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| − | Bekannte und wichtige inneralpine Raststationen für gefiederte Durchzügler, die bei Schlechtwettereinbrüchen mitunter lebensrettend sind, sind das im [[Pinzgau]] befindliche [[Naturschutzgebiet Zeller See]] und der im [[Kärnten|Kärntner]] [[Seebachtal]] liegende [[Stappitzer See]]. Im NSG Zeller See konnten im Mai 2015 an drei aufeinander folgenden Tagen beispielsweise vier Rotfußfalken beobachtet werden. | + | Bekannte und wichtige inneralpine Raststationen für gefiederte Durchzügler, die bei Schlechtwettereinbrüchen mitunter lebensrettend sind, sind das im [[Pinzgau]] befindliche [[Naturschutzgebiet Zeller See]] und der im [[Kärnten|Kärntner]] [[Seebachtal]] liegende [[Stappitzer See]]. Im NSG Zeller See konnten im Mai 2015 an drei aufeinander folgenden Tagen beispielsweise vier Rotfußfalken beobachtet werden. Es gibt aber auch andere Überraschungen. Die zur selben Zeit beobachteten [[Kiebitz]]e, die damals noch für Durchzügler gehalten wurden, stellten sich zur Freude von Ornithologen und anderen Interessierten im Laufe des Jahres als Brutpaare heraus und es gelang seit vielen Jahren der erste Kiebitz-Brutnachweis inner Gebirg. |
Bei gravierenden längerfristigen Veränderungen der [[Vogellebensräume]] wie Klimaveränderung durch Erwärmung, großflächige Intensivierung der [[Landwirtschaft]] samt Trockenlegung von [[Moor]]en, Feuchtgebieten und [[Streuwiese]]n, können aus heimischen [[Brutvogel|Brutvögeln]] Durchzügler, oder umgekehrt, Durchzügler zu heimischen Brutvögeln werden. | Bei gravierenden längerfristigen Veränderungen der [[Vogellebensräume]] wie Klimaveränderung durch Erwärmung, großflächige Intensivierung der [[Landwirtschaft]] samt Trockenlegung von [[Moor]]en, Feuchtgebieten und [[Streuwiese]]n, können aus heimischen [[Brutvogel|Brutvögeln]] Durchzügler, oder umgekehrt, Durchzügler zu heimischen Brutvögeln werden. | ||
Version vom 7. Januar 2016, 09:23 Uhr
Als Durchzügler werden aus Salzburger Sicht jene Vogelarten bezeichnet, die im Frühjahr, bzw. im Herbst, auf ihrem Flug von und zum Winterquartier durchziehen, d.h. das Gebiet des Bundeslandes Salzburg überfliegen oder auch eine Rast einlegen, aber hier nicht brüten. Aber auch Wildtiere, die hier nicht oder nicht mehr (Wolf, Luchs, Bär) heimisch sind, aber auf ihren Wanderungen das Gebiet des Bundeslandes queren, gelten als "Durchzügler".
Bemerkenswertes
Die globalen Routen der Zugvögel gelten heute aufgrund der Ergebnisse langjähriger wissenschaftlicher Forschung mit unterschiedlichen Methoden wie u.a. der Vogelberingung als bekannt. Im inneralpinen Raum ist dazu jedoch noch zu wenig geforscht worden, was bei der Genehmigung von Windkraftanlagen (Windkraftanlage Lehmberg) oder von überregionalen Stromleitungen wie der Salzburgleitung mangels Belegen zu Schwierigkeiten in der Argumentation führt.
Bekannte und wichtige inneralpine Raststationen für gefiederte Durchzügler, die bei Schlechtwettereinbrüchen mitunter lebensrettend sind, sind das im Pinzgau befindliche Naturschutzgebiet Zeller See und der im Kärntner Seebachtal liegende Stappitzer See. Im NSG Zeller See konnten im Mai 2015 an drei aufeinander folgenden Tagen beispielsweise vier Rotfußfalken beobachtet werden. Es gibt aber auch andere Überraschungen. Die zur selben Zeit beobachteten Kiebitze, die damals noch für Durchzügler gehalten wurden, stellten sich zur Freude von Ornithologen und anderen Interessierten im Laufe des Jahres als Brutpaare heraus und es gelang seit vielen Jahren der erste Kiebitz-Brutnachweis inner Gebirg.
Bei gravierenden längerfristigen Veränderungen der Vogellebensräume wie Klimaveränderung durch Erwärmung, großflächige Intensivierung der Landwirtschaft samt Trockenlegung von Mooren, Feuchtgebieten und Streuwiesen, können aus heimischen Brutvögeln Durchzügler, oder umgekehrt, Durchzügler zu heimischen Brutvögeln werden. Viele Vogelarten sind beides: sowohl Durchzügler als auch Brutvögel. Manche sind darüber hinaus auch Wintergäste (Überwinterer).
Ehemals heimische Brutvögel, heute Durchzügler
Ein Beispiel ist der Fischadler, der Anfang des 20. Jahrhunderts noch in den Kalkvoralpen, im Hinterseegebiet gebrütet haben soll, aber heute nur mehr in Zugzeiten im Bereich der Vorlandseen, im Weidmoos, an der unteren Salzach und im Bereich des Zeller Sees zu beobachten ist.
Ehemals nur Durchzügler, heute auch heimische Brutvögel
Die Rohrweihe, ehemals nur Durchzügler, brütet mittlerweile auch im Bundesland Salzburg. Allerdings sind nur wenige Brutpaare vor Ort, die wieder verschwinden würden, wenn der Gebietsschutz aufgehoben würde. Denn alle im Bundesland bekannten Rohrweihen-Brutplätze liegen gegenwärtig innerhalb von ausgewiesenen Schutzgebieten im Alpenvorland. Es gibt derzeit noch keinen Beleg, aber Beobachtungen im Jahr 2015 ließen auf ein Rohrweihen-Brutpaar im Naturschutzgebiet Zeller See schließen.
Vogelarten, die hier brüten, durchziehen und als Wintergast bekannt sind
Hier ist u.a. der Gänsesäger zu erwähnen. Noch ist er als Brutvogel selten und brütet nur in wenigen Brutpaaren. Brutgebiete sind die untere Salzach und der Wolfgangsee. Der Gänsesäger ist aber auch ein Durchzügler und ein Wintergast. Als Wintergast ist er beispielsweise regelmäßig auf dem Zeller See zu beobachten.
Quellen
- Killian Mullarney, Dan Zetterström, Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, große Ausgabe, 2. Auflage des 2011 erschienenen Kosmos-Vogelführers
- Leopold Slotta-Bachmayr, Christine Medicus, Susanne Stadler: Rote Liste der gefährdeten Brutvögel des Bundeslandes Salzburg, Naturschutzbeiträge 38/12, Naturschutz Land Salzburg, Salzburg 2012