Hermann von Barth: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Bild)
K (+ Kategorie(n))
 
(22 dazwischenliegende Versionen von 6 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
[[Bild:HvB 210.jpg|thumb|Hermann von Barth]]
 
[[Bild:HvB 210.jpg|thumb|Hermann von Barth]]
'''Hermann von Barth''', Freiherr von und zu Harmating (* [[5. Juni]] [[1845]] auf Schloss Eurasburg, [[Bayern]]; † [[7. Dezember]] [[1876]] in Sao Paolo de Loanda, Portugiesisch-Angola) war in seinem kurzen Leben von nur 31 Jahren im [[19. Jahrhundert]] ein Verfasser der ersten alpinen Führerliteratur und Erforscher der Alpen.
+
'''Hermann von Barth''', Freiherr von und zu Harmating (* [[5. Juni]] [[1845]] auf Schloss Eurasburg, [[Bayern]]; † [[7. Dezember]] [[1876]] in Sao Paolo de Loanda, Portugiesisch-Angola) schrieb im [[19. Jahrhundert]] die erste alpine Bergführer-Literatur und galt als Erforscher der [[Alpen]].
  
 
== Leben ==
 
== Leben ==
Der Sohn eines königlich bayrischen Kämmerers und Spross einer alten Adelsfamilie wächst im Bayerischen Alpenvorland, nahe dem Starnberger See, auf. 1857 verkauft der Vater das Schloss und zieht mit seinen Söhnen Hermann, Ernst und Hugo nach München in die Karlstraße.
+
Der Vater war königlich [[Bayern|bayrischer]] Kämmerers, die Familie eine alte Adelsfamilie. In dieser Umgebung wuchs von Barth im Bayerischen [[Alpenvorland]], nahe dem Starnberger See, auf. Nachdem [[1857]] sein Vater das Schloss verkauft hatte, zog er mit seinen Söhnen Hermann, Ernst und Hugo nach München in die Karlstraße.
  
Die Natur fasziniert ihn, er unternimmt oft lange Wanderungen oder geht mit seinen Brüdern zur Jagd. Er ist strebsam und gilt im Maximilian-Gymnasium er als fleißiger Schüler, besonders gut war er in Deutsch, und macht sein Abitur am Königlichen Ludwig-Gymnasium in München.
+
Der Schüler Barth, er galt im Maximilian-Gymnasium als strebsam, unternahm schon in jungen Jahren Wanderungen und begleitete seine Brüder zur Jagd. Er war von der Natur fasziniert. Nach dem Abitur (Matura) am Königlichen Ludwig-Gymnasium in München schrieb er sich [[1863]] an der Universität München zum Studium der Rechtswissenschaft ein. Als Mitglied im Corps Franconia erwarb er sich den Ruf als schneidiger Fechter.
1863 schreibt er sich an der Universität München zum Studiums der Rechtswissenschaft ein, wird Mitglied im Corps Franconia und gilt als schneidiger Fechter.
 
  
1866/67 Erste Bergtour mit seinem Bruder „auf den Wendelstein“
+
[[1866]]/[[1867|67]] unternahm er seine erste Bergtour mit seinem Bruder "auf den Wendelstein". Sein Rechtspraktikum führte ihn nach [[Regensburg]], von wo ihn sein Onkel Ignaz im Mai [[1868]] nach [[Berchtesgaden]] ans Landgericht holte. Dort war Barth in seinem Element, der alpinen Welt. Diese beschäftigte den 23-Jährigen in der Freizeit. Seine alpinen Tätigkeit und seinen Beruf brachte er in Einklang, und seine Vorgesetzten waren mit ihm zufrieden. Da es kaum Bergkameraden gab, zog es ihn oft alleine in die Bergwelt. In den [[Berchtesgadener Alpen]] bestieg Hermann von Barth im Sommer [[1869]] verschiedene Gipfel, acht davon zweimal, zehn als Erstbesteiger. Daneben legte er umfangreiche Schriftstücke über seine Bergfahrten an, sammelt in großem Umfang Mineralien und Fossilien. Am Ende seines ersten Jahres in den [[Alpen]] blickte er auf 69 bestiegene Gipfel zurück.
  
