August Jungwirth

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Med. & Phil. Dr. Johann Georg August Jungwirth (* 21. Oktober 1819 in Neumarkt bei Salzburg;[1]21. April 1884 in Krems, .[2]) war ein Salzburger Arzt, insbesondere sechs Jahre lang Salzburger zweiter Stadtarzt.

Leben

August Jungwirth war Sohn des Neumarkter Landgerichtsphysikus Dr. Mathäus Jungwirth und der Franziska, dessen Ehefrau, einer Tochter des (Christoph) Ferdinand von Pichl und der (Anna) Barbara geb. Lasser von Zollheim.[3][1]

August Jungwirth war praktischer Arzt sowie Magister der Geburtshilfe und Augenheilkunde.[2] Er hatte unter anderem in Padua studiert[4]. Aus der "Standes-Tabelle der im k.k. Bezirksphysicate Neumarkt befindlichen Sanitäts-Individuen Anno 1849" erschließt sich folgendes: Das philosophische Studium schloss er 1843 in Padua ab und das der Medizin und Geburtshilfe 1847 ebendort. Ebenfalls 1847 graduierte er in Pest zum Doktor der Ophthalmologie (Augenheilkunde). Im nächsten Jahr übernahm er dann die Stelle als Bezirksarzt in Neumarkt von seinem mittlerweile 68-jährigen Vater. [5].

Er bekleidete von 1860 bis 1867 die Stellung eines Salzburger zweiten Stadtarztes. Er legte diese zurück, als er bei der Nachbesetzung des Postens des ersten Stadtarztes übergangen wurde, und veröffentlichte aus diesem Anlass eine Erklärung. Darin äußert er die Annahme, die erlittene Zurücksetzung sei wegen seiner "Humanität für Kranke, Arme und Alte" erfolgt, und gewährt auch aufschlussreiche Einblicke in die damalige Stellung und Tätigkeit eines Stadtarztes:[6]

"Oeffentliche Erklärung.

Um den Gerüchten zu begegnen, welche aus Anlaß der von meiner Seite geschehenen Zurücklegung der 2. Stadtarztenstelle entstanden sind, glaube ich, nachstehende Erklärung hiemit veröffentlichen zu sollen: Ich war durch 6 Jahre und 4 Monate 2. Stadtarzt (Stadtphysikus, Armen- und Polizeiarzt, Leichenbeschauer) mit 315 fl. Oe. W. jährlichen Gehaltes und versah dabei durch 5 Jahre und 8 Monate mit Herrn Dr. Pichler, 1. Stadtarzte, in wöchentlicher Abwechslung den Sanitätsdienst bei der k. k. Polizei-Direction unentgeltlich, wofür uns beiden jährlich eine Remuneration von dem hohen k. k. Polizei-Ministerium bewilligt wurde, und dann durch weitere 8 Monate bei der städtischen Localpolizei. Noch vor dem Antritt dieses Amtes supplirte ich ganz unentgeltlich durch 7 Monate die 1. Stadtarztenstelle zur Zeit der letzten Krankheit und unmittelbar nach erfolgtem Ableben des Herrn Dr. Schwarz, wofür ich auch Seitens des löblichen Bürgermeisteramtes Anerkennungsschreiben erhielt. In jüngster Zeit vertrat ich gleichfalls durch 7 Wochen den schwer erkrankten 1. Stadtarzt Herrn Dr. Pichler, innerhalb deren ich die sämmtlichen stadtärztlichen Obliegenheiten allein besorgte. Auch oblag mir während des ganzen Zeitraumes meines Dienstes fast die ganze Armenpraxis, indem aus je 100 armen Kranken (wie die Quartalsausweise es darthun) sich mindestens 80 von mir behandelt befanden. Im Durchschnitte waren jährlich 1500 Arme (die in den städtischen Versorgungsanstalten untergebrachten, dann Hausarme mit und ohne Kurscheine eingerechnet) in meiner ärztlichen Behandlung; im Jahre 1866 nachweisbar 1790 arme Kranke. Als Impfarzt erhielt ich wiederholte Anerkennungsschreiben von der hohen k. k. Landesbehörde und den 1. Impfpreis für das Jahr 1863.

