Gracillariidae: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Gracillariidae''' − volkstümlich ''Miniermotten'' oder ''Blatt-Tütenmotten'' − sind eine [[Glossar Biologie#F|Familie]] der Schmetterlinge ([[Lepidoptera]]). | '''Gracillariidae''' − volkstümlich ''Miniermotten'' oder ''Blatt-Tütenmotten'' − sind eine [[Glossar Biologie#F|Familie]] der Schmetterlinge ([[Lepidoptera]]). | ||
==Allgemeines== | ==Allgemeines== | ||
Die Tiere sind klein bis sehr klein (Spannweite unter 16 mm). Die Falter besitzen auffallend lange Fühler, die oft fast so lang sind wie die Vorderflügel. In der Zeichnungsanlage weisen viele Arten auf mehr oder weniger braunem Grund helle Häkchen entlang des Vorderrandes auf. Die Bestimmung der [[Glossar_Biologie#I|Imagines]] ist oft schwierig, faunistisch sind viele Arten daher leichter über die oft charakteristischen Fraßspuren der Raupen nachzuweisen. Während die Vertreter der Unterfamilie Gracillariinae nur im frühen Raupenstadium minieren und später unter dem umgeschlagenen Blattrand oder in tütenförmigen Blattrollen weiter fressen, minieren die Raupen der Lithocolletinae und Phyllocnistinae lebenslang. Besonders die Minen der Lithocolletinae sind dabei durch Gespinst im Inneren ausgekleidet, wodurch die Blätter im Bereich der Mine oft stark nach oben oder unten gewölbt werden. Die Arten sind oligo- bis monophag, fressen also nur an wenigen verschiedenen oder überhaupt nur an einer einzigen Pflanzenart. Trotzdem ist zur genauen Bestimmung neben der Kenntnis der Futterpflanze oft auch die Zucht der [[Glossar_Biologie#I|Imago]] notwendig. In manchen Fällen, besonders wenn es sich um gefangene Falter handelt, können die Arten nur durch mikroskopische Untersuchungen voneinander unterschieden werden. | Die Tiere sind klein bis sehr klein (Spannweite unter 16 mm). Die Falter besitzen auffallend lange Fühler, die oft fast so lang sind wie die Vorderflügel. In der Zeichnungsanlage weisen viele Arten auf mehr oder weniger braunem Grund helle Häkchen entlang des Vorderrandes auf. Die Bestimmung der [[Glossar_Biologie#I|Imagines]] ist oft schwierig, faunistisch sind viele Arten daher leichter über die oft charakteristischen Fraßspuren der Raupen nachzuweisen. Während die Vertreter der Unterfamilie Gracillariinae nur im frühen Raupenstadium minieren und später unter dem umgeschlagenen Blattrand oder in tütenförmigen Blattrollen weiter fressen, minieren die Raupen der Lithocolletinae und Phyllocnistinae lebenslang. Besonders die Minen der Lithocolletinae sind dabei durch Gespinst im Inneren ausgekleidet, wodurch die Blätter im Bereich der Mine oft stark nach oben oder unten gewölbt werden. Die Arten sind oligo- bis monophag, fressen also nur an wenigen verschiedenen oder überhaupt nur an einer einzigen Pflanzenart. Trotzdem ist zur genauen Bestimmung neben der Kenntnis der Futterpflanze oft auch die Zucht der [[Glossar_Biologie#I|Imago]] notwendig. In manchen Fällen, besonders wenn es sich um gefangene Falter handelt, können die Arten nur durch mikroskopische Untersuchungen voneinander unterschieden werden. | ||
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| + | Die ersten Angaben zu Gracillariidae in Salzburg finden sich bei Storch (1868), der drei Arten von ''Gracilaria''-Arten (''G. stigmatella'', ''elongella'' und ''syringella''), eine ''Ornyx''-Art (''O. avellanaella'' [= ''[[Parornix devoniella]]'']), sowie drei ''Lithocolletis''-Arten (''L. hortella'' [= ''[[Phyllonorycter kuhlweiniella]]''], ''pomifoliella'' [= ''[[Phyllonorycter mespilella]]''] und ''populifoliella'') für das Bundesland aufzählt. Mann (1871) gibt für das Glocknergebiet unter diesen drei Gattungsnamen insgesamt 11 Arten an, wobei die Funde allerdings größtenteils aus dem Mölltal in Kärnten stammen. Mit ''[[Phyllocnistis saligna]]'' von der Platte im Gebiet des Großglockners (wiederum auf der Südseite, diesmal in Osttirol) wird erstmals auch eine Art der Phyllocnistinae aufgezählt. | ||