Als Rechtspraktikant verschlägt es ihn zunächst nach Regensburg. Sein Onkel Ignaz holt ihn dann aber im Mai [[1868]] nach [[Berchtesgaden]] ans Landgericht.
+
[[File:Hermann von Barth Bergausrüstung.jpg|thumb|Die Bergausrüstung zur Zeit Barths]]
Hier blüht Hermann förmlich auf. Die alpine Welt um ihn beschäftigt den nunmehr 23-jährigen fast jede freie Minute. Trotz seiner alpinen Tätigkeit vergisst er nicht auf seinen Beruf und genießt die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. In einem geordneten Dasein vermag er beides gründlich zu bewältigen. Leider sind Gleichgesinnte rar und er zieht fast immer alleine in die Bergwelt. In den Berchtesgadener Alpen hat Hermann von Barth in einem Sommer 1869 verschiedene Gipfel betreten, 8 davon zweimal, 10 als erster Ersteiger und verfasst dazu begleitend eine umfangreiche Dokumentation seiner Bergfahrten und sammelt kistenweise Mineralien und Fossilien.
 
In seinem ersten Bergjahr bestieg er 69 Gipfel, davon waren zehn Erstbesteigungen.
 
Der Urahn des führerlosen Bergsteigens war alleine in den Bergen unterwegs. Jedoch zeichnete er dabei die Streckenverläufe sorgfältig auf und sammelte zahlreiche Mineralien und Fossilien. Zur Überwindung von Spalten und Bächen benutzte er einen langen Alpenstock als Schwungstab. Und ein interessantes Detail zu seiner Verpflegung: sein Trinkwasser transportierte er in einer Champagnerflasche.
 
Am [[6. September]] [[1868]] machte er die Erstbesteigung der ''Hocheisspitze'' in den [[Berchtesgadener Alpen]].
 
  
1868 geht Barth über das Alpeltal auf den [[Hoher Göll|Hohen Göll]], über den Göllgrat zum Hinteren Freieck (damals Kuchler Göhl genannt) und steigt über die Hachel zu den Jochalmen ab und ging über das Torrener Joch wieder zurück nach Berchtesgaden.
+
Als technisches Hilfsmittel zur Überwindung von Spalten und Bächen benutzte er einen langen Alpenstock, den er gleichsam als Sprungstab einsetzte. Besonders interessant ist ein Verpflegungsdetail: sein Trinkwasser nahm er stets in einer Champagnerflasche abgefüllt mit in die Berge.
War die Besteigung der Felsriesen in jener Zeit als Leichtsinnigkeit in Verruf, so setzte sich Hermann über dies hinweg. Barth war mit der Qualität der damaligen „Bergführer“ nicht zufrieden, nannte sie „einfältige Bauernlackel welche nicht einmal die Namen der Berge kennen“, und entwickelte sich zu eigener Selbständigkeit und wurde „mit unerhörter Verwegenheit“ zum Alleingeher (führerloser Bergsteiger!). Seinem Freund Theodor Lampart aus Augsburg erklärte er seine Abneigung gegen Gletschertouren so: „Ich will nicht wie eine Kuh an einem Strick über einen Gletscher gezogen werden…“
 
Er erstieg viele Gipfel durch freies Gelände und fragte höchstens einmal einen Hirten oder einen Jäger um Hilfe. Er liebte es, frei durch das Gelände zu marschieren ohne von Wegen oder mahnenden Worten auf einen bestimmten Pfad gelenkt und somit neuen Eindrücken und Erfahrungen beraubt zu werden.
 
Nach einem Intermezzo in Traunstein kehrte er Ende 1868 wieder nach München zurück, wo er am Bezirksgericht rechts der Isar Dienst tat. In seiner Freizeit zeichnet er seine Bergfahrten akribisch auf, will einen Wegweiser machen um von unqualifizierten Bergführern unabhängig zu sein. Er bringt sich als Autodidakt das Zeichnen bei um seine Dokumentationen zu ergänzen und bringt es in kurzer Zeit zu großer Fertigkeit.
 
  
Ende [[1869]] kam Hermann von Barth als Rechtspraktikant nach Sonthofen im Allgäu (Bayern), was ihm die Erkundung der Allgäuer Alpen und der Tannheimer Berge ermöglichte, „44 Gipfel, 3 davon als Erster…“, zum Beispiel:
+
Am [[6. September]] [[1868]] bestieg er als Erster die ''Hocheisspitze'' in den Berchtesgadener Alpen. Im selben Jahr führte ihn eine Wanderung über das Alpeltal auf den [[Hoher Göll|Hohen Göll]], über den Göllgrat zum Hinteren Freieck (damals Kuchler Göhl genannt) und über die Hachel zu den [[Jochalmen]] und über das [[Torrener Joch]] wieder zurück nach Berchtesgaden.
Ende 1869 ging er nach Sonthofen und bestieg in den Allgäuer und  
 
: 19. Juli Hochvogel,
 
: 29. Juli Trettachspitze,
 
: 24. August Großer Krottenkopf,
 
: 6. September Marchspitze.
 
