Katharina Ruprecht
Katharina Ruprecht (* 1765 in der Stadt Salzburg[1]; † 1825 ebenda) war Hofapotheker-Witwe und Stifterin für Salzburgs "Irre", die die Übersiedlung der "Irren" vom Bruderhof nach Mülln maßgeblich beförderte.
Leben
In zeitgenössischen Schriften und dem Stiftbrief wird Katharina Ruprecht stets als "Hofapothekerswitwe" bezeichnet. Dokumente, die ein öffentliches Wirken ihrer Person vor dem Tod ihres Mannes belegen, ließen sich nicht finden. Über die Zeit davor ist nur bekannt, dass das Ehepaar 1792 gemeinsam den Fondachhof in Parsch zu einer herrschaftlichen Villa umbaute. Johann Anton Ruprecht hatte dieses Anwesen von seiner Großmutter, die der Hofapothekerfamilie Mayr entstammte, geerbt.[2]
Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1806 lebte Katharina Ruprecht, wie aus Einträgen im "Populations-Kataster" hervorgeht, nicht mehr im Fondachhof, sondern gemeinsam mit ihrer Schwester Anna im sogenannten Apothekerhof. Dieses Haus, das zum Anwesen gehörte, beherbergte die Apotheke, die weiterhin den Namen "Hofapotheke" trug und von einem Provisor geleitet wurde, der zwei Gehilfen beschäftigte. In diesen Jahren, die von Krieg und Herrschaftswechseln geprägt waren, spielten die Einnahmen der Apotheke keine große Rolle. Denn wie Hans Spatzenegger berichtet, stellte eine von der Obrigkeit angeordnete Visitation im Jahr 1815 fest, dass "die große Zahl von Tiegeln, glasierten ‚geschüren‘ und ‚hilzenen Büchsen‘ für ‚Khreiter od Wurzeln‘ allesamt leer" waren. Besitzungen und Vermögen stellten demnach die Haupteinnahmequellen dar, wobei der Reichtum vor allem von der Familie Schöpfer von Klarenbrunn kam, die laut Spatzenegger im Jahr 1830 "halb Parsch" besaß.
Der Autor berichtet auch davon, dass Katharina Ruprecht im Jahr 1816 einen Prozess um das Vorverkaufsrecht auf eine Liegenschaft, den Anton Ruprecht bereits 1804 begonnen hatte, erfolgreich abschloss; sie erwarb besagtes Grundstück.[3]
Im Zusammenhang mit einem verlorenen Schuldbrief erscheint in der "Salzburger Zeitung" 1811 ein sogenanntes "Amortisations Edikt" in welchem Frau Katharina Ruprecht als "Hofapothekerinn in Salzburg" bezeichnet wird.[4]
Im Oktober 1819 unternahm Katharina Ruprecht mit ihrer Schwester Anna und ihrer Nichte Franziska eine Reise nach München und Augsburg, wie aus dem vom k. k. Kreisamt Salzburg ausgestelltem Reisepass hervorgeht. Das Dokument, das etwa DIN A4-Größe hat, berechtigte die Inhaberin, alle zivilen und militärischen Behörden "ungehindert zu passieren", ebenso wie deren zwei Begleiterinnen, die namentlich genannt sind. Die Frauen wurden von keiner Dienerschaft begleitet. Aus dem Pass geht hervor, dass Ruprecht von mittlerer Statur war, ein rundes Gesicht, graue Augen und braune Haare hatte und keine sonstigen Auffälligkeiten aufwies.[5]
Stiftungen
Als die Stiftbriefe für das Bürgerspital und das Bruderhaus im Jahr 1830 erstellt wurden, war Katharina Ruprecht bereits fünf Jahre verstorben. Ihr Testament hatte sie am 1. Juni 1818 verfasst. Die Zeitdifferenz lässt sich dadurch erklären, dass die Stiftung nach dem Willen der Stifterin an Bedingungen geknüpft war und noch strittige Punkte vorlagen.[6]
Katharina Ruprecht vermachte dem Bürgerspital und dem Bruderhaus insgesamt 6.000 Gulden.[7] Zusätzlich leistete sie im Jahr 1823 eine Getreidestiftung von 148 Metzen. Im Sinne der Stifterin sollte die Gemeinde einen Getreidevorrat anlegen, um ihn bei Bedarf zu einem günstigen Preis an die bedürftige Bevölkerung abzugeben.
