Judendorf: Unterschied zwischen den Versionen

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(Judendörfer im Pongau und im Pinzgau)
 
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[[Datei:Ansitz Judenhof Goldegg 20210326 1.jpg|thumb|Judenhof Goldegg]]
Im heutigen [[Salzburger Land]] befinden sich neben dem Judendorf bei Tamsweg an zwei weiteren Örtlichkeiten ein sog. Judendorf, die uns an die Geschichte des [[Judentum]]s - und damit zusammenhängend – an alte Handelswege erinnern.  
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[[Datei:Judenhof Goldegg1.jpg|thumb|Judenhof Goldegg]]
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Im heutigen [[Salzburger Land]] existieren drei Örtlichkeiten mit dem Namen '''Judendorf bzw. Judenhof''' , die uns an die Geschichte des [[Judentum]]s - und damit zusammenhängend – an alte Handelswege erinnern.  
  
 
==Allgemeines==
 
==Allgemeines==
Siedlungen mit der Bezeichnung >Judendorf< liegen durchwegs an alten Handelsrouten, vor allem an Verkehrswegen, die die Alpen überqueren. In ihrer Nähe kam es in späterer Zeit meist zu Stadt- und Marktgründungen. Man nimmt an, dass es sich bei diesen Judendörfern um Niederlassungen jüdischer Kaufleute handelt, die im frühen Mittelalter intensiv am Warenhandel, darunter auch am damals üblichen Sklavenhandel, beteiligt waren. Diese Ansiedlungen liegen durchwegs in rein agrarischer Umgebung.
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Siedlungen mit der Bezeichnung >Judendorf< liegen durchwegs an alten [[Handel (historisch)|Handelsrouten]], vor allem an Verkehrswegen, die die [[Alpen]] überqueren. In ihrer Nähe kam es in späterer Zeit meist zu Stadt- und Marktgründungen. Man nimmt an, dass es sich bei diesen Judendörfern um Niederlassungen jüdischer Kaufleute handelt, die im frühen [[Mittelalter]] intensiv am Warenhandel, darunter auch am damals üblichen Sklavenhandel, beteiligt waren. Diese Ansiedlungen liegen durchwegs in rein agrarischer Umgebung.
==Judendorf in Goldegg==
 
Der Judenhof  in der Ortschaft March in [[Goldegg]] im [[Pongau]] ist ein adeliger Ansitz. Er liegt am Übergang von Goldegg nach Goldegg-Weng. Urkundlich wird er erstmals als ein erzbischöfliches Ritterlehen des Konrad Prünlinger im Jahr [[1429]] genannt: „Ain hof genannt datz Judendorf“. Die Familie Prünlinger, eine Familie niederen ritterlichen Adels, blieb bis zum Aussterben im Mannesstamm im Jahr [[1553]] im Besitz des Gutes. Nachfolgend hatten das Gut verschiedene Familien  im Beamtenadelsstand inne. Im [[17. Jahrhundert]] wurde der „Sitz Judendorf“ Eigentum einer bäuerlichen Familie und damit wandelte sich nach Salzburger Brauch das bisherige  Ritterlehen zum Beutellehen. Im [[18. Jahrhundert]] kam die Bezeichnung Judendorf ab und wandelte sich in Judenhof.
 
 
 