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| + | Bei Mitterberger (1909) werden dann bereits Funde zu 49 Arten aufgezählt, alle aus Salzburg. Allerdings gehören davon drei Arten nicht zu den Gracillariidae (''[[Bedellia somnulentella]]'' und zwei [[Tischeriidae]]) und zwei Arten (''Lithocolletis hortella'' [= ''[[Phyllonorycter kuhlweiniella]]''] und ''[[Phyllonorycter dubitella]]'') waren falsch bestimmt bzw. konnten die Belge nicht aufgefunden werden (siehe auch Kurz & Embacher 2019). Mairhuber (1965) führt nur zwei Arten der Familie auf, ''[[Phyllonorycter salicicolella]]'' und ''[[Phyllonorycter froelichiella]]'', wobei für erste aber wieder kein Beleg aufgefunden werden konnte. In einer unveröffentlichten Liste von 1986 zählt Embacher dann bereits 67 Arten der Familie aus Salzburg auf. Diese Liste basierte hauptsächlich auf den vorhin erwähnten Literaturstellen, sowie auf den Sammlungsbeständen am Haus der Natur, die aber zahlreiche Fehlbestimmungen enthielten. | ||
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| + | Die Artenzahl erhöhte sich bei Embacher et al. (2011) dann bereits auf 78, allerdings immer noch inklusive der Fehlbestimmungen, da mit der Revision der Familie erst danach begonnen wurde. Diese Revision erschien dann in zwei Teilen durch Kurz & Embacher in den Jahren 2015 und 2019. Schließlich konnten Embacher et al. (2024), diesmal auf einer weitgehend gesicherten Basis, 87 Arten aufzählen. Bei Kurz (2026?) werden vier Arten wieder aus der Liste entfernt, zwei Arten aber neu aufgenommen (siehe unten), sodass nunmehr von 85 Arten für die Salzburger Landesfauna auszugehen ist. | ||
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| − | Gracillariidae sind eine relativ artenreiche Familie der Schmetterlinge, von der man allein aus | + | Gracillariidae sind eine relativ artenreiche [[Glossar Biologie#F|Familie]] der Schmetterlinge, von der man allein aus Europa rund 250 Arten kennt (Karsholt & Nieukerken 2011). Auch aus [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] wurden bereits 83 Arten gemeldet (Embacher et al. 2011), allerdings waren viele der Angaben zweifelhaft und bedurften der Überprüfung. Mehrere Arten mussten demnach bereits wieder aus der Liste der Salzburger Schmetterlinge von 2011 (Embacher et al. 2011) eliminiert werden, einige kamen neu hinzu Nach Abschluss der Revision der Lithocolletinae (Kurz & Embacher 2019) ist zur Zeit nunmehr ein Bestand von 87 Arten zu vermelden (Embacher et al. 2024). Dabei ist ''[[Caloptilia jurateae]]'' allerdings höchst fraglich und wurde mitterweile aus der Liste wieder entfernt, ebenso wie ''[[Phyllonorycter mespilella]]'', ''[[Phyllonorycter anderidae]]'' und ''[[Phyllonorycter salicicolella]]''. Statt letzterer wird ''[[Phyllonorycter dubitella]]'' aber fraglich wieder aufgenommen. Neu hinzu kommt auch ''[[Caloptilia honoratella]]'', die durch Genitaluntersuchung aus der Stadt Salzburg bestätigt werden konnte. Die [[Glossar Biologie#F|Familie]] gehörte bis dahin zu jenen Schmetterlingsgruppen, die in [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] bisher noch nicht systematisch revidiert wurden und für die bisher auch noch keine systematischen Aufsammlungen durchgeführt wurden. Die Bestände der Salzburger Landessammlung am [[Haus der Natur]] sind nun vollständig überprüft, auch die wichtigsten Privatsammlungen wurden revidiert. Trotzdem ist zu erwarten, dass sich die Artenzahl für [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] auch in Zukunft noch erhöhen wird. |
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
| − | *{{Quelle Embacher et al.}} | + | *{{Quelle Embacher et al.}}{{Quelle Embacher et al. 2024}} |
*Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken 2011. Gracillariidae. In - Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (eds.). Lepidoptera, Moths. – Fauna Europaea version 2.4., http://www.faunaeur.org [online 16 September 2011]. | *Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken 2011. Gracillariidae. In - Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (eds.). Lepidoptera, Moths. – Fauna Europaea version 2.4., http://www.faunaeur.org [online 16 September 2011]. | ||
| − | * | + | *Kurz, M. A. & G. Embacher 2015. Die Gracillariinae und Phyllocnistinae (Lepidoptera, Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 15: 1-7. |
