Joseph Woelfl: Unterschied zwischen den Versionen
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Die meisten kompositorischen Werke von Joseph Wölfl sind Klavierwerke. Weiters wird er auch sehr für seine Virtuosität am Klavier gepriesen. Sogar gegen den damals jungen Komponisten Ludwig van Beethoven trat Joseph Wölfl im Salon von Baron Alexander Wetzlar von Plankenstern in Wien in einem Klavierspieler-Wettstreit an. | Die meisten kompositorischen Werke von Joseph Wölfl sind Klavierwerke. Weiters wird er auch sehr für seine Virtuosität am Klavier gepriesen. Sogar gegen den damals jungen Komponisten Ludwig van Beethoven trat Joseph Wölfl im Salon von Baron Alexander Wetzlar von Plankenstern in Wien in einem Klavierspieler-Wettstreit an. | ||
| − | Joseph Wölfl (auch ''Joseph Wölffl'' oder ''Joseph Woelfl'') starb am [[21. Mai]] [[1812]] in London. Er ist Namensgeber der [[Joseph-Wölfl-Straße]] im Stadteil [[Morzg]]. | + | Joseph Wölfl (auch ''Joseph Wölffl'' oder ''Joseph Woelfl'') starb am [[21. Mai]] [[1812]] in London. Er ist Namensgeber der [[Joseph-Wölfl-Straße]] im Stadteil [[Morzg]]. |
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| + | ==Leben== | ||
| + | 1.1 Salzburg | ||
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| + | Joseph Johann Baptist Woelfl wurde am 24. Dezember 1773 in Salzburg im Wohnhaus von [[Johann Michael Haydn]]Haydn geboren. Sein Vater war der Verwaltungsjurist Johann Paul Wölfl. Er gehörte dem einfachen Adel an, stand im Dienste des Fürstbischofs, galt als | ||
| + | der fähigste Beamte des Salzburger Hofstaats<ref>Extrakt aus der Leutbeschreibung de anno 1773, geheimes Archiv | ||
| + | (Hofangestellte) XXVII, 2. Kayviertl, Beschreibung No 105</ref> und war zuletzt Direktor der Krankenanstalten St. Johann in Mülln (heute Landeskrankenhaus Salzburg). | ||
| + | Bereits im Kindesalter genoss Joseph Woelfl Violin- und Klavierunterricht bei [[Leopold Mozart]]dann bei Nannerl und Wolfgang A. Mozart und wurde im Hause der Mozarts wie ein Familienmitglied gehalten.<ref>Mozart,Briefe 748-1028; Joseph Woelfl wird darin möglicherweise deshalb abwertend als „Verwalterseppl“ bezeichnet, weil die Mozarts es nicht verwinden konnten, dass | ||
| + | sein Vater als leitender Beamter an der Offizierstafel speisen durfte, während sie selbst als Angehörige der Hofmusik mit der Bediententafel vorlieb nehmen mussten.Zum weiteren Unterricht vgl. auch die Tagebücher von Nannerl Mozart.</ref>. Siebenjährig gab er sein Debut als Solist eines Violinkonzerts. Nach der Grundschule kam Woelfl 1783 an das Kapellhaus des Salzburger Doms, wo ihn neben Leopold Mozart und Michael Haydn eine Reihe weiterer hervorragender Musiker unterrichteten. Zusätzlich wurden die Klavierlektionen bei Nannerl Mozart beibehalten. Von 1786-1788 studierte Woelfl an der Benediktineruniversität Salzburg. Über die nächsten beiden Lebensjahre gibt es keine Informationen. Wahrscheinlich ist, dass Woelfl sich in dieser Zeit selbständig zum Pianisten ausbildete; denn 1790 erschien er in Wien bei W. A. Mozart als fertiger Klaviervirtuose. Erhaltene Werke aus der Salzburger Zeit (Kirchenmusik, Harmoniemusiken, Tänze für Orchester, Kanons)belegen, dass er zudem ein Kompositionsstudium durchlaufen haben muss. | ||
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| + | 1.2 Warschau | ||
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| + | W.A. Mozart empfahl den Freund dem Fürsten Michał Kleofas Ogiński (1765-1833) in Warschau als Klavierlehrer. Dieser sollte mit seinen Kompositionen von Polonaisen so große Berühmtheit erlangen, dass noch heute die Polonaise in der russischen Sprache in Verbindung mit dem Familiennamen des Fürsten genannt wird (Полонез Огинска). Zwei Jahre später etablierte sich Woelfl in Warschau (Wohnung in der Marywil 8, 2. Stock) als selbständiger Musiker und wirkte daselbst bis zur III. Polnischen Teilung im Jahre 1795 so erfolgreich als Pianist und Klavierlehrer, dass er mit einem beträchtlichen Vermögen nach Wien zurückkehren konnte. In Warschau entstanden bereits eine Symphonie, ein Klavierkonzert, Klaviervariationen und weitere Klavierwerke. Am 26.10.1792 war ein Orchesterkonzert im Teatr publiczny ausschließlich seinen Werken gewidmet.<ref>Żórawska-Witkowska,A.: Muzyka na dworze i w teatrze Stanisława Avgusta, Warszawa 1995, S. 100.</ref>. | ||
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| + | 1.3 Wien | ||
