Skarabäus
Der Fund eines Amulettes in Form eines Skarabäus in der Nähe der Rojacherhütte nördlich des Goldbergkees am Weg zum Rauriser Sonnblick, schien auf eine mögliche Erzsuche in vor- und frühgeschichtlicher Zeit im Bereich der Hohen Tauern zu verweisen. Neuere Untersuchungen mittels physikalischer Methoden (Thermoluminiszenz) haben aber ein Alter von 30 bis 260 Jahren vor heute (2004) ergeben und das Fundstück somit als neuzeitliche Nachbildung entlarvt.
Einführung
Über Rauris und Wörth führte ein Weg über den Fuscher Tauern, auch Rauriser Tauern genannt. Es ist einer der alten Nord-Süd-Verbindungswege über die Alpen. Während die Nutzung der Saumpfade über die Hohen Tauern in ur- und frühgeschichtlicher Zeit aufgrund der Fundlage unbestritten ist, gibt es bis heute keine konkreten Beweise, dass die Erzvorkommen der Hohen Tauern bereits in prähistorischer Zeit und in der Frühzeit unserer Geschichte gesucht, gefunden und ausgebeutet wurden. Dies obwohl zahlreiche Anzeichen – wie die römerzeitliche Weganlage in das Bockharttal, über den Mallnitzer Tauern und den Korntauern - dafür sprechen. Auch die Tatsache, dass die heimischen Kupfererzvorkommen, beispielsweise in Mühlbach am Hochkönig und in Viehhofen über Jahrtausende systematisch aufgesucht, aufbereitet und in Form von Kupferbarren verhandelt wurden, legt nahe, dass die prähistorischen Bergleute bergerfahrene Erkunder nutzbarer Bodenschätze waren und bei ihrer Suche nach Kupfererz vielleicht per Zufall auch auf Goldvorkommen gestoßen sind. Spektralanalytische Untersuchungen von Goldfunden in den Gräbern der Salzherren auf dem Dürrnberg bei Hallein, die großteils dem 6. Jahrhundert v. Chr. – also der Eisenzeit - angehören, beweisen jedenfalls, dass das dafür verwendete Gold aus den Hohen Tauern stammt. Ob es sich dabei um Seifengold handelt, das aus dem Geschiebe der Tauernbäche gewonnen wurde, oder ob das Gold aus primären Lagerstätten stammt, ist ungewiss. Auch die Bergkristallstufen, die am Magdalensberg in Kärnten, dem Handelszentrum des Königreiches Norikum, entdeckt wurden, stammen von den Hohen Tauern - ein weiterer Hinweis auf bergkundige Begehung durch Menschen dieser Zeit.
Das Amulett vom Rauriser Sonnblick
1954 wurde auf 2700 m ü. A. nahe der Rojacherhütte, die am Weg zum Rauriser Sonnblick nördlich des Goldbergkees liegt, ein Amulett aufgelesen, das die Form eines Skarabäus aufweist. Der Skarabäus oder Pillendreher, eine Mistkäferart, die in den Mittelmeerländern beheimatet ist, wurde im alten Ägypten als heiligmäßig verehrt. Solche Amulette wurden daher ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. in großer Zahl hergestellt.
Beschreibung und ursprüngliche Zeitstellung
Der Rauriser Skarabäus ist aus Ton gebrannt, misst 8,5 x 5,5 cm und trägt an der Unterseite den nicht ganz korrekt geschriebenen Namenszug des Pharao Ramses II, der ca. 1300 – 1250 v. Chr. in Ägypten geherrscht hat. Der Amulett ist jedoch wesentlich jünger zu datieren, vielleicht erst aus römischer Zeit. Dafür spricht die Verbindung der Darstellungen, die darauf zu finden sind. Das ist einerseits der schon erwähnte Pillendreher, dessen eckiger Kopf bei diesem Amulett aber durch das Haupt der Göttin Hathor, Göttin der Liebe und Schönheit, ersetzt wurde. Das Amulett weist deutlich sichtbar ein menschliches Gesicht mit Rinderohren und –hörnern auf.
Hathor galt im alten Ägypten als Schutzpatronin der Bergleute und Prospektoren (= Erkunder von Erzlagerstätten). Es daher ursprünglich angenommen, dass das Amulett von einem Goldsucher verloren wurde. Die Gebrauchsspuren weisen darauf hin, dass der Skarabäus sehr lange getragen wurde, da sich die Schnur, an der der Skarabäus befestigt war, tief in den Ton eingegraben hat.
Neuzeitliche Nachbildung
Wie im Eingangssatz erwähnt, hat sich die anfängliche Datierung durch neuere Untersuchungen als falsch erwiesen und ist das Fundstück nun als neuzeitliche Nachbildung anzusehen.
Quellen
- Fritz Moosleitner, Die Tauernregion in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, in Mineral & Erz in den Hohen Tauern, S. 108, Hrsg. Naturhistorisches Museum, Wien, 1994
- Fritz Gruber, Das Raurisertal. Gold. Bergbaugeschichte, S. 34, HG Marktgemeinde Rauris, 2004