Projekt Hochsonnberg
Das Projekt Hochsonnberg hätte Piesendorf an das bestehende Lift- und Pistennetz der Schmittenhöhe anschließen sollen.
Allgemeines
Es sollten vier Liftanlagen mit den dazugehörenden Pisten und einer Beschneiungsanlage mit Speicherteich errichtet werden. Weiters so ein Skizentrum mit Bistro, Sportshop und eine Skischule sowie Stellplätze für 700 Pkw und 20 Busse gebaut werden. Es wären 23 Hektar Wintersportgebiet entstehen, das die Areitbahn in Schüttdorf entlasten sollte.
Am 6. Dezember 2010 war dazu die öffentliche Verhandlung im Umweltverträglichkeitsverfahren (UVP) im Ferry Porsche Congress Center Zell am See angesetzt gewesen. Seit der Einreichung der Umweltverträglichkeitserklärung im April 2010 waren 20 Gutachter des Seilbahnunternehmens und Fachleute des Landes Salzburg in Verhandlungen. Ein 400-seitiges Gutachten wurde erstellt.
Die Investitionssumme hätte 72,6 Mill. Euro betragen, wobei während der Bauzeit ein zusätzliches regionales Bruttoinlandsprodukt von 60,8 Millionen Euro entstünden, erklärte Schmittenhöhebahn AG-Vorstand Erich Egger anlässlich des Umweltverträglichkeitsverfahrens, das an den beiden Tage seines Abhaltens im Dezember 2010 rund 100 Bürger und Vertreter von Interessensgruppen anzog. 500 Arbeitsplätze während der Bauphase wären indirekt gesichert, 15 Ganzjahres- und 75 Saisonstellen sähe dann der Betrieb selbst vor.
Baubeginn hätte 2012 sein sollen.
Entwicklung
Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener sah nach Prüfung des Projekts kein öffentliches Interesse an dieser Anbindung der Schmittenhöhe von Piesendorf aus. Dies kritisierte Bürgermeister Hans Warter (ÖVP) scharf. Warter vertritt die Meinung, das Projekt sei sehr wohl von öffentlichem Interesse und brächte wichtige wirtschaftliche Impulse in die Region. Wiener hält dagegen, dass das Projekt Naturlandschaften zerstöre und nur im Interesse der Schmittenhöhebahn AG sei.
Der Bürgermeister argumentierte in einem offenen Brief, dass die eingriffsmindernden Maßnahmen nach modernsten ökologischen Konzepten erfolgen. Der Brief wurde auch vom Vorsitzenden des Regionalverbands, Bürgermeister Peter Mitterer sowie von Vertretern des Fremdenverkehrs, des Wirtschaftsbundes, der Jägerschaft und der Agrargemeinschaft Hochsonnberg unterzeichnet[1].
Erste Entscheidung
Im Mia 2011 genehmigte das Land Salzburg in erster Instanz das Projekt. Dem Betreiber wurden 200 Hektar Fläche für Ausgleichsmaßnahmen vorgeschrieben. Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener kündigte Berufung an. Seiner Meinung nach widerspreche das Projekt u.a. der Alpenkonvention, es sei auf der Südseite, zerstöre hochwertige Lebensräume und gefährde geschützte Tier- und Pflanzenarten. Eine weitere Begründung der Berufung: Mängel in der rechtlichen Beurteilung durch die Behörde. So haben diese ohne Erklärung ein hohes öffentliches Interesse am Bau der Anlage höher gewichtet als ein besonders hohes Interesse am Naturschutz in den betreffenden Gebieten. Eine Genehmigung sei aber nur dann zulässig, wenn das öffentliche Interesse am Bau überwiege. Auch Verfahrensmängel wirft der Landesumweltanwalt vor. Die Projekbetreiber hatten mit der Berufung gerechnet.
Juni 2012: Der Umweltsenat hat das 70-Millionen-Euro-Projekt der Schmittenhöhebahn abgelehnt
Der Umweltsenat in Wien hatte der Berufung der Gegner Folge geleistet und das Projekt Hochsonnberg der Schmittenhöhebahn abgelehnt.
