Slawische Ortsnamen: Unterschied zwischen den Versionen

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Zu den '''Slawischen Ortsnamen''' werden im [[Bundesland Salzburg]] jene Ortsbezeichnungen gezählt, deren Ursprung sprachlich auf slawische Begriffe zurückgeht.
 
Zu den '''Slawischen Ortsnamen''' werden im [[Bundesland Salzburg]] jene Ortsbezeichnungen gezählt, deren Ursprung sprachlich auf slawische Begriffe zurückgeht.
 
==Lage ==
 
==Lage ==
Das Gebiet, in dem sich vom Slawischen hergeleitete Ortsnamen befinden, grenzt an ehemals slawisch besiedeltes Land. Das sind die heutigen Bundesländer [[Steiermark]] im Osten von Salzburg und [[Kärnten]] im Süden, sowie das ebenfalls im Süden befindliche Gebiet von [[Osttirol]]. Nachweislich slawische Ortsnamen finden sich hauptsächlich im [[Lungau]]. Sie sind aber auch für den [[Pongau]] ([[Salzachpongau]] und [[Ennspongau]]), für den [[Pinzgau]] ([[Unterpinzgau]] und [[Oberpinzgau]]) und für das Gebiet von [[Annaberg]]-[[Abtenau]] gesichert.  
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Das Gebiet, in dem sich vom Slawischen hergeleitete [[Ortsnamen (Etymologie)|Ortsnamen]] finden, grenzt an ehemals slawisch besiedeltes Land. Das sind die heutigen Bundesländer [[Steiermark]] im Osten von Salzburg und [[Kärnten]] im Süden, sowie das ebenfalls im Süden befindliche Gebiet von [[Osttirol]]. Nachweislich slawische Ortsnamen finden sich hauptsächlich im [[Lungau]]. Sie sind aber auch für den [[Pongau]] ([[Salzachpongau]] und [[Ennspongau]]), für den [[Pinzgau]] ([[Unterpinzgau]] und [[Oberpinzgau]]) und für das Gebiet von [[Annaberg]]-[[Abtenau]] gesichert.
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Keine slawischen Ortsnamen finden sich im [[Flachgau]], im [[Tennengau]] (abgesehen vom bereits erwähnten Annaberger und Abtenauer Gebiet), sowie im Großteil des [[Mitterpinzgau]]s.
 
Keine slawischen Ortsnamen finden sich im [[Flachgau]], im [[Tennengau]] (abgesehen vom bereits erwähnten Annaberger und Abtenauer Gebiet), sowie im Großteil des [[Mitterpinzgau]]s.
 
==Häufigkeit==
 
==Häufigkeit==
Im Lungau leiten sich mehr als doppelt so viele Ortsbezeichnungen – nämlich 42 - vom Slawischen ab, als in den übrigen Gauen. Hier gelten insgesamt rund 20 slawische Ortsnamen als gesichert. Aber auch unter den Flur- und Gewässernamen finden sich solche, die slawischen Ursprungs sind und auch einige Geländebezeichnungen leiten sich vom Slawischen ab. Hier finden sich wiederum im Lungau die meisten – nämlich ungefähr 130, während in den übrigen Gauen nur rund 60 slawische Flur-, Gewässer- und Geländenamen vorkommen. Das Verhältnis der deutschen zu den slawischen Siedlungsbezeichnungen ist etwa 2:1.
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Im Lungau leiten sich mehr als doppelt so viele Ortsbezeichnungen – nämlich 42 vom Slawischen ab als in den übrigen Gauen. Hier gelten insgesamt rund 20 slawische Ortsnamen als gesichert. Aber auch unter den Flur- und Gewässernamen finden sich solche, die slawischen Ursprungs sind, und auch einige Geländebezeichnungen leiten sich vom Slawischen ab. Hier finden sich wiederum im Lungau die meisten – nämlich ungefähr 130, während in den übrigen Gauen nur rund 60 slawische Flur-, Gewässer- und Geländenamen vorkommen. Das Verhältnis der deutschen zu den slawischen Siedlungsbezeichnungen ist etwa 2:1.
 