=====Verkehrsanbindung=====
 
Der Judenhof gilt aus heutiger Sicht als abgelegen, d.h. als verkehrsfern. Vor 1553, als die Straße zwischen [[Schwarzach]] und [[Lend]] (damals Hirschfurt) durch das [[Salzachtal]] gebaut wurde, führte der Weg in mehreren Strängen über die Terassen von [[St. Veit]] und Goldegg und damit in nächster Nähe am Judendorf / Judenhof vorbei. Der ursprüngliche Weg verlief weiter nach [[Embach]] hinauf, von wo er einerseits flussaufwärts über [[Taxenbach]] in das [[Raurisertal]] hinein und andererseits weiter in den [[Pinzgau]] hinauf führte. Der Weg über das Raurisertal ist die Verbindung zum vielbenutzten Saumweg über den [[Rauriser Tauern]], auch [[Heiligenbluter Tauern]] genannt. Der Saumweg führte weiter zur Straße über den [[Plöckenpass]].  Diese Straße wurde im Mittelalter als  „obere Straße“ bezeichnet, die parallel zum Weg über den [[Radstädter Tauern]],  „untere Straße“ genannt, eine wichtige Verbindung zwischen Salzburg und Italien - vor allem Friaul und Venedig – war. Die „obere Straße“ teilte sich bei der „Fuscher Wegscheid“ in zwei Stränge. Der Weg über das [[Seidlwinkltal]], das Raurisertal, Embach, Goldegg und St. Veit führt über den [[Paß Lueg]] nach [[Salzburg]]. Der andere Strang geht westlich davon in das [[Fuscher Tal]] hinab und weiter über [[Zell am See]] und [[Bad Reichenhall]] ebenfalls nach Salzburg.
 
  
=====Nahe  Märkte und römische Funde=====
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== Judendorf in Tamsweg ==
Nicht weit von diesem Judendorf / Judenhof liegt der wahrscheinlich in der ersten Hälfte des [[13. Jahrhundert]] gegründete Markt [[St. Veit im Pongau]]. Noch näher befindet sich das Dorf Goldegg, früher >Goldeggerhof< genannt. Goldegg ist kein Markt, hatte aber als ehemalige Hofmark einen marktähnlichen Charakter. Darüber hinaus liegen mit römischen Funden in Goldegg-Weng im Umkreis des Judendorfes /Judenhofes Hinweise auf die Bedeutung als uralter Verkehrsweg vor.  
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[[Judendorf (Tamsweg)|Judendorf]] ist ein Ortsteil im Westen der [[Lungau]]er Marktgemeinde [[Tamsweg]].
  
==Judendorf im Fuschertal==
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==Der Judenhof in Goldegg==
An dem Wegstrang, der von der Fuscher Wegscheid durch das Fuschertal nach Norden Richtung Zell am See und weiter über das [[Saalachtal]] nach Salzburg  führt, liegt ebenfalls ein Judendorf. Es besteht aus zwei Bauerngütern namens Vorder- und Hinterjudendorf, die früher auch Örtlehen und Vogllehen genannt wurden und liegt im vorderen nördlichen Teil des Fuscher Tales auf dem Westhang, etwa 20 m über der Talsohle. Dieses Judendorf gehört zur Gemeinde [[Fusch an der Großglocknerstraße]] und zwar zur sog. Zeller Fusch (Gerichtsbezirk Zell am See). Die frühere Landstraße verlief direkt am  Judendorf, während die heutige Straße, die [[Großglockner Hochalpenstraße]], gerade und ohne Steigung am Fuß der kleinen Anhöhe vorbei führt. Die heutige Zufahrt von der Glocknerstraße nach Judendorf ist Teil der ehemaligen Landstraße.
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:''Hauptartikel [[Judenhof (Goldegg)]]
Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im erzbischöflichen Urbar „inner Gebirg“ ca. [[1350]] bestand das Judendorf aus drei Gütern, von denen die zwei oben genannten  etwa um die Mitte des [[15. Jahrhunderts]] zu einem Gut zusammengelegt wurden. Aus dem Umstand, dass die drei Güter ursprünglich je 100 Stück Käse dienten, was zusammen mit 300 Stück den typischen Dienst einer alpenländischen Schwaige ausmacht, ist zu schließen, dass es sich ursprünglich um ein Gut gehandelt hat.
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Der Judenhof in der Ortschaft [[March (Goldegg)|March]] in [[Goldegg]] im [[Pongau]] ist ein adeliger Ansitz. Er liegt am Übergang von Goldegg nach Goldegg-Weng. Urkundlich wird er erstmals als ein erzbischöfliches Ritterlehen des Konrad Prünlinger im Jahr [[1429]] genannt: ''Ain hof genannt datz Judendorf". Die Familie Prünlinger, eine Familie niederen ritterlichen Adels, blieb bis zum Aussterben im Mannesstamm im Jahr [[1553]] im Besitz des Gutes. Nachfolgend hatten das Gut verschiedene Familien im Beamtenadelsstand inne. Im [[17. Jahrhundert]] wurde der "Sitz Judendorf" Eigentum einer bäuerlichen Familie und damit wandelte sich nach Salzburger Brauch das bisherige Ritterlehen zum Beutellehen. Im [[18. Jahrhundert]] kam die Bezeichnung Judendorf ab und wandelte sich in Judenhof.
 