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| + | Nach Wien zurückgekehrt, trat Woelfl als Pianist und Komponist von Opern, Klavier- und Kammermusikwerken an die Öffentlichkeit: Am 21. November 1795 wurde seine Oper „Der Höllenberg“ im Freihaus-Theater auf der Wieden uraufgeführt, am 5. Januar 1797 der Einakter „Das schöne Milchmädchen“ im Kärntnerthor-Theater, am 26.März 1798 kam im Freihaus-Theater auf der Wieden der Pasticcio „Liebe macht kurzen Prozeß“, zur Uraufführung, in dem die Hälfte der 14 Nummern von Woelfl stammt. Am 3. Dezember 1798 wurde die Oper „Der Kopf ohne Mann“ im Freihaus-Theater auf der Wieden zum ersten Male präsentiert. Die Oper wurde in Prag nachgespielt und erregte dort auch wegen ihrer üppigen Ausstattung so großes Aufsehen, dass sie am 14. April im Hibernertheater in einer Neufassung in tschechischer Sprache eine weitere Premiere erlebte. Daneben entstand in Wien eine Fülle von Kammermusik und Klavierwerken, vom Kaiserhaus erging die Einladung, Tänze für die Hofbälle beizusteuern. Im Jahre 1798 kam es in der nahe Schönbrunn gelegenen Villa XEIPE des Freiherrn Raymund v.Wetzlar zu Plankenstern zu einem weithin beachteten Wettspiel mit L. v. Beethoven, in welchem, wie Zeitungsberichte belegen, Woelfl Beethoven sowohl im virtuosen Klavierspiel wie in der Improvisation auf den zweiten Platz verwies<ref>AmZ Bd. I No 33 vom 15. Mai 1799, S. 524f. </ref>. Dieser trug ihm dies jedoch nicht nach, sondern blieb ihm freundschaftlich verbunden. Im gleichen Jahre heiratete Woelfl die Schauspielerin Therese Klemm, die ihm 1799 eine Sohn gebar. Mit ihr hatte er eine Wohnung im Starhemberghaus auf der Wieden No 28 in unmittelbarer Nähe zu Schikaneders Freihaus-Theater. | ||
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| + | 1.4 Konzertreisen | ||
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| + | Von 1799 bis 1801 unternahm Woelfl von Wien aus umfangreiche Konzertreisen: Im Frühjahr 1799 konzertierte er in Prag, im April in Leipzig und danach in Dresden, wo sich eine vielkolportierte Geschichte zutrug: Wegen eines Gewitters konnte der Flügel nicht rechtzeitig in den Saal gebracht werden, und als er ankam, stand er einen halben Ton zu tief. Um die Hofkapelle nicht mit einer langwierigen Klavierstimmung aufzuhalten, erklärte sich Woelfl bereit, seinen Solopart adhoc um einen halben Ton höher zu spielen, was ihm trotz des hochvirtuosen Soloparts perfekt gelang. Am 14. Mai erreichte Woelfl Berlin, wo er als Pianist und Komponist brillierte. Zudem erwarb er sich einflussreiche Freunde. Von Juli bis November hielt sich Woelfl in Hamburg auf und konzertierte mit zahlreichen Prominenten, u. a. mit dem Ehepaar Righini. Von Dezember 1799 bis Februar 1800 kam er erneut nach Berlin; zuvor war er kurz in Lübeck | ||
| + | aufgetreten. Danach kehrte er nach Hamburg zurück, wo er an seiner Oper „Das trojanische Pferd“ arbeitete. Im Sommer 1800 reiste Woelfl nach Halle,Magdeburg, Weimar, Leipzig und Breslau, kehrte nach Wien zurück, um im Herbst wieder in Breslau, Leipzig, Dresden und Berlin aufzutreten. Hier kam es in der Freimaurerloge Royal York am 10. Dezember zu jener denkwürdigen Badinage im Stile Abbé Voglers, in welcher Woelfl über Naturereignisse wie Sturm und Gewitter frei improvisierte und trotzdem der Improvisation eine fassbare | ||
| + | musikalische Form zu geben verstand, wie die AmZ berichtete <ref>AmZ., Bd. III, No 14 vom 1. Januar 1801, S. 237f.</ref>. Ein weiterer häufig erwähnter Vorfall trug sich bei einem Konzert in Mainz zu, wo Woelfl während eines Klavierabends durch eine vorüberziehende Militärkapelle gestört wurde. Woelfl unterbrach sein Spiel, ging auf den Militärmarsch ein und improvisierte zum Erstaunen des Publikums über seine Melodie virtuose Variationen. | ||
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| + | 1.5 Paris | ||
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| + | Als Woelfl | ||
| + | im Herbst 1801 in Paris eintraf, wurde er vom Journal de Paris bereits als „le | ||
| + | fameux Wolff, l’un des hommes les plus étonnans de l’Europe, sur le piano“ | ||
| + | begrüßt.6 Hier setzte er sich für vier Jahre an die Spitze des | ||
| + | Konzertlebens und trat sowohl als Komponist von Opern, Orchester- und | ||
| + | Kammermusikwerken wie als Pianist hervor. Er nahm zuerst Wohnung in der Rue de | ||
| + | Verneuil No 42/2, später in der Rue Taitbot Nr. 18. Schon kurz nach seiner | ||
| + | Ankunft wurde er zu Konzerten in die Rue Cléry geladen, trat mit den | ||