Die Wohltätigkeit Katharina Ruprechts ist jedoch in einem weiteren Punkt besonders hervorzuheben. Es war ihr ein Anliegen, die Situation jener Menschen zu verbessern, die im Erdgeschoss des Bruderhaues - als "Irre" - untergebracht waren. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Initiative zu Gründung eines diesbezüglichen Fonds ebenfalls von einer Frau ausgegangen war: Die Witwe des Bruderhausverwalters Augustin Paulus hatte 1778 darauf bestanden, dass 4.000 Gulden aus dem Nachlass ihres Mannes zu Gründung eines "Irrenfonds" verwendet wurden. Wie aus dem Bericht des Stadtphysikus Michael Steinhauser hervorgeht, verbesserte sich jedoch die Situation dieser bedauernswerten Menschen nicht.[8]
Der Ankauf und die Übersiedlung nach Mülln fanden aufgrund von Verzögerungen (Stadtbrand 1818) erst im Jahr 1818 statt. Die Finanzierung des Kaufs erfolgte durch Spenden. So spendete Katharina Ruprecht 2.000 Gulden. Zusätzlich vermachte sie in ihrem Testament von 1818 dem Irrenfonds 15.000 Gulden, jedoch unter der Bedingung, dass das Institut in Mülln verbleiben sollte.[9]
Einzelnachweise
- ↑ Franz MARTIN, Beiträge zur Salzburger Familiengeschichte. 25, 1936. Rauchenbichler von Rauchenbühl. – Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde – 76, 129–134, 130.
- ↑ Elisabeth Rittinger, Wohltäterinnen. politisch rechtlos - aber tatkräftig, bürgerliche Frauen und ihre Einflussmöglichkeiten auf die Politik im 19. Jahrhundert, am Beispiel der Stadt Salzburg, Salzburg 2024, 50, online in: https://eplus.uni-salzburg.at/urn/urn:nbn:at:at-ubs:1-50167; Helene KARRER, 200 Jahre Villenbau in Aigen mit Abfalter, Parsch und Glas, Salzburg 1995, 18; Zur Genealogie der verschiedenen Hofapotheker aus der Familie Mayr und Ruprecht siehe ebenso Franz MARTIN, Beiträge zur Salzburger Familiengeschichte, Mayr (Hofapotheker), MGSL 79, 1939, 73–74, 1939.
- ↑ Rittinger, Wohltäterinnen, 51; SPATZENEGGER, Die Geschichte des Fondachhofes, 1970, 22 f (Die Zitate dieser Publikation sind nicht belegt).
- ↑ "Salzburger Zeitung", 30. November 1811, 7.
- ↑ Reisepass Katharina Ruprecht, Stadtarchiv Salzburg, PA 623,02-20-.
- ↑ Rittinger, Wohltäterinnen, 52; Stiftbrief, betreffend Stiftung Katharina Ruprecht für das Bürgerspital, vom 12. Jänner 1830. Ausgestellt von der Verwaltung städtischer Stiftungen. Tettinek gibt auch für den Stiftbrief, das Bruderhaus betreffend, das gleiche Datum an. Für die Messenstiftung liegt kein Datum vor. Vgl. TETTINEK, Die Armen-Versorgungs- und Heilanstalten, 1850, 12.
- ↑ Dies entspricht einer Kaufkraft von 160.547 Euro, berechnet für das Jahr 1830 mit dem historischen Währungsrechner der Nationalbank, am 13.03.2024.
- ↑ Rittinger, Wohltäterinnen, 53; Ignaz HARRER, Irrenwesen im Herzogthum Salzburg und die neue Salzburger Landesheilanstalt für Geisteskranke, in Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, XLII. Vereinsjahr 1902, 13–15. Ignaz Harrer zitierte diesen Bericht in seinem Vortrag vor der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde im Jahr 1901.
- ↑ HARRER, Irrenwesen, 1902, 17.