   
 
   
=====Verkehrsanbindung=====
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==Judendorf im Fuscher Tal==
Die Verkehrsanbindung des Fuscher Judendorfes – es liegt direkt an der Tauernstraße – ist noch ins Auge stechender als beim Goldegger Judendorf. Auch der üblicherweise in der Nähe von einem Judendorf liegende Markt ist mit Zell am See gegeben. Zell am See wird im [[12. Jahrhundert]] nicht ausdrücklich als „forum“ bezeichnet. Die wirtschaftliche Grundlage der früher als „cella in Bisonzio“ bezeichneten Siedlung besteht im Tauschhandel von Salz mit Friauler Wein.
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An dem Wegstrang, der von der Fuscher Wegscheid durch das [[Fuscher Tal]] nach Norden Richtung Zell am See und weiter über das [[Saalachtal]] nach Salzburg führt, liegt ebenfalls ein Judendorf. Es besteht aus zwei Bauerngütern namens Vorder- und Hinterjudendorf, die früher auch Örtlehen und Vogllehen genannt wurden und liegt im vorderen nördlichen Teil des Fuscher Tales auf dem Westhang, etwa 20 m über der Talsohle. Dieses Judendorf gehört zur Gemeinde [[Fusch an der Großglocknerstraße]] und zwar zur sog. Zeller Fusch (Gerichtsbezirk Zell am See). Die frühere Landstraße verlief direkt am Judendorf, während die heutige Straße, die [[Großglockner Hochalpenstraße]], gerade und ohne Steigung am Fuß der kleinen Anhöhe vorbei führt. Die heutige Zufahrt von der Glocknerstraße nach Judendorf ist Teil der ehemaligen Landstraße.
 
   
 
   
=====Nahe Märkte und Römische Funde=====
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Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im erzbischöflichen Urbar "inner Gebirg" ca. [[1350]] bestand das Judendorf aus drei Gütern, von denen die zwei oben genannten etwa um die Mitte des [[15. Jahrhundert]] zu einem Gut zusammengelegt wurden. Aus dem Umstand, dass die drei Güter ursprünglich je 100 Stück Käse dienten, was zusammen mit 300 Stück den typischen Dienst einer alpenländischen [[Schwaige]] ausmacht, ist zu schließen, dass es sich ursprünglich um ein Gut gehandelt hat.
Wie beim Judendorf in Goldegg gibt es auch im nahen Umfeld des Fuscher Judendorf römische Funde. Herausragend ist der Bereich um das [[Schloss Fischhorn]] in [[Bruck an der Großglocknerstraße]] mit seiner besonderen Lage als Kreuzungspunkt der Verkehrsrouten von West nach Ost und von Nord nach Süd und mit dem dort aufgefundenen römischen Silberschatz. Der ehemalige Landesarchäologe Dr. Fritz Moosleitner schließt daraus, dass es sich bei Fischhorn um eine römische Straßenstation gehandelt haben könnte. Vom Bau der Großglocknerstraße und durch spätere archäologische Untersuchungen wissen wir von einer Römerstraße und damit in Verbindung stehenden Weihefunden im Bereich der Alpenstraße. Ein weiterer herausragender römischer Fund ist der Depotfund mit römischem Tafelgeschirr aus Zell am See.  
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* Hauptartikel: [[Judenbichl]]
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===Verkehrsanbindung===
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Die Verkehrsanbindung des Fuscher Judendorfes – es liegt direkt an der Tauernstraße, der Nord-Süd-Verbindung, und nahe an der Ost-West-Verbindung – ist noch ins Auge stechender als beim Goldegger Judendorf.
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===Nahe Märkte und Römische Funde===
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Der üblicherweise in der Nähe von einem Judendorf liegende Markt ist mit Zell am See gegeben, auch wenn Zell am See im [[12. Jahrhundert]] nicht ausdrücklich als "forum" bezeichnet wird. Die wirtschaftliche Grundlage des Ortes ist aber damals schon der Tauschhandel von Salz mit Friauler Wein. Wie beim Judendorf in Goldegg gibt es auch im nahen Umfeld des Fuscher Judendorf römische Funde. Herausragend ist der Bereich um das [[Schloss Fischhorn]] in [[Bruck an der Großglocknerstraße]] mit seiner besonderen Lage als Kreuzungspunkt der Verkehrsrouten von West nach Ost und von Nord nach Süd und mit dem dort aufgefundenen römischen Silberschatz. Der ehemalige Landesarchäologe Dr. [[Fritz Moosleitner]] schließt daraus, dass es sich bei Fischhorn um eine römische Straßenstation gehandelt haben könnte. Vom [[Großglockner Hochalpenstraße Baugeschichte|Bau der Großglocknerstraße]] und durch spätere archäologische Untersuchungen wissen wir von einer Römerstraße und damit in Verbindung stehenden Weihefunden im Bereich der Alpenstraße. Ein weiterer herausragender römischer Fund ist der Depotfund mit römischem Tafelgeschirr aus Zell am See.
  