| + | bedeutendsten Musikern der Seine-Stadt wie Rode, Garat und Mde Berteau auf und | ||
| + | glänzte als Komponist von Symphonien, Klavierkonzerten und Kammermusik. Am 3. | ||
| + | März 1804 erfolgte im Théâtre Feydeau die Uraufführung seiner Oper „L’Amour | ||
| + | romanesque“, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Weniger glücklich | ||
| + | gestaltete sich die Uraufführung seiner Oper „Fernand ou Les Maures“ am 22. | ||
| + | Pluviôse (= 11. Februar) 1805 auf einen | ||
| + | historischen Stoff um den spanischen König Ferdiand III. (1199-1252), der | ||
| + | aufgrund mangelhafter Vorbereitung ein bleibender Erfolg versagt war. Der | ||
| + | Aufführung wohnte die gesamte politische und künstlerische Prominenz von Paris | ||
| + | bei, u. a. Kaiserin Josephine, die möglicherweise Klavierschülerin Woelfls gewesen | ||
| + | ist. Spätestens mit dem Aufenthalt in Paris endete die Ehe mit Therese Klemm, | ||
| + | die später nach Frankfurt am Main verpflichtet wurde und dort eine neue Ehe | ||
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| + | 1805 begab | ||
| + | sich Woelfl nach London, wo die Konzertveranstalter darum wetteiferten, ihn für | ||
| + | ihre Veranstaltungen zu gewinnen. Er trat im Opernhaus Covent-Garden, in Hyde’s | ||
| + | Room, in den Hanover Square Rooms sowie im King’s Theatre auf, wo ihm der | ||
| + | höchst ehrenvolle Auftrag zuteil wurde, das Fest-Ballett „Naval Victory or | ||
| + | Triumph of Lord Nelson“ anlässlich des Sieges bei Trafalgar zu komponieren.7 | ||
| + | In den Konzerten des Impresarios Salomon war er regelmäßig als Solist eigener | ||
| + | Konzerte oder mit Solowerken zu hören. Zu seinen prominenten Partnern gehörten | ||
| + | die Sängerinnen Storace, Griglietti und Dickons, das Ehepaar Dussek, die | ||
| + | Harfenvirtuosen Dizi und Kollmann und der Geiger Bridgetower. Als Kuriosum sei | ||
| + | seine Aufführung der Ouvertüre zu Mozarts „Zauberflöte“ auf der Orgel des | ||
| + | Großen Konzertsaals des King’s Theatre am 28. Mai 1806 erwähnt. Nach drei | ||
| + | Jahren galt Woelfl, der in der laufenden Saison bis zu dreimal pro Woche | ||
| + | auftrat, als bedeutendster Musiker der Stadt und erzielte Einkünfte, die jene | ||
| + | von J. Haydn, W. A. Mozart und L. v. Beethoven zusammengenommen überstiegen. | ||
| + | Hier entstand der Hauptteil seiner Werke, in welchen alle Sparten der Musik von | ||
| + | der Großen Oper bis hin zum kleinen Klavierstück berücksichtigt sind. In London | ||
| + | ging Woelfl erneut eine Ehe ein, der ein | ||
| + | Sohn entspross; seine Nachkommen sind bis in unsere Zeit in England feststellbar.Woelfl hatte in London vier Adressen: | ||
| + | No 43, Gerrard Street, Soho; No 45, Rathbone Place; No 18, Sackville Road, | ||
| + | Piccadilly und Great Mary-le-bone Street. Am 21. Mai | ||
| + | 1812 verstarb Woelfl nach kurzer Krankheit hoch angesehen und begütert im | ||
| + | Londoner Nobel-Vorort Mary-le-bone. Sein früher Tod war der Preis für seine | ||
| + | nebeneinander mit gleicher Intensität verfolgten Karrieren als Komponist, | ||
| + | Pianist, Kompositions- und Klavierlehrer. Nach seinem Tod nahmen sich | ||
| + | zahlreiche Verleger seiner Werke an und publizierten sie bis zum Ende des 19. | ||
| + | Jahrhunderts. In einem Nachruf wurde festgestellt, dass es wohl in ganz England | ||
| + | keinen Haushalt gebe, in dem nicht auf dem Klavier ein Werk Woelfls liege. Die | ||
| + | großen Erfolge und die hohen Einkünfte Woelfls ließen noch zu seinen Lebzeiten | ||
| + | eine Neid-Literatur entstehen, an der sich hauptsächlich kontinentale Autoren | ||
| + | beteiligten. Hier tat sich besonders Ignaz v. Seyfried hervor, der sich noch 26 | ||
| + | Jahre nach dem Tod Woelfls bemüßigt fühlte, sein Andenken mit frei erfundenen | ||
| + | Verunglimpfungen in Misskredit zu bringen.8 Sie wurden von späteren Autoren bis in die | ||
| + | jüngste Zeit ungeprüft übernommen, obwohl sie bereits 1879 durch J. H. Mee | ||
| + | widerlegt worden waren.9 | ||
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| + | 1.7 Der Komponist | ||
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| + | Joseph | ||
| + | Woelfl war ein vielseitig ausgebildeter Musiker, wie sich an seinem | ||
| + | schöpferischen Werk ablesen lässt: Als Klaviervirtuose kannte er alle | ||
| + | Möglichkeiten des Instruments und entwickelte noch neue dazu, wie etwa eine | ||
| + | fortschreitende Emanzipation der Partie der linken Hand am Klavier und den heute | ||
