Ulrike Gschwandtner

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Mag.a phil. [1]Ulrike Gschwandtner (* 20. Juli 1965 in Werfen; † 3. Juli 2007 am Gasherbrum II in Pakistan) war Sozialwissenschafterin und Alpinistin.

Vorwort

In Ulrike Gschwandtners Leben gab es zwei rote Fäden, ihr Engagement im Bereich Sozialwissenschaft und das Bergsteigen. Die von ihr beruflich und persönlich eingenommenen Positionen, nicht nur (aber vor allem) im Bereich Frauenrechte und Gleichbehandlung, waren fachlich stets fundiert und ohne Rücksichtnahme auf Traditionalisten immer eindeutig. Ihre Lehrtätigkeit und ihre Forschungs- und Projektarbeit zielten klar auf Veränderung ab.

Ihre zweite Leidenschaft galt dem Hochgebirge. Mit der Expedition auf den Gasherbrum II erfüllte sie sich einen Lebenstraum. Der Gipfelsieg ist ihr versagt geblieben. Ulrike Gschwandtner verstarb am 3. Juli 2007 am Gasherbrum II in Pakistan im 42. Lebensjahr - sie wurde tot in ihrem Zelt im Basislager aufgefunden. Sie verstarb - nach Angaben von Höhenbergsteigern - möglicherweise an Herz- und Kreislaufversagen. Sie wurde in Werfen begraben.

Bildungsbiografie

Berufsbiografie

  • 1989–1992: Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gesellschaft für historische Frauenforschung in Salzburg
  • 1992–1994: Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ludwig-Boltzmann-Institut für historische Sozialwissenschaft, Wien/Salzburg
  • 1994–1996: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Alltagskultur (IAK), Forschungsschwerpunkte: Arbeitswelt, Frauenforschung und Gleichbehandlung, Europäische Union
  • 1996: Gründung der Firma Solution, Sozialforschung & Entwicklung, Buchinger & Gschwandtner OEG, gemeinsam mit Birgit Buchinger

Laufende Tätigkeiten

  • Forschungsprojekte, Evaluierungen, Beratungen, Trainings, Publikationen, Vorträge und Seminare zu Themen wie Frauen/ Arbeitswelt/ Gleichstellung, Gender Mainstreaming, Gesundheit, Bildung u. v. m..
  • Lektorin an den Universitäten Salzburg, Linz, WU Wien, Fachhochschule Eisenstadt, Fachhochschule Technikum Kärnten
  • Leiterin der Lehrgangs "karriere_links" der Universitäten Salzburg und Linz (gemeinsam mit Drin Julia Neissl)

Wissenschaftspreise

  • 1998: Wissenschaftspreis der AK Oberösterreich
  • 2001: Preis "Sozialpolitik für das 21. Jahrhundert" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Ulrike-Gschwandtner-Straße

Über Initiative von Barbara Wolf-Wicha wurde die Straße im Unipark Nonntal, an der auch das Sportzentrum Mitte und das Kulturgelände Nonntal liegen, Ulrike-Gschwandtner-Straße benannt. Ihre Begründung wird hier auszugsweise wieder gegeben:

Wissenschaftliches Grundverständnis

"Ulli Gschwandtner hat das Studium der Sportwissenschaft, Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Salzburg absolviert. Als Studierendenvertreterin hat sie sich für die Anliegen der Studierenden eingesetzt und war unter anderem Mitbegründerin der "Historikerinnengruppe an der Universität Salzburg". Mit der Ausstellung: "Frauen im Nationalsozialismus" und den begleitenden Veranstaltungen (Vorträge/Workshops) am ehemaligen Institut für Geschichte erzielte diese studentische Initiative österreichweite Aufmerksamkeit.

Ulli Gschwandtner stand in den wissenschaftlichen Traditionen

  • der Frauenforschung (in den 1980er Jahren),
  • der Feministische Wissenschaft (seit Beginn der 1990er Jahre) und
  • der Gender Studies (seit Mitte der 1990er Jahre).

