Biberg
Der Biberg südwestlich von Saalfelden am Steinernen Meer, der heute vor allem durch den Diabasbergbau bekannt ist, wurde von den Menschen der Bronzezeit als Kultstätte und in der Spätlatènezeit als Siedlungsplatz genutzt.
Der Biberg
Der Biberg ist eine Rückfallkuppe am westlichen Rand des Saalfeldener Becken (733 m ü. A. bis ~ 778 m ü. A.[1]. Die ca. 100 m hohe Felskuppe wird im Norden und Osten zur Saalach hin durch Steilabbrüche gesichert. Im Westen liegt eine flache, ca. 20 m tiefe Einbuchtung. Sie trennt den Biberg vom anschließenden Berghang. Auf dem Biberg wurden sowohl bronzezeitliche Siedlungsspuren als auch keltische entdeckt.
Der Diabasabbau am Biberg
- Hauptartikel: Diabas
Bekannt ist der Biberg durch seinen Aufbau aus Diabas, ein sehr hartes Material, das für viele bauliche Maßnahmen heiß begehrt ist. Die Spuren des Abbaus sind heute weithin sichtbar und dessen Ausweitung war in den letzten Jahren aus ökologischen Gründen umstritten. Mit dem Tagbau wurde bereits im Jahr 1927 begonnen. Am Beginn des Zweiter Weltkrieg erreichte er das Plateau des Bibergs und bis ca. 1955 war das gesamte prähistorische Siedlungsareal auf der Felshöhe mit der Felshöhe selbst dem Bergbau zum Opfer gefallen. "Heute ragt der Biberg wie ein riesiger hohler Stockzahn aus der Talebene auf."[2] Die Tatsache, dass die Bedeutung des Bibergs schon früh erkannt wurde, hat leider nicht dazu beigetragen, diesen Platz zu erhalten oder auch nur rechtzeitig einer fachlichen Untersuchung zu unterziehen. Die Funde und die darauf basierenden Kenntnisse verdankt die Wissenschaft einigen Steinbrucharbeitern, die die bei der Abtragung der Humusschicht ans Tageslicht gekommenen Gegenstände aufgelesen und dem damaligen Landesarchäologen Martin Hell übergeben haben.
Die Funde auf dem Plateau des Bibergs
Martin Hell berichtet nicht nur über das Fundmaterial, sondern auch über drei Mauerringe, von denen er - ohne die Möglichkeit zur näheren archäologischen Untersuchung – einen als keltisch, einen als spätantik und den dritten als mittelalterlich einstuft.
Aus den Fundgegenständen geht hervor, dass nur einige wenige bronzezeitlich sind. Mehr als 90 % des Fundmaterials entstammt der Spätlatèneperiode, das ist ca. ein Jahrhundert v. Chr. Die darunter befindliche Hirschplastik, die nach Ansicht von Fritz Moosleitner zu den bedeutendsten keltischen Tierstatuetten überhaupt zählt, ist besonders hervorzuheben. Damals lebte im Pinzgau der Stamm der keltischen Ambisonten und es wird vermutet, dass sie auf dem Biberg ihr Stammeszentrum hatten. Selbst in der Bezeichnung "Biberg" lebt noch ihr Stammesname fort. Nach Hörburger hieß der "Bieberg" im Jahr 1350 "Pyburch", im Jahr 1498 "Pyburg". Nach Moosleitner ist auch der Name Pinzgau von den Ambisonten abzuleiten, während Hörburger die Bezeichnung Pinzgau auf das ehemals große Vorkommen von Binsen rund um den Zeller See ableitet.
Der Hirsch vom Biberg
In keltischen Niederlassungen der Mittel- und Spätlatènezeit finden sich fast überall kleine Tierstatuetten aus Bronze. Gegenstand ihrer Darstellung sind Eber oder Stier, seltener Hirsch und Pferd. Es werden immer männliche Tiere dargestellt. In ihnen sah man gewisse göttliche Eigenschaften wie Kraft, Stärke oder Schnelligkeit. Diese Tiere wurden bei den alljährlichen Feiern den Göttern zum Opfer gebracht. Die Statuetten aus Bronze werden als Votivgaben gedeutet, die man den Göttern anstelle lebender Tiere weihen konnte. Der Hirsch vom Biberg wurde im Jahr 1942 aufgelesen. Martin Hell erwarb die Statuette um zehn Reichsmark. Erst nach seinem Ableben gelangte das Fundstück in die Bestände des Salzburger Museum Carolino Augusteum, heute Salzburg Museum genannt. In der großen Keltenausstellung in Hallein im Jahr 1980 wurde der Hirsch vom Biberg das erste Mal einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Es handelt sich um eine liegende Figur, wobei die Stellung des rechten Vorderbeines darauf hindeutet, dass sich das Tier erheben will. Das fein modellierte Geweih zeigt sechs Enden. Das rückwärtige Ende des Körpers weist ein Loch auf. Spuren einer harzartigen Substanz lassen einen ursprünglich eingeklebten Schwanz aus Naturhaar vermuten. Die Höhe der Figur beträgt 10,8 cm. Es handelt sich um eine eindeutig keltische Arbeit wenngleich römische Einflüsse zu erkennen sind. Die Herkunft der Statuette wird im westlichen Mitteleuropa vermutet. Als Zeitstellung wird das 1. Jh. v. Chr. angenommen. Die Hirschstatue war vermutlich eine dem keltischen Hirschgott Cernunnos dargebrachte Votivgabe. Cernunnos ist u.a. auch auf dem berühmten Silberkessel von Gundestrup als menschliche Figur mit Hirschgeweih dargestellt.
Der Kultplatz am Biberg
Ein großes Areal im nordwestlichen Bereich des Bibergs wurde ab 1985 mit Abraummaterial verfüllt. Noch vor Beginn dieser Tätigkeit konnte es durch den renommierten Archäologen Clemens Eibner untersucht werden. Der Hinweis auf ev. Fundschichten stammte von Alfred Tschulnigg aus Saalfelden am Steinernen Meer. Der Fundplatz liegt in einem Sattel zwischen dem Biberg und dem angrenzenden Hang, direkt an einer Quelle. Die Grabung ergab einen Kultplatz der Mittelbronzezeit.
Quellen
- Hörburger, Franz: Salzburger Ortsnamenbuch in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 9. Ergänzungsband, im Selbstverlag der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982. S. 109.
- Moosleitner, Fritz: "Eine Weihegabe für Cernunnos", in Das Kunstwerk des Monats, 7. Jahrgang / blatt 77, HG salzburger museum c.a. für kunst und kulturgeschichte der stadt und des landes salzburg
- Moosleitner, Fritz: "Bronzezeit im Saalfeldner Becken", Archäologie in Salzburg, Band 1
Einzelnachweise
- ↑ Quelle www.bergfex.at - Eingabe Saalfelden
- ↑ nach Fritz Moosleitner