Felsritzbilder: Unterschied zwischen den Versionen
(Bilddatei Bildstelle 38, Geistdarstellung) |
K (Textersetzung - „u.a.“ durch „u. a.“) |
||
| (22 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Bildstelle 38, Geistdarstellung, Spätmittelalter, Neuzeit.jpg|thumb|Geistdarstellung aus dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit in der [[Lenzenklamm]] bei [[Lofer]]]] | [[Datei:Bildstelle 38, Geistdarstellung, Spätmittelalter, Neuzeit.jpg|thumb|Geistdarstellung aus dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit in der [[Lenzenklamm]] bei [[Lofer]]]] | ||
| + | [[Datei:Bildstelle 3 und 4, spiegelverkehrt geritztes Jesusmonogramm, Neuzeit.jpg|thumb|Spiegelverkehrt geritztes Jesusmonogramm, Neuzeit, [[Lenzenklamm]] bei [[Lofer]]]] | ||
[[Datei:Felsritzbilder.jpg|thumb|Diese Fotos von Felsritzbildern ([[Unteres Saalachtal]]) befinden sich im [[Heimatmuseum Schloss Ritzen]] in [[Saalfelden]]]] | [[Datei:Felsritzbilder.jpg|thumb|Diese Fotos von Felsritzbildern ([[Unteres Saalachtal]]) befinden sich im [[Heimatmuseum Schloss Ritzen]] in [[Saalfelden]]]] | ||
| − | Das | + | Das [[Unteres Saalachtal|untere Saalachtal]] ist mit über 5 000 Einzeldarstellungen eines der bedeutendsten Fundgebiete [[Ostalpen|ostalpiner]] '''Felsritzbilder'''. |
| + | |||
==Einführung== | ==Einführung== | ||
Die [[Felsbilder]] im ostalpinen Raum wurden bislang weniger beachtet als die norditalienischen und frankokantabrischen. Sie sind auch weder was die Lage, das Alter, die Ausführung und die Bildinhalte betrifft, mit diesen zu vergleichen. | Die [[Felsbilder]] im ostalpinen Raum wurden bislang weniger beachtet als die norditalienischen und frankokantabrischen. Sie sind auch weder was die Lage, das Alter, die Ausführung und die Bildinhalte betrifft, mit diesen zu vergleichen. | ||
| − | ==Lage== | + | |
| − | Die ostalpinen Felsbilder befinden sich durchgehend in Kalkgebirgen, wobei die Zentren in den nördlichen Kalkalpen das Tote Gebirge, das Dachsteinmassiv, das [[Tennengebirge]] | + | == Lage == |
| − | Typische Fundorte von Felsbildern | + | Die ostalpinen Felsbilder befinden sich durchgehend in Kalkgebirgen, wobei die Zentren in den [[Nördliche Kalkalpen|nördlichen Kalkalpen]] das <span style="color:green">Tote Gebirge</span><ref>siehe Ennstalwiki → [[enns:Totes Gebirge]]</ref>, das [[Dachsteinmassiv]], das [[Tennengebirge|Tennen-]] und [[Hagengebirge]], das Karwendel- und das Höllengebirge bis zum [[Wolfgangsee]] und das Bergland rund um den Ort [[Lofer]] bilden. |
| − | + | ||
| + | Typische Fundorte von Felsbildern sind Halbhöhlen, Felsbänder, Sturzblöcke, Felsklüfte und Höhleneingangsbereiche. In Lofer finden sich zahlreiche Bildstationen u. a. in der postglacialen [[Lenzenklamm]]. | ||
| + | |||
==Darstellungen== | ==Darstellungen== | ||
Es finden sich Darstellungen von Menschen, von bäuerlichem Gerät und Waffen, von Tieren und von Jagden, sowie Namen und Jahreszahlen, Haus- und Hofmarken, Jesus- und Mariamonogramme, aber auch das Pentagramm und Sexualsymbole. Die Bedeutung zahlreicher Darstellungen wie Leitern, Bäume, Mühlen und Kreuzzeichen konnte bisher nicht geklärt werden. | Es finden sich Darstellungen von Menschen, von bäuerlichem Gerät und Waffen, von Tieren und von Jagden, sowie Namen und Jahreszahlen, Haus- und Hofmarken, Jesus- und Mariamonogramme, aber auch das Pentagramm und Sexualsymbole. Die Bedeutung zahlreicher Darstellungen wie Leitern, Bäume, Mühlen und Kreuzzeichen konnte bisher nicht geklärt werden. | ||
| + | |||
