Parnassius mnemosyne
Parnassius mnemosyne (Papilio mnemosyne Linnaeus, 1758: 465) ist eine Art aus der Familie Papilionidae (Ritterfalter). Volkstümlicher Name: Schwarzer Apollo(falter)
Beschreibung
Untersucht: 1 ♂. Spannweite: ♂ 62 mm. Der kleine Kopf ist schwarz, die Augen sind schwarzbraun, die sehr kleinen Palpen schwarz. Die kaum 10 mm langen Fühler sind ebenfalls schwarz. Der schwache Körper ist schwarz, oberseits grauweiß, unterseits zum Teil auch schwarz behaart. Die Oberseite ist sehr dünn gelblichweiß bestäubt, der Außenrand der Vorderflügel ist 7 mm breit schuppenlos, gräulich. Die Adern sind schwarz, in der Mitte und am oberen Rand der Zelle liegen zwei schwarze Flecke. Der Hinterflügel ist am Analrand 3 mm breit dunkelgrau bestäubt mit einem Ausläufer dieser Bestäubung zur unteren Spitze der Zelle. Entlang des Analrandes befindet sich auch feine, weißliche Behaarung. Die Unterseite ist bis auf die beiden schwarzen Vorderflügel-Flecke schuppenlos, gelblich glasig.
Variabilität
Wie bei den anderen Apollofaltern wurden auch von P. mnemosyne zahlreiche Lokalrassen beschrieben, die mit Ausnahme jener des südlichsten Balkans in Europa aber alle in der Gesamtvariationsbreite der Art untergehen. Diese betrifft vor allem die Ausdehnung der schwarzen Färbung auf der Oberseite. Wie in der Gattung üblich, weisen die Weibchen ausgedehntere dunkle Zeichnungselemente als die Männchen auf. Daneben variieren die Breite des grauen Flügelsaums sowie die Form und Ausdehnung der schwarzen Flecken auf den Flügeln.
Diagnose
Von den beiden anderen heimischen Apollo-Arten unterscheidet sich P. mnemosyne eindeutig durch das Fehlen jeglicher roter Flecken auf den Flügeln. Der ebenfalls nicht unähnliche Baumweißling (Aporia crataegi) besitzt keine schwarzen Flecken auf den Flügeln.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie
P. mnemosyne wurde zwar bereits in allen Landesteilen Salzburgs nachgewiesen (Embacher et al. 2024), kommt aber immer nur sehr lokal, an oft engbegrenzten Flugplätzen vor. Es sind dies vor allem waldnahe, magere Blumenwiesen mit ausreichenden Nektarquellen für die Imagines, oft in teils schattigen und etwas feuchten Lagen. Die Höhenverbreitung im Land ist von rund 400 bis 2200 m dokumentiert, der eigentliche Verbreitungsschwerpunkt der Art im Land liegt aber in der untermontanen Zone bis etwa 1400 m. Darüber, besonders in subalpinen und alpinen Lagen, werden die Tiere nur einzeln auf ihren lokalen Wanderungen oder mit Aufwinden verfrachtet angetroffen. Hier fehlen im Allgemeinen auch die Nahrungspflanzen der Raupen, da Lerchensporn-Arten auf waldnahe Bereiche angewiesen sind. Die Raupen bevorzugen dabei einzeln und sonnig stehende Pflanzen.
Die Imagines fliegen in Salzburg von Mai bis Juli in einer Generation (Kurz & Kurz 2025). Überwinterungsstadium ist das Ei. Funddaten für den März beziehen sich höchstwahrscheinlich auf Raupenfunde und daraus gezüchtete Imagines (Tiere in der Salzburger Landessammlung am Haus der Natur, siehe Kurz & Kurz 2025).
Nachbarfaunen
Huemer (2013) gibt P. mnemosyne für alle österreichischen Bundesländer an. In Oberösterreich kommt die Art im Mühlviertel und im Alpenvorland nur sehr vereinzelt inselartig vor, lediglich in den Kalkalpen ist sie etwas weiter verbreitet (Kusdas & Reichl 1973). In Bayern ist sie zwar aus allen vier Naturräumen bekannt, die letzten Nachweis aus dem Tertiär-Hügelland und den voralpinen Schotterplatten datieren aber aus der Zeit zwischen 1901 und 1970, jene aus dem ostbayrischen Grundgebirge zwischen 1970 und 2000 (Haslberger & Segerer 2016).
Biologie und Gefährdung
Die tageszeitliche Aktivität der Imagines ist von 8 bis 18 Uhr MEZ dokumentiert, die Nektaraufnahme von 8 bis 17 Uhr (Kurz & Kurz 2025). Als Nektarpflanzen bestätigt sind Acinos alpinus (Alpen-Steinquendel), Lamium maculatum (Gefleckte Taubnessel), Trifolium pratense (Wiesenklee), aber auch Cirsium- (Kratzdisteln) und Crepis-(Pippau‑)Arten. Zur Biologie der Entwicklungsstadien liegen aus Salzburg keine Aufzeichnungen vor. Die Raupen leben oligophag an Lerchenspornarten, allen voran Corydalis cava (Hohler Lerchensporn, besonders am Nordrand der Alpen), sowie Corydalis intermedia (Mittlerer Lerchensporn) in den Tauerntälern und im Lungau. Auf Grund der kurzen Vegetationszeit der Nahrungspflanzen, die bereits wenige Wochen nach der Blüte schon wieder verwelkt sind, müssen auch die Raupen ihre Entwicklung in sehr kurzer Zeit durchlaufen. Sie häuten sich daher nur dreimal (Lepiforum 2025).
Auf Grund der kleinräumigen Flugbiotope und der hohen Standorttreue der Imagines wird P. mnemosyne in Salzburg als potentiell bedroht angesehen (Einstufung NT nach Embacher et al. 2024). Im Alpenvorland und im Salzburger Becken dagegen ist die Art vom Aussterben bedroht (Einstufung CR nach Gros 2023).
Weiterführende Informationen
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Bilder
- Parnassius mnemosyne – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024 [2025]. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur. Sonderband. In Zusammenarbeit mit der Naturkundlichen Gesellschaft Salzburg. Haus der Natur, Salzburg: 3-176.
- Gros, P. 2023. Rote Liste der Tagfalter Salzburgs - Evaluierung des Gefährdungszustands der in Salzburg nachgewiesenen Tagfalterarten, Datenstand 2021 45/23. Naturschutzbeitrag: 1-81.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.06.25].
- Kusdas, K. & E. R. Reichl 1973. Die Schmetterlinge Oberösterreichs. Teil 1. Tagfalter. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.ö. Landesmuseum Linz: 1-266.