Historische Grenzsteine der österreichischen Bundesforste

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Einer der umstrittenen Grenzsteine in Wenns, Bramberg am Wildkogel, mit der Bezeichnung S2 RF.

Historische Grenzsteine der Österreichischen Bundesforste erregen die Gemüter.

Pinzgau

Viele Grenzsteine der Bundesforste im Pinzgau tragen noch immer die Bezeichnung RF. Die Abkürzung steht für Reichsforste und stammt vermeintlich aus der Zeit des Nationalsozialismus. Einen unsensiblen Umgang mit der Vergangenheit wirft der Bramberger Historiker Rudolf Leo daher den Bundesforsten vor. Das zeige sich an Grenzsteinen. Leo sagt: "Die Bundesforste waren zur Zeit des Nationalsozialismus in Österreich von 1938 bis 1945 in Reichsforste umbenannt. Die Grenzsteine wurden mit den Buchstaben RF markiert. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen wieder in Bundesforste umbenannt und aus dem RF auf den Grenzsteinen ein BF gemacht. Meistens, indem man einfach das eingravierte R übermalte." Aber nicht alle Grenzsteine wurden verändert. So gibt es zum Beispiel in Bramberg und am Enzingerboden noch immer frisch renovierte Grenzsteine mit der Bezeichnung RF.

Erste Stellungnahme der Bundesforste

Die Bundesforste haben laut eigener Angabe die Geschichte des Unternehmens in der Zeit des Nationalsozialismus aufarbeiten lassen. Unter der Leitung des Zeithistorikers Oliver Rathkolb wurde von 2005 bis 2010 die Studie Die Reichsforste in Österreich 1938–1945 erstellt. Unternehmenssprecherin Pia Buchner weist die Kritik Des Historikers Rudolf Leo daher zurück. Sie sagt, es kämen öfter Anfragen zu den Grenzsteinen. Sie erklärt das Kürzel RF auf den Steinen folgendermaßen:

"Die Markierung RF reicht weit in die Geschichte zurück, bis in die Zeit der Monarchie vor 1867. Die heute bundesforstlichen Wälder wurden bereits in der Zeit der Monarchie als Staats- oder Reichsforste bezeichnet, daher die Abkürzung RF. Auch in der Zeit zwischen 1938 und 1945 trugen die Bundesforste den Namen Reichsforste. Die genannten Grenzsteine haben damit aber nichts zu tun und stammen nicht aus der Zeit des Nationalsozialismus."

Die Grenzsteine mit dem Kürzel RF stammten also aus der Zeit der Monarchie. Buchner sagt, einige Grenzsteine trügen noch immer die Bezeichnung RF, weil sie als geschichtlicher Nachweis, insbesondere bei Grenzkonflikten, dienten. "Die historische Gravur darf deshalb nicht verändert werden. Sie dient der Zuordnung zur Entstehungsepoche." Bei Instandsetzungsarbeiten bleibe das gravierte R erhalten, es werde aber die Bemalung des R zu einem B ausgebessert.

Rudolf Leo sagt dazu: "Wir leben weder in der Monarchie noch in der NS-Diktatur. Die Zeiten haben sich geändert. Die Bundesforste haben bereits den Großteil der Steine der Zeit angepasst. Der Rest im Pinzgau sollte folgen. Es würde auch niemand auf die Idee kommen, bei den Bundesbahnen in Deutschland irgendwo die Bezeichnung Reichsbahnen zu belassen, nur weil sie auch vor der NS- Diktatur schon Reichsbahnen geheißen haben. Diese Grenzsteine gehören ins Museum. Und es gebe heute wohl andere Möglichkeiten, um Besitzansprüche zu dokumentieren."

Zur Verwendung der Kürzel auf den historischen Grenzsteinen

Laut einem Schreiben vom 6. April 2017 des Forstbetriebes Pinzgau, wurde der staatliche Waldbesitz ab ca. 1852 bis 1867 als Reichsforste bezeichnet und daher die damals gesetzten Grenzsteine mit dem Kürzel RF versehen. Ab dem Jahr 1867, als der Ausgleich mit Ungarn erfolgte, wurden neu gesetzte Grenzsteine mit dem Kürzel KK versehen. Es wurde jeweils nur einmal markiert. Neu versteint wurde lediglich bei Änderungen des Grundbesitzes. Ab 1918 wurden neu gesetzte Grenzsteine mit dem Kürzel BF versehen. Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass zwischen 1939 und 1945 im Pinzgau kein einziger neuer Stein gesetzt wurde. Auch aus anderen Bezirken ist aus dieser Zeit keine Steinsetzung bekannt.

Die Grenzsteine der Österreichischen Bundesforste sind grundsätzlich sehr alt. Neu versteint wird nur im Falle der Änderung des Grundbesitzes.

Zur Beibehaltung historischer Kürzel

Die Bezeichnungen BF/KK/RF sind dem Unternehmen Bundesforste laut eigener Aussage sehr wichtig, da sie die lange Dauer des ruhenden Besitzstandes dokumentieren. Man ist der Meinung, dass der Respekt vor einem 163 Jahre alten, fein gemeißelten Stein doch höher ist, als vor einem heute üblichen Plastik- oder Metallnagel.

Weiter wird in diesem Schreiben ausgeführt: "Die Lage der Steine wurde in detaillierten Protokollen und einer handkolorierten Lageskizze festgehalten. Leider haben sich nicht alle Protokolle erhalten, nur die steinernen Zeugen in der Natur beweisen die Grenze (und dass sie sehr alt ist). Eine Übersicht über alle versteinten Grenzen gab es dann ca. ab 1878 in Aufnahmekarten, in die die Steine lagerichtig in großen Blättern eingetragen wurden. Mit diesen Blättern wurde bis in die 1970er Jahre gearbeitet."

Bildergalerie

Grenzsteine Reichsforste 1852-1867

Grenzsteine K.K. Forstarär, Österr.-Ungar. Monarchie, 1867-1918

Quellen

  • Schreiben von Mag. Herwig Hölzl MBL, Österreichische Bundesforste AG, FN 154148 p des Firmenbuchgerichts St. Pölten, Forstbetrieb Pinzgau, Immobilien - Tourismus – Wasser, Klausgasse 11, 5730 Mittersill. Per E-Mail eingelangt am 06. April 2017