Adolph Johannes Fischer: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. August 2010, 20:53 Uhr
Adolph Johannes Fischer (* 7. Juli 1885 in Gmunden, Oberösterreich; † 22. November 1936 in Salzburg) war Mittelschullehrer, akademischer Maler, Schriftsteller und Kunstsammler.
Leben und Werk
Künstlerisches Elternhaus
Adolph Johannes Fischer wurde 1885 in eine angesehene oberösterreichische Künstlerfamilie geboren. Schon sein Großvater Michael Fischer (* 1826, Aurolzmünster; † 1887, Linz) war akademischer Graveur. Er gravierte Metallplatten und Edelsteine und war unter anderem mit Franz Stelzhamer und Adalbert Stifter befreundet. Der Vater Adolf Fischer (* 18. Mai 1856, Linz; † 23. Februar 1908, Linz) war akademischer Maler und Illustrator, der neben zahlreichen Aquarelllandschaften, Handzeichnungen, Ehrenurkunden und landschaftlichen Illustrationen auch Illustrationen zu den Kinder- und Hausmärchen der "Brüder Grimm" gezeichnet hat.
Künstlerische Ausbildung
Adolph Johannes Fischer hat an der Universität Wien Kunstgeschichte, Germanistik sowie Philosophie und zugleich an der Wiener Kunstgewerbeschule und anschließend an der allgemeinen Maler- und Meisterschule der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert.
Lehr- und Künstlertätigkeit
Ab 1909 hat er am Gmundener Gymnasium Zeichnen, Mathematik und Darstellende Geometrie unterrichtet und daneben für diverse Herrscherhäuser und deren Umfeld gemalt. Während des Ersten Weltkrieges hat der 30jährige Fischer für die oberösterreichische Stadt Enns einen propagandistischen Wehrschild ("Eisernes Edelweiß") geschaffen hat, der am 21. November 1915 durch ein Landesschützen-Regiment erstbenagelt wurde.
Im April 1918 ist Fischer nach Salzburg übersiedelt, wo er am Bundesgymnasium Zeichnen, Darstellende Geometrie, Mathematik und Schreiben unterrichtet hat.
Begegnung mit James Joyce
Geschriebenes Porträt im "Salzburger Volksblatt"
Im Sommer 1928 hat er den in Salzburg urlaubenden irischen Schriftsteller James Joyce kennen gelernt, dessen Leben und Werk er unter anderem für das „Salzburger Volksblatt" porträtiert hat. Das geschriebene Porträt hat James Joyce so gefreut, dass er "Prof. Fischer" eigens die aktuelle Ausgabe der Avantgarde-Zeitschrift "Transition" mit dem jüngsten Kapitel seines "Work in Progress" zusenden ließ.
Künstlerische Ergebnisse der Begegnung sind eine im Salzburg Museum befindliche Lithographie, die James Joyce zeigt, sowie Strandgut-Fotografien, die Fischer 1928 bei einem gemeinsamen Ausflug in Raitenhaslach angefertigt hat. Seine Fotografien wurden 1929 unter dem Titel "Fluviana" und dem Urhebervermerk "Photo Fischer, Salzburg" in der Avantgarde-Zeitschrift "Transition" veröffentlicht.
Fischers Fluviana-Fotografien waren der Grund, dass Joyce Jahre lang als Konzeptkünstler in der Tradition von Marcel Duchamp fehlinterpretiert bzw. in die Nähe von Max Ernst gerückt wurde - allerdings auch die Ursache für Fischers späte Wiederentdeckung.
Kunstsammler und Schriftsteller
Nach seiner im Jahr 1928 erfolgten frühen Pensionierung hat sich Fischer wieder verstärkt der Schriftstellerei und dem Kunstsammeln gewidmet. Seine mit kostbaren gotischen Plastiken, Bildern und wertvollen Kunstgegenständen ausgestattete Wohnung wurde von der Festspielprominenz als Sehenswürdigkeit wahrgenommen. Als bekannteste Besucher der Wohnung, die laut Zeitungsberichten „einem Museum oder einer Galerie“ glich, gelten James Joyce und Marlene Dietrich: „Sein Glanzstück, um dessentwillen Kenner aus Welt sich im seinem Atelier, die seine Wohnung auch war, einfanden, ist eine herrliche gotische Madonna, die Schöne Madonna genannt; wenn er die edle Schönheit dieser Statue vollends zeigen wollte, verdunkelte er den Raum und ließ das herrliche Madonnenprofil im sanften Kerzenschein bewundern.“
Die finanzielle Notlage veranlasste Fischer im April 1931 zu dem Entschluss, seine "bekannte Gotiksammlung" zu veräussern, weshalb er dem damaligen "Österreich Museum für Kunst und Industrie" (heute "Museum für Angewandte Kunst") in Wien ein maschinschriftliches Verzeichnis der einzelnen Exponate zugeschickt hat, das auch eine Fotografie seiner "Schönen Madonna" enthält.
