Hermann von Barth

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Hermann von Barth

Hermann von Barth, Freiherr von und zu Harmating (* 5. Juni 1845 auf Schloss Eurasburg, Bayern; † 7. Dezember 1876 in Sao Paolo de Loanda, Portugiesisch-Angola) war in seinem kurzen Leben von nur 31 Jahren im 19. Jahrhundert ein Verfasser der ersten alpinen Führerliteratur und Erforscher der Alpen.

Leben

Der Sohn eines königlich bayrischen Kämmerers und Spross einer alten Adelsfamilie wächst im Bayerischen Alpenvorland, nahe dem Starnberger See, auf. 1857 verkauft der Vater das Schloss und zieht mit seinen Söhnen Hermann, Ernst und Hugo nach München in die Karlstraße.

Die Natur fasziniert ihn, er unternimmt oft lange Wanderungen oder geht mit seinen Brüdern zur Jagd. Er ist strebsam und gilt im Maximilian-Gymnasium er als fleißiger Schüler, besonders gut war er in Deutsch, und macht sein Abitur am Königlichen Ludwig-Gymnasium in München. 1863 schreibt er sich an der Universität München zum Studiums der Rechtswissenschaft ein, wird Mitglied im Corps Franconia und gilt als schneidiger Fechter.

1866/67 Erste Bergtour mit seinem Bruder „auf den Wendelstein“. Als Rechtspraktikant verschlägt es ihn zunächst nach Regensburg. Sein Onkel Ignaz holt ihn dann aber im Mai 1868 nach Berchtesgaden ans Landgericht.

Hier blüht Hermann förmlich auf. Die alpine Welt um ihn beschäftigt den nunmehr 23-jährigen fast jede freie Minute. Trotz seiner alpinen Tätigkeit vergisst er nicht auf seinen Beruf und genießt die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. In einem geordneten Dasein vermag er beides gründlich zu bewältigen. Leider sind Gleichgesinnte rar und er zieht fast immer alleine in die Bergwelt. In den Berchtesgadener Alpen hat Hermann von Barth in einem Sommer 1869 verschiedene Gipfel betreten, acht davon zweimal, zehn als erster Ersteiger und verfasst dazu begleitend eine umfangreiche Dokumentation seiner Bergfahrten und sammelt kistenweise Mineralien und Fossilien.

In seinem ersten Bergjahr bestieg er 69 Gipfel, davon waren zehn Erstbesteigungen. Der Urahn des führerlosen Bergsteigens war alleine in den Bergen unterwegs. Jedoch zeichnete er dabei die Streckenverläufe sorgfältig auf und sammelte zahlreiche Mineralien und Fossilien. Zur Überwindung von Spalten und Bächen benutzte er einen langen Alpenstock als Schwungstab. Und ein interessantes Detail zu seiner Verpflegung: sein Trinkwasser transportierte er in einer Champagnerflasche.

Am 6. September 1868 machte er die Erstbesteigung der Hocheisspitze in den Berchtesgadener Alpen.

1868 geht Barth über das Alpeltal auf den Hohen Göll, über den Göllgrat zum Hinteren Freieck (damals Kuchler Göhl genannt) und steigt über die Hachel zu den Jochalmen ab und ging über das Torrener Joch wieder zurück nach Berchtesgaden.

War die Besteigung der Felsriesen in jener Zeit als Leichtsinnigkeit in Verruf, so setzte sich Hermann über dies hinweg. Barth war mit der Qualität der damaligen „Bergführer“ nicht zufrieden, nannte sie „einfältige Bauernlackel welche nicht einmal die Namen der Berge kennen“, und entwickelte sich zu eigener Selbständigkeit und wurde „mit unerhörter Verwegenheit“ zum Alleingeher (führerloser Bergsteiger!). Seinem Freund Theodor Lampart aus Augsburg erklärte er seine Abneigung gegen Gletschertouren so: „Ich will nicht wie eine Kuh an einem Strick über einen Gletscher gezogen werden…“

Er erstieg viele Gipfel durch freies Gelände und fragte höchstens einmal einen Hirten oder einen Jäger um Hilfe. Er liebte es, frei durch das Gelände zu marschieren ohne von Wegen oder mahnenden Worten auf einen bestimmten Pfad gelenkt und somit neuen Eindrücken und Erfahrungen beraubt zu werden.