Die Landesregierung hatte das Liftprojekt in erster Instanz genehmigt. Für das Land hatte das öffentliche Interesse in diesem Fall mehr Gewicht als der Naturschutz. Der Umweltsenat sah das anders. Die Landesumweltanwaltschaft (LUA) zeigte sich erfreut, dass ihre kritische Haltung nun bestätigt worden ist. Entscheidend für den Umweltsenat waren die zu niedrige Höhenlage und die Süd-West-Lage, die zu einer kurzen Saison führen, die durchgehend notwendige und aufwendige Beschneiung sowie teilweise zu schmale Pisten. Das geplante Skigebiet wäre deshalb nicht attraktiv genug, um ein großes öffentliches Interesse zu begründen. Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener ist sich sicher, dass das Urteil auch vor dem Verwaltungsgerichtshof halten wird.
Die Familie Lackner aus Piesendorf, die hier ihre Landwirtschaft hat, wollte für das Liftprojekt keinen Millimeter Grund abgeben. Die Schmittenhöhebahn AG musste deshalb eine schmale Schikane einbauen, die mit ein Grund für die Ablehnung war. Die Lackners sind wie die Landesumweltanwaltschaft, der Alpenverein, der Naturschutzbund und und die von den Lackners gegründete Bürgerinitiative Hochsonnberg in die Berufung gegangen. Bäuerin Cornelia Lackner: "Es gibt viele Gegner und wir haben sieben Jahre gekämpft. Gott sei Dank haben wir gewonnen. Wir sind so froh für die Umwelt. Die Schmittenhöhebahn hat haushoch verloren. Wir hätten viel Geld bekommen, aber wir wollen unsere Landwirtschaft und die Natur hier oben erhalten. Danke an alle, die uns geholfen haben."
Für Erich Egger, Chef der Schmittenhöhebahn, war das Urteil überraschend. "Wir müssen den Bescheid jetzt genau analysieren und prüfen, ob wir zum Verwaltungsgerichtshof gehen. Mich haben Hoteliers und Touristiker angerufen. Sie sind entsetzt. Das ist ein gewaltiger Rückschlag für die Region, weil so vieles dranhängt." So wäre die Vision einer Skiverbindung von Zell am See und Kaprun ohne Hochsonnberg hinfällig.
Egger glaubt, die Auswirkungen dieses Urteils würden über die Schmittenhöhe hinausgehen. "Das Salzburger Naturschutzgesetz hat eine besondere Hürde. Hier muss ein unmittelbares besonders wichtiges öffentliches Interesse vorliegen, damit es den Naturschutz überwiegt. In den anderen Bundesländern reicht das öffentliche Interesse. Ich denke, dass auch andere Kollegen Probleme bekommen, wenn es keine Novelle gibt."
2020: Höchstgericht lehnt großes Liftprojekt ab
Rund zehn Jahre nach Start des Behördenverfahrens hatte der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Jänner 2020 die Genehmigung des Projekts "Hochsonnberg" der Zeller Schmittenhöhebahnen aufgehoben. Das Unternehmen plante eine Erweiterung Richtung Piesendorf mit vier zusätzlichen Liften und rund 23 Hektar neuen Pisten. Die Kosten wurden zuletzt auf rund 75 Mill. Euro geschätzt. Mit den ersten Planungen begann das Unternehmen im Jahr 2005. Die Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) war 2010. Die erstinstanzliche Genehmigung durch das Land erfolgte 2011. Laut dem Geschäftsführer der Seilbahn, Erich Egger, hatte man inzwischen einen Millionenbetrag in "Hochsonnberg" gesteckt.
Hauptgrund für die Ablehnung durch den VwGH sei das fehlende öffentliche Interesse an dem Projekt, sagt Hannes Augustin vom Naturschutzbund Salzburg, der zusammen mit dem Alpenverein und der Bürgerinitiative Hochsonnberg Revision gegen die UVP-Genehmigung eingelegt hatte. "Der hohe ökologische Wert der Natur in den Hochlagen wurde von Anfang des Verfahrens festgestellt".
Die Naturschutzbeauftragte des Alpenvereins in Innsbruck, Liliana Dagostin, sagt, besonders erfreulich sei, dass der VwGH die für eine UVP nötige Alternativenprüfung sehr weit ausgelegt habe. Demnach sei bei der Abwägung des öffentlichen Interesses auch zu berücksichtigen, dass die Schmittenhöhe inzwischen über Viehhofen an Saalbach angebunden sei.
Quellen
- Salzburger Woche, Ausgabe Pinzgauer Nachrichten, 9., 16. Dezember 2010 und 27. Mai 2011
- Salzburger Nachrichten, 16. Juni 2011, 16. Juni 2012 sowie 8. Jänner 2020, Beiträge von Anton Kaindl
Einzelnachweis
- ↑ Salzburger Nachrichten, 28. Jänner 2011