Hoher Göll
Das mächtige Massiv des Hohen Göll erhebt sich weithin sichtbar zwischen dem nördlichen Salzachtal und Berchtesgaden und bildet die Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland.
Allgemeines
Der Berg zählt zu den bedeutendsten Gipfeln der Berchtesgadener Alpen und gilt außerdem als der höchste im gesamten Tennengau. Das Massiv wird zum Naturschutzgebiet Kalkhochalpen, das Teil der Nördlichen Kalkalpen ist, gezählt und er liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Er wurde am 4. September 1800 vom Priester Valentin Stanig zum ersten Mal bestiegen.
Charakteristik und Geographie
Die Göllkette erstreckt sich auf einer Länge von etwa sechs Kilometer zwischen dem Eckersattel am Roßfeld und dem Bluntautal bei Golling. In der Gebirgskette, die malerisch den im Salzachtal gelegenen Marktflecken Kuchl überragt, erheben sich durchwegs Gipfel von beträchtlicher Höhe: Rauchfang (2245 m ü. NN), Hoher Göll (2523 m ü. NN), Großer Archenkopf (2391 m ü. NN), Grünwandkopf (2384 m ü. NN), Hinteres Freieck (2307 m ü. NN), Gruberhorn (2237 m ü. NN), Vorderes Freieck (2151 m ü. NN), Schönbachkopf (1870 m ü. NN), Kleiner Göll (1753 m ü. NN) sowie die schroffe Felsnase des Bärenstuhl (1720 m ü. NN), der den Gebirgszug im Südosten beschließt und auf seinem Gipfel das Gollinger Heimkehrerkreuz trägt.
Gegen Nordwesten entsendet das Gebirge den scharfgezackten Mannlgrat mit dem Kehlstein (1837 m ü. NN.), auf dessen Höhe das berühmt-berüchtigte Kehlsteinhaus thront. Einen weiteren Seitenkamm bildet das Gebirge im Brettriedel (2344 m ü. NN.) und Hohen Brett (2341 m ü. NN.), das sich südwestlich bis zum Torrener Joch mit dem Carl von Stahl-Haus erstreckt. Im westlichen Teil bildet das Gebirge ein kleines Karstplateau mit dem Namen Alpeltal.
Geologie
Die Entstehungsgeschichte des Hohen Göll gleicht im wesentlichen jener der übrigen Gebirge in den Nördlichen Kalkalpen (vgl. Hagengebirge). Ganz deutlich sind die Verwerfungslinien und Schichten des Gebirgsauffaltungsprozesses im Bereich der Göll-Ostwand erkennbar. Die Exposition des Berges insgesamt lässt auf ein ehemaliges Korallenriff mit starker Brandung schließen. Im korrosionsfähigen Riffkalk kommt es bisweilen zu Plateau- und Karbildungen, wie etwa im Alpeltal, am Gamskar oder im Wilden Freithof. Insbesondere im nordöstlichen Gebirgsteil sorgt die schattenexponierte Lage für die Bildung perennierender Firn- und Eisfelder von allerdings nur geringer Ausdehnung. Des weiteren existiert am Gruberhorn ein extensives Höhlensystem (Gruberhornhöhle).
Tier- und Pflanzenwelt
Die Gegend um den Hohen Göll weist vor allen Dingen in dessen entlegeneren Teilen einen reichen Fundus an Naturerscheinungen auf. Zu den häufigsten Vertretern der alpinen Tierwelt zählen Gamswild, Alpenmurmeltier, Rotwild, Auerhuhn, Birkhuhn, Schneehuhn, Alpendohle, verschiedene Greifvogelarten usw. Am Hohen Göll befinden sich auch Brutplätze des Steinadlers, und auch Steinböcke wechseln gelegentlich vom benachbarten Hagengebirge in das Gebiet des Höhen Göll. Im Nahbereich der Jochalpen begegnet der Wanderer während der warmen Jahreszeit nicht selten Kreuzottern.
Auch an Pflanzen finden wir hier nahezu alle Vertreter der Nördlichen Kalkalpen vor: an Coniferen namentlich Weißtanne, Rottanne, Legföhre, Lärche, Föhre; allein das Vorkommen der Zirbelkiefer ist höchst selten. An Laubgehölzen finden sich am häufigsten Rotbuche und Bergahorn, in höheren Regionen Grünerle und Zwergbirke, aber auch die Ulme wird des öfteren angetroffen. Auf offenen Almflächen und Bergwiesen begegnen wir einem Reichtum an Vertretern phanerogamer Arten.