| + | noch in England geläufigen „Woelfl-Jump.“ Seine profunde geigerische Ausbildung | ||
| + | bei Leopold Mozart verschaffte ihm Zugang zur Kammermusik mit Streichern; nicht | ||
| + | selten sind darin in den Violinstimmen besondere Effekte wie Glissando und | ||
| + | Ricochet sowie Fingersätze notiert. Im Salzburger Kapellhaus erhielt er | ||
| + | Gesangsunterricht und gehörte dem Domchor an; dies kam den Vokalpartien in | ||
| + | seiner Kirchenmusik ebenso zugute wie in seinen Bühnenwerken und Liedern. Die | ||
| + | Verpflichtung des 13Jährigen durch Leopold Mozart, als Continuospieler bei | ||
| + | örtlichen Opernaufführungen mitzuwirken, verschaffte ihm frühzeitig Einblicke | ||
| + | in die Theaterpraxis. | ||
| + | Obwohl | ||
| + | Woefl seine Ausbildung hauptsächlich von der Mozart-Familie empfing, knüpfte er | ||
| + | in seinen Kompositionen (ähnlich wie L . v. Beethoven) an J. Haydn an. Dies | ||
| + | äußert sich vor allem in seinen Symphonien und Streichquartetten, während er in | ||
| + | seinen Bühnen- und Klavierwerken bereits Entwicklungen in Italien, Frankreich | ||
| + | und England verarbeitete. Sein | ||
| + | Personalstil ist zudem von einer lebenslangen Verehrung für J. S. Bach geprägt, | ||
| + | die sich auch in der Forderung niederschlug, dass jeder seiner Klavierschüler | ||
| + | (so wie er selbst) das gesamte „Wohltemperierte Klavier“ jederzeit auswendig zu | ||
| + | beherrschen habe. In zahlreichen Rezensionen der AmZ wurde immer wieder der | ||
| + | „gearbeitete“ (= kontrapunktische) Satz seiner Kompositionen hervorgehoben. Mit | ||
| + | seiner Übersiedlung nach England war ein Wechsel der Stilhaltung verbunden; | ||
| + | Woelfl musste nun für ein primär bürgerliches Publikum schreiben. Das Ergebnis | ||
| + | war eine Anbahnung des Musikalischen Klassizismus, der von seinen Nachfolgern aufgenommen und zur Blüte | ||
| + | gebracht wurde. Als Kompositionslehrer ging Woelfl streng didaktisch vor. Wie | ||
| + | sein Schüler Charles Neate (1784-1877), Mitbegründer der Philhamonic Society | ||
| + | London berichtet hat, war er der erste Lehrer in England, der in seinem | ||
| + | Unterricht die Formenlehre behandelte. | ||
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| + | 1.8 Der Pianist | ||
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| + | Im Wien des ausgehenden Jahrhunderts herrschte kein | ||
| + | Mangel an qualifizierten Pianisten: Neben W. A. Mozart und L.v. Beethoven seien | ||
| + | hier stellvertretend für Viele L. Koželuch, J. N. Hummel, J. L. Dussek und J. | ||
| + | Eberl genannt. Als Woelfl 1795 nach Wien kam, wurde er aufgrund der Klarheit | ||
| + | seines Anschlags und seiner brillanten Lauftechnik sofort als Mozart-Schüler | ||
| + | erkannt. Er selbst steuerte Akkorde in weiter Lage, begünstig durch eine enorme | ||
| + | Spannweite seiner Hände (Tredezime), Terzen- und Oktavpassagen sowie eine | ||
| + | neuartige Sprungtechnik bei, die er eigenständig entwickelt hatte. Sie führt | ||
| + | geradewegs zu F. Liszts Etüde „La Campanella“. Aber auch auf dem Felde der | ||
| + | damals noch als Haupt-Kategorie gepflegten Improvisation wusste sich Woelfl zu | ||
| + | behaupten, wie der Wettstreit mit Beethoven belegt. In den deutschen | ||
| + | Musikzentren, in Paris und London wurde er als einer der führenden Pianisten | ||
| + | seiner Zeit verehrt. In der Geschichte der Klaviermusik des 19. Jahrhunderts | ||
| + | gilt er als wichtiges Vorbild für Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt; | ||
| + | Beide haben nachweislich Woelfls Klaviermusik gekannt. In der britischen | ||
| + | Musikgeschichte nimmt Woelfl als Begründer der Englischen Pianistenschule eine | ||
| + | besondere Rolle ein. Ph. Cipriani H. Potter (1792-1871) wurde frühzeitig sein | ||
| + | Schüler, blieb bei ihm fünf Jahre und hat nach eigenen Angaben alles, was er | ||
| + | konnte, bei Woelfl gelernt. Er wurde 1822 Klavierlehrer an der Royal Academy of | ||
| + | Music und ab 1832 ihr Direktor, wo er unzählige englische Pianisten nach den | ||
| + | Vorgaben Woelfls ausgebildet hat. Die von Woelfl verfaßte „Méthode de | ||
| + | Pianoforte“ Op. 56 zeigt ihn als konsequenten Pädagogen, der seine Schüler | ||
| + | didaktisch zum virtuosen Klavierspiel führte. | ||
== Werke == | == Werke == | ||
Version vom 21. September 2011, 15:58 Uhr
Joseph Wölfl (* 24. Dezember 1773 in Salzburg; † 21. Mai 1812 in London) war Pianist, Komponist und Musiklehrer.