Sie war als Wissenschafterin nie ausschließlich am Erkenntnisgewinn orientiert. Der Wissenstransfer gehörte zu den ureigensten Anliegen Gschwandtners. Sie bediente sich dabei verschiedener Methoden und Settings, um zielgruppenspezifische Zugänge auch treffsicher finden zu können. Wissenschaft, Theorie und politische Praxis bildeten in ihrem Handeln eine Einheit.

Alle diese Aktivitäten hatten das Ziel, Nachwuchswissenschafterinnen zu bestärken, ihnen Fachwissen, aber auch strategisches Wissen über Wissenschaft und Wissenschaftspolitik zu vermitteln und sie so auf ihren Karrierewegen als Forscherinnen zu unterstützen und zu begleiten.

Pionierarbeit in der Forschung

Ulli Gschwandtner hat mit ihren Forschungsarbeiten zum einen neue Themenfelder aufgegriffen, zum anderen innovative methodische Herangehensweisen gewählt und weiterentwickelt. Schließlich ist der auf Selbstreflexion aufbauende Forschungsansatz hervorzuheben. Bei vielen wissenschaftlichen Arbeiten stellte psychoanalytische Supervision einen wesentlichen methodischen Baustein dar (etwa in der Brustkrebsstudie oder in der Studie zu Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen im Bundesland Salzburg). Mag. Ulli Gschwandtner hat ihre Forschungsarbeit stets im Kontext gesellschaftspolitischer Verhältnisse betrieben. Ihr Anliegen war es, gesellschaftliche Verhältnisse besser verstehen, vor allem aber, unbefriedigende Verhältnisse ändern zu können.

Befähigung zur Betätigung in unterschiedlichen Rollen
  • Sie war Wissenschafterin und Grundlagenarbeiterin (ihre zahlreichen Publikationen und Studien sind Zeugnis davon)
  • Sie war Prozessbegleiterin und arbeitete mit Interessengruppen kontinuierlich an der Umsetzung konkreter Vorhaben (u. a. mit Betriebsratskörperschaften)
  • Sie war Trainerin und Vermittlerin von Wissen und Fähigkeiten (u. a. im Bereich "Gender Mainstreaming")
  • Sie war Gutachterin (u. a. in Gleichbehandlungsfragen beim Amt der Salzburger Landesregierung)
  • Sie war Lehrende und vermittelte ihr Wissen und ihre Forschungsgrundsätze im Rahmen der universitären Ausbildung.
  • Sie war Vortragende bei diversen Kongressen und Tagungen im In- und im Ausland.

Und vor allem: sie war ein Mensch, der offen und aufgeschlossen die unterschiedlichen Herausforderungen der verschiedenen Aufgabenbereiche angenommen hat, mit einem hohen Maß an Sensibilität und kontinuierlichem Bemühen um ein Höchstmaß an sozialer Gerechtigkeit."

Erinnerung an eine Unangepasste

2016 hat das Projekt Schillerndes Leben 13 kritischen, unkonventionellen Menschen, die aus Salzburg stammen, bzw. in Salzburg gelebt haben, darunter Ulrike Gschwandtner, ein Denkmal gesetzt. Diese Erinnerungszeichen, die in Form von Tetraedern an Orten mit Bezug zu den 13 Persönlichkeiten gesetzt wurden, machen mit deren Lebensgeschichten vertraut und werden in Hinkunft auch Fixpunkte geführter Stadttouren sein.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Bis 2006 war "Magister" (männlich) bzw. (seit 1993) "Magistra" (weiblich) der übliche akademische Grad für die meisten Studien auf Master-Niveau. "Mag." ist die gesetzliche (§55 Universitätsgesetz 2002) Abkürzung sowohl für "Magister" als auch für "Magistra", wohingegen aber auch (aus gleichstellungspolitischen Motiven) die Abkürzung "Mag.a" für "Magistra" propagiert und verwendet wird.