1869 erfolgte die Gründung des Deutschen Alpenvereins, er tritt am 8. November bei und ist mit dem Gründer der DAV Sektion Augsburg, Theodor Lampart befreundet, dieser besorgt ihm Karten und alle verfügbare Bergliteratur.
 
Durch Vorträge nimmt er rege am Vereinsleben teil.
 
  
Im Sommer 1870 führt sein Weg ins Karwendel, es ist sein großes Erschließungsjahr, wo er insgesamt 88 Gipfel besteigt, 12 davon erstmalig. Akribisch zeichnet er auch hier Gratverläufe und Wände auf. Trotz seiner stattlichen Ansammlung von Notizen und Zeichnungen der alpinen Welt findet er noch immer keinen Verleger, der seine Manuskripte drucken will. Als er 1871 dann das Wettersteingebirge erkundet, unterlässt er es, Aufzeichnungen darüber zu machen. Enttäuscht von der scheinbar fehlenden Akzeptanz seiner Arbeit, verliert er die Lust daran ständig Aufzeichnungen zu führen und unternimmt die Bergtouren nur noch zum "eigenen Vergnügen".
+
Eine Besteigung der Bergriesen galt in jener Zeit als Leichtsinnigkeit, was Barth aber nicht störte. Auch war er mit der Qualität der damaligen "Bergführer" unzufrieden. Er bezeichnete sie als "einfältige Bauernlackel, welche nicht einmal die Namen der Berge kennen". So wurde Barth "mit unerhörter Verwegenheit" zum Alleingeher, also zu einem führerlosen Bergsteiger. Seinem Freund Theodor Lampart aus Augsburg erklärte er seine Abneigung gegen Gletschertouren mit den Worten: "Ich will nicht wie eine Kuh an einem Strick über einen Gletscher gezogen werden…". Die Gipfel erreichte er also lieber über freies Gelände, wobei das Nach-dem-Weg-Fragen von Hirten oder Jägern das äußerste Zugeständnis an seine Selbständigkeit war.
Auch von seinem eigentlichen Beruf, der juristischen Welt, fühlt Hermann sich nicht mehr ausgefüllt und er beschließt wieder Student zu werden. Er will seine Leidenschaft, die Naturwissenschaft, Geologie und Palontäologie, nun zur Gänze zu seinem Lebensinhalt machen. Er sucht 1872 um Beurlaubung an.
 
In den Jahren 1872 und 1873 vereinnahmt ihn sein Studium dermaßen, dass er die Berge nur noch sehr selten aufsuchen kann, er machte Berg- und Gipfeltouren im Allgäu, Karwendel, Wetterstein, Berchtesgadener Alpen, Bayerische Voralpen zu geologischen Studien.
 
Doch dann meldet der Leipziger Verleger Eduard Amthor Interesse an den Werken und Manuskripten von Hermann an, Barth geht nochmals jene Touren von denen er keine Aufzeichnungen angefertigt hat um dies nachzuholen. Ende 1873 scheidet er aus dem Staatsdienst aus.
 
[[1874]] veröffentlichte er das Buch ''Aus den Nördlichen Kalkalpen'', in dem er seine Erfahrungen und Touren dokumentierte. Das Werk gilt heute als Klassiker der Alpinliteratur.
 
  
In München fällt Barth auch manchmal den Ordnungshütern auf, er ist einer der ersten Hochradfahrer der Stadt.
+
Kurzzeitig arbeitete er in [[Traunstein]], Bayern, und kam Ende 1868 wieder nach München zurück ans Bezirksgericht. Seine Freizeit opferte er für genaue Aufzeichnungen seiner Bergfahrten, um sich mit seinen Büchern von unqualifizierten Bergführern unabhängig zu machen. Zeichnungen ergänzen seine Dokumentationen.
  
Das Interesse des angehenden Naturwissenschaftlers liegt mittlerweile aber nicht mehr an der Bergwelt, sondern der Schwarze Kontinent liegt nun im Visier von Hermann.  
+
Neben seiner Arbeit als Rechtspraktikant, der er ab Ende [[1869]] in Sonthofen im Allgäu (Bayern) nachging, erkundete Hermann von Barth die Allgäuer Alpen und Tannheimer Berge - 44 Gipfel, drei davon als Erstbesteigung. Dem im selben Jahr gegründeten Deutschen Alpenverein trat Barth am [[8. November]] bei. Er war mit dem Gründer der DAV-Sektion Augsburg, Theodor Lampart befreundet, von dem auch auch Kartenmaterial und Bergliteratur erhielt. Mit Vorträgen bereicherte er das Vereinsleben.
  