Leben
Der gebürtige Salzburger Joseph Wölfl studierte bei den Salzburger Komponisten Leopold Mozart und Johann Michael Haydn Musik. Im Jahre 1795 beschloss Joseph Wölfl seinen Wohnsitz nach Wien zu verlegen. Seine erste Oper wurde in Wien aufgeführt, nachdem Wölfl von einem kurzen Aufenthalt in Warschau zurückkam. Es war die Oper "Der Höllenberg". Darauf folgten noch Werke wie "Das schöne Milchmädchen" und sonstige dramatische Musik.
Joseph Wölfl verließ schließlich im Jahre 1798 Wien und beschloss, als Pianist durch die Welt zu reisen. So kam er in viele europäische Städte. In Paris verbrachte er dann auch ab 1801 einige Jahre und 1805 ließ Joseph Wölfl sich dann schließlich in London nieder. Dort war er auch als Pädagoge tätig.
Die meisten kompositorischen Werke von Joseph Wölfl sind Klavierwerke. Weiters wird er auch sehr für seine Virtuosität am Klavier gepriesen. Sogar gegen den damals jungen Komponisten Ludwig van Beethoven trat Joseph Wölfl im Salon von Baron Alexander Wetzlar von Plankenstern in Wien in einem Klavierspieler-Wettstreit an.
Joseph Wölfl (auch Joseph Wölffl oder Joseph Woelfl) starb am 21. Mai 1812 in London. Er ist Namensgeber der Joseph-Wölfl-Straße im Stadteil Morzg.
Leben
1.1 Salzburg
Joseph Johann Baptist Woelfl wurde am 24. Dezember 1773 in Salzburg im Wohnhaus von Johann Michael HaydnHaydn geboren. Sein Vater war der Verwaltungsjurist Johann Paul Wölfl. Er gehörte dem einfachen Adel an, stand im Dienste des Fürstbischofs, galt als der fähigste Beamte des Salzburger Hofstaats[1] und war zuletzt Direktor der Krankenanstalten St. Johann in Mülln (heute Landeskrankenhaus Salzburg). Bereits im Kindesalter genoss Joseph Woelfl Violin- und Klavierunterricht bei Leopold Mozartdann bei Nannerl und Wolfgang A. Mozart und wurde im Hause der Mozarts wie ein Familienmitglied gehalten.[2]. Siebenjährig gab er sein Debut als Solist eines Violinkonzerts. Nach der Grundschule kam Woelfl 1783 an das Kapellhaus des Salzburger Doms, wo ihn neben Leopold Mozart und Michael Haydn eine Reihe weiterer hervorragender Musiker unterrichteten. Zusätzlich wurden die Klavierlektionen bei Nannerl Mozart beibehalten. Von 1786-1788 studierte Woelfl an der Benediktineruniversität Salzburg. Über die nächsten beiden Lebensjahre gibt es keine Informationen. Wahrscheinlich ist, dass Woelfl sich in dieser Zeit selbständig zum Pianisten ausbildete; denn 1790 erschien er in Wien bei W. A. Mozart als fertiger Klaviervirtuose. Erhaltene Werke aus der Salzburger Zeit (Kirchenmusik, Harmoniemusiken, Tänze für Orchester, Kanons)belegen, dass er zudem ein Kompositionsstudium durchlaufen haben muss.
1.2 Warschau
W.A. Mozart empfahl den Freund dem Fürsten Michał Kleofas Ogiński (1765-1833) in Warschau als Klavierlehrer. Dieser sollte mit seinen Kompositionen von Polonaisen so große Berühmtheit erlangen, dass noch heute die Polonaise in der russischen Sprache in Verbindung mit dem Familiennamen des Fürsten genannt wird (Полонез Огинска). Zwei Jahre später etablierte sich Woelfl in Warschau (Wohnung in der Marywil 8, 2. Stock) als selbständiger Musiker und wirkte daselbst bis zur III. Polnischen Teilung im Jahre 1795 so erfolgreich als Pianist und Klavierlehrer, dass er mit einem beträchtlichen Vermögen nach Wien zurückkehren konnte. In Warschau entstanden bereits eine Symphonie, ein Klavierkonzert, Klaviervariationen und weitere Klavierwerke. Am 26.10.1792 war ein Orchesterkonzert im Teatr publiczny ausschließlich seinen Werken gewidmet.[3].