Nach einem Intermezzo in Traunstein, Bayern, kehrte er Ende 1868 wieder nach München zurück, wo er am Bezirksgericht rechts der Isar Dienst tat. In seiner Freizeit zeichnet er seine Bergfahrten akribisch auf, will einen Wegweiser machen um von unqualifizierten Bergführern unabhängig zu sein. Er bringt sich als Autodidakt das Zeichnen bei um seine Dokumentationen zu ergänzen und bringt es in kurzer Zeit zu großer Fertigkeit.

Ende 1869 kam Hermann von Barth als Rechtspraktikant nach Sonthofen im Allgäu (Bayern), was ihm die Erkundung der Allgäuer Alpen und der Tannheimer Berge ermöglichte, „44 Gipfel, 3 davon als Erster…“, zum Beispiel:

Ende 1869 ging er nach Sonthofen und bestieg in den Allgäuer und

19. Juli Hochvogel,
29. Juli Trettachspitze,
24. August Großer Krottenkopf,
6. September Marchspitze

1869 erfolgte die Gründung des Deutschen Alpenvereins, er tritt am 8. November bei und ist mit dem Gründer der DAV Sektion Augsburg, Theodor Lampart befreundet, dieser besorgt ihm Karten und alle verfügbare Bergliteratur. Durch Vorträge nimmt er rege am Vereinsleben teil.

Im Sommer 1870 führt sein Weg ins Karwendel, es ist sein großes Erschließungsjahr, wo er insgesamt 88 Gipfel besteigt, 12 davon erstmalig. Akribisch zeichnet er auch hier Gratverläufe und Wände auf. Trotz seiner stattlichen Ansammlung von Notizen und Zeichnungen der alpinen Welt findet er noch immer keinen Verleger, der seine Manuskripte drucken will. Als er 1871 dann das Wettersteingebirge erkundet, unterlässt er es, Aufzeichnungen darüber zu machen. Enttäuscht von der scheinbar fehlenden Akzeptanz seiner Arbeit, verliert er die Lust daran ständig Aufzeichnungen zu führen und unternimmt die Bergtouren nur noch zum "eigenen Vergnügen".

Auch von seinem eigentlichen Beruf, der juristischen Welt, fühlt Hermann sich nicht mehr ausgefüllt und er beschließt wieder Student zu werden. Er will seine Leidenschaft, die Naturwissenschaft, Geologie und Paläontologie, nun zur Gänze zu seinem Lebensinhalt machen. Er sucht 1872 um Beurlaubung an.

In den Jahren 1872 und 1873 vereinnahmt ihn sein Studium dermaßen, dass er die Berge nur noch sehr selten aufsuchen kann, er machte Berg- und Gipfeltouren im Allgäu, Karwendel, Wetterstein, Berchtesgadener Alpen, Bayerische Voralpen zu geologischen Studien. Doch dann meldet der Leipziger Verleger Eduard Amthor Interesse an den Werken und Manuskripten von Hermann an, Barth geht nochmals jene Touren von denen er keine Aufzeichnungen angefertigt hat um dies nachzuholen. Ende 1873 scheidet er aus dem Staatsdienst aus.

1874 veröffentlichte er das Buch Aus den Nördlichen Kalkalpen, in dem er seine Erfahrungen und Touren dokumentierte. Das Werk gilt heute als Klassiker der Alpinliteratur.