1875 schreibt er an einer Publikation der Erschließungstätigkeit britischer Reisender in Ostafrika. Dieses Werk findet in der Fachwelt großen Anklang und Hermann wird im März 1875 von der „Deutschen Afrikanischen Gesellschaft zu Berlin“ zu einer Expedition als Geologe nach Westafrika eingeladen. Von Barth kann diese Einladung jedoch noch nicht wahrnehmen.
+
Der Sommer [[1870]] war sein großes Erschließungsjahr des Karwendelgebirges. Insgesamt 88 Gipfel, 12 davon erstmalig, wurden von ihm bestiegen. Auch in diesem Gebirge vermerkte er genau Gratverläufe und Wände. Zwar hatte er mittlerweile eine ansehnliche Sammlung von Notizen und Zeichnungen der alpinen Welt, aber noch wollte kein Verleger seine Manuskripte drucken. Enttäuscht darüber, dass seine Aufzeichnungen keinen Anklang fanden, unterließ er dann im Jahr [[1871]] bei der Erkundung des Wettersteingebirges, Aufzeichnungen darüber zu machen. Er unternahm die Bergtouren nur noch zum "eigenen Vergnügen".
  
Am 4. Juni 1875 legt Hermann von Barth seine Prüfung in Paläanthologie im Hauptfach und in Geologie und Mineralogie als Nebenfächer mit „Summa cum laude“ ab und erhält die philosophische Doktorwürde.  
+
Auch sein eigentlicher Beruf in der Justiz erfüllte Barth nicht mehr. Er begann mit dem Studium seiner Leidenschaft, der Naturwissenschaft, Geologie und Paläontologie, und suchte [[1872]] um Beurlaubung an. Das Studium nahm ihn dieses und das folgende Jahr voll in Anspruch, so dass er nur wenige Berg- und Gipfeltouren im Allgäu, Karwendel, Wetterstein, den Berchtesgadener Alpen und den Bayerischen Voralpen zu geologischen Studien machte. Aber dann meldete sich der Leipziger Verleger Eduard Amthor - er wollte die Manuskripten von Barth veröffentlichen. Barth wiederholte jene Touren, von denen er keine Aufzeichnungen mehr angefertigt hatte, um sie nun niederzuschreiben. Schließlich schied er Ende 1873 aus dem Staatsdienst aus.
Schon bald, im Dezember 1875, jedoch ergibt sich eine neue Gelegenheit für Hermann doch noch an einer Afrikaexpedition teilzunehmen.  
 
Die "Geografische Gesellschaft München" wählte den Forscher für eine Expedition in die portugiesische Kolonie Angola (Afrika) aus.  
 
  
Vor der Abreise gibt er seinem Freund Anton Waltenberger ein versiegeltes Paket mit allen seinen Aufzeichnungen und Skizzen mit der Bitte um spätere Verwertung. Es scheint, er hatte schon eine Vorahnung. Dieser Nachlass wird reiche Früchte tragen, Waltenberger ist einer der herausragenden Führerautoren der nächsten Generation.
+
[[1874]] kam dann sein Buch ''Aus den Nördlichen Kalkalpen'', in dem er seine Erfahrungen und Touren dokumentierte, heraus. Dieses Buch gilt noch heute als Klassiker der Alpinliteratur. Auch sonst fiel Barth auf, wenn er in München auf seinem, dem ersten Hochrad der Stadt, fuhr. Sein Interesse verlagerte sich nun von der Bergwelt zum Schwarzen Kontinent, Afrika. [[1875]] begann er über die Forschungsreisen britischer Reisender in Ostafrika zu schreiben. Dieses Werk fand  großen Anklang in Fachkreisen. Daraufhin wurde von Barth im März 1875 von der "Deutschen Afrikanischen Gesellschaft zu Berlin" zu einer Expedition als Geologe nach Westafrika eingeladen. Aber Barth konnte dieser Einladung jedoch noch nicht Folge leisten und legte am [[4. Juni]] 1875  seine Prüfung in Paläonthologie im Hauptfach und in Geologie und Mineralogie als Nebenfächer "Summa cum laude" mit der philosophische Doktorwürde ab.  
Am 9. Januar 1876 verläßt er München, reist über Berlin, Hamburg, Lissabon auf die Kapverden. Dort hat er auf den beiden Inseln San Jago und San Antao alle wichtigen Gipfel betreten und sammelt wissenschaftliche Daten.
 
Am 5. Juni 1876, seinem 31. Geburtstag, erreicht er Sao Paulo de Loanda in der portugiesischen Kolonie Angola.  
 
Am 30. Juli beginnt eine Expedition auf gewöhnlichen Handelswegen ins Landesinnere „mit 17 Negern…“.  
 
