Yponomeuta cagnagella

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Salzburg, Flachgau, Wallersee, Seekirchen, Weng am Wallersee, 1990.05.29 e.l. 1990.07.12
Raupe von Yponomeuta cagnagella an Euonymus euopaeus: Salzburg, Flachgau, Eugendorf, Pebering, 2004.06.15

Yponomeuta cagnagella (Tinea cagnagella Hübner, [1813]: Taf. 58, Fig. 391-392) ) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera, Familie Yponomeutidae.

Diagnose

Die Imagines können nicht sicher von anderen Yponomeuta-Arten, besonders Yponomeuta padella oder Yponomeuta malinellus unterschieden werden. Die großen Gespinste mit Raupen an Euonymus europaeus sind aber bei Zucht der Imago zweifelsfrei zu bestimmen. Lediglich die Raupen von Yponomeuta irrorella fressen ebenfalls an derselben Pflanze, die Gespinste sind aber viel kleiner und unauffällig, die Falter besitzen einen grauen Fleck in der Flügelmitte.

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]

Y. cagnagella war in Salzburg bisher nur von wenigen Fundorten nachgewiesen (Embacher & Kurz 2008), die sich auf die Zonen I (Alpenvorland und Flyschzone), Ia (Stadt Salzburg) und II (nördliche Kalkalpen) verteilten (Zoneneinteilung nach Embacher et al. 2025). Ursache dafür ist hauptsächlich, dass die Imagines nicht sicher von Yponomeuta malinellus und weißen Formen von Yponomeuta padella unterschieden werden können und der faunistische Nachweis nur über die Raupen und die Kenntnis der Nahrungspflanzen eindeutig möglich ist. Eine Suche nach den Raupen in den letzten Jahren hat aber gezeigt, dass die Art zumindest im Umkreis der Stadt Salzburg durchaus verbreitet und häufig ist. Die bisher dokumentierte Höhenverbreitung ist mit 420 bis 630 m aber sehr gering und wird stark durch die Höhenverbreitung der Nahrungspflanze (Euonymus europaeus, das Pfaffenhütchen) bestimmt (in Salzburg von 400 bis 800 m dokumentiert, siehe Kurz & Kurz 2025). Allerdings fand eine Exkursion des Tiroler Landesmuseum im Wildgerlostal (Zone IV, Zentralalpen) ein Exemplar von Y. cagnagella auch auf fast 1700 m Höhe. Dabei dürfte es sich um ein mit Aufwinden verfrachtetes Tier gehandelt haben. 2023 fotografierte weiters Ernst Moßhammer südlich von Saalfelden (Zone III, Schieferalpen) ein Tier, das höchstwahrscheinlich ebenfalls zu Y. cagnagella gehört. Der Lebensraum der Art umfasst laubdominierte Gehölze, Waldränder, hochstauden- und gebüschreiche Schlagflächen, aber auch Gärten und Hecken mit Vorkommen der Nahrungspflanze, wobei im Gegensatz zu verwandten Arten bisher kein besonderer Unterschied im Lebensraum zwischen Raupen und Imagines festgestellt wurde. Y. cagnagella bringt nur eine Generation im Jahr hervor. Raupen sind hauptsächlich im Mai, Imagines von Juni bis August zu finden.

Nachbarfaunen

Y. cagnagella kommt in allen österreichischen Bundesländern vor (Humer 2013). Die Art wurde auch in allen Landesteilen von Oberösterreich (Klimesch 1991, GBIF Austria 2025), als auch von Bayern (Haslberger & Segerer 2021) gefunden.

Biologie und Gefährdung

Über die Biologie der Imagines ist in Salzburg nichts bekannt. Eine wahrscheinlich zu dieser Art gehörende Imago (Raupenvorkommen in der Nähe) kam zwischen 20 und 21 Uhr MEZ ans Licht. Die Raupen fressen bei uns ausschließlich am Gemeinen Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Allerdings fand Hannes Pohla 2016 ein Raupennest in Salzburg-Parsch an Acer tartaricum. Die daraus erhaltenen Imagines stimmten beim DNA-barcoding zu 100% mit Y. cagnagella überein (Peter Huemer pers. Mitteilung, Embacher & Kurz 2017). Wie die übrigen verwandten Gespinstmotten fertigen die Raupen Gemeinschaftsnester aus Seide an, die einige Dutzend Tiere umfassen können. Gelegentlich treten sie auch in größeren Massen auf und können dann einzelne Büsche ihre Futterpflanzen kahl fressen. Die Verpuppung erfolgt in spindelförmigen Kokons, oft ebenfalls gemeinschaftlich im Nest. Neben der Raupenfliege (Tachinidae) Bactromyia aurulenta wurden als Parasitoide an den Raupen auch der Fadenwurm Hexamermis albicans, sowie nicht näher bestimmte Erzwespen (Chalcidoidea) in Salzburg festgestellt. Trotz der geringen Höhenverbreitung kann die Y. cagnagella in Salzburg auf Basis der neueren Funde als ungefährdet angesehen werden (Einstufung LC nach Embacher et al. 2025).

Weiterführende Informationen

Allgemeine Informationen und Hilfe:

Naturkundliche Gesellschaft

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Quellen

  • Embacher, G. & M. Kurz 2008. Yponomeutidae, Ypsolophidae, Plutellidae und Acrolepiidae (Lepidoptera) des Landes Salzburg. Beiträge zur Entomofaunistik 9: 3-11.
  • Embacher, G. & M. A. Kurz 2017. Fünfter Nachtrag zu "Die Schmetterlinge des Landes Salzburg" (Insecta, Lepidoptera). Beiträge zur Entomofaunistik 18: 61-67.
  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024 [2025]. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur. Sonderband. In Zusammenarbeit mit der Naturkundlichen Gesellschaft Salzburg. Haus der Natur, Salzburg: 3-176.
  • GBIF Austria 2025. Global Biodiversity Information Facility, participant node Austria. URL: https://www.gbif.at/ [online 2025.12.04].
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer 2021. Fünf Jahre "Checkliste der Schmetterlinge Bayerns". Eine Erfolgsgeschichte der bayerischen Insektenfaunistik auf neuestem Stand (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 111. Online-Supplement S6. Aktualisierte Checkliste (Hauptkatalog). Stand: 15.09.2021: 74 pp.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Klimesch, J. 1991. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 7. Microlepidoptera II. Ent. Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1-301.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.12.04].