In München fällt Barth auch manchmal den Ordnungshütern auf, er ist einer der ersten Hochradfahrer der Stadt.

Das Interesse des angehenden Naturwissenschaftlers liegt mittlerweile aber nicht mehr an der Bergwelt, sondern der Schwarze Kontinent liegt nun im Visier von Hermann.

1875 schreibt er an einer Publikation der Erschließungstätigkeit britischer Reisender in Ostafrika. Dieses Werk findet in der Fachwelt großen Anklang und Hermann wird im März 1875 von der „Deutschen Afrikanischen Gesellschaft zu Berlin“ zu einer Expedition als Geologe nach Westafrika eingeladen. Von Barth kann diese Einladung jedoch noch nicht wahrnehmen.

Am 4. Juni 1875 legt Hermann von Barth seine Prüfung in Paläanthologie im Hauptfach und in Geologie und Mineralogie als Nebenfächer mit „Summa cum laude“ ab und erhält die philosophische Doktorwürde.

Schon bald, im Dezember 1875, jedoch ergibt sich eine neue Gelegenheit für Hermann doch noch an einer Afrikaexpedition teilzunehmen. Die "Geografische Gesellschaft München" wählte den Forscher für eine Expedition in die portugiesische Kolonie Angola (Afrika) aus.

Vor der Abreise gibt er seinem Freund Anton Waltenberger ein versiegeltes Paket mit allen seinen Aufzeichnungen und Skizzen mit der Bitte um spätere Verwertung. Es scheint, er hatte schon eine Vorahnung. Dieser Nachlass wird reiche Früchte tragen, Waltenberger ist einer der herausragenden Führerautoren der nächsten Generation.

Am 9. Jänner 1876 verlässt er München, reist über Berlin, Hamburg, Lissabon auf die Kapverden. Dort hat er auf den beiden Inseln San Jago und San Antao alle wichtigen Gipfel betreten und sammelt wissenschaftliche Daten.

Am 5. Juni 1876, seinem 31. Geburtstag, erreicht er Sao Paulo de Loanda in der portugiesischen Kolonie Angola. Am 30. Juli beginnt eine Expedition auf gewöhnlichen Handelswegen ins Landesinnere „mit 17 Negern…“.

Hermann von Barth besitzt zu dieser Zeit „einen vortrefflichen Gesundheitszustand“, „ein felsenfestes Selbstvertrauen“ und ist erfüllt von „körperlicher Leistungsfähigkeit und Ausdauer…“. Seine Reise ins Landesinnere endet abrupt als Hermann von Barth schwer erkrankt, noch bevor er unerforschtes Neuland betritt. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich zusehends.

Mitte August muss er umkehren. Er trifft am 1. November von dieser Expedition völlig entkräftet und elend mit nur noch wenigen Trägern in Loanda ein. Am 27. November, in seinem letzten Brief an die Familie schreibt er: „… es liegt eine totale Erschütterung der ganzen Natur vor…“. Am 7. Dezember 1876 macht Hermann von Barth, durch die tropische Krankheit gezeichnet, seinem Leben mit einem Herzschuss ein Ende. Er ist erst 31 Jahre alt.

Leistungen

Neben seinen alpinistischen Leistungen gilt Hermann von Barth vor allem als der Erfinder der gedruckten Tourenbeschreibungen, der heutigen Führerliteratur. Seine detaillierten Beschreibungen und Zeichnungen waren bahnbrechend.

Werke

  • „Aus den Nördlichen Kalkalpen", verlegt bei Eduard Amthor, Leipzig, 1874
  • „Ostafrika, vom Limpopo bis zum Somalilande…“, 1875

Hermann-von-Barth-Hütte

Ihm wurde eine Schutzhütte in den Allgäuer Alpen auf österreichischer (Tiroler) Seite gewidmet.

Weblinks

Quellen

  • DAV Panorama Nr. 6/2000, Seite 42
  • Oben genannte Weblinks