Stappitzer See
Der Stappitzer See ist ein kleiner Bergsee im Süden des Tauernkammes.
Lage
Er befindet sich im Seebachtal in Kärnten und liegt in der Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern im Gemeindegebiet von Mallnitz auf einer Seehöhe von 1 273 m ü. A..
Entstehung
Er bildete sich am Ende der letzten Eiszeit und zwar infolge eines großen Bergsturzes des nahe gelegenen Berges Auernig (2 130 m ü. A.). Das Nachlassen des Eisdruckes, bedingt durch den Rückgang der Gletscher, verursachte den Abgang von großen Mengen an Felsmaterial aus den Flanken des Berges. Dadurch bildete sich ein natürlicher Sperrriegel, hinter dem sich eine bis zu zehn Kilometer lange Wasserfläche aufstaute. Somit reichte der nacheiszeitliche See bis weit in das Seebachtal hinein. Das Geschiebe des Seebaches und dessen Zubringerbäche, sowie das Material aus Murenabgängen verfüllten im Laufe der Jahrtausende das Seebecken. Der heutige Stappitzer See ist das, was von diesem Verlandungsprozess geblieben ist.
Das in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts von den Österreichischen Draukraftwerken geplante Seebachtal-Talsperrenprojekt scheiterte nach Probebohrungen am Widerstand einer Bürgerinitiative. Die bereits gewonnenen Bohrkerne wurden der Wissenschaft für geologische und pollenanalytische Untersuchungen überlassen.
Forschungen zu Vegetation und Klima
Die Bohrungen – vier in Tiefen bis zu 96 Metern, eine weitere bis auf 160 Meter – erreichten die Grundmoräne des Talgletschers der Würmeiszeit noch oberhalb des gewachsenen Felses. Ihre Auswertung lässt auf Basis der Pollenanalyse auf Vegetation und Klima über einen Zeitraum von insgesamt 17.000 Jahren schließen. So konnten 60 Pflanzenarten – auch erste Blütenpflanzen – nachgewiesen werden. Die gegebenen klimatischen Verhältnisse ermöglichten trotz der >Stappitzer Klimaschwankungen< die Ausbreitung von Gehölzen in Strauch- und Baumform. Nach Abklingen der extremen Kälteperiode zwischen 15 000 und 12 000 vor heute kam eine Warmphase, die rund 1 000 Jahre andauerte und in der sich in der Zeit von 12 000 bis 11 000 vor heute Birken, Latschen und Grünerlen ausbreiten konnten. Vor rund 9 800 Jahren erreichte der Gehölzanteil durch das Einwandern von Fichten, Ulmen, Haseln und Grau-Erlen einen starken Zuwachs, wobei die Grau-Erlen den Ton angaben. Zwischen 6 700 und etwa 5 000 Jahren vor heute lagen die Jahresmitteltemperaturen ein bis zwei Grad und die Sommermitteltemperaturen um zwei bis drei Grad höher als in der Gegenwart.
Bedeutung
Der Stappitzer See ist wie sein Pendant Naturschutzgebiet Zeller See auf der Nordseite des Tauernkammes eines der wichtigsten Feuchtgebiete im Bereich des Nationalparks. Er dient vor allem Zugvögeln bei ihrer Alpenüberquerung als Rastplatz. So kann man an Zugstautagen beispielsweise den Prachttaucher und die Schafstelze beobachten. Die am See gelegenen Brutplätze des Zwergtauchers gelten als die höchstgelegensten in Österreich. Für die Flugjäger Alpensegler und Felsenschwalbe bieten der See und seine umliegende Verlandungszone ein bedeutendes Nahrungsangebot.
Unterschutzstellung
Der Stappitzer See samt Umgebung wurde im Jahr 1986 zum Naturdenkmal erklärt. Seit März 2008 ist dieses Gebiet das Europaschutzgebiet Stappitzer See und Umgebung.
Nach der Vogelschutzrichtlinie Anhang I werden der Prachttaucher, das Haselhuhn, der Uhu, der Sperlingskauz, der Raufußkauz, der Schwarzspecht, der Dreizehenspecht, das Blaukehlchen und der Neuntöter in diesem Gebiet als schützenswert bezeichnet. Nach der FEF-Richtlinie der Anhänge II und IV sind Koppe und Gelbbauchunke geschützt.
Bildergalerie
Ein Zwergtaucher - hier auf dem Zeller See. Seine Brutplätze am Stappitzer See sind die höchstgelegensten in Österreich
Die Schafstelze, hier an der Darscho-Lacke im Burgenland, ist einer jener Zugvögel, die den Stappitzer See als Raststation nutzen
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Stappitzer See"