Hermann von Barth besitzt zu dieser Zeit „einen vortrefflichen Gesundheitszustand“, „ein felsenfestes Selbstvertrauen“ und ist erfüllt von „körperlicher Leistungsfähigkeit und Ausdauer…“
 
Seine Reise ins Landesinnere endet abrupt als Hermann von Barth schwer erkrankt, noch bevor er unerforschtes Neuland betritt. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich zusehends.  
 
  
Mitte August muss er umkehren. Er trifft am 1. November von dieser Expedition völlig entkräftet und elend mit nur noch wenigen Trägern in Loanda ein.
+
Er musste nicht lange auf eine neue Gelegenheit des Reisens warten. Schon im Dezember 1875 wurde Barth angeboten, doch noch an einer Afrikaexpedition teilzunehmen. Die "Geografische Gesellschaft München" wählte ihn für eine Expedition in die portugiesische Kolonie Angola (Afrika) aus. Vor der Abreise übergab er seinem Freund Anton Waltenberger ein versiegeltes Paket mit allen seinen Aufzeichnungen und Skizzen. Der sollte sie später verwerten, als ob er schon eine Vorahnung über seinen Tod gehabt hätte. Dieser Nachlass ließ Waltenberger zu einem der führenden Autoren der nächsten Generation werden.
Am 27. November, in seinem letzten Brief an die Familie schreibt er: „… es liegt eine totale Erschütterung der ganzen Natur vor…“
+
 
Am 7. Dezember 1876 macht Hermann von Barth, durch die tropische Krankheit gezeichnet, seinem Leben mit einem Herzschuss ein Ende.  
+
Am [[9. Jänner]] [[1876]] reiste Barth von München über Berlin, Hamburg und Lissabon auf die Kapverden. Dort erstieg er auf den beiden Inseln San Jago und San Antao alle wichtigen Gipfel und sammelte wissenschaftliche Daten. Am [[5. Juni]] 1876, seinem 31. Geburtstag, erreichte er Sao Paulo de Loanda in der portugiesischen Kolonie Angola und begann am [[30. Juli]] die Expedition auf gewöhnlichen Handelswegen ins Landesinnere "mit 17 Negern…".
Er ist erst 31 Jahre alt.
+
 
 +
Hermann von Barth war bei Antritt seiner Reise eigentlich von robuster Gesundheit gewesen. Doch abrupt musste er seine Reise ins Landesinnere beenden. Noch vor dem Erreichen unerforschten Geländes erkrankte Barth schwer und sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zusehends. Mitte August entschloss er sich zur Umkehr und traf am [[1. November]] völlig entkräftet mit nur noch wenigen Trägern wieder in Loanda ein. In seinem letzten Brief an die Familie vom [[27. November]] vermerkte er: "… es liegt eine totale Erschütterung der ganzen Natur vor…".
 +
 
 +
Am 7. Dezember 1876 macht Hermann von Barth, durch die tropische Krankheit gezeichnet, seinem Leben mit einem Herzschuss ein Ende. Er ist erst 31 Jahre alt.
  
 
== Leistungen ==
 
== Leistungen ==
Zeile 62: Zeile 39:
  
 
== Werke ==
 
== Werke ==
* „Aus den Nördlichen Kalkalpen", verlegt bei Eduard Amthor, Leipzig, 1874
+
* "Aus den Nördlichen Kalkalpen", verlegt bei Eduard Amthor, Leipzig, 1874
* „Ostafrika, vom Limpopo bis zum Somalilande…“, 1875
+
** ''Berchtesgadener Alpen'' u. a. [http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/ E-Text bergruf.de]
 
+
** ''Allgäuer Alpen'' u. a. [http://www.wanderpfa.de/de/index.php?option=com_content&task=view&id=293&Itemid=88889244/ E-Text wanderpfa.de]
<!--
+
** ''Aus dem Quellen-Gebiete der Isar. XIX. Der Grosse Karwendelspitz'' [http://www.steinmandl.de/HvB_XIX.htm E-Text steinmandl.de]
* ''Buch 1''. Erscheinungsort Erstes Erscheinungsjahr.
+
* ''Im Roßloch - Grubenkarspitze, Dreizinkenspitze, Laliderer Wand und Spitze, Bockkarspitze'', in: Alpenfreund, 1875 [http://www.steinmandl.de/HvB_Rossloch.htm E-Text steinmandl.de]
* ''Superberühmtes Gemälde'' (Aufbewahrungsort, Museum, Inv.Nr.), Entstehungsjahr, Höhe × Breite
+
* "Ostafrika, vom Limpopo bis zum Somalilande…", 1875
* ''Album Total'' (1999)-->
 
 
 
== Literatur ==
 
* Gesammelte Schriften von Hermann von Barth; herausgegeben von C. Bunsch / M. Rohrer, 1926
 
<!-- * Erna Mustermannforscherin: ''Standardwerk über unseren Kerl''. Verlag, Erscheinungsort Jahr, ISBN 3-12-1234523-2. -->
 
  
 
==Hermann-von-Barth-Hütte==
 
==Hermann-von-Barth-Hütte==
 
Ihm wurde eine Schutzhütte in den Allgäuer Alpen auf österreichischer (Tiroler) Seite gewidmet.
 