Wirkung
Reinhold Glaser, der im "Vorwort" zu Fischers 1932 erschienenem expressionistischen Science Fiction-Abenteuer-Roman "Zwei Männer spielen um die Welt" Fischers Leben und Werk skizziert, erwähnt dabei stolz, dass sich einige von Fischers Bildern unter anderem im österreichischen Parlament, in der Wiener Hofburg, im Linzer Museum sowie in der Kaiservilla in Bad Ischl befinden.
Ein Nachrufer, dem Fischers lebenslange Schriftstellerei unbekannt war, wusste über dessen literarisches Werk das Folgende zu berichten: "In den letzten Jahren hatte er sich mit Erfolg der schriftstellerischen Tätigkeit gewidmet. 1932 erschien sein Roman ‚Zwei Männer spielen um die Welt‘. Es war ein überraschend reifes und mit viel Begabung geschriebenes Erstlingswerk, das in Kürze eine Auflage von 10000 Exemplaren erreichte. Vielleicht lag die stärkste Begabung Fischers auf diesem Gebiete. Er steht mit diesem Werk in der Reihe zeitgenössischer Autoren wie Hans Dominik und andere[n], die sich mit Problemen der Zukunft befassen. Professor Fischer hinterlässt noch einen zweiten fertigen Roman, dem der Ruf großer Genialität vorangeht, und den sein Adoptivsohn Kunstmaler Fritz Fischer in Amerika herausbringen wird.[1]
Fischers Adoptivsohn veröffentlichte nicht Fischers Roman aus dem Nachlass, sondern bot binnen Jahresfrist die berühmte Kunstsammlung im Dorotheum zur Versteigerung an.[2]
Die Michael Pacher zugeschriebene "Schöne Madonna" wurde im November 1937 im Rahmen der 450. Kunstauktion des Wiener Dorotheums gemeinsam mit anderen Werken der "Skulpturenbestände des Prof. Adolf J. Fischer" versteigert: "Das Dorotheum bringt in seiner 450. Kunstauktion diese Woche Freitag und Samstag die weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Skulpturensammlung des verstorbenen Professors Adolf J. Fischer, Salzburg [...] zur Versteigerung. [...] Aus dem Nachlass Professor Fischers, dessen Sammlung zu den oft und gern besuchten Salzburger Sehenswürdigkeiten gehörte, verdient vor allem die schöne Madonna der Sammlung, als ein Hauptstück österreichisch-deutscher Plastik von Michael Pacher, allergrößte Beachtung."[3]
Bald geriet Adolph Johannes Fischer nahezu völlig in Vergessenheit, bis durch die kunsthistorische Diskussion über seine "Fluviana"-Fotografien sein Leben und Werk seit dem Jahr 2004 erneut Aufmerksamkeit erlangt hat. Als eine Folge davon wurde im Jahr 2008 eine seiner Fluviana-Aufnahmen in der Galerie CUC Berlin ausgestellt.[4]
Literarische Werke
- Literatur von und über Adolph Johannes Fischer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- San Loretto (Reim-Novelle, 1901).
- Nitokris (Drama, 1907, Erstaufführung am 3. August 1907, Gmunden).
- Die Wiener Kupferstecher "Schmuzer" im 18. und 19. Jahrhundert (Dissertation an der Universität Wien, 1911)
- Das Kriterium der Kunst (1913).
- Die versunkene Stadt. Lieder eines Toten (1923).
- Satan. Gedichte (1923).
- Ich suche Mirjam (Roman, 1924).
- Das hohe Lied (Reimübertragung aus der Bibel), (1924).