Auch Näpfchen, kleine Schalen (cupules), die vor allem auf [[Schalensteine]]n vorkommen, sind gelegentlicher Bestandteil der Felsritzzeichnungen. | Auch Näpfchen, kleine Schalen (cupules), die vor allem auf [[Schalensteine]]n vorkommen, sind gelegentlicher Bestandteil der Felsritzzeichnungen. | ||
==Ausführungstechniken== | ==Ausführungstechniken== | ||
Ostalpine Felsbilder entstammen unterschiedlichen Ausführungstechniken. Sie wurden mittels Malerei, Punzierung, Schliff, Bohrung und am häufigsten mittels Ritzung hergestellt. | Ostalpine Felsbilder entstammen unterschiedlichen Ausführungstechniken. Sie wurden mittels Malerei, Punzierung, Schliff, Bohrung und am häufigsten mittels Ritzung hergestellt. | ||
| + | |||
==Interpretation== | ==Interpretation== | ||
| − | Die Felsritzbilder weisen magische Zeichen und Symbole und religiöse und volkskundliche Inhalte auf. Bei der Frage, wer die Felsritzbilder angefertigt hat, ist in erster Linie an Jäger, Treiber, Wilderer, Almleute, Wanderer, Säumer und Holzknechte zu denken. Aber auch Wallfahrer dürften auf ihren langen und beschwerlichen Wegen Felsritzungen angebracht haben. | + | Die Felsritzbilder weisen magische Zeichen und Symbole und religiöse und volkskundliche Inhalte auf. Bei der Frage, wer die Felsritzbilder angefertigt hat, ist in erster Linie an [[Jäger]], Treiber, Wilderer, Almleute, Wanderer, [[Säumer]] und Holzknechte zu denken. Aber auch [[Wallfahrt|Wallfahrer]] dürften auf ihren langen und beschwerlichen Wegen Felsritzungen angebracht haben. |
==Datierung== | ==Datierung== | ||
| − | Die zeitliche Einordnung der meisten ostalpinen Felsritzbilder erfolgt nach jahrzehntelanger Diskussion und Forschung frühestens in das | + | Die zeitliche Einordnung der meisten ostalpinen Felsritzbilder erfolgt nach jahrzehntelanger Diskussion und Forschung frühestens in das Hoch[[mittelalter]], teils in das Spätmittelalter, meist aber in die [[Neuzeit]], auch wenn viele Felsbilder mit ihren abstrakten und archaisch wirkenden Darstellungen älter wirken. |
| + | |||
==Dauerausstellung== | ==Dauerausstellung== | ||
Auf der restaurierten [[Festung Kniepass]], die mitten im Fundgebiet liegt, befindet sich eine interessante und informative Dauerausstellung zu den Felsritzbildern im Fundgebiet um Lofer. | Auf der restaurierten [[Festung Kniepass]], die mitten im Fundgebiet liegt, befindet sich eine interessante und informative Dauerausstellung zu den Felsritzbildern im Fundgebiet um Lofer. | ||
| − | == | + | == Literatur == |
| + | * [[Wolfgang Kauer|Kauer, Wolfgang]]: Felsbilder der Ostalpen '' Das Erbe der Mondfrau'', Interpretationen mit ca. 170 Abbildungen in Farbe, [[Verlag Anton Pustet]], Salzburg, September 2017, ISBN 978-3-7025-8045-2 | ||
| + | |||
| + | == Quelle == | ||
* [[Helmut Adler]], [[Franz Mandl]], [[Rudolf Vogeltanz]], Zeichen auf dem Fels, Spuren alpiner Volkskultur, Katalog zur Ausstellung (auf der Festung Kniepass), [[Unken]] [[1991]] | * [[Helmut Adler]], [[Franz Mandl]], [[Rudolf Vogeltanz]], Zeichen auf dem Fels, Spuren alpiner Volkskultur, Katalog zur Ausstellung (auf der Festung Kniepass), [[Unken]] [[1991]] | ||
| − | + | == Anmerkung == | |
| − | + | ||
| − | [[Kategorie: | + | [[Kategorie:Archäologie]] |
[[Kategorie:Geschichte]] | [[Kategorie:Geschichte]] | ||
| − | + | ||
[[Kategorie:Ostalpen]] | [[Kategorie:Ostalpen]] | ||
| − | |||
[[Kategorie:Lofer]] | [[Kategorie:Lofer]] | ||
[[Kategorie:Pinzgau]] | [[Kategorie:Pinzgau]] | ||
Aktuelle Version vom 30. November 2023, 09:25 Uhr
Das untere Saalachtal ist mit über 5 000 Einzeldarstellungen eines der bedeutendsten Fundgebiete ostalpiner Felsritzbilder.