Ihm wurde eine Schutzhütte in den Allgäuer Alpen auf österreichischer (Tiroler) Seite gewidmet.
  
 +
== Bilder==
 +
{{Commonscat|Hermann von Barth}}
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Barth Wikipedia Deutschland Hermann von Barth]
+
* {{wikipedia-de|Hermann von Barth}}
 
* [http://www.alpenverein.at/huettenHome/DE/Home/index.php?huetteNr=0563 Hermann-von-Barth-Hütte des Österreichischen Alpenvereins]
 
* [http://www.alpenverein.at/huettenHome/DE/Home/index.php?huetteNr=0563 Hermann-von-Barth-Hütte des Österreichischen Alpenvereins]
*[http://www.alpic.net/region/person/barth.php Hermann von Barth]
+
* [http://www.alpic.net/region/person/barth.php Hermann von Barth]
*[http://www.alpenverein-duesseldorf.de/dav/HvB/hvb.html Hermann von Barth DAV Düsseldorf]
+
* [http://www.alpenverein-duesseldorf.de/dav/HvB/hvb.html Hermann von Barth DAV Düsseldorf]
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
Zeile 87: Zeile 61:
 
* Oben genannte Weblinks
 
* Oben genannte Weblinks
  
[[Kategorie:Alpinismus|Barth, Hermann von]]
+
{{SORTIERUNG: Barth, Hermann von}}
[[Kategorie:Alpinist|Barth, Hermann von]]
+
[[Kategorie:Person]]
[[Kategorie:Geschichte (Person)|Barth, Hermann von]]
+
[[Kategorie:Person (Geschichte)]]
[[Kategorie:Prominente Ausländer in Salzburg|Barth, Hermann von]]
+
[[Kategorie:Person (Alpinismus)]]
 +
[[Kategorie:Person (Kunst)]]
 +
[[Kategorie:Person (Wissenschaft)]]
 +
[[Kategorie:Forscher]]
 +
[[Kategorie:Alpinismus]]
 +
[[Kategorie:Alpinismus (Geschichte)]]
 +
[[Kategorie:Kultur und Bildung]]
 +
[[Kategorie:Kunst]]
 +
[[Kategorie:Literatur]]
 +
[[Kategorie:Autor]]
 +
[[Kategorie:Buchautor]]
 +
[[Kategorie:Prominente Ausländer in Salzburg]]
 +
[[Kategorie:Bayern]]
 +
[[Kategorie:Geboren 1845]]
 +
[[Kategorie:Gestorben 1876]]

Aktuelle Version vom 26. November 2024, 19:03 Uhr

Hermann von Barth

Hermann von Barth, Freiherr von und zu Harmating (* 5. Juni 1845 auf Schloss Eurasburg, Bayern; † 7. Dezember 1876 in Sao Paolo de Loanda, Portugiesisch-Angola) schrieb im 19. Jahrhundert die erste alpine Bergführer-Literatur und galt als Erforscher der Alpen.

Leben

Der Vater war königlich bayrischer Kämmerers, die Familie eine alte Adelsfamilie. In dieser Umgebung wuchs von Barth im Bayerischen Alpenvorland, nahe dem Starnberger See, auf. Nachdem 1857 sein Vater das Schloss verkauft hatte, zog er mit seinen Söhnen Hermann, Ernst und Hugo nach München in die Karlstraße.

Der Schüler Barth, er galt im Maximilian-Gymnasium als strebsam, unternahm schon in jungen Jahren Wanderungen und begleitete seine Brüder zur Jagd. Er war von der Natur fasziniert. Nach dem Abitur (Matura) am Königlichen Ludwig-Gymnasium in München schrieb er sich 1863 an der Universität München zum Studium der Rechtswissenschaft ein. Als Mitglied im Corps Franconia erwarb er sich den Ruf als schneidiger Fechter.