- Die Dame mit dem Brokatmuff (Novelle) (1931).
- Zwei Männer spielen um die Welt (Science Fiction/Abenteuer-Roman, 1932).
- Das letzte Märchen. Aus der Oper „Tausend und eine Nacht“ (1933/34).
- Lu und der Tiger (Komödie in drei Akten) (o.J. vermutlich Ende der 1920, Anfang der 1930er Jahre).
Bekannteste bildnerische Werke
- Empfang Franz Josephs I. durch Kinder in Ischl (Geschenk des Salzkammerguts zum 60jährigen Regierungsjubliäum), Aquarell, 1908.
- Eisernes Edelweiß, propagandistischer Wehrschild, 1915.
- Straßenschönheit, Aquarell (unbekannter Verbleib, zuletzt Museum Franzisko-Carolinum Linz).
- Ansicht von Grado, Aquarell (20,2 x 34 cm, Bildersammlung der Kammerhofmuseen Gmunden).
- Dame mit Schleier, Aquarell (52 x 25,8 cm, Bildersammlung der Kammerhofmuseen Gmunden).
- Alexander Schönburg-Hartenstein, Porträt (Österreichisches Parlament, Inv.-Nr. 111-025).
- Karl Goldmark, Porträt, Lithographie (Urheberschaft zweifelhaft, eher Fritz Willy Fischer).
- James Joyce, Porträt, Lithographie (Urheberschaft zweifelhaft, eher Fritz Willy Fischer).
- Fluviana. In: Eugene Jolas: Transition 16/17. Adolph Johannes Fischer: Fluviana, p.296-297. (1929).
Weblinks
- Adolph Johannes Fischer: James Joyce in Salzburg. „Salzburger Volksblatt“ vom 25. August 1928.
- Andreas Weigel: Adolph Johannes Fischers "Fluviana"-Fotografien von Johann Baptist Pinzingers "Salzachmuseum" in Raitenhaslach.
- Andreas Weigel: James Joyce: Spurensuche in Salzburg (Salzburger Nachrichten, 16. Juni 2007).
- Adolf Haslinger und Andreas Weigel: Porträt von James Joyce im "Salzburg Museum". Salzburger Nachrichten vom 11. Oktober 2007.
- Fluviana. Foto-Serie von Adolph Johannes Fischer.
Quellen
- Adolph Johannes Fischer: Gotiksammlung Adolph Johannes Fischer. Salzburg 1931. 6 Bl. [2 Abb]. 4° [Hektographiert].
- Reinhold Glaser: Vorwort. In: Adolph Johannes Fischer: Zwei Männer spielen um die Welt (1932). S.3-6.
- Nikolaus Schaffer: Adolph Johannes Fischer. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Band 40 (2004).
- Andreas Weigel: James Joyces Aufenthalte in Österreich. Innsbruck (1928), Salzburg (1928) und Feldkirch (1915, 1932). In: Michael Ritter (Hrsg.): praesent 2006. Das österreichische Literaturjahrbuch. Das literarische Geschehen in Österreich von Juli 2004 bis Juni 2005. S.93-105. Wien: präsens 2005.
Fußnote
- ↑ „Begräbnis Professor Adolf Johannes Fischer“. In: „Linzer Volksblatt“. 26. November 1936. Morgenausgabe. Nr.275. S.4.
- ↑ Dorotheum: 450. Kunstauktion. Die Skulpturenbestände des Prof. Adolf J. Fischer †. Salzburg. Kunstgegenstände aus der Feste Hohenwerfen. Anderer Privatbesitz. Schaustellung 16.-18. November 1937. Versteigerung 19. und 20. November.
- ↑ Wertvolle Plastik unter dem Hammer. Kunstauktion des Dorotheums. Eingeklebter Zeitungsartikel im nachfolgenden, in der österreichischen Nationalbibliothek befindlichen Auktionskatalog des Dorotheums: 450. Kunstauktion. Die Skulpturenbestände des Prof. Adolf J. Fischer †. Salzburg. Kunstgegenstände aus der Feste Hohenwerfen. Anderer Privatbesitz. Schaustellung 16.-18. November 1937. Versteigerung 19. und 20. November.
- ↑ Medien (CUC Berlin). 5. September - 11. Oktober 2008.