Wilhelm Ritter von Arlt: Unterschied zwischen den Versionen
(ergänzt) |
K (→Skipionier aus Rauris: Linkfix) |
||
| Zeile 19: | Zeile 19: | ||
Um den Ertrag zu steigern, suchte Rojacher immer wieder nach neuen Verfahren. Aus diesem Grunde fuhr er im Winter 1885/86 nach Falun in Schweden, um die dortigen Methoden bei der Eisenverarbeitung kennenzulernen. Dabei wurde er von Wilhelm Ritter von Arlt begleitet. In Schweden sahen sie Menschen mit „Holzbrettern“ herumlaufen. Besonders Arlt interessierte sich für diese neue Fortbewegungsart und nahm sich ein Paar der Holzbretter nach Rauris mit – der Beginn des Skilaufs im Jahr 1886 in Rauris war gegeben. | Um den Ertrag zu steigern, suchte Rojacher immer wieder nach neuen Verfahren. Aus diesem Grunde fuhr er im Winter 1885/86 nach Falun in Schweden, um die dortigen Methoden bei der Eisenverarbeitung kennenzulernen. Dabei wurde er von Wilhelm Ritter von Arlt begleitet. In Schweden sahen sie Menschen mit „Holzbrettern“ herumlaufen. Besonders Arlt interessierte sich für diese neue Fortbewegungsart und nahm sich ein Paar der Holzbretter nach Rauris mit – der Beginn des Skilaufs im Jahr 1886 in Rauris war gegeben. | ||
| − | Im selben Jahr wurde auf dem Sonnblick, auf 3 106 [[m ü. A.|Meter Höhe]], die noch heute bestehende Wetterwarte erbaut. Der Bau konnte nur durch die Tatkraft Rojachers und seiner Bergarbeiter vollzogen werden. Rojacher konnte auch hier mit der Hilfe seines Freundes Wilhelm Ritter von Arlt rechnen. Dieser durchstieg im Sommer 1887 die Sonnblick-Nordwand, um eine Trasse für eine Telefonleitung zum Sonnblick zu finden. Diese Erstbesteigung beschreibt Arlt im Sonnblick-Jahresbericht 1926. | + | Im selben Jahr wurde auf dem Sonnblick, auf 3 106 [[m ü. A.|Meter Höhe]], die noch heute bestehende Wetterwarte erbaut. Der Bau konnte nur durch die Tatkraft Rojachers und seiner Bergarbeiter vollzogen werden. Rojacher konnte auch hier mit der Hilfe seines Freundes Wilhelm Ritter von Arlt rechnen. Dieser [[Erstbesteigungen von Bergen im Land Salzburg#Erstbegehungen|durchstieg]] im Sommer 1887 die Sonnblick-Nordwand, um eine Trasse für eine Telefonleitung zum Sonnblick zu finden. Diese Erstbesteigung beschreibt Arlt im Sonnblick-Jahresbericht 1926. |
Arlt hatte also 1886 die Skier in Schweden kennengelernt, er versuchte danach autodidaktisch, sich die Beherrschung dieser Geräte auf den Hängen des Sonnblicks beizubringen. Zu dieser Zeit war das „Knappenross“ das beliebteste Wintersportgerät im Rauriser Tal. Dieses ähnelte in seiner Gestalt ein wenig dem heutigen Snowboard, aber man saß darauf. Mündlich überliefert ist die Geschichte von einer Wettfahrt zwischen Rojacher auf dem Knappenross und Arlt mit Skiern. Der geübte Knappenrossfahrer konnte den noch relativ unerfahrenen Skifahrer schlagen. Arlt freundete sich mit den Skiern aber immer mehr an und am 5. Februar 1894 gelang es ihm, damit vom Sonnblick (3106 m) nach Kolm-Saigurn in 32 Minuten abzufahren. Ein Jahr später benötigte er für dieselbe Strecke nur mehr 15 Minuten. Wilhelm Ritter von Arlt ist damit wahrscheinlich der Erste, der mit Skiern in Österreich von einem Dreitausender abfuhr. In den Folgejahren führte Arlt viele Skitouren auf die Dreitausender der Hohen Tauern durch (Schareck, Hocharn, Johannisberg, Großes Wiesbachhorn u. a.). | Arlt hatte also 1886 die Skier in Schweden kennengelernt, er versuchte danach autodidaktisch, sich die Beherrschung dieser Geräte auf den Hängen des Sonnblicks beizubringen. Zu dieser Zeit war das „Knappenross“ das beliebteste