Ulrike Hampel
Ulrike Hampel (* 12. September 1970 in Graz, Steiermark) ist die örtliche Grabungsleiterin auf dem Residenzplatz. Dort legt ein Archäologenteam im Auftrag des Bundesdenkmalamtes den alten Domfriedhof frei, damit der Unterbau für das neue Pflaster angebracht werden kann.
Leben
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den Salzburger Nachrichten. Das Salzburgwiki hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
Aufgewachsen ist Hampel in Graz. Nach dem Archäologie-Studium werkte sie selbstständig als Archäologin und Fremdenführerin. 2000 übersiedelte sie nach Salzburg. Heute arbeitet sie für den Verein Archäologie Service, der "Notgrabungen" durchführt – Grabungen, die vor dem Beginn von Bauarbeiten durchgeführt werden müssen.
Sie gräbt wie ein Straßenarbeiter. Sie spachtelt wie ein Maler und vermisst Flächen wie ein Geometer.
Krampen, Schaufel, Pinsel, Tachimeter: Das sind die Arbeitsgeräte von Ulli Hampel. Die Steirerin ist eine Art Handwerkerin. Allerdings hat sie nicht Mauern aufzubauen und Wände zu streichen, sondern nach dem zu suchen, was die Menschheit seit dem Anbeginn in der Erde hinterlassen hat.
Hampel ist Archäologin. Ihre jüngste Baustelle ist der Residenzplatz. Dort hat sie von morgens bis abends mit den sterblichen Überresten jener Salzburger zu tun, die im 15. und 16. Jahrhundert auf dem alten Domfriedhof bestattet worden sind. Wie geht es einem, wenn man tagein, tagaus nur Knochen sieht? "Das ist unsere tägliche Arbeit", sagt Hampel. "Wir versuchen, die Ethik zu wahren. Und wir behandeln alle gleich."
Teilweise mache die Arbeit auch betroffen, sagt die Archäologin. So stießen Hampel und ihre Kolleginnen zu Wochenbeginn auf einen Sarg, in dem eine Frau mit einem Kleinkind und einem Neugeborenen bestattet worden ist.
Nach außen aber hat Hampel eine harte Schale. Bei jedem Wetter sitzen und knien sie und ihre Kolleginnen auf der Erde. Gejausnet wird im Baucontainer.
Dort hält sie sich auch auf, als sie die SN besuchen. Die Friedhofserde hat ihre Spuren auf Jeans und Schuhen hinterlassen. Ihre Socken sind selbst gestrickt. Die gebürtige Steirerin versteht es, auf einfache Fragen einfache Antworten zu geben – eine in Wissenschaftskreisen nicht selbstverständliche Begabung. Was also macht ein Archäologe? "Wir versuchen, das menschliche Erbe zu bewahren und zu sichern." In der Praxis heiße das: "Ausgraben, dokumentieren, vermessen, reinigen, restaurieren." Ihre Hobbies? "Krimis, Habsburger-Biografien." Urlaub: "In Italien, Frankreich, Spanien." Ist man, wenn man dauernd buddelt, mit 50 reif für die Frühpension? "Nein. Wir versuchen, möglichst Körper schonend zu arbeiten."
In ihrem Beruf hat Hampel alle Höhen und Tiefen erlebt. Zu ersterem gehörten seltene Funde bei archäologischen Arbeiten: "Ein Hoch ist, wenn man eine Scherbe findet und sich dann die ganze Chronologie ändert." Hampel war aber auch dabei, als es 2005 in Salzburg-Liefering bei Grabungsarbeiten zu einem Unfall mit einem Todesopfer gekommen ist.
Auch aus dem, was andere gern verschweigen, macht Hampel kein Geheimnis – etwa aus ihrer Studienzeit, die sich immerhin über 30 Semester hinzog. "Ich war während des Studiums hauptsächlich auf Grabungen. Dabei habe ich viel Praxiserfahrung gesammelt. Allerdings hat sich dadurch das Studium nach hinten verlegt."
O-Ton
Archäologen möchten am liebsten alles bewahren, was im Boden steckt.
Der Indiana Jones, der mit Knochen herumwirft, hat mit unserem Berufsbild nichts zu tun.
Ich genieße es, am Wochenende als Frau gekleidet zu sein.
Salzburg ist wunderschön zu jeder Jahreszeit – auch bei Regen, wegen der Architektur, der Stadtberge, der Landschaft und den Leuten.
Quelle
- Salzburger Nachrichten (Thomas Hödlmoser)