1.3 Wien
Nach Wien zurückgekehrt, trat Woelfl als Pianist und Komponist von Opern, Klavier- und Kammermusikwerken an die Öffentlichkeit: Am 21. November 1795 wurde seine Oper „Der Höllenberg“ im Freihaus-Theater auf der Wieden uraufgeführt, am 5. Januar 1797 der Einakter „Das schöne Milchmädchen“ im Kärntnerthor-Theater, am 26.März 1798 kam im Freihaus-Theater auf der Wieden der Pasticcio „Liebe macht kurzen Prozeß“, zur Uraufführung, in dem die Hälfte der 14 Nummern von Woelfl stammt. Am 3. Dezember 1798 wurde die Oper „Der Kopf ohne Mann“ im Freihaus-Theater auf der Wieden zum ersten Male präsentiert. Die Oper wurde in Prag nachgespielt und erregte dort auch wegen ihrer üppigen Ausstattung so großes Aufsehen, dass sie am 14. April im Hibernertheater in einer Neufassung in tschechischer Sprache eine weitere Premiere erlebte. Daneben entstand in Wien eine Fülle von Kammermusik und Klavierwerken, vom Kaiserhaus erging die Einladung, Tänze für die Hofbälle beizusteuern. Im Jahre 1798 kam es in der nahe Schönbrunn gelegenen Villa XEIPE des Freiherrn Raymund v.Wetzlar zu Plankenstern zu einem weithin beachteten Wettspiel mit L. v. Beethoven, in welchem, wie Zeitungsberichte belegen, Woelfl Beethoven sowohl im virtuosen Klavierspiel wie in der Improvisation auf den zweiten Platz verwies[4]. Dieser trug ihm dies jedoch nicht nach, sondern blieb ihm freundschaftlich verbunden. Im gleichen Jahre heiratete Woelfl die Schauspielerin Therese Klemm, die ihm 1799 eine Sohn gebar. Mit ihr hatte er eine Wohnung im Starhemberghaus auf der Wieden No 28 in unmittelbarer Nähe zu Schikaneders Freihaus-Theater.
1.4 Konzertreisen
Von 1799 bis 1801 unternahm Woelfl von Wien aus umfangreiche Konzertreisen: Im Frühjahr 1799 konzertierte er in Prag, im April in Leipzig und danach in Dresden, wo sich eine vielkolportierte Geschichte zutrug: Wegen eines Gewitters konnte der Flügel nicht rechtzeitig in den Saal gebracht werden, und als er ankam, stand er einen halben Ton zu tief. Um die Hofkapelle nicht mit einer langwierigen Klavierstimmung aufzuhalten, erklärte sich Woelfl bereit, seinen Solopart adhoc um einen halben Ton höher zu spielen, was ihm trotz des hochvirtuosen Soloparts perfekt gelang. Am 14. Mai erreichte Woelfl Berlin, wo er als Pianist und Komponist brillierte. Zudem erwarb er sich einflussreiche Freunde. Von Juli bis November hielt sich Woelfl in Hamburg auf und konzertierte mit zahlreichen Prominenten, u. a. mit dem Ehepaar Righini. Von Dezember 1799 bis Februar 1800 kam er erneut nach Berlin; zuvor war er kurz in Lübeck aufgetreten. Danach kehrte er nach Hamburg zurück, wo er an seiner Oper „Das trojanische Pferd“ arbeitete. Im Sommer 1800 reiste Woelfl nach Halle,Magdeburg, Weimar, Leipzig und Breslau, kehrte nach Wien zurück, um im Herbst wieder in Breslau, Leipzig, Dresden und Berlin aufzutreten. Hier kam es in der Freimaurerloge Royal York am 10. Dezember zu jener denkwürdigen Badinage im Stile Abbé Voglers, in welcher Woelfl über Naturereignisse wie Sturm und Gewitter frei improvisierte und trotzdem der Improvisation eine fassbare musikalische Form zu geben verstand, wie die AmZ berichtete [5]. Ein weiterer häufig erwähnter Vorfall trug sich bei einem Konzert in Mainz zu, wo Woelfl während eines Klavierabends durch eine vorüberziehende Militärkapelle gestört wurde. Woelfl unterbrach sein Spiel, ging auf den Militärmarsch ein und improvisierte zum Erstaunen des Publikums über seine Melodie virtuose Variationen.
1.5 Paris
Als Woelfl im Herbst 1801 in Paris eintraf, wurde er vom Journal de Paris bereits als „le fameux Wolff, l’un des hommes les plus étonnans de l’Europe, sur le piano“ begrüßt.6 Hier setzte er sich für vier Jahre an die Spitze des Konzertlebens und trat sowohl als Komponist von Opern, Orchester- und Kammermusikwerken wie als Pianist hervor. Er nahm zuerst Wohnung in der Rue de Verneuil No 42/2, später in der Rue Taitbot Nr. 18. Schon kurz nach seiner Ankunft wurde er zu Konzerten in die Rue Cléry geladen, trat mit den bedeutendsten Musikern der Seine-Stadt wie Rode, Garat und Mde Berteau auf und glänzte als Komponist von Symphonien, Klavierkonzerten und Kammermusik. Am 3. März 1804 erfolgte im Théâtre Feydeau die Uraufführung seiner Oper „L’Amour romanesque“, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Weniger glücklich gestaltete sich die Uraufführung seiner Oper „Fernand ou Les Maures“ am 22. Pluviôse (= 11. Februar) 1805 auf einen historischen Stoff um den spanischen König Ferdiand III. (1199-1252), der aufgrund mangelhafter Vorbereitung ein bleibender Erfolg versagt war. Der Aufführung wohnte die gesamte politische und künstlerische Prominenz von Paris bei, u. a. Kaiserin Josephine, die möglicherweise Klavierschülerin Woelfls gewesen ist. Spätestens mit dem Aufenthalt in Paris endete die Ehe mit Therese Klemm, die später nach Frankfurt am Main verpflichtet wurde und dort eine neue Ehe einging.