 
==Einzelhöfe==
 
==Einzelhöfe==
Als ehemalige Einzelhöfe fallen beide Judendörfer aus dem sonst üblichen Rahmen, weil sog. Einödflurgebiete meist zu jüngeren Siedlungsgebieten gehören. Im Bereich Goldegg und St. Veit sind allerdings bereits im [[10. Jahrhundert]] mehrfach alte Meierhöfe nachweisbar, während das Fuscher Tal vermutlich erst in der Epoche nach der im [[11. Jahrhundert]] einsetzenden großen Rodungswelle besiedelt wurde. Für diese Annahme spricht, dass das schmale Tal in der Längsrichtung durch eine politische Grenze zwischen den ehemaligen Landgerichten und späteren Bezirksgerichten Taxenbach und Zell geteilt war. Daher stammt die Bezeichnung >Taxenbacher Fusch< (östliche Talseite) und >Zeller Fusch> (westliche Talseite), die auch heute noch durch den Vorspann T oder Z vor der Hausnummer zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Umstand, der auf die spätere Besiedlung deutet ist, dass die „Uusca“ noch um das Jahr [[963]] als Waldgrenze belegt ist. Darüber hinaus weisen viele Güter im Fuscher Tal von ihrer Funktion her - sie dienten nur Weizen, nicht aber die sonst üblichen Getreidearten Roggen und Hafer – auf die Rodungszeit des 11., bzw. 12. Jahrhunderts einerseits und andererseits, weil es sich bei diesen Gütern um Schwaiggüter handelt. Das bedeutet, dass es sich beim Judendorf im Fuschertal entweder um eine relativ junge Gründung handelt, oder dass schon vor der landwirtschaftlichen Nutzung ein einsamer Judenhof am Saumweg stand. Der Zeitpunkt der Gründung ist heute nicht klärbar.   
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Als ehemalige Einzelhöfe fallen beide Judendörfer aus dem sonst üblichen Rahmen, weil sog. Einödflurgebiete meist zu jüngeren Siedlungsgebieten gehören. Im Bereich Goldegg und St. Veit im Pongau sind allerdings bereits im [[10. Jahrhundert]] mehrfach alte Meierhöfe nachweisbar, während das Fuscher Tal vermutlich erst in der Epoche nach der im [[11. Jahrhundert]] einsetzenden großen Rodungswelle besiedelt wurde. Für diese Annahme spricht, dass das schmale Tal in der Längsrichtung durch eine politische Grenze zwischen den ehemaligen Landgerichten und späteren Bezirksgerichten Taxenbach und Zell geteilt war. Daher stammt die Bezeichnung >Taxenbacher Fusch< (östliche Talseite) und >Zeller Fusch> (westliche Talseite), die auch heute noch durch den Vorspann T oder Z vor der Hausnummer zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Umstand, der auf die spätere Besiedlung deutet ist, dass die "Uusca" noch um das Jahr [[963]] als Waldgrenze belegt ist. Darüber hinaus weisen viele Güter im Fuscher Tal von ihrer Funktion her - sie dienten nur Weizen, nicht aber die sonst üblichen Getreidearten Roggen und Hafer – auf die Rodungszeit des 11., bzw. 12. Jahrhunderts einerseits und andererseits, weil es sich bei diesen Gütern um Schwaiggüter handelt. Das bedeutet, dass es sich beim Judendorf im Fuscher Tal entweder um eine relativ junge Gründung handelt, oder dass schon vor der landwirtschaftlichen Nutzung ein einsamer Judenhof am Saumweg stand. Der Zeitpunkt der Gründung ist heute nicht klärbar.
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Über das Ende des Judendorfes als solches gibt es die Vermutung, dass möglicherweise die Auflösung der Judenansiedlung als Anlass zur Umwandlung in eine Schwaige genommen wurde.
 