Wintersportgerät im Rauriser Tal. Dieses ähnelte in seiner Gestalt ein wenig dem heutigen Snowboard, aber man saß darauf. Mündlich überliefert ist die Geschichte von einer Wettfahrt zwischen Rojacher auf dem Knappenross und Arlt mit Skiern. Der geübte Knappenrossfahrer konnte den noch relativ unerfahrenen Skifahrer schlagen. Arlt freundete sich mit den Skiern aber immer mehr an und am 5. Februar 1894 gelang es ihm, damit vom Sonnblick (3106 m) nach Kolm-Saigurn in 32 Minuten abzufahren. Ein Jahr später benötigte er für dieselbe Strecke nur mehr 15 Minuten. Wilhelm Ritter von Arlt ist damit wahrscheinlich der Erste, der mit Skiern in Österreich von einem Dreitausender abfuhr. In den Folgejahren führte Arlt viele Skitouren auf die Dreitausender der Hohen Tauern durch (Schareck, Hocharn, Johannisberg, Großes Wiesbachhorn u. a.). | ||
| Zeile 27: | Zeile 27: | ||
Das Interesse Arlts für den Skisport zeigt auch die Tatsache, dass er bereits im März 1902 einen Skikurs für Bergführer in Kolm-Saigurn abhielt. Bis 1917 war er 1. Vorsitzender der Sektion Rauris des Alpenvereins. Er hatte sich bereits 1893 dauerhaft in Rauris niedergelassen. Er kaufte das ehemalige Landes- und Berggerichtsgebäude und erwarb auch mehrere Almen im hinteren Hüttwinkltal. | Das Interesse Arlts für den Skisport zeigt auch die Tatsache, dass er bereits im März 1902 einen Skikurs für Bergführer in Kolm-Saigurn abhielt. Bis 1917 war er 1. Vorsitzender der Sektion Rauris des Alpenvereins. Er hatte sich bereits 1893 dauerhaft in Rauris niedergelassen. Er kaufte das ehemalige Landes- und Berggerichtsgebäude und erwarb auch mehrere Almen im hinteren Hüttwinkltal. | ||
| − | Im hohen Alter von 91 Jahren verstarb Wilhelm Ritter von Arlt im Jahre 1944 als Ehrenbürger von Rauris<ref>{{Quelle PiN|15. Jänner 2015, ein Beitrag von Siegfried Kopp, [[Talmuseum Rauris]]</ref>. | + | Im hohen Alter von 91 Jahren verstarb Wilhelm Ritter von Arlt im Jahre 1944 als Ehrenbürger von Rauris<ref>{{Quelle PiN|15. Jänner 2015, ein Beitrag von Siegfried Kopp, [[Talmuseum Rauris]]</ref>. |
==Wilhelm Ritter von Arlt und Ignaz Rojacher== | ==Wilhelm Ritter von Arlt und Ignaz Rojacher== | ||
Version vom 31. Oktober 2017, 12:48 Uhr
Wilhelm Ritter von Arlt (* 16. November 1853 in Prag, † 1944 in Rauris) war Freund, Mentor und Mäzen Ignaz Rojachers und Pionier im Raurisertal. Er ist Ehrenbürger der Marktgemeinde Rauris.
Biographie
Kindheit und Jugend
Wilhelm Ritter von Arlt wurde am 16. November 1853 als jüngstes von acht Kindern von Maria Theresia von Arlt und Prof. Dr. Friedrich Ritter von Arlt in Prag geboren. Die Schulausbildung genoss er in Wien, wo sein Vater Dr. Ferdinand von Arlt eine augenärztliche Professur an der medizinischen Fakultät der Universität Wien innehatte. Nach Absolvierung des Realgymnasiums studierte der junge Mann mehrere Semester Chemie, Landwirtschaft und bekundete auch Interesse für Bergmannsfächer.
Rauris - Wahlheimat aus Leidenschaft
Aus Bergleidenschaft kam er 1876 das erste Mal nach Rauris. Viele weitere Besuche folgten. 1893 übersiedelte er ganz dorthin und kaufte das so genannte Landrichterhaus und einige andere Liegenschaften. Auch die Grieswiesalm in Kolm-Saigurn, heute wegen des jährlichen Auftriebes der Norikerhengste über das Tal hinaus bekannt, war in seinem Besitz. 1913 verkaufte er sie an die Pinzgauer Pferdezuchtgenossenschaft, da ihm daran gelegen war die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung im Raurisertal zu fördern. Wilhelm von Arlt war verheiratet und hatte zwei Söhne.
