Martin Folie: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 15. August 1811 immatrikuliert sich Martin Folie an der Universität Erlangen für das Studium der Medizin.<ref>Personalstand der Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen in ihrem ersten Jahrhundert, 178.</ref> Zuvor hatte er höchstwahrscheinlich sein Studium in Innsbruck begonnen, aber 1810 war die ältere, 1673 gegründete Medizinische Fakultät im Zuge der bayerischen Degradierung der Universität Innsbruck zu einem philosophisch-theologischen Lyzeum aufgelöst worden. <ref>https://www.uibk.ac.at/universitaetsarchiv/medizinische-berufungsakten-seit-1869-/</ref> In den Matrikeln der Universität Innsbruck findet sich ein Gabriel Folie, der 1781 in Burgeis (heute Südtirol) als Sohn eines Bauern geboren 1808 zum Doktor der Medizin promovierte. Es könnte sich um einen Bruder oder entfernteren Verwandten gehandelt haben.
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Am [[15. August]] [[1811]] immatrikuliert sich Martin Folie an der Universität Erlangen für das Studium der Medizin.<ref>Personalstand der Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen in ihrem ersten Jahrhundert, 178.</ref> Zuvor hatte er höchstwahrscheinlich sein Studium in Innsbruck begonnen, aber [[1810]] war die ältere, [[1673]] gegründete Medizinische Fakultät im Zuge der bayerischen Degradierung der Universität Innsbruck zu einem philosophisch-theologischen Lyzeum aufgelöst worden.<ref>[https://www.uibk.ac.at/universitaetsarchiv/medizinische-berufungsakten-seit-1869- www.uibk.ac.at]</ref> In den Matrikeln der Universität Innsbruck findet sich ein Gabriel Folie, der [[1781]] in Burgeis (heute [[Südtirol]]) als Sohn eines Bauern geboren [[1808]] zum Doktor der Medizin promovierte. Es könnte sich um einen Bruder oder entfernteren Verwandten gehandelt haben.
  
Dr. Martin Folie war dann Sekundararzt am öffentlichen Krankenhaus zu München und wurde im Dezember 1815 - im Zuge der bayerischen Organisation des Medizinalwesens - als Gerichtsarzt zum Landgericht St. Johann und Gastein berufen.<ref>Kaiserl. Königl. privilegirte Salzburger Zeitung 1815, 1017; Königlich-Baierisches Regierungsblatt 1815, 1032.</ref> Nach dem Wechsel Salzburgs zu Österreich und der neuerlichen Organisation des Gesundheitswesens diesmal nach der österreichischen Norm 1818/19 wurde Dr. Folie quiesziert (in Ruhestand versetzt). Im Ausweis der Sanitäts-Personen von 1819 wird er als quieszierter Landphysikus in Salzburg geführt mit einem Quieszentengehalt von 500[[Gulden|fl]].<ref>SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212.</ref>
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Dr. Martin Folie war dann Sekundararzt am öffentlichen Krankenhaus in [[München]] und wurde im Dezember [[1815]] - im Zuge der bayerischen Organisation des Medizinalwesens - als Gerichtsarzt zum [[Bezirksgerichte|Landgericht]] St. Johann und Gastein berufen.<ref>"Kaiserl. Königl. privilegirte Salzburger Zeitung" 1815, 1017; "Königlich-Baierisches Regierungsblatt" 1815, 1032.</ref> Nach dem Wechsel Salzburgs zum [[Kaisertum Österreich]] und der neuerlichen Organisation des Gesundheitswesens, diesmal nach der österreichischen Norm 1818/19, wurde Dr. Folie quiesziert (in Ruhestand versetzt). Im Ausweis der Sanitäts-Personen von [[1819]] wird er als quieszierter Landphysikus in Salzburg geführt mit einem Quieszentengehalt von 500 [[Gulden|fl]].<ref>SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212.</ref>
  
