Der Halleiner Bothe
Der Halleiner Bothe. Eine Zeitschrift zur Belehrung und Unterhaltung, erschien in Hallein.
Geschichte
Die erste wöchentliche Ausgabe erschien am 2. Juni 1805, die letzte am 23. Juni 1806. Redakteur war Johann Carl Laurent, gedruckt wurde sie in der Duyle'sche Buchdruckerei in der Stadt Salzburg.
Der "Halleiner Bothe"
Eine literarhistorische Untersuchung von Ernst Ziegeleder.
I.
Zu einer Zeit, da sich das Erzstift Salzburg längst mit in den Wirren der französischen Kriege befand, da es zum erstenmal den Besitzer gewechselt hatte — ein Ereignis, das sich in der Folge noch viermal wiederholen sollte, bis es 1816 endgültig an Österreich kam — zu einer Zeit also, die alles andere als friedlich war, erschien in der Salinenstadt Hallein — gleichsam in einer vorübergehenden Ruhepause gegründet — eine Zeitschrift, die sich, einen neuerlichen Krieg und Besitzwechsel überdauernd, ein Jahr lang bis in den Juni 1806 hielt. "Der Halleiner Bothe" nannte sie sich, und weiterhin: "Eine Zeitschrift zur Belehrung und Unterhaltung".
Als Herausgeber zeichnete "J. C. Laurent, Buch- und Kanzleywaarenhändler in Hallein". Sie erschien erstmals am 2. Juni (soll heißen Juli) 1805, dann am 9. Juli, von da an regelmäßig in Abständen von einer Woche— bis zum 28. Jänner 1806 an Dienstagen, dann Montags, ab 4. März aber wieder an Dienstagen, mit Ausnahme der letzten Nummer, die das Datum vom Mittwoch den 25. Juni 1806 trägt — im ganzen also 52 mal. Jede Nummer war 3[1] Seiten stark, nur die letzte, mit der sich der "Halleiner Bothe" wieder von seinen Lesern verabschiedete, hatte 6 Seiten.— Der Jahrgang wurde in vier Hefte (I. 1 bis 14, II. 15 bis 27, III. 28 bis 40, IV. 41 bis 52) gegliedert: das Format war Großoktav.
Nicht uninteressant ist, wie es überhaupt zu dieser Halleiner Wochenschrift kam. Aus einer Eingabe an die kurfürstliche Landesregierung in Salzburg vom 4. Juli 1804 (L.-R.-Archiv, Regg.-Rub. 35, E.-Nr. 2) ist zu ersehen, daß sich Carl Johann Laurent, damals Buchhalter in der Duyleschen Buchhandlung in Salzburg, um eine "Buchhandlungs und Schreibmaterialien Handlungskonzession" für Hallein bewarb und zur Unterstützung seines Gesuches nachfolgende "wahrhafte Beweggründe" angab:
"1. Ist Hallein die vorzüglichste Provinzialstadt des Herzogthums Salzburg, die von allen Fremden ohne Unterschied besucht wird; sie zählet viele Beamte und Priester, und hat einen beträchtlichen Handelsstand aufzuweisen. Es würde daher ein solches Etablissement für das Publikum dieser Stadt und umliegender Gegend von wesentlichem Nutzen seyn; weil der Bücherliebhaber, und jeder welcher Schreibmaterialien nöthig hat, seinen Bedarf geschwinder, und wäre es auch nur der Porto's wegen wohlfeiler in der Stadt und Nähe haben könnte.
2. Ist Bittsteller durch die Unterstützung eines Freundes in den Stand gesetzt, seinem Geschäfte eine feste Grundlage zu geben.
3. Hat sich Supplikant durch 22-jährige Erfahrung die zum Buch- und Schreibmaterialen-Handel nöthigen Kenntnisse erworben, und glaubet auf zahlreiche Kundschaften rechnen zu dürfen, indem er die Geschäfte des H. Buchhändlers und Buchdruckers Franz X. Duyle allhier durch 11 Jahre mit gänzlicher Zufriedenheit besorget, und in dieser langen Zwischenzeit das Locale genau kennen gelernt hat. Endlich
4. hat er sich sowohl durch seine frühern Dienste in den solidesten Buchhandlungen des Auslandes, wo die Handelschaft mit Schreibmaterialien gewöhnlich auch verbunden ist, als auch während seiner hiesigen Geschäftsführung viele Freunde erworben; er kann sohin Bücher und Materialien von erster Hand beziehen, und solche seinen Abnehmern um die billigsten Preise absetzen."