Geschichte
Obwohl die Kelten das Gebiet rings um den Dürrnberg schon sehr früh besiedelten, ist die eigentliche Erschließungsgeschichte des Hohen Göll dürftig genug belegt. Als erster Tourist erreicht der Mönch Valentin Stanig am 4. September 1800 den Gipfel über den Eckerfirst. In der Folge wird der Berg im Windschatten des aufkommenden Alpinismus das Ziel verschiedener alpinistischer Unternehmungen. Die erste belegbare Überschreitung des Göll-Ostgrates erfolgt im Jahre 1868 durch den berühmten Alpinisten Hermann von Barth.
Die erste Skibegehung machen 1904 Georg Weiß und Kameraden.
Der deutsche Schriftsteller Ludwig Ganghofer (1855 - 1920) erwähnte den Göhl in Pirsch auf den Feisthirsch.
Inzwischen genießt der Berg einen einzigartigen Ruf unter Bergwanderern und Alpinisten, da er als Aussichtsberg comme il faut außerdem Wander- und Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden aufweist. Namentlich die Göll-Westwand bei der Scharitzkehlalp genießt unter Kletterern einen vorzüglichen Ruf. Der Hohe Göll ist zudem ein vortrefflicher Skiberg, der über das Alpeltal von geübten Tourenbergsteigern, von seiner Ostseite allerdings nur von Extremskigehern erstürmt werden kann.
Wege und Unterkünfte
Der Hohe Göll gilt als eine der am besten erschlossenen Gebirgsgruppen der Berchtesgadener Alpen. Von Hallein oder Berchtesgaden erreichen wir über den Dürrnberg bzw. den Obersalzberg die berühmte (mautpflichtige) Rossfeld-Höhenringstraße, deren Geschichte, ebenso wie diejenige des Obersalzberges, man heute vorzugsweise mit der Ära des Nationalsozialismus verbindet. Auch die (für den öffentlichen Fahrzeugverkehr gesperrte) Panoramastraße auf den nahen Kehlstein und das Kehlsteinhaus („Adlerhorst“) sind Relikte aus der Zeit des Nationalsozialismus. Im Nahbereich der Rossfeldstraße gibt es eine Vielzahl von Hütten und Raststationen. Am Eckerfirst befindet sich auf einer Höhe von 1692 m ü. NN das wunderschön gelegene Purtschellerhaus.
Auch die Dürreckstraße oberhalb von Berchtesgaden sowie die bekannte Kabinenseilbahn der Jennerbahn auf den Gipfel des Jenner (1874 m ü. NN) sorgen dafür, dass der Besucher auf unschwierigen Wegen mitten in das Herz jener unvergleichlichen Alpenlandschaft gelangt. Vom Jenner aus erreichen wir in einer kurzen halben Stunde das anmutig gelegene Carl-von-Stahl-Haus am Torrener Joch. Aber auch von der Salzburger Seite ist das Torrener Joch vom Bluntautal bei Golling in einer landschaftlich überaus reizvollen Wanderung über die Jochalpen zu erreichen. Ein lohnender Abstecher führt unterhalb der Jochalpen zur etwas abseits gelegenen, jedoch sagenhaft stillen und wildromantischen Alpwinklalm. Ein weiteres, beliebtes Wanderziel ist der Naturpark Kühschwalb am Fuße der mächtigen Göll-Ostwand. Auch der malerische Schwarzbachfall (Gollinger Wasserfall) am Kleinen Göll erfreut sich alljährlich zahlreicher Besucher.
Den Höhepunkt einer jeden Göllwanderung stellt sicherlich die Gratüberschreitung vom Purtschellerhaus zunächst auf den Hohen Göll, dann weiter über das Hohe Brett zum Carl-von-Stahlhaus dar. Diese Tour verlangt allerdings Einiges an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und ist deshalb nur geübteren Bergwanderern zu empfehlen. Die bekanntesten Unterkünfte in der Göllregion sind:
• Ahornalm (D)
• Alpeltalhütte (D)
• Bärenhof (A)
• Carl von Stahl-Haus (A)
• Göllhof (A)
• Jennerhaus (Dr.-Hugo-Beck-Haus) (D)
• Jenner-Mittelstation (Keine Nächtigung) (D)
• Jochalphütten (A)
• Kehlsteinhaus (Keine Nächtigung) (D)
• Pechhäusl (D)
• Purtschellerhaus (D)
• Rossfeld Skihütte (D)
• Scharitzkehlalm (D)
• Schneibsteinhaus (D)
• Torrener Hof (A)
• Vorderbrand/ Hinterbrand (D)
Literatur
- Hermann von Barth: ’’Aus den nördlichen Kalkalpen’’. Alpine Verlagsanstalt München, 1926, Antiquariat
- Bernd Römmelt/ Willi Schwenkmeier ’’Berchtesgadener Alpen’’. Bergverlag Rother GmbH München, 2006, ISBN 3-7633-7028-5