1820 bewirbt er sich auf die Bezirksarztenstelle in Melk in Niederösterreich.<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150.</ref> 1826 wird ihm von der k. k. vereinten Hofkanzlei die erledigte Districts - Arztesstelle zu Sillian in Tirol  verliehen.<ref>Medicinische Jahrbücher des kaiserlich - königlichen österreichischen Staates, Wien 1826, 200.</ref> Am 14. November 1826 heiratet Martin Folie, Doktor der Medizin Doktor zu Hohenems, Wittwer, Elisabeth Lindner.<ref>Bregenzer Wochenblatt, 15. Dezember 1826, 6.</ref> 40 Jahre bis zu seinem Tod war er Bezirks- bzw. Gemeindearzt in Hohenems.
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[[1820]] bewarb er sich auf die Bezirksarztenstelle in Melk in [[Niederösterreich]].<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150.</ref> [[1826]] wird ihm von der k. k. vereinten Hofkanzlei die erledigte "Districts-Arztesstelle zu Sillian" in [[Osttirol]] verliehen.<ref>"Medicinische Jahrbücher des kaiserlich - königlichen österreichischen Staates", Wien 1826, 200.</ref> Am [[14. November]] [[1826]] heiratete Martin Folie, "Doktor der Medizin Doktor zu Hohenems, Wittwer," Elisabeth Lindner.<ref>"Bregenzer Wochenblatt", 15. Dezember 1826, 6.</ref> 40 Jahre bis zu seinem Tod war er Bezirks- und Gemeindearzt in Hohenems.
  
Interessant ist, dass Dr. Folie von der jüdischen Gemeinde mit einem Wartegeld (Gehalt) von fl. 200 angestellt wurde. Sein Vorgänger in dieser Funktion hatte auch noch das Privileg der freien "Sommerung eines Pferdes und einer Kuh auf den Gemeindealpen".<ref>Aron Tänzer, Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg, Meran 1805, 325.</ref> Er arbeitete also auch für die jüdische Gemeinde und so ist auch der Hinweis auf "beide Confessionen" in seinem Nachruf zu verstehen:
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Interessant ist, dass Dr. Folie von der jüdischen Gemeinde mit einem Wartegeld (Gehalt) von fl. 200 angestellt wurde. Sein Vorgänger in dieser Funktion hatte auch noch das Privileg der freien "Sommerung eines Pferdes und einer Kuh auf den Gemeindealpen".<ref>Aron Tänzer: "Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg", Meran 1805, 325.</ref> Er arbeitete also auch für die jüdische Gemeinde und so ist auch der Hinweis auf "beide Confessionen" in seinem Nachruf zu verstehen:
"Hohenems, 11. Okt., Herr Dr. Martin Folie, durch sein Wirken weit bekannt und seines Biedersinns wegen allgemein geachtet, ist heute zu Grabe getragen worden. Seine trauernde Familie, ein großer Theil der Bevölkerung beider Confessionen und viele aus Nah und Fern herbeigeeilte Freunde des Verblichenen geleiteten dessen sterbliche Reste auf den Friedhof. Er ruhe in Frieden - in den Herzen vieler lebt er fort."<ref>Vorarlberger Landes-Zeitung, 13. Oktober 1866, 1.</ref>
 
  
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"Hohenems, 11. Okt., Herr Dr. Martin Folie, durch sein Wirken weit bekannt und seines Biedersinns wegen allgemein geachtet, ist heute zu Grabe getragen worden. Seine trauernde Familie, ein großer Theil der Bevölkerung beider Confessionen und viele aus Nah und Fern herbeigeeilte Freunde des Verblichenen geleiteten dessen sterbliche Reste auf den Friedhof. Er ruhe in Frieden - in den Herzen vieler lebt er fort."<ref>"Vorarlberger Landes-Zeitung", 13. Oktober 1866, 1.</ref>
  
 
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Version vom 9. Dezember 2023, 15:06 Uhr

Dr. Martin Folie (* 1785 in Tirol; † 9. Oktober 1866) war ein Landgerichtsarzt in St. Johann und Gastein.