| + | *Kurz, M. A. & G. Embacher 2019. Die Lithocolletinae (Lepidoptera: Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 20: 93-104. | ||
| + | *Kurz, M. A. 2026?. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil III: Tineoidea und Gracillarioidea (Insecta: Lepidoptera). Herausgegeben von der Naturkundlichen Gesellschaft, Salzburg: in Vorbereitung. | ||
| + | *Mairhuber, F. 1965. Zur Mikrolepidopterenfauna des Bundeslandes Salzburg (1. Beitrag). - Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 14: 33-38. | ||
| + | *Mann, J. 1871. Beitrag zur Kenntnis der Lepidopterenfauna des Großglockners nebst Beschreibung dreier neuer Arten. Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft Wien 21: 69-82. | ||
| + | *Mitterberger, K. 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 49: 195-552. | ||
| + | *Storch, F. 1868. Catalogus Faunae Salisburgensis (Lepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8: 284-298. | ||
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Aktuelle Version vom 1. Oktober 2025, 08:34 Uhr
Gracillariidae − volkstümlich Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten − sind eine Familie der Schmetterlinge (Lepidoptera).
Allgemeines
Die Tiere sind klein bis sehr klein (Spannweite unter 16 mm). Die Falter besitzen auffallend lange Fühler, die oft fast so lang sind wie die Vorderflügel. In der Zeichnungsanlage weisen viele Arten auf mehr oder weniger braunem Grund helle Häkchen entlang des Vorderrandes auf. Die Bestimmung der Imagines ist oft schwierig, faunistisch sind viele Arten daher leichter über die oft charakteristischen Fraßspuren der Raupen nachzuweisen. Während die Vertreter der Unterfamilie Gracillariinae nur im frühen Raupenstadium minieren und später unter dem umgeschlagenen Blattrand oder in tütenförmigen Blattrollen weiter fressen, minieren die Raupen der Lithocolletinae und Phyllocnistinae lebenslang. Besonders die Minen der Lithocolletinae sind dabei durch Gespinst im Inneren ausgekleidet, wodurch die Blätter im Bereich der Mine oft stark nach oben oder unten gewölbt werden. Die Arten sind oligo- bis monophag, fressen also nur an wenigen verschiedenen oder überhaupt nur an einer einzigen Pflanzenart. Trotzdem ist zur genauen Bestimmung neben der Kenntnis der Futterpflanze oft auch die Zucht der Imago notwendig. In manchen Fällen, besonders wenn es sich um gefangene Falter handelt, können die Arten nur durch mikroskopische Untersuchungen voneinander unterschieden werden.
Geschichte der Erforschung im Land
Die ersten Angaben zu Gracillariidae in Salzburg finden sich bei Storch (1868), der drei Arten von Gracilaria-Arten (G. stigmatella, elongella und syringella), eine Ornyx-Art (O. avellanaella [= Parornix devoniella]), sowie drei Lithocolletis-Arten (L. hortella [= Phyllonorycter kuhlweiniella], pomifoliella [= Phyllonorycter mespilella] und populifoliella) für das Bundesland aufzählt. Mann (1871) gibt für das Glocknergebiet unter diesen drei Gattungsnamen insgesamt 11 Arten an, wobei die Funde allerdings größtenteils aus dem Mölltal in Kärnten stammen. Mit Phyllocnistis saligna von der Platte im Gebiet des Großglockners (wiederum auf der Südseite, diesmal in Osttirol) wird erstmals auch eine Art der Phyllocnistinae aufgezählt.
Bei Mitterberger (1909) werden dann bereits Funde zu 49 Arten aufgezählt, alle aus Salzburg. Allerdings gehören davon drei Arten nicht zu den Gracillariidae (Bedellia somnulentella und zwei Tischeriidae) und zwei Arten (Lithocolletis hortella [= Phyllonorycter kuhlweiniella] und Phyllonorycter dubitella) waren falsch bestimmt bzw. konnten die Belge nicht aufgefunden werden (siehe auch Kurz & Embacher 2019). Mairhuber (1965) führt nur zwei Arten der Familie auf, Phyllonorycter salicicolella und Phyllonorycter froelichiella, wobei für erste aber wieder kein Beleg aufgefunden werden konnte. In einer unveröffentlichten Liste von 1986 zählt Embacher dann bereits 67 Arten der Familie aus Salzburg auf. Diese Liste basierte hauptsächlich auf den vorhin erwähnten Literaturstellen, sowie auf den Sammlungsbeständen am Haus der Natur, die aber zahlreiche Fehlbestimmungen enthielten.
