Wachswarenfabrik Gebrüder Weinkamer

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Das Gebäude des Unternehmens an der Steingasse, hier Blick von der Imbergstraße.

Die Wachswarenfabrik Gebrüder Weinkamer befand sich in der rechtsufrigen Altstadt Salzburgs.

Geschichte

Ignaz Weinkamer senior, Conditor-Wachszieher- und Lebküchner-Gesell aus Kitzingen, kam 1859 als Wachszieher nach Salzburg und ließ sich in der Linzer Gasse nieder. 1872 kaufte er das Haus in der Steingasse 46 - Imbergstraße 25. von den Erben des Wachsziehers Kipperer. In diesem Haus befand sich schon seit 1691 eine Wachsbleiche, die vom Wachszieher und Lebzelter Georg Gruber gegründet wurde.

Weinkamer begann dort mit der Herstellung von Wachsfiguren, Galanteriewaren[1], Wachstöcken, -blumen, Sterbekreuzen und Sturzglasfiguren[2].

Ganze Eisenbahnwaggonfuhren von solchen Glasstürzen importierte Weinkamer aus Freudenthal in Oberösterreich, um sie, versehen mit Wachsfiguren, ebenso Waggonweise nach Südamerika und in den Vorderen Orient wieder zu exportieren.

Das Unternehmen entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum führenden Unternehmen im k.u.k. Gebiet für wächserne Wallfahrtsandenken, Krippenfiguren, Ostereier und kleinstformatigen Scherzartikel. Die Söhne von Ignaz Weinkamer weiteten ihr Verkaufsgebiet immer mehr aus und schon um 1870 verschickte man gedruckte Preislisten für wachsbossierte Köpfe für Krippenfiguren, Gloriaengel, Jesusfiguren, ein reiches Sortiment an Votivfiguren, Passionsszenen, Andachtsfiguren wie das "Prager Jesuskind" - und natürlich reich verzierte Kerzen und Wachsstöcke. Um die Jahrhundertwende erschienen reich bebilderte Musterkataloge. Weinkamer-Produkte waren noch im entferntesten Winkel der Donaumonarchie zu haben.

Das Unternehmen wurde bis in die vierte Generation Weinkamer geführt, bevor es im Jänner 1987 liquidiert wurde.

Wachs-Manufaktur

Das Wachs musste zunächst erst gebleicht, gefärbt und für die weitere Bearbeitung vorbereitet werden. In der Zieherei wurden Hunderte Meter Docht durch Wannen mit flüssigem Wachs gezogen. Für die die konstante Dicke der Kerzen, die bis zu acht Zentimeter dick sein konnten, sorgte eine Lochschablone. Anschließend wurden sie in entsprechend gewünschte Kerzenlängen geschnitten und von flinken Finger der Verzierer mit Ornamenten und Dekorelementen verschönert. Für Kerzen und Einzelheiten an den Figuren waren die Ausstecher zuständig. Die Gewänder der Figuren wurden ebenfalls aus dünnen Wachsfolien geschnitten oder ausgestochen. Bis zu sechzig Menschen waren im Unternehmen angestellt.

Eine Sonderform der Kerze ist der so genannte "Wachsstock": ein Wachsfaden mit Docht, zum Knäuel gewickelt oder zu speziellen kunsthandwerklichen Objekten (etwa in Form eines Gebetbuchs) geformt. Es ist eine Art "unendliche Kerze", die in schmuckloser Zeit in früheren Jahrhunderten in keinem Haushalt fehlte.

Noch bis 1949 wurde in der Manufaktur in der Steingasse auch Wachs gebleicht. Das war ein aufwändiger Vorgang, der obendrein auch noch vom Wetter abhängig war, was beim Salzburger Schnürlregen nicht immer einfach war.

Überhaupt war die Wachszieherei von Wetter und Jahreszeit abhängig, der letzte Weinkamer, Kurt Weinkamer, in einem Interview mit Reinhard Kriechbaum im Oktober 2001 ausführt: "Im Sommer konnten wir nur dünne Dinge, etwa Christbaumkerzen, machen. Dickere Objekte wären nicht fertig - also: kühl - geworden." Bienenwachs schmilzt bei ungefähr 70 Grad, Paraffin gar schon bei 54 bis 56 Grad. "Zwiezach muss das Wachs sein", sagt der Meister - und er äugt misstrauisch, als ich das Wort notiere: "Zwiezach heißt: nicht zäh, aber auch nicht zu weich." Geschrieben habe er diesen Ausdruck nie.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Mode-, Putz- und → Kurzwaren
  2. heute weitgehend unbekannt: Figuren oder Landschaftsdarstellungen in kleinen Gläser, in denen es, sobald man sie auf den Kopf stellte und wieder in die Normallage zurückdrehte zu schneien anfing