige Dekan der philosophischen Fakultät, Peter Kampits, die gemeinsam mit Washietl im wissenschaftlichen Beirat der Waldviertel Akadamie aktiv sind, betonten, dieser habe sich nie dem Mainstream der Meinungen angeschlossen und sich immer von ethischen Prinzipien leiten lassen.
Engelbert Washietl prägte die "Salzburger Nachrichten".
Auszeichnungen
- Kurt Vorhofer-Preis für Qualitätsjournalismus (1996)
- "Hans-Ströbitzer-Preis" (2022)
Literatur
- Engelbert Washietl: Österreich und die Deutschen. Wien, 1987
Quelle
- Initiative Qualität im Journalismus [1]
Einzelnachweis
Vorgänger |
Chefredakteur der Salzburger Nachrichten 1995–1995 |
Nachfolger |