==Entstehung==
 
==Entstehung==
Slawische Ortsnamen entstanden nur durch die gleichzeitige Anwesenheit von Slawen und Baiern, die die sprachliche Kontinuität ermöglicht hat. Über die Jahrhunderte vollzogen sich sowohl im Slowenischen (Slawischen) als auch im Deutschen Sprachwandlungen. Da es im Slowenischen Laute gab, die im Altbairischen (Deutschen) fehlten, erfolgten Lautsubstitutionen, die nun ihrerseits im Laufe der Jahrhunderte wechselten.
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Slawische Ortsnamen entstanden nur durch die gleichzeitige Anwesenheit von [[Slawen]] und [[Baiern]], die die sprachliche Kontinuität ermöglicht hat. Über die Jahrhunderte vollzogen sich sowohl im Slowenischen (Slawischen) als auch im Deutschen Sprachwandlungen. Da es im Slowenischen Laute gab, die im Altbairischen (Deutschen) fehlten, erfolgten Lautsubstitutionen, die nun ihrerseits im Laufe der Jahrhunderte wechselten.
 
==Einzelbeispiele für die Sprachwandlung==
 
==Einzelbeispiele für die Sprachwandlung==
 
===Slowenische Ortsnamen===
 
===Slowenische Ortsnamen===
 
''Lamm'' ist eine Katastralgemeinde in der Gemeinde [[Zederhaus]]. Mittelalterlich lautete der Name ''lom'', altslowenisch ''lom(u)'', neuslowenisch ''lom'' in der Bedeutung von Bruch, Erdrutsch. Hier ist auch ''Lom'' in der Gemeinde [[Unternberg]] zu erwähnen und der Fluss [[Lammer]].
 
''Lamm'' ist eine Katastralgemeinde in der Gemeinde [[Zederhaus]]. Mittelalterlich lautete der Name ''lom'', altslowenisch ''lom(u)'', neuslowenisch ''lom'' in der Bedeutung von Bruch, Erdrutsch. Hier ist auch ''Lom'' in der Gemeinde [[Unternberg]] zu erwähnen und der Fluss [[Lammer]].
===Slowenische Flurnamen===
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===Slowenische [[Flurname]]n===
''Kolm'' ist die Bezeichnung eines Einzelhauses in [[Großarl]] und in [[Jesdorf]] in [[Niedernsill]]. ''Kolm'' kommt aber auch als Flurname in der Bezeichnung [[Kolm-Spitze]] (2 521 [[m ü. A.]]) - Anm.: über dem [[Oberer Bockhart-SeeOberen Bockhartsee]] vor. Im Mittelalter lautete die Bezeichnung ''Cholme'' (urkundlich in Kärnten), das sich innerhalb des Neuslowenischen zu ''holm'' entwickelt. Als ''Kul'' erscheint es im ''Kulm''-Tal (oberstes Schöderbach-Tal, Großarl-Tal) und in ''Kulm''-Fall. [[Kolm-Saigurn]] hingegen leitet sich von ''Cholben'' (bergmännisch Pochwerk, Hammerwerk) ab.
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''Kolm'' ist die Bezeichnung eines Einzelhauses in [[Großarl]] und in [[Jesdorf]] in [[Niedernsill]]. ''Kolm'' kommt aber auch als [[Flurname]] in der Bezeichnung [[Kolm-Spitze]] (2 521 [[m ü. A.]]) - Anm.: über dem [[Oberer Bockhartsee|Oberen Bockhartsee]] - vor. Im [[Mittelalter]] lautete die Bezeichnung ''Cholme'' (in Kärnten urkundlich), das sich innerhalb des Neuslowenischen zu ''holm'' entwickelt. Als ''Kulm'' erscheint es im ''Kulm''-Tal (oberstes Schöderbach-Tal, Großarl-Tal) und in ''Kulm''-Fall. [[Kolm-Saigurn]] hingegen leitet sich von ''Cholben'' (bergmännisch Pochwerk, Hammerwerk) ab.
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==Quellen==
 