Ich glaubte, erwarten zu dürfen, daß dieses mein Wirken durch die Verleihung der mit dem Gehalte von jährl. 420 fl. Oe. W. verbundenen 1. Stadtarztensstelle im Wege der Vorrückung Anerkennung finden werde. Ich hoffte dieses um so mehr, weil eine solche Vorrückung bisher immer stattfand, namentlich bei Herrn Dr. Pichler nach Ableben des Herrn Dr. Schwarz und bei dessen unmittelbaren Vorgängern. Meine sichere Erwartung wurde jedoch getäuscht, indem in der vertraulichen Gemeinderathssitzung am 21. Jänner d. J. diese Stelle in anderer Weise besetzt wurde.

Durch diese Zurücksetzung fand ich mich veranlaßt, auch die 2. Stadtarztensstelle zurückzulegen, welcher ich mit Aufopferung meiner Gesundheit und Kräfte mit Hintansetzung einträglicher Praxis aus reinem Pflicht- und Humanitätsgefühle oblag. Ich konnte nicht vermuthen, daß meine Humanität für Kranke, Arme und Alte Anstoß finden werde. Bei meinem sehr beschwerlichen Dienste glaube ich doch den Dank der Armen geerntet zu haben, der mir auch schon reichlich zu Theil wurde.

Salzburg, 1. März 1867.
Med. & Phil. Dr. August Jungwirth,
Magister der Geburtshilfe und Augenheilkunde,
praktischer Arzt."

Jungwirth war in der Stadt Salzburg weiter als praktischer Arzt tätig, bis er im Herbst 1880 seinen "durch Gesundheitsrücksichten bedingten" Abschied von der Stadt verkündete.[7] Er zog anscheinend zu seinem ältesten Sohn August Franz, der bei der Bezirkshauptmannschaft Krems tätig war. Dreieinhalb Jahre später starb der ehemalige Armenarzt an Lungentuberkulose[2] – der "Krankheit der Armen".

Familie

Am 1. März 1848 heiratet August Jungwirth "Doktor der Philosophie aller Zweige der Medizin und praktischer Arzt dahier" im Alter von 28 Jahren die gleichaltrige Vinzentia Schüller, Tochter des Franz Schüler Kassen-Unterverwalter in Padua (noch am Leben) und dessen Ehefrau Veronika geborene Dostal (nunmehr selig).[8]

Kinder:

  • August Franz (1849-1925) wird Kommissär bei der Bezirkshauptmannschaft zu Krems und Landwehr Leutnant
  • Vinzentia Maria *1851
  • Maria Franziska (1853-1873) stirbt 21 jährig an Tuberkulose in Salzburg, Stadt Nr 249[9]
  • Franziska Daria (1854-1872) stirbt 17 jährig an Lungenödem[10]
  • Antonius de Padua Chrysanth *1854, heiratet am 18. September 188 in St. Johann im Pongau
  • Klothilde Aloisia Johanna *1856 die als Säugling verstirbt
  • Barbara Clothilde (1858-1860), wurde bereits in Salzburg Nr 249 in der Pfarre Sankt Blasius geboren
  • Alfred *1862, der am 21. Juni 1897 in Graz heiratet

Quellen, Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Taufbuch der Pfarre Neumarkt am Wallersee, Bd. V S. 60
  2. 2,0 2,1 2,2 Sterbebuch der Pfarre Krems-St. Veit, Bd. XVI, S. 417
  3. Zu Franziskas Genealogie siehe die Artikel "Francisca Jungwirth", "Pichl (Adelsgeschlecht)" und "Lasser von Zollheim".
  4. "Salzburger Zeitung", 24. April 1874, S. 3: Offener Brief
  5. SLA KR Akten BIX 9 Fasz 0212; Artikel "Mathäus Jungwirth"
  6. Salzburger Chronik, 1. März 1867, S. 6: Öffentliche Erklärung
  7. Salzburger Chronik, 5. Oktober 1880, S. 3: "Herzliches Lebewohl"
  8. https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/neumarkt-am-wallersee/TRBV/?pg=51.
  9. SLA Verlassenschaften BG Salzburg ab 1850 Nr 569; https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/salzburg-st-blasius/STB3/?pg=168.
  10. SLA Verlassenschaften BG Salzburg ab 1850 Nr 594; https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/salzburg-st-blasius/STB3/?pg=153.
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