Halbinsel Sinnhubschlössl

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Die Halbinsel Sinnhubschlössl bei Bischofshofen zählt zu den Naturdenkmälern und war aufgrund seiner verkehrstechnisch günstigen Lage bereits in der späten Jungsteinzeit besiedelt.

Lage

Das Sinnhubschlössl befindet sich zwei Kilometer nördlich von Bischofshofen an einer Engstelle im Salzachtal, die die Möglichkeit geboten hat, den Talverkehr zu kontrollieren, bzw. auch ganz abzuriegeln. Im Bereich dieser Engstelle, oberhalb der Einmündung des Fritzbaches am orografisch rechten Ufer der Salzach, befindet sich ein schmaler, langgestreckter Felsrücken, der sich etwa 50 Meter über den Wasserspiegel erhebt. An seinem südlichen Ende, das etwas breiter ist, trägt er eine kleine Hochfläche. Vor der Entdeckung der prähistorischen Siedlung war diese Hochfläche vollständig mit Bäumen und Büschen bewachsen und trat dadurch kaum in Erscheinung, obwohl Bahn und Straße in nächster Nähe vorbei führten. Am nördlichen Ende des Felsrückens befinden sich Mauerreste und auf der Anhöhe konnten künstliche Einschnitte bemerkt werden. Beides lässt auf die Namensgebung schließen.

Die Entdeckung der prähistorischen Siedlung

Martin Hell fand bei einer ersten Begehung zusammen mit seiner Frau am 1. Juni 1936 oberflächlich acht Gefäßscherben, von denen fünf der Bronzezeit und drei aus Graphitton bestehende der Latènezeit zuzurechnen waren. Bei einer weiteren Begehung durch die Arbeitsgemeinschaft für Salzburgs Urgeschichte am 5. Juli 1951 wurden weitere 33 Tonscherben geborgen. Wieder zeigte sich mengenmäßig ein Überhang an bronzezeitlichen Scherben. Erst 1957 bot sich die Gelegenheit zu einer näheren Bodenuntersuchung, da die Bundesstraßenverwaltung das Sinnhubschlössl als rechtseitiges Widerlager der geplanten steingewölbten Brücke über die Salzach, die die Salzach-Bundesstraße mit der neu trassierten Ennstal-Bundesstraße verbinden sollte, festgelegt hatte. Letzteres mit der Folge, dass das Sinnhubschlössl an seinem südlichen Ende auch von der Ennstal-Bundesstraße überfahren werden sollte.

Die archäologische Untersuchung

In der Zeit vom 1. bis zum 19. Oktober 1957 fand daher die archäologische Rettungsgrabung statt, die auch von staatlicher Seite und von Seiten der bauführenden Arbeitsgemeinschaft unterstützt wurde. Leider war bereits vor Beginn der Grabung die Fläche von der Schubraupe schon einmal überfahren und die oberste Bodenschicht in einer Stärke von ca. 0,33 m entfernt worden. Dadurch war der Schichthorizont mit eventuell latènezeitlichen Scherbenfunden praktisch verloren.

Der Befund

Auf dem entblößten hellfarbigen Geschiebeboden zeigten sich mehrere kohlige Brandstellen mit bronzezeitlichen Tonscherben. Die nähere Untersuchung dieser Schicht ergab den Nachweis zweier bronzezeitlicher Hüttenstellen, die auf dem gegen den Steilabfall zur Salzach leicht geneigten Gelände parallel zueinander situiert waren. Beide Wohngrundrisse, A und B, wiesen eine langgestreckte Rechteckform auf, wobei die Wohnstelle A mit einer Breite von 3,5 Metern und die Wohnstelle B mit 3,2 Metern in Erscheinung trat. Die ehemaligen tatsächlichen Längen waren nicht mehr feststellbar, da diese schon dem Geländeabtrag zum Opfer gefallen waren. Auf Grund der Geländeformation schätzte man die wirkliche Länge der Wohnstelle A auf 16,5 Meter und der Wohnstelle B auf 15,5 Meter. Im Bau A fanden sich leicht eingemuldete, von Steinen umgebene Herdgruben. Im Bau B befanden sich ebenfalls zwei Herdstellen, jedoch ohne sie umstellende Randsteine. Die Fundverteilung war auf beiden Grundrissflächen ziemlich ähnlich, was speziell für die Gefäßscherben gilt. An der Wohnstelle A fanden sich zwischen den Feuerstellen verteilt fünf große Mahlsteine. In beiden Wohnstellen traten tropfenförmige oder noch kleinere stark oxydierte Kupferspuren auf. Sie lassen auf Gießvorgänge schließen. Die Nutzung der Wohnstelle B begann noch in der späten Jungsteinzeit und setzte sich bis in die frühe Bronzezeit fort. Die Stelle A wurde in der frühen Bronzezeit angelegt und bis in die mittlere Bronzezeit genutzt. Beide Wohnstellen sind durch eine Abschwemmung stratigrafisch von oben nach unten verbunden, das bedeutet, dass die obere ältere Wohnschicht B in die untere Schicht A übergeht.