Pionier als Bergsteiger, Skifahrer, Viehzüchter
Wilhem von Arlt war ein fortschrittlicher, offener und innovativer Geist. Als Agrarfachmann erkannte er auch den Wert der Pinzgauer Rinderrasse und führte sie im damaligen Böhmen ein, wo sie einmal weit verbreitet und geschätzt war. Arlt war auch ein hervorragender Bergsteiger - er hat im Alleingang 1886 erstmals die Nordwand des Sonnblicks bezwungen – und er war ein Pionier des Skisports und Begründer der Sektion Rauris des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines. Gründungsdatum war der 26. August 1896. Er wurde zum Freund, Mentor und Mäzen von Ignaz Rojacher und hatte gemeinsam mit ihm viele innovative Projekte umgesetzt. Arlt wurde wegen seiner Verdienste um den Ort zum Ehrenbürger von Rauris ernannt. Er starb 1944 im Alter von 91 Jahren und wurde in Rauris begraben. Sein Enkel, Dr. Ernst Arlt, lebt in Rauris.
Skipionier aus Rauris
Wilhelm Ritter von Arlt lernte die „Holzbretteln“ in Schweden kennen. 1894 fuhr er als Erster in Österreich von einem Dreitausender (Sonnblick) ab. 1876 kam Arlt zum ersten Mal nach Rauris, um hier als Agronom die heimische Rinderrasse kennenzulernen. Der begeisterte Skifahrer, den die Alpen anzogen, war vom Rauriser Tal sofort sehr angetan. Zu dieser Zeit wurde im hinteren Hüttwinkltal noch Goldbergbau betrieben. Der österreichische Staat plante damals, den Goldbergbau aufzulassen, weil dieser nicht mehr kostendeckend war, und verpachtete ihn 1876 an den einheimischen Hutmann Ignaz Rojacher. Von dessen Persönlichkeit war Arlt beeindruckt, die beiden entwickelten rasch eine innige Freundschaft zueinander.
1878 pachtete Arlt den Meierhof Libesnitz in der Nähe von Prag und gründete dort auch eine Familie. Als Zuchtvieh führte er das Pinzgauer Rind ein, um den Rauriser Bauern Absatz in Böhmen zu verschaffen. Als begeisterter Bergsteiger ging Arlt jeden Sommer in die Berge, mit Rauris war er in dauernder Verbindung. Besonderen Anteil nahm er am Goldbaubetrieb in Kolm-Saigurn. Er unterstützte seinen Freund Ignaz Rojacher finanziell, dadurch konnte dieser 1880 den Bergbaubetrieb endgültig kaufen.
Um den Ertrag zu steigern, suchte Rojacher immer wieder nach neuen Verfahren. Aus diesem Grunde fuhr er im Winter 1885/86 nach Falun in Schweden, um die dortigen Methoden bei der Eisenverarbeitung kennenzulernen. Dabei wurde er von Wilhelm Ritter von Arlt begleitet. In Schweden sahen sie Menschen mit „Holzbrettern“ herumlaufen. Besonders Arlt interessierte sich für diese neue Fortbewegungsart und nahm sich ein Paar der Holzbretter nach Rauris mit – der Beginn des Skilaufs im Jahr 1886 in Rauris war gegeben.
Im selben Jahr wurde auf dem Sonnblick, auf 3 106 Meter Höhe, die noch heute bestehende Wetterwarte erbaut. Der Bau konnte nur durch die Tatkraft Rojachers und seiner Bergarbeiter vollzogen werden. Rojacher konnte auch hier mit der Hilfe seines Freundes Wilhelm Ritter von Arlt rechnen. Dieser durchstieg im Sommer 1887 die Sonnblick-Nordwand, um eine Trasse für eine Telefonleitung zum Sonnblick zu finden. Diese Erstbesteigung beschreibt Arlt im Sonnblick-Jahresbericht 1926.