Über das Ende des Judendorfes als solches gibt es die Vermutung, dass möglicherweise die Auflösung der Judenansiedlung als Anlass zur Umwandlung in eine Schwaige genommen wurde.
 
   
 
   
 
==Zusammenfassung==
 
==Zusammenfassung==
Mit diesen beiden Judendörfern an der „oberen“ Salzburger Alpenstraße ist das Vorhandensein alter jüdischer Ansiedlungen auch für die westlichste der Haupthandelsrouten, die aus Friaul über die Alpen führten, belegt. Man nimmt an, „dass die Ansiedlung jüdischer Händler in den östlichen Alpenländern von Nordostitalien ausging.Das Ende der Judendörfer in einer rein ländlichen Umgebung wurde durch die Entstehung von Märkten und Städten im 12. Und 13. Jahrhundert herbeigeführt. Die Juden zogen einerseits selbst in die Märkte und Städte und andererseits wurden sie durch das Erstarken des „einheimischen Kaufmannsstandes“  aus dem Warenhandel verdrängt.
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Mit diesen beiden Judendörfern an der "oberen" Salzburger Alpenstraße ist das Vorhandensein alter jüdischer Ansiedlungen auch für die westlichste der Haupthandelsrouten, die aus Friaul über die Alpen führten, belegt. Man nimmt an, ''"dass die Ansiedlung jüdischer Händler in den östlichen Alpenländern von Nordostitalien ausging."'' Das Ende der Judendörfer in einer rein ländlichen Umgebung wurde durch die Entstehung von Märkten und Städten im 12. Und 13. Jahrhundert herbeigeführt. Die Juden zogen einerseits selbst in die Märkte und Städte und andererseits wurden sie durch das Erstarken des "einheimischen Kaufmannsstandes" aus dem Warenhandel verdrängt.
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==Quellen==
 
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* "Judendörfer im Salzburgischen", [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], Salzburg [[1960]], 5. Ergänzungsband, Festschrift zum 65. Geburtstag von [[Herbert Klein]], S. 631
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* „Judendörfer im Salzburgischen“, Mitteilungen der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], Salzburg [[1960]], 5. Ergänzungsband, Festschrift zum 65. Geburtstag von [[Herbert Klein]], S. 631
 
  
 
[[Kategorie:Geschichte]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Judentum]]
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[[Kategorie:Judentum in Salzburg]]
 
[[Kategorie:Handel]]
 
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[[Kategorie:Verkehr]]
 
[[Kategorie:Verkehr]]
[[Kategorie:Pongau]]
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[[Kategorie:Pongau]]
 
[[Kategorie:Goldegg]]
 
[[Kategorie:Goldegg]]
 
[[Kategorie:Pinzgau]]
 
[[Kategorie:Pinzgau]]
[[Kategorie:Fusch]]
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[[Kategorie:Fusch an der Großglocknerstraße]]
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[[Kategorie:Römer]]

Aktuelle Version vom 9. Juli 2024, 09:55 Uhr

Judenhof Goldegg
Judenhof Goldegg
Judenhof Goldegg
Judendorf Fuscher Tal

Im heutigen Salzburger Land existieren drei Örtlichkeiten mit dem Namen Judendorf bzw. Judenhof , die uns an die Geschichte des Judentums - und damit zusammenhängend – an alte Handelswege erinnern.