Die Artenzahl erhöhte sich bei Embacher et al. (2011) dann bereits auf 78, allerdings immer noch inklusive der Fehlbestimmungen, da mit der Revision der Familie erst danach begonnen wurde. Diese Revision erschien dann in zwei Teilen durch Kurz & Embacher in den Jahren 2015 und 2019. Schließlich konnten Embacher et al. (2024), diesmal auf einer weitgehend gesicherten Basis, 87 Arten aufzählen. Bei Kurz (2026?) werden vier Arten wieder aus der Liste entfernt, zwei Arten aber neu aufgenommen (siehe unten), sodass nunmehr von 85 Arten für die Salzburger Landesfauna auszugehen ist.
Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg
Gracillariidae sind eine relativ artenreiche Familie der Schmetterlinge, von der man allein aus Europa rund 250 Arten kennt (Karsholt & Nieukerken 2011). Auch aus Salzburg wurden bereits 83 Arten gemeldet (Embacher et al. 2011), allerdings waren viele der Angaben zweifelhaft und bedurften der Überprüfung. Mehrere Arten mussten demnach bereits wieder aus der Liste der Salzburger Schmetterlinge von 2011 (Embacher et al. 2011) eliminiert werden, einige kamen neu hinzu Nach Abschluss der Revision der Lithocolletinae (Kurz & Embacher 2019) ist zur Zeit nunmehr ein Bestand von 87 Arten zu vermelden (Embacher et al. 2024). Dabei ist Caloptilia jurateae allerdings höchst fraglich und wurde mitterweile aus der Liste wieder entfernt, ebenso wie Phyllonorycter mespilella, Phyllonorycter anderidae und Phyllonorycter salicicolella. Statt letzterer wird Phyllonorycter dubitella aber fraglich wieder aufgenommen. Neu hinzu kommt auch Caloptilia honoratella, die durch Genitaluntersuchung aus der Stadt Salzburg bestätigt werden konnte. Die Familie gehörte bis dahin zu jenen Schmetterlingsgruppen, die in Salzburg bisher noch nicht systematisch revidiert wurden und für die bisher auch noch keine systematischen Aufsammlungen durchgeführt wurden. Die Bestände der Salzburger Landessammlung am Haus der Natur sind nun vollständig überprüft, auch die wichtigsten Privatsammlungen wurden revidiert. Trotzdem ist zu erwarten, dass sich die Artenzahl für Salzburg auch in Zukunft noch erhöhen wird.
Für Salzburg publizierte Arten, die mangels an Belegen oder wegen Bestimmungsfehlern, etc. aus früheren Faunenlisten gelöscht werden mussten
Weiterführende Informationen
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Quellen
- Embacher, Gernot; Gros, Patrick; Kurz, M. A.; Kurz, M. E. & Zeller-Lukashort, Christof, 2011: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur 19: 5-89.
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024 [2025]. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur. Sonderband. In Zusammenarbeit mit der Naturkundlichen Gesellschaft Salzburg. Haus der Natur, Salzburg: 3-176.
- Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken 2011. Gracillariidae. In - Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (eds.). Lepidoptera, Moths. – Fauna Europaea version 2.4., http://www.faunaeur.org [online 16 September 2011].
- Kurz, M. A. & G. Embacher 2015. Die Gracillariinae und Phyllocnistinae (Lepidoptera, Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 15: 1-7.
- Kurz, M. A. & G. Embacher 2019. Die Lithocolletinae (Lepidoptera: Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 20: 93-104.
- Kurz, M. A. 2026?. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil III: Tineoidea und Gracillarioidea (Insecta: Lepidoptera). Herausgegeben von der Naturkundlichen Gesellschaft, Salzburg: in Vorbereitung.
- Mairhuber, F. 1965. Zur Mikrolepidopterenfauna des Bundeslandes Salzburg (1. Beitrag). - Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 14: 33-38.
- Mann, J. 1871. Beitrag zur Kenntnis der Lepidopterenfauna des Großglockners nebst Beschreibung dreier neuer Arten. Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft Wien 21: 69-82.
- Mitterberger, K. 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 49: 195-552.
- Storch, F. 1868. Catalogus Faunae Salisburgensis (Lepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8: 284-298.