1.6 London
1805 begab sich Woelfl nach London, wo die Konzertveranstalter darum wetteiferten, ihn für ihre Veranstaltungen zu gewinnen. Er trat im Opernhaus Covent-Garden, in Hyde’s Room, in den Hanover Square Rooms sowie im King’s Theatre auf, wo ihm der höchst ehrenvolle Auftrag zuteil wurde, das Fest-Ballett „Naval Victory or Triumph of Lord Nelson“ anlässlich des Sieges bei Trafalgar zu komponieren.7 In den Konzerten des Impresarios Salomon war er regelmäßig als Solist eigener Konzerte oder mit Solowerken zu hören. Zu seinen prominenten Partnern gehörten die Sängerinnen Storace, Griglietti und Dickons, das Ehepaar Dussek, die Harfenvirtuosen Dizi und Kollmann und der Geiger Bridgetower. Als Kuriosum sei seine Aufführung der Ouvertüre zu Mozarts „Zauberflöte“ auf der Orgel des Großen Konzertsaals des King’s Theatre am 28. Mai 1806 erwähnt. Nach drei Jahren galt Woelfl, der in der laufenden Saison bis zu dreimal pro Woche auftrat, als bedeutendster Musiker der Stadt und erzielte Einkünfte, die jene von J. Haydn, W. A. Mozart und L. v. Beethoven zusammengenommen überstiegen. Hier entstand der Hauptteil seiner Werke, in welchen alle Sparten der Musik von der Großen Oper bis hin zum kleinen Klavierstück berücksichtigt sind. In London ging Woelfl erneut eine Ehe ein, der ein Sohn entspross; seine Nachkommen sind bis in unsere Zeit in England feststellbar.Woelfl hatte in London vier Adressen: No 43, Gerrard Street, Soho; No 45, Rathbone Place; No 18, Sackville Road, Piccadilly und Great Mary-le-bone Street. Am 21. Mai 1812 verstarb Woelfl nach kurzer Krankheit hoch angesehen und begütert im Londoner Nobel-Vorort Mary-le-bone. Sein früher Tod war der Preis für seine nebeneinander mit gleicher Intensität verfolgten Karrieren als Komponist, Pianist, Kompositions- und Klavierlehrer. Nach seinem Tod nahmen sich zahlreiche Verleger seiner Werke an und publizierten sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In einem Nachruf wurde festgestellt, dass es wohl in ganz England keinen Haushalt gebe, in dem nicht auf dem Klavier ein Werk Woelfls liege. Die großen Erfolge und die hohen Einkünfte Woelfls ließen noch zu seinen Lebzeiten eine Neid-Literatur entstehen, an der sich hauptsächlich kontinentale Autoren beteiligten. Hier tat sich besonders Ignaz v. Seyfried hervor, der sich noch 26 Jahre nach dem Tod Woelfls bemüßigt fühlte, sein Andenken mit frei erfundenen Verunglimpfungen in Misskredit zu bringen.8 Sie wurden von späteren Autoren bis in die jüngste Zeit ungeprüft übernommen, obwohl sie bereits 1879 durch J. H. Mee widerlegt worden waren.9
1.7 Der Komponist
Joseph Woelfl war ein vielseitig ausgebildeter Musiker, wie sich an seinem schöpferischen Werk ablesen lässt: Als Klaviervirtuose kannte er alle Möglichkeiten des Instruments und entwickelte noch neue dazu, wie etwa eine fortschreitende Emanzipation der Partie der linken Hand am Klavier und den heute noch in England geläufigen „Woelfl-Jump.“ Seine profunde geigerische Ausbildung bei Leopold Mozart verschaffte ihm Zugang zur Kammermusik mit Streichern; nicht selten sind darin in den Violinstimmen besondere Effekte wie Glissando und Ricochet sowie Fingersätze notiert. Im Salzburger Kapellhaus erhielt er Gesangsunterricht und gehörte dem Domchor an; dies kam den Vokalpartien in seiner Kirchenmusik ebenso zugute wie in seinen Bühnenwerken und Liedern. Die Verpflichtung des 13Jährigen durch Leopold Mozart, als Continuospieler bei örtlichen Opernaufführungen mitzuwirken, verschaffte ihm frühzeitig Einblicke in die Theaterpraxis. Obwohl Woefl seine Ausbildung hauptsächlich von der Mozart-Familie empfing, knüpfte er in seinen Kompositionen (ähnlich wie L . v. Beethoven) an J. Haydn an. Dies äußert sich vor allem in seinen Symphonien und Streichquartetten, während er in seinen Bühnen- und Klavierwerken bereits Entwicklungen in Italien, Frankreich und England verarbeitete. Sein Personalstil ist zudem von einer lebenslangen Verehrung für J. S. Bach geprägt, die sich auch in der Forderung niederschlug, dass jeder seiner Klavierschüler (so wie er selbst) das gesamte „Wohltemperierte Klavier“ jederzeit auswendig zu beherrschen habe. In zahlreichen Rezensionen der AmZ wurde immer wieder der „gearbeitete“ (= kontrapunktische) Satz seiner Kompositionen hervorgehoben. Mit seiner Übersiedlung nach England war ein Wechsel der Stilhaltung verbunden; Woelfl musste nun für ein primär bürgerliches Publikum schreiben. Das Ergebnis war eine Anbahnung des Musikalischen Klassizismus, der von seinen Nachfolgern aufgenommen und zur Blüte gebracht wurde. Als Kompositionslehrer ging Woelfl streng didaktisch vor. Wie sein Schüler Charles Neate (1784-1877), Mitbegründer der Philhamonic Society London berichtet hat, war er der erste Lehrer in England, der in seinem Unterricht die Formenlehre behandelte.