Allgemeines

Siedlungen mit der Bezeichnung >Judendorf< liegen durchwegs an alten Handelsrouten, vor allem an Verkehrswegen, die die Alpen überqueren. In ihrer Nähe kam es in späterer Zeit meist zu Stadt- und Marktgründungen. Man nimmt an, dass es sich bei diesen Judendörfern um Niederlassungen jüdischer Kaufleute handelt, die im frühen Mittelalter intensiv am Warenhandel, darunter auch am damals üblichen Sklavenhandel, beteiligt waren. Diese Ansiedlungen liegen durchwegs in rein agrarischer Umgebung.

Judendorf in Tamsweg

Judendorf ist ein Ortsteil im Westen der Lungauer Marktgemeinde Tamsweg.

Der Judenhof in Goldegg

Hauptartikel Judenhof (Goldegg)

Der Judenhof in der Ortschaft March in Goldegg im Pongau ist ein adeliger Ansitz. Er liegt am Übergang von Goldegg nach Goldegg-Weng. Urkundlich wird er erstmals als ein erzbischöfliches Ritterlehen des Konrad Prünlinger im Jahr 1429 genannt: Ain hof genannt datz Judendorf". Die Familie Prünlinger, eine Familie niederen ritterlichen Adels, blieb bis zum Aussterben im Mannesstamm im Jahr 1553 im Besitz des Gutes. Nachfolgend hatten das Gut verschiedene Familien im Beamtenadelsstand inne. Im 17. Jahrhundert wurde der "Sitz Judendorf" Eigentum einer bäuerlichen Familie und damit wandelte sich nach Salzburger Brauch das bisherige Ritterlehen zum Beutellehen. Im 18. Jahrhundert kam die Bezeichnung Judendorf ab und wandelte sich in Judenhof.

Judendorf im Fuscher Tal

An dem Wegstrang, der von der Fuscher Wegscheid durch das Fuscher Tal nach Norden Richtung Zell am See und weiter über das Saalachtal nach Salzburg führt, liegt ebenfalls ein Judendorf. Es besteht aus zwei Bauerngütern namens Vorder- und Hinterjudendorf, die früher auch Örtlehen und Vogllehen genannt wurden und liegt im vorderen nördlichen Teil des Fuscher Tales auf dem Westhang, etwa 20 m über der Talsohle. Dieses Judendorf gehört zur Gemeinde Fusch an der Großglocknerstraße und zwar zur sog. Zeller Fusch (Gerichtsbezirk Zell am See). Die frühere Landstraße verlief direkt am Judendorf, während die heutige Straße, die Großglockner Hochalpenstraße, gerade und ohne Steigung am Fuß der kleinen Anhöhe vorbei führt. Die heutige Zufahrt von der Glocknerstraße nach Judendorf ist Teil der ehemaligen Landstraße.

Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im erzbischöflichen Urbar "inner Gebirg" ca. 1350 bestand das Judendorf aus drei Gütern, von denen die zwei oben genannten etwa um die Mitte des 15. Jahrhundert zu einem Gut zusammengelegt wurden. Aus dem Umstand, dass die drei Güter ursprünglich je 100 Stück Käse dienten, was zusammen mit 300 Stück den typischen Dienst einer alpenländischen Schwaige ausmacht, ist zu schließen, dass es sich ursprünglich um ein Gut gehandelt hat.

Verkehrsanbindung

Die Verkehrsanbindung des Fuscher Judendorfes – es liegt direkt an der Tauernstraße, der Nord-Süd-Verbindung, und nahe an der Ost-West-Verbindung – ist noch ins Auge stechender als beim Goldegger Judendorf.