==Quellen==
*[[Franz Hörburger]], Salzburger Ortsnamenbuch , S. 176, HG Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982
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*[[Franz Hörburger|Hörburger, Franz]], ''[[Salzburger Ortsnamenbuch]]'', S. 176, [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], 9. Ergänzungsband, HG [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], Salzburg 1982  
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[[Kategorie:Wissenschaft]]
 
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Aktuelle Version vom 4. Mai 2020, 14:54 Uhr

Zu den Slawischen Ortsnamen werden im Bundesland Salzburg jene Ortsbezeichnungen gezählt, deren Ursprung sprachlich auf slawische Begriffe zurückgeht.

Lage

Das Gebiet, in dem sich vom Slawischen hergeleitete Ortsnamen finden, grenzt an ehemals slawisch besiedeltes Land. Das sind die heutigen Bundesländer Steiermark im Osten von Salzburg und Kärnten im Süden, sowie das ebenfalls im Süden befindliche Gebiet von Osttirol. Nachweislich slawische Ortsnamen finden sich hauptsächlich im Lungau. Sie sind aber auch für den Pongau (Salzachpongau und Ennspongau), für den Pinzgau (Unterpinzgau und Oberpinzgau) und für das Gebiet von Annaberg-Abtenau gesichert.

Keine slawischen Ortsnamen finden sich im Flachgau, im Tennengau (abgesehen vom bereits erwähnten Annaberger und Abtenauer Gebiet), sowie im Großteil des Mitterpinzgaus.

Häufigkeit

Im Lungau leiten sich mehr als doppelt so viele Ortsbezeichnungen – nämlich 42 – vom Slawischen ab als in den übrigen Gauen. Hier gelten insgesamt rund 20 slawische Ortsnamen als gesichert. Aber auch unter den Flur- und Gewässernamen finden sich solche, die slawischen Ursprungs sind, und auch einige Geländebezeichnungen leiten sich vom Slawischen ab. Hier finden sich wiederum im Lungau die meisten – nämlich ungefähr 130, während in den übrigen Gauen nur rund 60 slawische Flur-, Gewässer- und Geländenamen vorkommen. Das Verhältnis der deutschen zu den slawischen Siedlungsbezeichnungen ist etwa 2:1.

Entstehung

Slawische Ortsnamen entstanden nur durch die gleichzeitige Anwesenheit von Slawen und Baiern, die die sprachliche Kontinuität ermöglicht hat. Über die Jahrhunderte vollzogen sich sowohl im Slowenischen (Slawischen) als auch im Deutschen Sprachwandlungen. Da es im Slowenischen Laute gab, die im Altbairischen (Deutschen) fehlten, erfolgten Lautsubstitutionen, die nun ihrerseits im Laufe der Jahrhunderte wechselten.

Einzelbeispiele für die Sprachwandlung

Slowenische Ortsnamen

Lamm ist eine Katastralgemeinde in der Gemeinde Zederhaus. Mittelalterlich lautete der Name lom, altslowenisch lom(u), neuslowenisch lom in der Bedeutung von Bruch, Erdrutsch. Hier ist auch Lom in der Gemeinde Unternberg zu erwähnen und der Fluss Lammer.

Slowenische Flurnamen

Kolm ist die Bezeichnung eines Einzelhauses in Großarl und in Jesdorf in Niedernsill. Kolm kommt aber auch als Flurname in der Bezeichnung Kolm-Spitze (2 521 m ü. A.) - Anm.: über dem Oberen Bockhartsee - vor. Im Mittelalter lautete die Bezeichnung Cholme (in Kärnten urkundlich), das sich innerhalb des Neuslowenischen zu holm entwickelt. Als Kulm erscheint es im Kulm-Tal (oberstes Schöderbach-Tal, Großarl-Tal) und in Kulm-Fall. Kolm-Saigurn hingegen leitet sich von Cholben (bergmännisch Pochwerk, Hammerwerk) ab.

Quellen