Patrick Berger
Mag. Patrick Berger (* 9. Februar 1987 in der Stadt Salzburg) ist Angestellter der Behindertenanwaltschaft und Turniertänzer.
Leben
Patrick Berger absolvierte nach der HAK-Matura in Hallein die Fachhochschule für Betriebswirtschaft und Management. Erster Job: Spitzensportkoordinator im österreichischen Bogenschützenverband, seit Dezember 2010 Mitarbeiter in der Behindertenanwaltschaft in Wien. Seit 2009 betreibt er Turniertanz als Spitzensport.
Vorgestellt
Der Mann hat Humor. Das merkt man sofort. Und einen starken Willen. Das merkt man auch sofort. "Bei mir war's immer so", sagt Patrick Berger. "Wenn einer gesagt hat, dass was nicht geht, dann hab' ich's erst recht ausprobiert. Und festgestellt, dass es meistens sehr wohl geht." Erst 24 ist der gebürtige Salzburger im Winter 2011 geworden. Aber die Achterbahnfahrt seines Lebens könnte schon ein Buch füllen.
Beruflich hat es den rollstuhlfahrenden Mag. FH im Dezember 2010 nach Wien verschlagen. Genauer gesagt: Er folgte dem Ruf von Erwin Buchinger und ist seither im Team der Behindertenanwaltschaft tätig. "Eine sehr interessante, sehr spannende Arbeit", schwärmt der junge Mann. Privat gehört sein ganzer Ehrgeiz dem Turniertanz. "Ich bin halt ein Wettkampftyp", sagt er, nimmt noch mehr Haltung an und zeigt das perfekte Turniertänzerlächeln.
Tanz als Spitzensport ist eine späte Liebe. Als Bub gab es nur eins für ihn: Fußball, Fußball, Fußball. Bis – Patrick war sieben Jahre alt – eine erschreckende Diagnose gestellt wurde: akute Myeloische Leukämie. Krankenhaus, Chemotherapie, das volle Programm ... Was er von den zwei Jahren Behandlung in Erinnerung hat? "Das viele Lachen. Und dass eines Tages Otto Konrad (Tormannstar der damals in Hochform spielenden Austria Salzburg) an meinem Bett im Spital stand. Das war das Größte, was ich je erlebt habe."
1996 gilt Patrick als geheilt. Zwei Jahre später der nächste Schock: Der Bub fällt ins Koma. Ein Virus hat sich in seinem Rückenmark festgesetzt. Als Patrick diesmal entlassen wird, ist er querschnittgelähmt. Und dann ist da noch diese schwere Skoliose. Allein sie bescherte ihm bisher fünf Operationen an der Wirbelsäule, die letzte vergangenen Herbst.
Schuljahr hat Berger trotz einer stets enormen Zahl an Fehlstunden keines versäumt. Die FH absolvierte er in sechs statt in acht Semestern. Und jede Menge Sportarten probierte er als Rolli-Fahrer auf Wettkampftauglichkeit aus: von Tischtennis bis Schwimmen (da sorgte er für vier österreichische Jugendrekorde), von Rugby bis Ski alpin (im Super G und RTL fuhr er bald im Europacup mit und schaffte es bis in den Weltcup, ehe ihn die Skoliose zum Aufgeben zwang).
Seit 2009 dreht sich nun alles um den Turniertanz. Seine Partnerin? Eine nicht behinderte Oberösterreicherin. Bei der Weltmeisterschaft in Hannover holte das "Kombi"-Paar 2010 Platz sieben. Bei der EM im Herbst 2011 will Berger ins Finale. "Man hat als Behinderter ja nur zwei Möglichkeiten", sagt der Salzburger. "Entweder man verkriecht sich zu Hause und weint. Oder man geht hinaus und lacht." Das ist die eine Erkenntnis. Die andere: "Nur drei Sportarten gehen als Rollstuhlfahrer nicht: Weitsprung, Hochsprung und Stabhochsprung." Der Mann hat wirklich Humor.
Quelle
- Salzburger Nachrichten (Inge Baldinger)