1.8 Der Pianist
Im Wien des ausgehenden Jahrhunderts herrschte kein Mangel an qualifizierten Pianisten: Neben W. A. Mozart und L.v. Beethoven seien hier stellvertretend für Viele L. Koželuch, J. N. Hummel, J. L. Dussek und J. Eberl genannt. Als Woelfl 1795 nach Wien kam, wurde er aufgrund der Klarheit seines Anschlags und seiner brillanten Lauftechnik sofort als Mozart-Schüler erkannt. Er selbst steuerte Akkorde in weiter Lage, begünstig durch eine enorme Spannweite seiner Hände (Tredezime), Terzen- und Oktavpassagen sowie eine neuartige Sprungtechnik bei, die er eigenständig entwickelt hatte. Sie führt geradewegs zu F. Liszts Etüde „La Campanella“. Aber auch auf dem Felde der damals noch als Haupt-Kategorie gepflegten Improvisation wusste sich Woelfl zu behaupten, wie der Wettstreit mit Beethoven belegt. In den deutschen Musikzentren, in Paris und London wurde er als einer der führenden Pianisten seiner Zeit verehrt. In der Geschichte der Klaviermusik des 19. Jahrhunderts gilt er als wichtiges Vorbild für Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt; Beide haben nachweislich Woelfls Klaviermusik gekannt. In der britischen Musikgeschichte nimmt Woelfl als Begründer der Englischen Pianistenschule eine besondere Rolle ein. Ph. Cipriani H. Potter (1792-1871) wurde frühzeitig sein Schüler, blieb bei ihm fünf Jahre und hat nach eigenen Angaben alles, was er konnte, bei Woelfl gelernt. Er wurde 1822 Klavierlehrer an der Royal Academy of Music und ab 1832 ihr Direktor, wo er unzählige englische Pianisten nach den Vorgaben Woelfls ausgebildet hat. Die von Woelfl verfaßte „Méthode de Pianoforte“ Op. 56 zeigt ihn als konsequenten Pädagogen, der seine Schüler didaktisch zum virtuosen Klavierspiel führte.
Werke
Joseph Wölfl schrieb neun Bühnenwerke, sieben Klavierkonzerte, zwei Symphonien, eine Menge an Klavier- und Kammermusik und auch sehr viele Lieder. Auch sind eine Cello- und eine Violinensonate bekannt.
Auszug aus der Aufführungsliste der Bühnenwerke von Joseph Wölfl:
- 21. November 1795 im "Theater auf der Wieden" in Wien: Der Höllenberg
- 26. März 1798 im "Theater auf der Wieden" in Wien: Liebe macht kurzen Prozess oder Die Heirat auf gewisse Art
- 3. Dezember 1798 im "Theater auf der Wieden" in Wien: Der Kopf ohne Mann
- 1799 in Hamburg: Das trojanische Pferd
- 11. Februar 1805 in der "Opéra comique" in Paris: Fernand ou Les Maures
- 21. September 1805 im "The King's Theatre" in London: La Surprise de Diane ou Le Triomphe de l'amour
- 27. Jänner 1807 im "The King's Theatre" in London: Alzire
- ↑ Extrakt aus der Leutbeschreibung de anno 1773, geheimes Archiv (Hofangestellte) XXVII, 2. Kayviertl, Beschreibung No 105
- ↑ Mozart,Briefe 748-1028; Joseph Woelfl wird darin möglicherweise deshalb abwertend als „Verwalterseppl“ bezeichnet, weil die Mozarts es nicht verwinden konnten, dass sein Vater als leitender Beamter an der Offizierstafel speisen durfte, während sie selbst als Angehörige der Hofmusik mit der Bediententafel vorlieb nehmen mussten.Zum weiteren Unterricht vgl. auch die Tagebücher von Nannerl Mozart.
- ↑ Żórawska-Witkowska,A.: Muzyka na dworze i w teatrze Stanisława Avgusta, Warszawa 1995, S. 100.
- ↑ AmZ Bd. I No 33 vom 15. Mai 1799, S. 524f.
- ↑ AmZ., Bd. III, No 14 vom 1. Januar 1801, S. 237f.