Einführung
Die Felsbilder im ostalpinen Raum wurden bislang weniger beachtet als die norditalienischen und frankokantabrischen. Sie sind auch weder was die Lage, das Alter, die Ausführung und die Bildinhalte betrifft, mit diesen zu vergleichen.
Lage
Die ostalpinen Felsbilder befinden sich durchgehend in Kalkgebirgen, wobei die Zentren in den nördlichen Kalkalpen das Tote Gebirge[1], das Dachsteinmassiv, das Tennen- und Hagengebirge, das Karwendel- und das Höllengebirge bis zum Wolfgangsee und das Bergland rund um den Ort Lofer bilden.
Typische Fundorte von Felsbildern sind Halbhöhlen, Felsbänder, Sturzblöcke, Felsklüfte und Höhleneingangsbereiche. In Lofer finden sich zahlreiche Bildstationen u. a. in der postglacialen Lenzenklamm.
Darstellungen
Es finden sich Darstellungen von Menschen, von bäuerlichem Gerät und Waffen, von Tieren und von Jagden, sowie Namen und Jahreszahlen, Haus- und Hofmarken, Jesus- und Mariamonogramme, aber auch das Pentagramm und Sexualsymbole. Die Bedeutung zahlreicher Darstellungen wie Leitern, Bäume, Mühlen und Kreuzzeichen konnte bisher nicht geklärt werden.
Auch Näpfchen, kleine Schalen (cupules), die vor allem auf Schalensteinen vorkommen, sind gelegentlicher Bestandteil der Felsritzzeichnungen.
Ausführungstechniken
Ostalpine Felsbilder entstammen unterschiedlichen Ausführungstechniken. Sie wurden mittels Malerei, Punzierung, Schliff, Bohrung und am häufigsten mittels Ritzung hergestellt.
Interpretation
Die Felsritzbilder weisen magische Zeichen und Symbole und religiöse und volkskundliche Inhalte auf. Bei der Frage, wer die Felsritzbilder angefertigt hat, ist in erster Linie an Jäger, Treiber, Wilderer, Almleute, Wanderer, Säumer und Holzknechte zu denken. Aber auch Wallfahrer dürften auf ihren langen und beschwerlichen Wegen Felsritzungen angebracht haben.
Datierung
Die zeitliche Einordnung der meisten ostalpinen Felsritzbilder erfolgt nach jahrzehntelanger Diskussion und Forschung frühestens in das Hochmittelalter, teils in das Spätmittelalter, meist aber in die Neuzeit, auch wenn viele Felsbilder mit ihren abstrakten und archaisch wirkenden Darstellungen älter wirken.
Dauerausstellung
Auf der restaurierten Festung Kniepass, die mitten im Fundgebiet liegt, befindet sich eine interessante und informative Dauerausstellung zu den Felsritzbildern im Fundgebiet um Lofer.
Literatur
- Kauer, Wolfgang: Felsbilder der Ostalpen Das Erbe der Mondfrau, Interpretationen mit ca. 170 Abbildungen in Farbe, Verlag Anton Pustet, Salzburg, September 2017, ISBN 978-3-7025-8045-2
Quelle
- Helmut Adler, Franz Mandl, Rudolf Vogeltanz, Zeichen auf dem Fels, Spuren alpiner Volkskultur, Katalog zur Ausstellung (auf der Festung Kniepass), Unken 1991
Anmerkung
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Totes Gebirge