1866/67 unternahm er seine erste Bergtour mit seinem Bruder "auf den Wendelstein". Sein Rechtspraktikum führte ihn nach Regensburg, von wo ihn sein Onkel Ignaz im Mai 1868 nach Berchtesgaden ans Landgericht holte. Dort war Barth in seinem Element, der alpinen Welt. Diese beschäftigte den 23-Jährigen in der Freizeit. Seine alpinen Tätigkeit und seinen Beruf brachte er in Einklang, und seine Vorgesetzten waren mit ihm zufrieden. Da es kaum Bergkameraden gab, zog es ihn oft alleine in die Bergwelt. In den Berchtesgadener Alpen bestieg Hermann von Barth im Sommer 1869 verschiedene Gipfel, acht davon zweimal, zehn als Erstbesteiger. Daneben legte er umfangreiche Schriftstücke über seine Bergfahrten an, sammelt in großem Umfang Mineralien und Fossilien. Am Ende seines ersten Jahres in den Alpen blickte er auf 69 bestiegene Gipfel zurück.

Die Bergausrüstung zur Zeit Barths

Als technisches Hilfsmittel zur Überwindung von Spalten und Bächen benutzte er einen langen Alpenstock, den er gleichsam als Sprungstab einsetzte. Besonders interessant ist ein Verpflegungsdetail: sein Trinkwasser nahm er stets in einer Champagnerflasche abgefüllt mit in die Berge.

Am 6. September 1868 bestieg er als Erster die Hocheisspitze in den Berchtesgadener Alpen. Im selben Jahr führte ihn eine Wanderung über das Alpeltal auf den Hohen Göll, über den Göllgrat zum Hinteren Freieck (damals Kuchler Göhl genannt) und über die Hachel zu den Jochalmen und über das Torrener Joch wieder zurück nach Berchtesgaden.

Eine Besteigung der Bergriesen galt in jener Zeit als Leichtsinnigkeit, was Barth aber nicht störte. Auch war er mit der Qualität der damaligen "Bergführer" unzufrieden. Er bezeichnete sie als "einfältige Bauernlackel, welche nicht einmal die Namen der Berge kennen". So wurde Barth "mit unerhörter Verwegenheit" zum Alleingeher, also zu einem führerlosen Bergsteiger. Seinem Freund Theodor Lampart aus Augsburg erklärte er seine Abneigung gegen Gletschertouren mit den Worten: "Ich will nicht wie eine Kuh an einem Strick über einen Gletscher gezogen werden…". Die Gipfel erreichte er also lieber über freies Gelände, wobei das Nach-dem-Weg-Fragen von Hirten oder Jägern das äußerste Zugeständnis an seine Selbständigkeit war.

Kurzzeitig arbeitete er in Traunstein, Bayern, und kam Ende 1868 wieder nach München zurück ans Bezirksgericht. Seine Freizeit opferte er für genaue Aufzeichnungen seiner Bergfahrten, um sich mit seinen Büchern von unqualifizierten Bergführern unabhängig zu machen. Zeichnungen ergänzen seine Dokumentationen.

Neben seiner Arbeit als Rechtspraktikant, der er ab Ende 1869 in Sonthofen im Allgäu (Bayern) nachging, erkundete Hermann von Barth die Allgäuer Alpen und Tannheimer Berge - 44 Gipfel, drei davon als Erstbesteigung. Dem im selben Jahr gegründeten Deutschen Alpenverein trat Barth am 8. November bei. Er war mit dem Gründer der DAV-Sektion Augsburg, Theodor Lampart befreundet, von dem auch auch Kartenmaterial und Bergliteratur erhielt. Mit Vorträgen bereicherte er das Vereinsleben.

Der Sommer 1870 war sein großes Erschließungsjahr des Karwendelgebirges. Insgesamt 88 Gipfel, 12 davon erstmalig, wurden von ihm bestiegen. Auch in diesem Gebirge vermerkte er genau Gratverläufe und Wände. Zwar hatte er mittlerweile eine ansehnliche Sammlung von Notizen und Zeichnungen der alpinen Welt, aber noch wollte kein Verleger seine Manuskripte drucken. Enttäuscht darüber, dass seine Aufzeichnungen keinen Anklang fanden, unterließ er dann im Jahr 1871 bei der Erkundung des Wettersteingebirges, Aufzeichnungen darüber zu machen. Er unternahm die Bergtouren nur noch zum "eigenen Vergnügen".