Arlt hatte also 1886 die Skier in Schweden kennengelernt, er versuchte danach autodidaktisch, sich die Beherrschung dieser Geräte auf den Hängen des Sonnblicks beizubringen. Zu dieser Zeit war das „Knappenross“ das beliebteste Wintersportgerät im Rauriser Tal. Dieses ähnelte in seiner Gestalt ein wenig dem heutigen Snowboard, aber man saß darauf. Mündlich überliefert ist die Geschichte von einer Wettfahrt zwischen Rojacher auf dem Knappenross und Arlt mit Skiern. Der geübte Knappenrossfahrer konnte den noch relativ unerfahrenen Skifahrer schlagen. Arlt freundete sich mit den Skiern aber immer mehr an und am 5. Februar 1894 gelang es ihm, damit vom Sonnblick (3106 m) nach Kolm-Saigurn in 32 Minuten abzufahren. Ein Jahr später benötigte er für dieselbe Strecke nur mehr 15 Minuten. Wilhelm Ritter von Arlt ist damit wahrscheinlich der Erste, der mit Skiern in Österreich von einem Dreitausender abfuhr. In den Folgejahren führte Arlt viele Skitouren auf die Dreitausender der Hohen Tauern durch (Schareck, Hocharn, Johannisberg, Großes Wiesbachhorn u. a.).
Wilhelm Ritter von Arlt wurde Vorsitzender der am 26. August 1896 konstituierten Sektion des Alpenvereins. 1899 ließ er zu Ehren Ignaz Rojachers, der 1891 im Alter von nur 47 Jahren verstorben war, die Rojacherhütte (2 700 m ü. A.) errichten.
Das Interesse Arlts für den Skisport zeigt auch die Tatsache, dass er bereits im März 1902 einen Skikurs für Bergführer in Kolm-Saigurn abhielt. Bis 1917 war er 1. Vorsitzender der Sektion Rauris des Alpenvereins. Er hatte sich bereits 1893 dauerhaft in Rauris niedergelassen. Er kaufte das ehemalige Landes- und Berggerichtsgebäude und erwarb auch mehrere Almen im hinteren Hüttwinkltal.
Im hohen Alter von 91 Jahren verstarb Wilhelm Ritter von Arlt im Jahre 1944 als Ehrenbürger von Rauris[1].
Wilhelm Ritter von Arlt und Ignaz Rojacher
Arlt und Rojacher - zwei kongeniale Partner
Wilhelm Ritter von Arlt und Ignaz Rojacher waren kongeniale Partner. Ihr Zusammentreffen war ein Glücksfall. Arlts Herkunftsfamilie war gebildet und gut situiert und Wilhelm selbst war Akademiker. Rojacher kam aus einfachsten Verhältnissen und verfügte nur über eine mangelhafte Schulbildung. Arlt erkannte und schätzte dennoch Talent und Fähigkeiten Rojachers. Er wurde sein Berater, Förderer und Mäzen. Arlt und Rojacher wurden im Laufe ihrer Zusammenarbeit auch zu Freunden. Arlt ließ am Weg zum Sonnblick ein Schutzhaus erbauen, das er zu Ehren Ignaz Rojachers Rojacherhütte nannte.
Gemeinsame Reisen und Innovationen im Goldbergbau
Arlt und Rojacher machten gemeinsame Reisen nach Paris, Schweden, Italien und Russland, um Innovationen im Goldbergbau kennen zu lernen und im Hüttwinkltal umzusetzen. Er hat im Bereich des Bergbaus u.a. auch die Erbauung der Brems- und Horizontalbahn auf den Goldberg angeregt, deren Überreste im Gelände heute noch zu finden sind. Auf diese Weise kam Kolm-Saigurn 1882 auch zu elektrischem Licht, als weder Wien noch Salzburg elektrifiziert waren.
Der Bau des Sonnblick-Observatoriums
Neben der Förderung und Modernisierung des Goldbergbaues, wurde das Observatorium Sonnblick errichtet. Diese Wetterbeobachtungsstation, das so genannte Zittelhaus, wurde später mehrmals erweitert und modernisiert und hat bis heute seine Bedeutung. Arlt und Rojacher, der 1891 verstarb, haben durch ihr Zusammenwirken in ihrer gemeinsamen Zeit in Rauris die Entwicklung im Ort, im Tal und darüber hinaus mitgestaltet. Sie waren echte Pioniere und sollten nicht in Vergessenheit geraten.
Quellen
- Wanderkarte 1:50 000, Gasteinertal, Wagrain, Grossarltal, freytag & berndt WK 191, Wien
- Josef Lahnsteiner Unterpinzgau. Zell am See, Taxenbach, Rauris. Geschichtlich und heimatkundlich beschrieben., Hollersbach, Pinzgau, Selbstverlag 1960
- www.alpenverein.at/rauris Chronik
- ↑ {{Quelle PiN|15. Jänner 2015, ein Beitrag von Siegfried Kopp, Talmuseum Rauris