Nahe Märkte und Römische Funde

Der üblicherweise in der Nähe von einem Judendorf liegende Markt ist mit Zell am See gegeben, auch wenn Zell am See im 12. Jahrhundert nicht ausdrücklich als "forum" bezeichnet wird. Die wirtschaftliche Grundlage des Ortes ist aber damals schon der Tauschhandel von Salz mit Friauler Wein. Wie beim Judendorf in Goldegg gibt es auch im nahen Umfeld des Fuscher Judendorf römische Funde. Herausragend ist der Bereich um das Schloss Fischhorn in Bruck an der Großglocknerstraße mit seiner besonderen Lage als Kreuzungspunkt der Verkehrsrouten von West nach Ost und von Nord nach Süd und mit dem dort aufgefundenen römischen Silberschatz. Der ehemalige Landesarchäologe Dr. Fritz Moosleitner schließt daraus, dass es sich bei Fischhorn um eine römische Straßenstation gehandelt haben könnte. Vom Bau der Großglocknerstraße und durch spätere archäologische Untersuchungen wissen wir von einer Römerstraße und damit in Verbindung stehenden Weihefunden im Bereich der Alpenstraße. Ein weiterer herausragender römischer Fund ist der Depotfund mit römischem Tafelgeschirr aus Zell am See.

Einzelhöfe

Als ehemalige Einzelhöfe fallen beide Judendörfer aus dem sonst üblichen Rahmen, weil sog. Einödflurgebiete meist zu jüngeren Siedlungsgebieten gehören. Im Bereich Goldegg und St. Veit im Pongau sind allerdings bereits im 10. Jahrhundert mehrfach alte Meierhöfe nachweisbar, während das Fuscher Tal vermutlich erst in der Epoche nach der im 11. Jahrhundert einsetzenden großen Rodungswelle besiedelt wurde. Für diese Annahme spricht, dass das schmale Tal in der Längsrichtung durch eine politische Grenze zwischen den ehemaligen Landgerichten und späteren Bezirksgerichten Taxenbach und Zell geteilt war. Daher stammt die Bezeichnung >Taxenbacher Fusch< (östliche Talseite) und >Zeller Fusch> (westliche Talseite), die auch heute noch durch den Vorspann T oder Z vor der Hausnummer zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Umstand, der auf die spätere Besiedlung deutet ist, dass die "Uusca" noch um das Jahr 963 als Waldgrenze belegt ist. Darüber hinaus weisen viele Güter im Fuscher Tal von ihrer Funktion her - sie dienten nur Weizen, nicht aber die sonst üblichen Getreidearten Roggen und Hafer – auf die Rodungszeit des 11., bzw. 12. Jahrhunderts einerseits und andererseits, weil es sich bei diesen Gütern um Schwaiggüter handelt. Das bedeutet, dass es sich beim Judendorf im Fuscher Tal entweder um eine relativ junge Gründung handelt, oder dass schon vor der landwirtschaftlichen Nutzung ein einsamer Judenhof am Saumweg stand. Der Zeitpunkt der Gründung ist heute nicht klärbar.

Über das Ende des Judendorfes als solches gibt es die Vermutung, dass möglicherweise die Auflösung der Judenansiedlung als Anlass zur Umwandlung in eine Schwaige genommen wurde.

Zusammenfassung

Mit diesen beiden Judendörfern an der "oberen" Salzburger Alpenstraße ist das Vorhandensein alter jüdischer Ansiedlungen auch für die westlichste der Haupthandelsrouten, die aus Friaul über die Alpen führten, belegt. Man nimmt an, "dass die Ansiedlung jüdischer Händler in den östlichen Alpenländern von Nordostitalien ausging." Das Ende der Judendörfer in einer rein ländlichen Umgebung wurde durch die Entstehung von Märkten und Städten im 12. Und 13. Jahrhundert herbeigeführt. Die Juden zogen einerseits selbst in die Märkte und Städte und andererseits wurden sie durch das Erstarken des "einheimischen Kaufmannsstandes" aus dem Warenhandel verdrängt.

Bilder

 Judendorf – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Quellen