Die Funde

Tongefäßscherben

Insgesamt konnten über 4000 Tonscherben geborgen werden, die von Gefäßen unterschiedlicher Form und Verwendung stammen. Darunter befanden sich mehrere Scherben von Trichterrandschüsseln unterschiedlicher Größe und eines Topfes aus der Steinzeit. Die bronzezeitlichen Scherben stammten von Ton-Urnen, Henkeltöpfen, kleineren Töpfchen und Bechern. Es handelt sich durchwegs um sog. Hauskeramik, da Scherben Technischer Keramik nicht vorliegen.

Stein- und Knochengerätschaften

Aus der Jungsteinzeit stammen einige Steingeräte aus dunkelgrünem Serpentin, wie zwei Flachäxte und eine Lochaxt aus rotbraunem Werfener Schiefer. Weiters ein scheibenförmiges Schneidegerät aus Hornstein, diverse Serpentingeschiebe, ein Klopfstein aus Quarzit und ein anderes Steingerät aus grünem, mergeligen Kalk, das sehr abgenützt und in zwei Teile zerbrochen war. Man vermutet, dass dieses Stück als steinerne Pflugschar Verwendung fand. Zusätzlich fanden sich ein Knochenpfriem aus der Tibia einer Hausziege und ein weiteres Gerät aus einem starken Röhrenknochen, das vielleicht als Tanzklapper diente.

Bronzefunde und Rückstände der Kupfergewinnung

An geformten Bronzestücken konnten nur drei Exemplare gefunden werden, zwei davon waren Nadeln und eines ein gebogenes Drahtstück, das ev. auch von einer Nadel stammt. Sie konnten durch eine spektralanalytische Untersuchung - was ihre Herkunft betrifft – näher zugeordnet werden. Eine Nadel stammt aus dem alpinen Bereich, ohne nähere Zuordnung. Die zweite Nadel stammt aus der Berta-Grube bei Schwaz-Pirchanger. Für das dritte Objekt, den Bronzedraht, ist die Herkunft des Rohmaterials vom Mitterberger Hauptgang wahrscheinlich. Interessante Feststellungen, da man dazu geneigt wäre anzunehmen, dass die Fundstücke einheitlich aus dem nächst gelegenen Kupferbergbaugebiet stammen. Die Reste der metallurgischen Aktivitäten – 69 davon, kleine Partikel, nussgroße Stücke (Schwarzkupfer), Schlacken- und Erzstücke, wurden näher untersucht – konnten in Hauwerk, Erz, Kupferstein, Metall, Schlacke und Plattenschlacke unterschieden werden. Die Erz- und Hauwerkproben stammen vom "Mitterberger Hauptgang". Nach dem Untersuchungsbefund von Ernst Preuschen bestand die metallurgische Tätigkeit am Sinnhubschlössl vor allem in der Reduktion von Kupferlech zu Schwarzkupfer, wahrscheinlich auch in der Wiederverhüttung von Fehlchargen. Anzeichen für ein Rohschmelzen (Erz zu Kupferlech) waren nicht zu finden. Der Fundbestand legt jedoch die Vermutung nahe, dass man aus dem engeren Bergbaugebiet verpatzte Chargen (Fehlchargen) erhandelt hat, um sie hier zu verkleinern und wieder zu verhütten, wovon auch die reichlich im Fundmaterial vorhandenen Zerkleinerungsgeräte zeugen, die zur Erreichung der gewünschten Korngröße dienten.

Knochenfunde

An beiden Wohnstellen wurden zusammen etwa 400 Stück an Knochen und Zähnen gefunden, die sich fast ausschließlich Haustierrassen zuordnen lassen, wobei die Hausziege, das Hausschwein, das Hausschaf und das Hausrind dominieren. Bei den Rindern, Schafen und Ziegen überwiegt der Anteil an adulten Tieren, bei den Schweinen jedoch die juvenilen, bzw. subadulten Tiere. Jeweils nur durch ein Exemplar nachgewiesen sind das Hauspferd, der Haushund, die Ente und der Rothirsch. Es handelt sich um Reste von Mahlzeiten.

Latènezeit

Fundstücke dieser Zeitperiode beschränken sich auf 29 Tongefäßscherben aus völlig durchgraphitiertem Ton, dem sog. Graphitton. Sie sind alle glatt und Kammstrichware ist nicht darunter, was nicht auf die späte Latènezeit sondern auf eine ältere Phase schließen lässt. Ähnliche Ware wurde beispielsweise auf dem Götschenberg gefunden.

Quelle