Doch wurde der kurfürstlichen Landesregierung in einem Gutachten, das auf Grund dieser Eingabe von Hallein an gefordert wurde, angelegentlichst die Abweisung der Bitte des J. C. Laurent empfohlen. Diese Schrift (ebenfalls L.-R.-Archiv, Regg.-Rub. 35, E.-Nr. 2) bemerkt eingangs, daß in Hallein bereits eine Buchführung (Schreibwarenhandlung) bestehe, der Bedarf an und für sich schon nicht groß sei und die in Betracht kommenden Waren auch von anderen Kaufleuten geführt würden. Ein zweites Geschäft sei also gar nicht nötig. Die vom Bittsteller geplante Vereinigung einer Schreibwaren– mit einer Buchhandlung verspräche durchaus nicht mehr Erfolg,
"denn außer Beamten und Geistlichkeit werden sich hier gar keine Bücher-Abnehmer finden, und beide diese Klassen sind theils schon mit den nöthigen Büchern versehen, oder schaffen sich theils des abgelebten Alters, theils des Unvermögens wegen, keine Bücher an, und die sich mit Lektüre beschäftigen, suchen die Bücher entweder zu entlehnen (!) oder stehen schon mit denen Buchhandlungen in Salzburg oder anderen Orten in hergebrachtem Verkehre. Bey solcher mageren Aussicht des gewünschten Absatzes, wird über kurz oder lang die hiesige Stadt nur den sicheren Zuwachs einer erarmten Familie und dessen Unterhalt zu befahren haben, welcher bey derley großen Anzahl bereits ansässiger Bürger durch einen Fremden nur noch drückender wird; und da Bittsteller seiner eigenen Angabe gemäß diesen Handel nur durch Unterstützung eines Freundes unternehmen kann, sohin kein eigenes Vermögen besitzt und die erste Stunde in Schulden sich setzen muß, so kann die gefürchtete Erarmung nur noch eher in Wirklichkeit übergehen..."
Diese Verhältnisse "machen es nicht rathsam, hiezu mein gehorsam stes Gutachten zu geben..." (Franz von Agliardis.)
Trotzdem finden wir Johann Karl Laurent im Jahre 1805 als Buch- und Kanzleiwarenhändler, und als Herausgeber des "Halleiner Bothen" in Hallein; es muß ihm also die erbetene Konzession schließlich doch verliehen worden sein. Akten aber, die darüber Aufschluß geben könnten, sind nicht vorhanden.
Was übrigens die Buchhandlung betrifft, so hat bereits Maria Vinzenz Süß, Verwalter des städtischen öffentlichen milden Leihhauses zu Salzburg, in seinen "Beiträgen zur Geschichte der Typographie und des Buchhandels im vormaligen Erzstifte nun Herzogthume Salzburg" (1845 bei F. X. Duyle) auf S. 67 bemerkt, daß J. C. Laurent nicht der erste war, der in Hallein ein derartiges Geschäft zu führen versuchte: "Auch in der von Salzburg drei Stunden entfernten kaiserl. königl. Salinen-Stadt Hallein gab es schon um das Jahr 1700 in der Dauer von einigen Jahren eine Buchhandlung. Wolfgang Krüner hieß der Eigentümer derselben. Seine Verlags-Artikel waren: Der neue Jungftau Spiegel, der Seelenschatz, der geistliche Rentmeister, die Herzenswacht, 40 Räthsel in einem Nest, und noch ein Anhang zuletzt, und eine Menge ähnlicher Artikel. Um das Jahr 1707 übersiedelte Krüner von Hallein nach Salzburg.
Den bekannten zweiten Versuch, in Hallein eine Buchhandlung zu etablieren, machte im Jahre 1805 J. C. Laurent, Buchhalter in der Duyleschen Buchhandlung. Er eröffnete dieselbe nebst einer kleinen Kanzleiwaren-Handlung im Jahre 1805, schloß sie jedoch schon wieder 1806. Außer einigen Sortimentswaren, waren ein Gebet-Buch, betitelt: "Täglicher Gottesdienst zum Gebrauche für Christen; Hallein, bei K. J. Laurent, 1805", und eine kleine Zeitschrift, betitelt: "Der Halleiner Bothe", seine einzigen Verlags-Artikel."
Quellen
- Salzburger Zeitungsgeschichte, Seite 80
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 23. März 1933, Seite 6,
- → sowie weitere Beiträge in derselben Zeitung vom 25. März 1933, 27. März 1933, 7. April 1933 und 19. April 1933
Fußnote
- ↑ unleserlich, könnte eine 3 sein