Personenkomitee Stolpersteine: Unterschied zwischen den Versionen
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==Die Stolpersteine== | ==Die Stolpersteine== | ||
Version vom 27. Dezember 2007, 13:04 Uhr
Das Personenkomitee Stolpersteine ist eine private Initiative, die in der Stadt Salzburg gemeinsam mit dem deutschen Künstler Gunter Demnig sogenannte «Stolpersteine» verlegt. Diese Mahnmale erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten deportiert, ermordet oder in den Freitod getrieben wurden.
Hintergrund
Das Projekt richtet sich gegen das Vergessen. Es will die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern im Nationalsozialismus lebendig erhalten. Die Erinnerung an das Schicksal dieser Menschen erfolgt durch «Pflastersteine» aus Messing mit den wichtigsten Daten vor dem letzten selbst gewählten Wohnort.
Rund 13.000 Steine hat Gunter Demnig seit 1995 in 280 Städten und Gemeinden in Europa verlegt.
Das Komitee
In dem überparteilichen Personenkomitee Stolpersteine sind Politiker der Gemeinderatsfraktionen von Bürgerliste, SPÖ und ÖVP vertreten. Als Initiatoren treten Ingeborg Haller von der Bürgerliste und Thomas Randisek vom Dachverband Salzburger Kulturstätten auf.
Mehr als 120 Salzburger und Salzburgerinnen haben sich mittlerweile dem Personenkomitee Stolpersteine angeschlossen - darunter Erzbischof Alois Kothgasser, Marko Feingold von der Israelitischen Kultusgemeinde, der Schriftsteller Karl-Markus Gauß, Arbeiterkammer-Direktor Gerhard Schmidt sowie Salzburger Politiker und Privatpersonen.
Die Stolpersteine
Finanziert wird die Aktion über Patenschaften. 52 «Stolpersteine» zum Preis von je 95 Euro sind bereits finanziert. Auf einem der ersten Steine, die verlegt wurden, steht der Name des Opernsängers und Bruders Arnold Schönbergs, Heinrich Schönberg. Andere Steine erinnern an Kriegsdienstverweigerer, die sofort nach Kriegsbeginn 1939 in Salzburg hingerichtet wurden sowie an Kinder aus dem «Zigeunerlager» Maxglan.
Auf den Pflastersteinen aus Messing sind die wichtigsten Daten der Opfer wie Name, Wohnort, Geburtsdatum sowie Eckdaten über deren Schicksal im Nationalsozialismus eingeschlagen.
Acht Standorte in der Stadt Salzburg hat das Personenkomitee Stolpersteine nach monatelanger Recherchearbeit unter Mithilfe der beiden Historiker Gert Kerschbaumer und Helga Embacher ausgewählt. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst alle Opfergruppen zu berücksichtigen. Was nicht immer leicht war. "Als besonders schwierig gestaltete sich die Arbeit bei Homosexuellen oder bei Frauen, die aufgrund einer Beziehung zu Fremdarbeitern verfolgt wurden", schildert Embacher. Diese Opfergruppen sind nach 1945 weiterhin diskriminiert worden und bis heute ein Tabuthema in der Gesellschaft.
Die Standorte für die Gedenksteine wurden bewusst so gewählt, dass sie an stark frequentierten Wegen liegen. "Es sollen möglichst zugängliche Orte sein, erklärt Embacher. Gerade bei den Roma und Sinti erwies sich das als schwierig, da diese zuletzt im «Zigeunerlager» in Maxglan wohnhaft waren. Tragisches Detail: 17 der 21 dort geborenen Kindern starben im KZ.
Die ersten zwölf Salzburger Stolpersteine wurden von Gunter Demnig am 22. August 2007 an folgenden Orten verlegt:
• Linzergasse 5:
- Ernst Löwy, Ida Löwy, Herbert Löwy
- Ernst Löwy, Ida Löwy, Herbert Löwy
Die Familie Löwy wurde auf Grund ihres jüdischen Glaubens am 24. Oktober 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und in weiterer Folge im KZ Auschwitz ermordet.
• Hubert Sattler Gasse 7/I:
- Anna Maria Wahl
- Anna Maria Wahl
Anna Maria Wahl war seit 1934 in der Landesheilanstalt Salzburg in Behandlung. Am 21. Mai 1941 wurde sie im Zuge des «Euthanasieprogrammes» der Nationalsozialisten (Aktion T4) in Schloss Hartheim ermordet.
• Chiemseegasse 6/1:
- Heinrich Schönberg
- Heinrich Schönberg
Heinrich Schönberg, Bruder des Komponisten Arnold Schönberg, ist 1941 in Gestapohaft verstorben.
• Volksgarten:
- Michael Chartschenko
- Michael Chartschenko
Michael Chartschenko, Zwangsarbeiter (KZ Dachau, Außenkommando Salzburg), wurde am 4. Mai 1945, dem Tag der Befreiung, im Volksgarten von der SS ermordet.
• Schwarzgrabenweg/Kräutlerweg:
Am Schwarzgrabenweg befand sich das «Zigeunerlager» Maxglan/Leopoldskron Moos, in dem annähernd 230 Menschen inhaftiert waren. Ende März und Anfang April 1943 wurden diese Personen vorwiegend nach Auschwitz-Birkenau deportiert, darunter mindestens 21 im Salzburger Lager geborene Kinder:
- Antonia Krems
- Antonia Krems
Geboren am 13. November 1942 im «Zigeunerlager» Maxglan/Leopoldskron Moos, am 3. Juni 1943 im KZ Auschwitz ermordet.
- Maria Kerndlbacher
- Maria Kerndlbacher
Geboren am 1. September 1940 im «Zigeunerlager» Maxglan/Leopoldskron Moos, am 8. April 1944 im KZ Auschwitz ermordet.
• Landstraße 15:
- Anna Wegscheider
- Anna Wegscheider
Anna Wegscheider, Zeugin Jehovas, wurde auf Grund ihres Glaubens 1939 deportiert und 1942 im KZ Ravensbrück ermordet.
- Josef Wegscheider
- Josef Wegscheider
Josef Wegscheider, Ehegatte von Anna Wegscheider, ebenfalls Zeuge Jehovas, wurde 1939 wegen Kriegsdienstverweigerung erschossen.
- Franz Mittendorfer
- Franz Mittendorfer
Franz Mittendorfer, ebenfalls Zeuge Jehova, wurde 1940 wegen Kriegsdienstverweigerung enthauptet.
• Stadlhofstraße 8:
- Anton Schubert
- Anton Schubert
Anton Schubert, Mitglied der illegalen Landesleitung der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) wurde am 6. April 1943 wegen «Vorbereitung zum Hochverrat» zum Tode verurteilt und am 22. Juli 1943 im «Strafgefängnis» München-Stadelheim hingerichtet
Quelle
- Salzburger Nachrichten
- Stadtnachrichten