Leben

Todesanzeige des Martin Folie in der "Allgemeinen Zeitung München", 1866[1]

Am 15. August 1811 immatrikuliert sich Martin Folie an der Universität Erlangen für das Studium der Medizin.[2] Zuvor hatte er höchstwahrscheinlich sein Studium in Innsbruck begonnen, aber 1810 war die ältere, 1673 gegründete Medizinische Fakultät im Zuge der bayerischen Degradierung der Universität Innsbruck zu einem philosophisch-theologischen Lyzeum aufgelöst worden.[3] In den Matrikeln der Universität Innsbruck findet sich ein Gabriel Folie, der 1781 in Burgeis (heute Südtirol) als Sohn eines Bauern geboren 1808 zum Doktor der Medizin promovierte. Es könnte sich um einen Bruder oder entfernteren Verwandten gehandelt haben.

Dr. Martin Folie war dann Sekundararzt am öffentlichen Krankenhaus in München und wurde im Dezember 1815 - im Zuge der bayerischen Organisation des Medizinalwesens - als Gerichtsarzt zum Landgericht St. Johann und Gastein berufen.[4] Nach dem Wechsel Salzburgs zum Kaisertum Österreich und der neuerlichen Organisation des Gesundheitswesens, diesmal nach der österreichischen Norm 1818/19, wurde Dr. Folie quiesziert (in Ruhestand versetzt). Im Ausweis der Sanitäts-Personen von 1819 wird er als quieszierter Landphysikus in Salzburg geführt mit einem Quieszentengehalt von 500 fl.[5]

1820 bewarb er sich auf die Bezirksarztenstelle in Melk in Niederösterreich.[6] 1826 wird ihm von der k. k. vereinten Hofkanzlei die erledigte "Districts-Arztesstelle zu Sillian" in Osttirol verliehen.[7] Am 14. November 1826 heiratete Martin Folie, "Doktor der Medizin Doktor zu Hohenems, Wittwer," Elisabeth Lindner.[8] 40 Jahre bis zu seinem Tod war er Bezirks- und Gemeindearzt in Hohenems.

Interessant ist, dass Dr. Folie von der jüdischen Gemeinde mit einem Wartegeld (Gehalt) von fl. 200 angestellt wurde. Sein Vorgänger in dieser Funktion hatte auch noch das Privileg der freien "Sommerung eines Pferdes und einer Kuh auf den Gemeindealpen".[9] Er arbeitete also auch für die jüdische Gemeinde und so ist auch der Hinweis auf "beide Confessionen" in seinem Nachruf zu verstehen:

"Hohenems, 11. Okt., Herr Dr. Martin Folie, durch sein Wirken weit bekannt und seines Biedersinns wegen allgemein geachtet, ist heute zu Grabe getragen worden. Seine trauernde Familie, ein großer Theil der Bevölkerung beider Confessionen und viele aus Nah und Fern herbeigeeilte Freunde des Verblichenen geleiteten dessen sterbliche Reste auf den Friedhof. Er ruhe in Frieden - in den Herzen vieler lebt er fort."[10]

Quellen

  1. books.google.at
  2. Personalstand der Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen in ihrem ersten Jahrhundert, 178.
  3. www.uibk.ac.at
  4. "Kaiserl. Königl. privilegirte Salzburger Zeitung" 1815, 1017; "Königlich-Baierisches Regierungsblatt" 1815, 1032.
  5. SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212.
  6. OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150.
  7. "Medicinische Jahrbücher des kaiserlich - königlichen österreichischen Staates", Wien 1826, 200.
  8. "Bregenzer Wochenblatt", 15. Dezember 1826, 6.
  9. Aron Tänzer: "Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg", Meran 1805, 325.
  10. "Vorarlberger Landes-Zeitung", 13. Oktober 1866, 1.