Auch sein eigentlicher Beruf in der Justiz erfüllte Barth nicht mehr. Er begann mit dem Studium seiner Leidenschaft, der Naturwissenschaft, Geologie und Paläontologie, und suchte 1872 um Beurlaubung an. Das Studium nahm ihn dieses und das folgende Jahr voll in Anspruch, so dass er nur wenige Berg- und Gipfeltouren im Allgäu, Karwendel, Wetterstein, den Berchtesgadener Alpen und den Bayerischen Voralpen zu geologischen Studien machte. Aber dann meldete sich der Leipziger Verleger Eduard Amthor - er wollte die Manuskripten von Barth veröffentlichen. Barth wiederholte jene Touren, von denen er keine Aufzeichnungen mehr angefertigt hatte, um sie nun niederzuschreiben. Schließlich schied er Ende 1873 aus dem Staatsdienst aus.

1874 kam dann sein Buch Aus den Nördlichen Kalkalpen, in dem er seine Erfahrungen und Touren dokumentierte, heraus. Dieses Buch gilt noch heute als Klassiker der Alpinliteratur. Auch sonst fiel Barth auf, wenn er in München auf seinem, dem ersten Hochrad der Stadt, fuhr. Sein Interesse verlagerte sich nun von der Bergwelt zum Schwarzen Kontinent, Afrika. 1875 begann er über die Forschungsreisen britischer Reisender in Ostafrika zu schreiben. Dieses Werk fand großen Anklang in Fachkreisen. Daraufhin wurde von Barth im März 1875 von der "Deutschen Afrikanischen Gesellschaft zu Berlin" zu einer Expedition als Geologe nach Westafrika eingeladen. Aber Barth konnte dieser Einladung jedoch noch nicht Folge leisten und legte am 4. Juni 1875 seine Prüfung in Paläonthologie im Hauptfach und in Geologie und Mineralogie als Nebenfächer "Summa cum laude" mit der philosophische Doktorwürde ab.

Er musste nicht lange auf eine neue Gelegenheit des Reisens warten. Schon im Dezember 1875 wurde Barth angeboten, doch noch an einer Afrikaexpedition teilzunehmen. Die "Geografische Gesellschaft München" wählte ihn für eine Expedition in die portugiesische Kolonie Angola (Afrika) aus. Vor der Abreise übergab er seinem Freund Anton Waltenberger ein versiegeltes Paket mit allen seinen Aufzeichnungen und Skizzen. Der sollte sie später verwerten, als ob er schon eine Vorahnung über seinen Tod gehabt hätte. Dieser Nachlass ließ Waltenberger zu einem der führenden Autoren der nächsten Generation werden.

Am 9. Jänner 1876 reiste Barth von München über Berlin, Hamburg und Lissabon auf die Kapverden. Dort erstieg er auf den beiden Inseln San Jago und San Antao alle wichtigen Gipfel und sammelte wissenschaftliche Daten. Am 5. Juni 1876, seinem 31. Geburtstag, erreichte er Sao Paulo de Loanda in der portugiesischen Kolonie Angola und begann am 30. Juli die Expedition auf gewöhnlichen Handelswegen ins Landesinnere "mit 17 Negern…".

Hermann von Barth war bei Antritt seiner Reise eigentlich von robuster Gesundheit gewesen. Doch abrupt musste er seine Reise ins Landesinnere beenden. Noch vor dem Erreichen unerforschten Geländes erkrankte Barth schwer und sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zusehends. Mitte August entschloss er sich zur Umkehr und traf am 1. November völlig entkräftet mit nur noch wenigen Trägern wieder in Loanda ein. In seinem letzten Brief an die Familie vom 27. November vermerkte er: "… es liegt eine totale Erschütterung der ganzen Natur vor…".

Am 7. Dezember 1876 macht Hermann von Barth, durch die tropische Krankheit gezeichnet, seinem Leben mit einem Herzschuss ein Ende. Er ist erst 31 Jahre alt.

Leistungen

Neben seinen alpinistischen Leistungen gilt Hermann von Barth vor allem als der Erfinder der gedruckten Tourenbeschreibungen, der heutigen Führerliteratur. Seine detaillierten Beschreibungen und Zeichnungen waren bahnbrechend.

Werke

  • "Aus den Nördlichen Kalkalpen", verlegt bei Eduard Amthor, Leipzig, 1874
  • Im Roßloch - Grubenkarspitze, Dreizinkenspitze, Laliderer Wand und Spitze, Bockkarspitze, in: Alpenfreund, 1875 E-Text steinmandl.de
  • "Ostafrika, vom Limpopo bis zum Somalilande…", 1875

Hermann-von-Barth-Hütte

Ihm wurde eine Schutzhütte in den Allgäuer Alpen auf österreichischer (Tiroler) Seite gewidmet.

Bilder

 Hermann von Barth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Weblinks

Quellen

  • DAV Panorama Nr. 6/2000, Seite 42
  • Oben genannte Weblinks